Rudolph von Delbrück

Rudolph von Delbrück
Rudolph von Delbrück, Porträt von Gottlieb Biermann (1875)
Delbrück (links, mit Zylinder) 1871 im Deutsch-Französischen Krieg, preußisches Hauptquartier in Versailles
Grab von Rudolph von Delbrück auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin (→ Detailaufnahme des Medaillons)

Martin Friedrich Rudolph von Delbrück (* 16. April 1817 in Berlin; † 1. Februar 1903 ebenda) war ein preußischer und deutscher Politiker.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Seit 1875 war Delbrück mit einer Frau aus der preußischen Adelsfamilie von Pommer-Esche verheiratet. Sie gab nach seinem Tode auch seine Lebenserinnerungen heraus, die vorher nur für den familiären Kreis gedruckt worden waren. Delbrück selbst hatte keine Kinder, seine Frau brachte einen Stiefsohn in die Ehe.

Rudolph von Delbrück gehörte zu einer weit verzweigten Familie, die im 19. Jahrhundert in Preußen und Deutschland einige einflussreiche Positionen innehatte. Zu nennen sind sein Vater Friedrich Delbrück und sein Vetter Adelbert Delbrück. Auch Hans Delbrück gehörte zur Familie Delbrück.

Leben

Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, bei dem er u. a. auch Vorlesungen von Leopold von Ranke hörte, begann Delbrück 1837 die preußische Beamtenlaufbahn. 1844 trat er in das preußische Handelsministerium ein, 1848 wurde er zum Ministerialdirektor in dieser Behörde und setzte sich vor allem für den Freihandel ein. So ging die Ausweitung des Deutschen Zollvereins zu großen Teilen auf ihn zurück. Sein größter Erfolg dabei war die Eingliederung Hannovers 1851. Delbrück war dabei stets auf einen Ausschluss Österreichs und damit den Erhalt der preußischen Hegemonie im Zollverein bedacht. Delbrück verstand seine liberale Handelspolitik, die zu wirtschaftlichem Wachstum führen sollte, und die Handelsverträge, die Preußens Bedeutung in Europa steigern sollten, durchaus als Mittel, um Preußen die Vormachtstellung gegenüber Österreich zu sichern. Die daraus erwachsenden Spannungen legte er 1853 allerdings auch wieder bei, indem er einen Handelsvertrag mit Österreich aushandelte. Auch am Handelsvertrag mit Frankreich von 1862 und an ähnlichen Verträgen mit Belgien und Italien wirkte er mit.

Ab 1867 war Delbrück Präsident des Bundeskanzleramts des Norddeutschen Bunds und galt als „rechte Hand“ Bismarcks, den er vor allem im Parlament oft vertrat. Dort galt er als Vermittler zwischen den Liberalen und Bismarck. 1869 erhielt er den Rang eines Staatsministers.

Als Vertrauter Bismarcks führte Delbrück 1870 auch die Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten, die schließlich zur Reichsgründung von 1871 führten. Für seine Verdienste im Krieg 1870/1871 erhielt er eine Dotation in Höhe von 200.000 Talern. Für seine Verdienste um die Reichsgründung wurde er 1896 geadelt.

Im neu gegründeten Deutschen Reich blieb er zunächst engster Mitarbeiter Bismarcks und wurde Präsident des Reichskanzleramts.

Bismarcks Abwendung vom Freihandel und Hinwendung zu Protektionismus und Verstaatlichung in den 1870er Jahren stießen bei Delbrück, der seinem Liberalismus treu blieb, auf Ablehnung. Nachdem Bismarcks vor Delbrück geheim gehaltener Plan, die Eisenbahnen zu verstaatlichen, bekannt wurde, trat er 1876 von seinem Amt zurück. Dieser Bruch, symptomatisch für die sich verstärkenden Spannungen zwischen den Liberalen und Bismarck, gab den ersten Anlass zur „Kanzlerkrise“ von 1876 bis 1878.

Nach dem Bruch mit Bismarck trat der parteilose Delbrück zur Reichstagswahl 1878 in einem sonst nationalliberalen Wahlkreis an und wurde mit klarer Mehrheit gewählt. Bis zur nächsten Wahl 1881 blieb er Mitglied des Reichstags und bekämpfte dort als Fraktionsloser engagiert, aber erfolglos die Schutzzollpolitik und die beginnende Sozialgesetzgebung Bismarcks, die er als antiliberal und etatistisch ansah.

Nach seinem Tode erschienen seine Lebenserinnerungen, die allerdings nur die Zeit bis 1867 umfassten.

Werke

  • Lebenserinnerungen, 1817–1867. 2 Bände. Duncker und Humblot, Leipzig 1905

Weblinks

 Commons: Rudolf von Delbrück – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rudolph von Delbrück — Rudolph von Delbrück, portrait de Gottlieb Biermann en 1875 …   Wikipédia en Français

  • Delbrück, Rudolph von — ▪ German statesman in full  Martin Friedrich Rudolph von Delbrück  born April 16, 1817, Berlin, Prussia [now in Germany] died Feb. 1, 1903, Berlin       statesman and chief executor of Chancellor Otto von Bismarck s (Bismarck, Otto von) free… …   Universalium

  • Rudolf von Delbrück — Rudolf von Delbrück, Porträt von Gottlieb Biermann (1875) Delbrück (links, mit Zylinder) 1871 im …   Deutsch Wikipedia

  • Delbrück (Familie) — Delbrück ist der Name einer niedersächsischen Familie aus Alfeld an der Leine, die ihre direkte Stammreihe mit Daniel Delbrück oder Delbrügge (um 1645–1719) beginnt, Bürger und Brauer, Ratsherr und Landesschatzmeister in Alfeld.… …   Deutsch Wikipedia

  • Hans Delbrück — Hans Gottlieb Leopold Delbrück (* 11. November 1848 in Bergen auf Rügen; † 14. Juli 1929 in Berlin) war ein deutscher Historiker und Politiker. Inhaltsverzeichn …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Delbrück — Johann Friedrich Gottlieb Delbrück (* 22. August 1768 in Magdeburg; † 4. Juli 1830 in Zeitz) war ein preußischer Theologe und Pädagoge (Erzieher) …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Bismarck — Otto von Bismarck, 1890 Otto Eduard Leopold von Bismarck Schönhausen (seit 1865 Graf, seit 1871 Fürst von Bismarck, seit 1890 Herzog zu Lauenburg[1]; * 1. April 1815 in Schönhausen; † 30. Juli …   Deutsch Wikipedia

  • Otto von Bismarck — Pour les articles homonymes, voir Bismarck. Otto von Bismarck …   Wikipédia en Français

  • Berthold Delbrück — (1908) Berthold Gustav Gottlieb Delbrück (* 26. Juli 1842 in Putbus auf Rügen; † 3. Januar 1922 in Jena) war ein deutscher Sprachwissenschaftler. Berthold Delbrück war ein Großneffe des Politikers Rud …   Deutsch Wikipedia

  • Bismarck, Otto von — ▪ German chancellor and prime minister Introduction in full  Otto Eduard Leopold, Fürst (prince) von Bismarck, Graf (count) von Bismarck Schönhausen, Herzog (duke) von Lauenburg  born April 1, 1815, Schönhausen, Altmark, Prussia [Germany] died… …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”