Peter Schöffer der Jüngere

Peter Schöffer der Jüngere
Titelblatt des 1512 von Schöffer gedruckten Tabulaturbuches des Organisten Arnolt Schlick

Peter Schöffer der Jüngere (* zwischen 1475 und 1480 in Mainz; † 1547 in Basel) war ein bekannter Buchdrucker der Reformationszeit.

Leben und Wirken

Schöffer kam zwischen 1475 und 1480 als zweiter Sohn des Mainzer Buchdruckers und Typografen Peter Schöffer des Älteren zur Welt. Wie sein Vater wandte sich auch Schöffer dem Buchdruck zu und konnte nach dem Tod des Vaters seine erste Werkstatt im Haus der Familie in Mainz (Haus zum Korb oder Schöfferhof) etablieren. Schöffer spezialisierte sich vor allem auf den Druck von Musiknoten und wurde so einer der ersten und bedeutendsten Musikdrucker Deutschlands. Aus seiner Werkstatt stammte auch das im Jahr 1512 publizierte 88 Seiten umfassende Tabulaturbuch Tabulaturen etlicher Lobgesang und Lidlein des Organisten Arnolt Schlick. Bekannt wurde auch Peter Schöffers Liederbuch von 1513. Das Liederbuch bestand aus 60 weltlichen und zwei geistlichen Liedern in deutscher Sprache, die der Renaissancelyrik zugeordnet werden können.

Doch bereits im August 1512 musste er das von seinem Vater geerbte Haus in Mainz aus finanziellen Gründen wieder verkaufen und orientierte sich von da an zunehmend nach Worms, in das er 1518 schließlich ganz übersiedelte. In Worms kam Schöffer bald in Kontakt mit reformatorischen Kreisen und druckte unter anderem das erste vollständige Neue Testament in englischer Sprache von William Tyndale (im Jahr 1526), die Wormser Propheten von Hans Denck und Ludwig Hätzer (im Jahr 1527), die Schleitheimer Artikel (in den Jahren 1527 bis 1529) und die Wormser Bibel (im Jahr 1529), welche noch vor der Zürcher Bibel und der Lutherbibel als erste deutschsprachige protestantische Vollbibel erschien. Auch ein unter dem Titel Geystliche Gesangbuechlin publizierter Zweitdruck des evangelischen Chorgesangbuches von Johann Walter stammte aus Schöffers Werkstatt. Etwa 60 Drucke sollen in Schöffers Werkstatt in Worms entstanden sein. Nach Vertreibung der reformatorischen Täufer aus Worms und dem Tod seiner ersten Ehefrau, heiratete er im Dezember 1529 die Straßburger Witwe Anna Wechter, womit ihm das Straßburger Bürgerrecht zuerkannt wurde. In Straßburg bildete er zunächst ein gemeinsames Unternehmen mit seinem früheren Setzer aus Worms. Sein Sohn aus erster Ehe Ivo Schöffer übernahm unterdessen 1531 die Offizin der Familie in Mainz. Im Jahr 1539 schloss Peter Schöffer sich mit dem Basler Drucker und Verleger Matthias Apiarius zusammen, mit dem er ausschließlich Musikhandschriften druckte. Zusammen publizierten sie unter anderem das Traktat Rerum musicarum opusculum rarum ac insigne des Theologen und Komponisten Johannes Froschius (im Jahr 1535) und das Liederbuch Fünff und sechzig teutscher Lieder mit Liedern von Komponisten aus dem Straßburger Umkreis (im Jahr 1536). Für kurze Zeit wirkte Schöffer auch in Basel (1539) und Venedig (1541/42). Nach seiner Rückkehr aus Venedig heiratete er in Basel in dritter Ehe Elisabeth Karrer. In seinen letzten Lebensjahren wirkte er noch als Schriftschneider. Schöffer starb schließlich 1547 in Basel.

Literatur

  • Alejandro Zorzin: Peter Schöffer d. J. und die Täufer. In: Ulman Weiß (Hg.): Buchwesen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Festschrift für Helmut Claus zum 75. Geburtstag. Ependorf/ Neckar 2008.
  • Sabine Todt: Und das es ist die warheyt blosz - Wissensdiskurse in der frühen Reformation: der Drucker Peter Schöffer und die Täufer in Worms. In: Mennonitische Geschichtsblätter 62 (2005), Seiten 21-50.
  • Albrecht Classen: Deutsche Liederbücher des 15. und 16. Jahrhunderts. Münster 2001.

Weblinks


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