Reibnitz (Adelsgeschlecht)

Reibnitz (Adelsgeschlecht)
Stammwappen derer von Reibnitz

Reibnitz, auch Rybnitz, ist der Name eines alten ursprünglich schlesischen Adelsgeschlechts. Die Familie, deren Zweige zum Teil bis heute bestehen, gehört zum niederschlesischen Uradel. Später gelangten die Herren von Reibnitz auch in Sachsen, Preußen, Pommern und Kurland zu Besitz und Ansehen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Herkunft

Erstmals erwähnt wird das Geschlecht im Jahre 1288 mit Henricus de Rybnicz als Zeuge in einer Urkunde. Auch die zeitlich folgenden frühen Namensträger, erscheinen als Zeugen in von den schlesischen Herzögen ausgestellten Urkunden.[1]

Nach Kneschke waren Angehörige des Geschlechts Burgmannen und Vasallen der piastischen Herzöge. Um 1300 errichtete Seyfried Reibnitz das Dorf Seifershau.[2] 1335 erscheinent Cunadus de Reibnitz, der von Herzog Bolko von Fürstenberg einen Wirtschaftshof in Kaubitz zu Lehn erhielt. Vermutlich derselbe Cunadus, jetzt Ritter, siegelt als Schiedsrichter in einer Urkunde des Klosters Kanenz.[1] Nicolaus von Reibnitz erscheint um 1342 als Assessor im Ritterechte zu Schweidnitz und Heinrich von Reibnitz war 1386 Marschall des Bischofs von Breslau. Frühere Schreibweisen des Namens waren auch von der Reibnitz bzw. von der Rybnitz.[2]

Das Genealogische Handbuch des Adels beginnt die gesicherte Stammreihe der Familie mit dem Ritter Konrad von Reibnitz, der zwischen 1307 und 1337 urkundlich erscheint.[3] Reibnitz, das gleichnamige Stammhaus bei Hirschberg in Niederschlesien, ist heute ein Ortsteil der Gemeinde Stara Kamienica (Alt Kemnitz) in der Woiwodschaft Niederschlesien in Polen und war seit 1300 in Familienbesitz.[3]

Ausbreitung und Besitzungen

Sechs zwischen 1342 und 1388 in Urkunden genannte Brüder von Reibnitz, hinterließen eine zahlreiche Nachkommenschaft die neben den ererbten Gütern Rohnstock, Wederau und Falkenberg weiteren bedeutenden Grundbesitz in Schlesien erwerben konnten. Von 1385 bis 1448 erscheinen mehrere Angehörige der Familie als Ritter des Deutschen Ordens in Preußen.[1]

Christoph von Reibnitz, Domherr des Stifts zum heiligen Kreuz in Breslau, errichtete 1495 die Kirche zu Kaubitz, einem früher sehr häufig besuchten Wallfahrtsort. Adam von Reibnitz und Rathen starb 1614 als Landgerichtspräsident zu Breslau. Anna Ursula von Reibnitz († 1658) heiratete am 26. August 1636 Heinrich Wenzel, den Herzog von Münsterberg. Aus dem Haus Peterswaldau stammte die Großmutter der späteren Grafen von Hochberg und aus den Häusern Kauffungen und Erdmannsdorf eine Vorfahrin der späteren Freiherren von Zedlitz und der Grafen von Gneisenau.[2]

Johann Leopold Freiherr von Reibnitz heiratete Anna Eleonora von Netz. Ihr gemeinsamer Sohn Johann Maximilian Leopold Freiherr von Reibnitz, Herr auf Buchwald, Erdmannsdorf und Schreibendorf starb 1795 ohne Nachkommenschaft und wurde von seinen Schwestern beerbt. Sein Bruder Christoph Friedrich Freiherr von Reibnitz war viermal verheiratet, jedoch blieben alle Ehen kinderlos. Er adoptierte am 27. Dezember 1756 seinen Vetter Gottfried Diprand Wilhelm Freiherr von Reibnitz aus dem Haus Erdmannsdorf-Leipe, der den Stamm fortsetzte. Sein ältester Sohn Ernst Freiherr von Reibnitz (* 1765, † 1829), Herr auf Roschkowitz, wurde königlich preußischer Oberlandesgerichtspräsident. Er war in zweiter Ehe verheiratet mit Ulrike Gottliebe Amalie Freiin von Blomberg-Sergemiethen. Aus der Ehe stammen zwei Söhne. Sohn Karl Freiherr von Reibnitz (* 1803) wurde königlich preußischer geheimer Regierungsrat und Besitzer des von Heinrich von Reibnitz gegründeten Familienfideikommiss. Er starb 1856 als Zolldirektor des Großherzogtums Luxemburg. Sein Sohn aus der Ehe mit Antonie von Gilgenheimb aus dem Haus Franzdorff, Emil Freiherr von Reibnitz (* 1805), Chef des Familienseniorates, wurde Präsident der königlich preußischen Generalkommission für die Regulierung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse in der Provinz Sachsen. Er heiratete Clara Charlotte Elisabeth von Reden aus dem Haus Hastenbeck und setzte den Stamm fort.

