Potsdam (1935)

Potsdam (1935)
Potsdam
Die Potsdam beim Stapellauf

Die Potsdam beim Stapellauf

p1
Schiffsdaten
Flagge Deutsches Reich NSDeutsches Reich (NS-Zeit) Deutsches Reich
Vereinigtes KönigreichVereinigtes Königreich (Handelsflagge) Vereinigtes Königreich
PakistanPakistan (Handelsflagge) Pakistan
Schiffstyp Kombischiff
Heimathafen zuletzt Karachi
Eigner HAPAG
Norddeutscher Lloyd
Peninsular & Oriental Steam Navigation Co.
Pan Islamic S.S. Co.
Bauwerft Blohm & Voss, Hamburg
Baunummer 497
Stapellauf 1935
Verbleib Abbruch Gadani Beach
Schiffsmaße und Besatzung
Länge
193,2 m (Lüa)
Breite 22,6 m
Tiefgang max. 8,80 m
Vermessung 17.528 BRT
10.109 NRT
Maschine
Maschine 2 Turbogeneratoren
2 E-Fahrmotoren
Maschinen-
leistung
26.000 PS (19.123 kW)
Geschwindigkeit max. 21 kn (39 km/h)
Propeller 2
Transportkapazitäten
Tragfähigkeit 12.000 tdw
Zugelassene Passagierzahl 227 I. Klasse
166 II.Klasse

Der Schnelldampfer Potsdam war ein Passagierschiff, welches nach der ehemaligen brandenburgisch/preußischen Residenzstadt benannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

Bauwerft Blohm & Voss

Auf Kiel gelegt wurde der Neubau in der Werft Blohm & Voss auf Steinwerder in Hamburg. Der Stapellauf des Schiffes fand am 16. Januar 1935 statt, die Taufe übernahm der Oberbürgermeister von Potsdam, Generalmajor a. D., Hans Friedrichs. Auftraggeber war die Reederei HAPAG. Noch vor Indienststellung wurde die Potsdam jedoch an den Norddeutschen Lloyd veräußert. Das Schiff war mit einem für die damalige Zeit fortschrittlichen Wulstbug versehen. Die erste Probefahrt wurde am 22.Juni 1935 durchgeführt. Die Ausrüstung war am 28. Juni beendet. Am 5. Juli 1935 verließ die Potsdam Bremerhaven zu ihrer Jungfernfahrt in Richtung Ostasien.

Besonderes, Benson-Höchstdruckkessel

Die Potsdam auf der Bauhelling

Die Antriebsanlage bestand aus vier Benson-Höchstdruckkesseln, zwei Turbogeneratoren und zwei elektrischen Fahrmotoren. Das Siemens-Schuckertwerk (SSW) hatte das Patent der Höchstdruckkessel von seinem Erfinder Mark Benson erworben und den Zwangsdurchlaufkessel entwickelt, konstruiert und erprobt. Um diese Kesselbauart auch in die Schifffahrt einzuführen, schloss SSW 1930 einen Lizenzvertrag mit der Werft Blohm & Voss in Hamburg. Anschließend wurde er erstmals mit überkritischem Druck (>225 bar) in einem von insgesamt vier Kesseln versuchsweise auf der Uckermark eingesetzt.

Die Bensonkessel der Potsdam erzeugten Dampf mit 90 bar (unterkritisch), der auf 470° Celsius überhitzt wurde und mit etwa 80 bar in die Turbinen eintrat. Dieser überhitzte Dampf erzeugte in zwei S.S.W.-Dampfturbinen-Drehstrom-Generatoren bei einer Drehzahl von 3200/min den nötigen Strom für die zwei Elektro-Fahrmotoren. Diese trieben zwei vierflügelige Festpropeller mit einer Höchstdrehzahl von 168/min an. Die Potsdam war bei ihrer Indienststellung im Jahr 1935, das erste Schiff in der Welthandelsflotte, bei dem man einen turboelektrischen Antrieb mit einer Benson-Höchstdruckkesselanlage auf einem Schiff kombinierte. Man kalkulierte bei voller Fahrt einen Tagesverbrauch von 150 Tonnen Öl. Für eine Rundreise von Deutschland nach Ostasien mit Anlaufen von 27 Häfen benötigte sie nur 66 Tage und für die Strecke von Bremerhaven nach Singapur nur 19 Tage.

