Chinaseuche

Chinaseuche

Die Chinaseuche, auch RHD (rabbit haemorrhagic disease), ist eine hämorrhagische Viruserkrankung, die nur Kaninchen befällt. Empfänglich sind alle Kaninchenrassen beiderlei Geschlechts. Jungtiere bis zu einem Monat erkranken nicht, können aber den Erreger vermehren. Der Großteil der erkrankten Tiere ist älter als 3 Monate. Die Mortalität liegt je nach Virusstamm bei 5 bis 100 Prozent, wobei die derzeit zu beobachtenden Erkrankungen nahezu ausschließlich tödlich verlaufen.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

1984 trat die bis dahin nicht bekannte Erkrankung erstmals bei Haus- und Farmkaninchen in der Volksrepublik China auf, die aus Deutschland stammten.[1] Sie verbreitete sich seitdem weltweit. Bereits 1986 wurde der Symptomkomplex in Westeuropa beobachtet; das Virus wurde vermutlich durch Zuchttiere und importiertes Kaninchenfleisch und Kaninchenwolle eingeschleppt.

Erreger

Der Krankheitserreger ist ein Calicivirus mit ikosaedrischer Hülle und einem Durchmesser von etwa 40 Nanometer, das Rabbit Hemorrhagic Disease Virus (RHDV). Ende der 1990er Jahre wurde in Deutschland und Italien ein genetisch abweichender Typ (RHDVa) gefunden. Im Oktober 2010 wurde in Nordwest-Frankreich ein weiterer Typ nachgewiesen, der auch bei geimpften Tieren eine Erkrankung auslöste. Diese Enzootie konnte erst nach längerer Zeit durch Notimpfungen eingedämmt werden. Zudem gibt es zahlreiche nah verwandte Caliciviren, die nicht krankheitsauslöend wirken, bei denen aber zumeist eine Kreuzimmunität mit dem RHDV besteht.[1]

Das RHDV ist im Blut, im Knochenmark, in allen Organen und in sämtlichen Ausscheidungen nachweisbar. Somit kann die Infektion über direkten Kontakt und auch indirekt über Stechinsekten und Fliegen erfolgen. Auch eine indirekte Übertragung über mit dem Virus behafteten Gegenständen (Futter, Kleidung, Käfiginventar) ist möglich. Das Virus bleibt in der Umwelt bei Zimmertemperatur über drei Monate ansteckend, bei niedrigen Umgebungstemperaturen siebeneinhalb Monate.[2]

Ein wesentliches Merkmal der Erkrankung ist eine hochgradige Störung der Blutgerinnung, die zu punktförmigen Blutungen (Petechien) in allen Geweben führt. Daneben tritt eine Leberentzündung mit Gewebsuntergang sowie Fibrosen und Verkalkungen der Leberzellen auf. Ein weiteres Anzeichen für die Krankheit kann apathisches Verhalten sein, das innerhalb kürzester Zeit nach der Infektion auftritt.

Klinik

Die Inkubationszeit liegt bei 1 bis 3 Tagen. Danach tritt ein akuter bis perakuter Verlauf ein, der im Allgemeinen innerhalb von 12 bis 48 Stunden zum Tod des Tieres führt. Typisch für den klinischen Verlauf sind neben den petechialen Blutungen zentralnervöse Symptome, die sich vor allem in Krämpfen äußern. Im Endstadium ist ein Überstrecken des Kopfes zum Rücken hin (Opisthotonus) recht typisch.

Bekämpfung

Die Bekämpfung der Krankheit geschieht am effektivsten durch eine jährlich zu wiederholende Impfung. Inwieweit sich die neuen RHDV-Stämme dem Impfschutz durch die etablierten Impfstämme entziehen, ist bislang offen.[1] Daneben haben sich seuchenhygienische Maßnahmen wie Quarantänisierung und Verbot von Kaninchenausstellungen in betroffenen Gebieten als sinnvoll erwiesen.

Einzelnachweise

  1. a b c Host Schirrmeier und Klaus Cußler: Neue HD-Variante in Frankreich festgestellt. In: Dt. TÄBL. 59 (2011), S. 746–748.
  2. Rainer Holubek: Geschlossene Impfdecke schützt vor Myxomatose und RHD. In: Kaninchenzeitung 5/2008
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