Ritterfilm

Ritterfilm

Der Ritterfilm ist ein Subgenre des Abenteuerfilms. Er greift auf Motive der Artus-Epik und auf Historienromane wie die von Walter Scott zurück und behandelt die Themenwelt des höfischen Mittelalters. Durch hohe Produktionswerte können viele Ritterfilme zu den Ausstattungsfilmen gezählt werden.

Motive

Oft angesiedelt im mittelalterlichen England, nimmt der Ritterfilm in populärer Weise geschichtliche Themen wie den Konflikt zwischen Angelsachsen und Normannen, Kreuzzüge oder Thronfolgestreitigkeiten auf. Vor diesen Hintergründen setzt der Ritterfilm auf romantische, märchenhafte Geschichten sowie auf opulente Ausstattung und Kulissen. Szenen mit hohen Schauwerten wie Schwertkämpfe, Ritterturniere, Festgelage und minnigliche Verwicklungen sind typisch für den Ritterfilm. Die Helden stehen für „ritterliche“ Tugenden wie Güte, Tapferkeit und Aufrichtigkeit und bedienen sich einer oft pathetischen, popularisierend an Shakespeares Englisch angelehnten Sprache.

Geschichte

Bolton Castle diente als Drehort für Ivanhoe – Der schwarze Ritter

Bereits seit Anfang der Filmgeschichte bediente sich das Kino der mittelalterlichen Motivik, doch zur vollen Blüte gelangte der Ritterfilm in den 1950er Jahren. Die Verbindung von Farbfilm und Ausstattung prägte erfolgreiche Ritterfilme wie Ivanhoe – Der schwarze Ritter (1952) und Die Ritter der Tafelrunde (1953), MGMs ersten Film im Breitbildformat. In ihnen wurde unter der Regie von Richard Thorpe der Schauspieler Robert Taylor zum Star des Ritterfilms. Zuvor verkörperten Douglas Fairbanks senior und dann Errol Flynn rollenprägend Robin Hood als Variante des edlen Ritters, der jedoch in Gesetzlosigkeit lebt. 1965 präsentierte der Film Die Normannen kommen mit Charlton Heston einen sowohl von der Handlung als auch von der optischen Ausstattung deutlich näher an der Realität orientierten Stoff.

Das Pathos des Genres reizte bald zu Parodien auf den Ritterfilm, zuvorderst Der Hofnarr (1956) mit Danny Kaye. Über den naiven Humor dieses Films gingen in den 1970er Jahren Monty Python mit Die Ritter der Kokosnuß weit hinaus und persiflierten die Genrekonventionen in exzessiver Weise. Als nostalgische Reminiszenz sind parodistische Interpretationen des Rittersfilms weiterhin populär, etwa in (T)Raumschiff Surprise – Periode 1 (2004) oder in 1½ Ritter – Auf der Suche nach der hinreißenden Herzelinde (2008).

Ab den 1970er Jahren wurde die Thematik des Ritterfilms in die verschiedensten Richtungen geführt, etwa als humorvolle Betrachtung über alternde Helden in Richard Lesters Robin und Marian (1976) oder als düster-archaische Endzeitvision in John Boormans Excalibur (1981). Robert Bresson entmythologisierte in Lancelot, Ritter der Königin (1974) das Genre und schlug in Schauspielerführung und Dramaturgie einen lakonischen Ton an. Auch Eric Rohmer näherte sich in Perceval le Gallois (1978) dem Genre dekonstruierend und ließ seine Protagonisten bühnenhaft in betont einfachen Pappkulissen agieren.

Hollywood versuchte 1995 mit Der erste Ritter ein Comeback des Genres, jedoch ohne nachhaltigen Erfolg. In der Folge wurden Elemente des Ritterfilms in Fantasyfilmen verwendet (Dragonheart, 1996) und auch – versetzt in eine vorzeitlichen Kontext – erfolgreich im Fernsehen eingesetzt (Hercules und Xena).

Literatur

  • Georg Seeßlen: Abenteuer. Geschichte und Mythologie des Abenteuerfilms. 3. überarbeitete und aktualisierte Neuauflage. Schüren, Marburg 1996, (Reihe: Grundlagen des populären Films), ISBN 3-89472-424-2

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