Über die elektrische Auslegung des Antriebes hinaus, waren alle Hilfsmaschinen an Bord elektrisch angetrieben. Besonders erwähnenswert waren in diesem Zusammenhang die sechs neben dem üblichen Ladegeschirr eingebauten elektrischen Drehwippkräne für den Ladungsumschlag. Für den Hafenbetrieb verfügte das Schiff über zwei herkömmlich dieselbetriebene Generatoren.

Der Bau erfolgte teils genietet, teils durch Lichtbogenschweißen. So wurden beim Bau etwa 70 Kilometer Stahlverbindungen geschweißt, was zu einer Verringerung des Stahlbaugewichts um rund 600 Tonnen führte. Der Schiffskörper hatte beim Stapellauf ein Stahlbaugewicht von etwa 7000 Tonnen.

Die Zeit während des 2.Weltkrieges

Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wurde das Schiff erst in Hamburg und anschließend in Gotenhafen als Wohnschiff für die Kriegsmarine stationiert. 1942 gab es ein Projekt, dieses Schiff in einen Flugzeugträger umzubauen. Schließlich sollte es wegen seiner für ein Kriegsschiff geringen Geschwindigkeit in einen Schul-Flugzeugträger umgebaut werden, aber mit dem Ende des Flugzeugträgerbauprogramms im Januar 1943 wurde auch dieser Umbau nicht verwirklicht. Ab dem 17. April 1944 wurde die Potsdam Wohnschiff für die "Küstenbefestigung Mittlere Ostsee" in Gotenhafen. Kurz vor Kriegsende war die Potsdam an der Evakuierung der aus Ost- und Westpreußen flüchtenden Bevölkerung von der Halbinsel Hela beteiligt. Über fünfzigtausend Menschen wurden bei mehreren Fahrten von dem Passagierschiff von Hela abtransportiert.

Nach 1945

Am 20.Juni 1945 wurde die Potsdam an Großbritannien ausgeliefert. Neuer Eigentümer war jetzt das Ministry of War Transport. Unter dem neuen Namen Empire Jewel wurde sie zum Truppentransporter umgebaut. Bereedert wurde das Schiff fortan von der Peninsular and Oriental Steam Navigation Company in London. Im November 1946 lag sie, umbenannt in Empire Fowey, im Firth of Forth auf. In der Zeit von 1947 bis 1950 wurde die Empire Fowey in Glasgow in der Werft von Stephan & Sons umgebaut und mit neuen Kesseln und Turbinen versehen. Anfang 1960 wurde das Schiff außer Dienst gestellt. Die in Karatschi (Pakistan) ansässige Reederei Pan Islamic S.S. Co. kaufte im Mai desselben Jahres das Fahrzeug und brachte es unter dem Namen Safina-E-Hujjaj als Pilgerschiff wieder in Fahrt. Es verkehrte vornehmlich auf der Route zwischen Karatschi und Dschidda, dem Tor nach Mekka. Neben Pilgerfahrten fuhr es auch im Pakistan-Hongkong-Dienst sowie nach Ostafrika. Nach über vierzig Einsatzjahren wurde das Schiff 1976 endgültig außer Dienst gestellt. Am 22. Oktober begann man am Gadani Beach mit der Verschrottung.

Literatur

  • Claus Rothe: Deutsche Ozean-Passagierschiffe. 1919 bis 1985. transpress, Berlin 1987, ISBN 3-344-00164-7.

Weblinks


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