Der aus einem preußischen Zweig kommende Hans Christoph von Reibnitz, seine genaue Herkunft ist nicht geklärt, war 1663 Erbsaß zu Gottschalksdorf bei Graudenz. Er war der Stammvater des litauisch-kurländischen Hauses. Seine Söhne wurde Offiziere in der königlich-polnischen Armee. Sein Enkel Christoph Albrecht von Reibnitz diente als polnischer Generalmajor in der litauischen Armee. Er besaß unter anderem Chrzanów bei Sluzk und konnte als Delegierter bei der Wongrower Synode die Anerkennung des lutherischen Konsistoriums zu Wilna durchsetzen. Christoph Albrechts Sohn Stanislaus von Reibnitz, litauischer Oberstleutnant, wurde später Flügeladjutant des polnischen Königs. Durch seine Ehe mit Luise von Knabenau gelangte die Familie nach Kurland. Carl von Reibnitz, ein Sohn des Paares, wurde kaiserlich russischer General. Er erwarb 1830 von den Erben seines Schwiegervaters Gideon Adam von Freytag von Loringhoven, die Erbgüter Demmen, Gartensee und Grenzental im Gouvernement Kurland und erhielt als kaiserlich Donation das Majorat Wolborz im Gouvernement Kalisch. Der Zweig erlosch 1884 mit dem Tod von Constantin von Reibnitz im Mannesstamm. Das Majorat Wolborz konnte nicht vererbt werden, da es nur an Personen der christlich-orthodoxen Konfession vereblich war.[1]

Bedeutende Angehörige aus neuer und neuster Zeit waren Johannes Freiherr von Reibnitz (* 1882; † 1939), nationalsozialistischer Politiker und 1933 bis 1939 Mitglied des Reichstages und der Sozialdemokrat Kurt von Reibnitz (* 1877; † 1937), der mehrmals als Erster Staatsminister des Freistaates Mecklenburg-Strelitz amtierte. Marie Christine von Reibnitz (* 1945) heiratete 1978 Prince Michael of Kent, einen Enkelsohn von König Georg V. und Cousin von Königin Elisabeth II. Sie ist Mitglied der britischen Königsfamilie.

Rittergut Kerschitten um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Schon früh begründete das Geschlecht die Häuser zu Rathen, Arnsdorf, Falkenberg und Dietzdorf, Baumgarten und Dorndorf. Das Haus zu Rathen teilte sich in die Nebenlinien Ocklitz, Fürstenau, Peterswaldau und Niederstradam, das Haus zu Arnsdorf besaß die Nebenlinien Buchwald, Kauffungen, Erdmannsdorf, Leipe und Langenhellwigsdorf und das Haus Falkenberg begründete die Seitenlinien Wederau und Graebel. Neben diesen Stammgütern waren auch Harpersdorf bei Liegnitz, Pasterwitz, Kander und Polkau bei Schweidnitz, Neudorf und Altschönau bei Jauer, Steinseifen und Glausnitz bei Hirschberg und Görlsdorf und Kemnitz in der Lausitz zeitweise im Besitz bzw. Teilbesitz der Familie. Mitte des 19. Jahrhunderts besaß ein von Reibnitz Kerschitten im ehemaligen Landkreis Preußisch Holland als Lehen. Außerdem waren die Geschwister von Reibnitz zu Geisslen im Landkreis Mohrungen, Emil von Reibnitz auf Buchwalde im Landkreis Bütow, Julius Heinrich von Reibnitz, Landesältester, zu Holzkirch im Landkreis Lauban und Wilhelm von Reibnitz zu Höckricht im Landkreis Ohlau besitzlich.[2]

