Quaternität

Quaternität

Vorstellungen einer Quaternität, (‚Vierfaltigkeit‘‚ Vierzahl‘) des Göttlichen oder entsprechender Vielfachen finden sich in unterschiedlichen kulturgeschichtlichen Kontexten. So ist etwa ein Visionsbericht des Black Elk, eines Medizinmanns der Oglala-Lakota-Indianer, vierfältig strukturiert[1]. Die Ezechiel-Vision des Alten Testaments spricht von vier lebendigen Tieren – eine Vorstellung, die, ähnlich wie die vier Tiere zuseiten des göttlichen Throns, die in der Offb 4 beschrieben werden, in jüdisch-christlicher Tradition oftmals als Symbol des Göttlichen rezipiert wird.[2] Im Rigveda (RV. 10,90) ist von vier Teilen des Purusha die Rede; auch in den Upanishaden und anderen indischen Traditionen finden sich Vorstellungen einer Quaternität.[3] Carl Gustav Jung sieht in der Quaternität eine archetypische Struktur auch des Göttlichen.[4] Jung versucht entsprechende Vorstellungen auch in christlichen Traditionen auszumachen, insbesondere durch Hinzunahme der Jungfrau Maria zur christlichen Dreieinigkeit. In der christlichen Dogmengeschichte gab es tatsächlich nur Abweisungen von Positionen, die eine Quaternität des Göttlichen zur Folge hätten, indem die Doppelnatur Christi als Mensch und Gott zweifach gezählt würde, wie dies die Päpste Johannes II. 535 und Honorius I. 634 brieflich und die 11. Provinzialsynode von Toledo im Jahre 675 verurteilen[5], oder indem zusätzlich zu den drei göttlichen Personen Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist Gottes Wesen gesondert gezählt würde. Dies verurteilte das Vierte Laterankonzil 1215 (es handelte sich um eine These, die Joachim von Fiore Petrus Lombardus zugeschrieben und angegriffen hatte; das Konzil verteidigte in dieser Frage die Orthodoxie des Lombarden).[6] Petrus Cellensis formuliert im 12. Jahrhundert, dass, falls eine Quaternität zulässig wäre, dann diese durch Maria vollendet würde.[7]

Literatur

  • Robert Berner: The Rule of Four. Four Essays on the Principle of Quaternity. Studies on Themes and Motifs in Literature series, New York, 1996.
  • Anna C. Esmeijer: Divina Quaternitas. A Preliminary Study in the Method and Application of Visual Exegesis. Van Gorcum, Amsterdam 1978.

Einzelnachweise

  1. John G. Neihardt: Black Elk Speaks, Lincoln, Nebraske 1979; hier nach George L. Elder: Quaternity, in: Linday Jones (Hg.): Encyclopedia of Religion, Thomson Gale, 2. A. 2005, Bd. 11, 7550f, hier 7550
  2. Elder 2005, 7750.
  3. Elder 2005, 7750.
  4. Vgl. z. B. Edward F. Edinger: Ego and Archetype, Shambala Publications, Boston 1992 mit Angabe einschlägiger Stellen bei Jung, der selbst umfänglich religionsgeschichtliches Material diskutiert.
  5. Denzinger-Hünermann Nr. 402.491.534.
  6. Denzinger-Hünermann Nr. 803f.
  7. „ut si ullo modo Trinitas illa quaternitatem externam admitteret, tu sola quaternitatem compleres“, Sermo 13, Patrologia Latina 202, 675D.

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