Standeserhebungen

Anna Ursula von Reibnitz († 1658) wurde am 16. Januar 1637 von Kaiser Ferdinand II., auf Grund ihrer Heirat (26. August 1636) mit Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg, in den Fürstenstand mit dem Titel Herzogin von Bernstedt erhoben.[2][4]

Die aus dem preußischen Stamm kommenden Brüder Johann von Reibnitz, königlich preußischer Leutnant außer Dienst und späterer Schlosshauptmann zu Mitau, und Carl von Reibnitz, kaiserlich russischer Oberst und Kommandeur des 4. Jäger-Regiments, erhielten am 21. April 1817 das Indigenat der Kurländischen Ritterschaft.[3]

Aus dem schlesischen Stamm, Linie Arnsdorf, erhielten die Brüder Johann Leopold von Reibnitz, auf Arnsdorf, Buchwald und Erdmannsdorf, Landesältester und Christoph Friedrich von Reibnitz, auf Stonsdorf, am 16. Juli 1724 zu Wien von Kaiser Karl VI. den böhmischen Freiherrenstand.[3]

Aus dem schlesischen Stamm, Linie Leipe, erhielt Gottfried Diprand von Reibnitz aus dem Haus Leipe, seit 27. Dezember 1756 Adoptivsohn von Christoph Friedrich Freiherr von Reibnitz, am 20. Januar 1757 zu Dresden eine preußische Anerkennung der Adoption durch Allerhöchste Kabinettsorder. Einhundert Jahre später, am 20. Januar 1857 zu Schloss Charlottenburg, erfolgte die preußische Anerkennung des Freiherrenstandes durch Allerhöchste Kabinettsorder für die sechs Kinder des 1856 verstorbenen Karl Freiherr von Reibnitz, königlich preußischer Regierungsrat und Zolldirektor. Seinem Bruder Emil Freiherr von Reibnitz, Präsident der königlich preußischen Generalkommission in Merseburg, wurde der Freiherrenstand am 20. Juni 1857 durch Heroldsamtsreskript anerkannt.[3]

Briefadelige Linien

Eine Verwandtschaft des uradligen Geschlechts von Reibnitz besteht zu zwei briefadligen Linien.

Anna Beata, die natürliche Tochter des königlich preußischen Premierleutnants außer Dienst Johann Carl von Reibnitz aus dem Haus Kerschitten und Adoptivtochter ihrer Tante Anna Margaretha von Perbandt (geborene von Reibnitz), erhielt am 13. August 1789 zu Berlin, unter Beilegung des väterlichen Namens und Wappens, eine preußische Adelslegitimation.[3]

Ebenfalls eine preußische Adelslegitimation unter Beilegung des väterlichen Namens und Wappens erhielt am 10. Juni 1868 zu Berlin Friederike, die natürliche Tochter von Fedor von Reibnitz auf Hermannsthal bei Köslin, königlich preußischen Major außer Dienst, und der Charlotte Emilie Höft.[3]

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Silber zwei rote Balken. Auf dem Helm mit rot-silbernen Helmdecken ein rotes und ein silbernes Büffelhorn.

Wappensage

Eine Sage berichtet das einst zwischen den zwei roten Balken im Familienwappen der Reibnitz Liebe gestanden haben. Das Wort soll auf Anna von Reibnitz zurückgehen. Nachdem Kaiser Ferdinand III. ihr den Titel einer Fürstin von Bernstadt verliehen hatte, konnte sie den Herzog Heinrich Wenzel von Münsterberg heiraten. Vorher hatte sie sich entschieden geweigert seine Gemahlin zu werden, weil sie sagte, etwas Unfürstliches dürfe nicht im Piasten-Geschlecht sein.[5]

Namensträger

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d Genealogisches Handbuch der Baltischen Ritterschaften Teil 3, Band 1 - Kurland; Seite 173-176
  2. a b c d e Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon Band 7, Seite 406-408
  3. a b c d e f g Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XI, Band 122 der Gesamtreihe, Seite 263-265
  4. Otto Hupp: Münchener Kalender 1912. Seite 30
  5. Johann Georg Theodor Grässe: Geschlechts-, Namen- und Wappensagen des Adels Deutscher Nation. Reprint-Verlag, Leipzig 1999, ISBN 3-8262-0704-1, Seite 130.

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