Rüdiger Lainer

Rüdiger Lainer
Altes Flugfeld Aspern
Wirtschaftskammer Niederösterreich
Haus mit Veranden
Kagraner Idylle

Rüdiger Lainer (* 1949 in Kaprun, Salzburg) ist ein österreichischer Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Rüdiger Lainer studierte zwischen 1968 und 1971 Physik, Soziologie und Malerei in Wien und Paris, von 1970 bis 1978 Architektur an der Technischen Universität Wien und ist ab 1985 freischaffender Architekt in Wien. Seit 2005 betreibt er mit Oliver Sterl die Büropartnerschaft Rüdiger Lainer + Partner Architekten. Von 1995 bis 2006 lehrte er als Professor und Leiter der Meisterschule für Architektur an der Akademie der bildenden Künste Wien.

Mit seinem Büro hat Rüdiger Lainer Projekte unterschiedlicher Größenordnung und Thematik entworfen und realisiert: Wohnbauten, Schulen, Kinos, Bürogebäude, Ausstellungen und städtebauliche Planungen wie das Flugfeld Aspern (1995) oder das Strukturkonzept Nördliches Umfeld Gasometer in Wien-Simmering (1999).

Rüdiger Lainer war Mitglied des Grundstückbeirats in Wien (1999–2002), des Gestaltungsbeirats von Krems (1996–99) und von Salzburg (2003–2007, Vorsitz seit 2004), seit 2006 Vorsitzender des Fachbeirats für Stadtplanung und Stadtgestaltung in Wien; seit 2010 Mitglied des Beirats für Stadtgestaltung in Linz, seit 2011 des Fachbeirats in Graz. Von 1991 bis 2009 Vizepräsident der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs und seit 2001 Vorstandsmitglied von Europan Österreich, seit 2009 Mitglied des Beirats für Architektur und Design im Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur.

Werk

Nutzungsspielräume, Aneignungsflächen, Offenheit der Raumorganisation sind Begriffe, die in den Projekten und Texten von Lainer stetig präsent sind. „Die Beschäftigung mit der Stadt hat Rüdiger Lainer früh dahin geführt, Lebensprozesse nicht abschließend definieren zu wollen, sondern Entwicklungsfreiräume vorzusehen oder zumindest mitzudenken. Seine Architektur ist geprägt vom Wissen um die Stadt, um ihre Lebendigkeit, Vielschichtigkeit und Zufallsabhängigkeit“ und führt zu einer „gegenklassischen Haltung“ (Walter Zschokke, Architekt und Architekturkritiker, 1948 – 2009).

Das Interesse für soziokulturelle Prozesse und die Infragestellung festgefahrener Konzepte von Funktionen führt zu einem urbanen Paradigma von Architektur: „Ein gut organisiertes Haus ist wie eine Stadt anzulegen mit Straßen und Wegen, die zwangsläufig zu Plätzen führen, welche vom Verkehr ausgeschaltet sind, so dass man auf ihnen ausruhen kann.“ (Josef Frank: Das Haus als Weg und Platz, Wien 1931)

In den jüngeren Büro- und Wohnbauten kommen zunehmend freie Grundrisse und Raumbildungen zum Einsatz, in denen die Erschließungsflächen in Abstufungen unterschiedlicher Öffentlichkeit und Raumqualitäten ausgebildet sind. Die Neutralität von Nutzungsmöglichkeiten und die Anpassungsfähigkeit von Strukturen führt gleichzeitig zu einer Spezifität der Gebäudeformen und zu unerwarteten Raumbildern.

In einer zunehmend intensiven Ausprägung der Gebäudehüllen werden das „Ornament und die Tiefen der Oberfläche“ (so der Titel einer Ausstellung von Rüdiger Lainer in Berlin 2004) zu einem eigenständigen Bestandteil der Architektur: „Atmosphärisch aufgeladene Schichten unterschiedlicher Tiefe bilden die Hülle der Gebäude und schließen Raum, Programm und Strukturierungsprinzip zur architektonischen Form zusammen. […] Diese als Ornament lesbaren Systeme artikulieren als sinnliche Elemente Sprache, Form und Bedeutung…“ (Rüdiger Lainer). Neben einer betonten Artikulation der Materialien und Farben werden zunehmend auch pflanzliche Elemente (hängende Gärten, grüne Inseln im Inneren der Gebäude) einbezogen. Raumzonen, Schichten oder Screens verändern die Vorstellungen von „Fassade“ und führen zu neuartigen Elementen zwischen Stadtraum und Gebäude, in einer Bandbreite von Lösungen zwischen farbig verglasten Zwischenräumen und als Gebäudehülle vorgelagerten Texturen.

Sinnhaftigkeit und Grenzen städtebaulicher Regeln erfordern eine dauerhafte Beschäftigung mit Forschung, Planungstheorie und der Reorganisation von Planungsprozessen auf der Basis von „konkreter Utopie“ (Millenniumsworkshop 1996) und „instrumenteller Phantasie“ (Lainer 1999). Das Engagement für ein neues planerisches und städtebauliches Denken über den konkreten eigenen Entwurf hinaus realisiert sich seit zehn Jahren auch in einer intensiven Tätigkeit in Planungs- und Gestaltungsbeiräten.

Auswahl von Projekten

  • 2010-2012 IWP - Innovatives Wohn- und Pflegehaus Döbling, Wien 19
  • 2009-2011 Wohnquartier LGV - Kagraner Idylle, Wien 22
  • 2005-2008 HMV - Haus mit Veranden, Wohnbau und Kindertagesheim, Buchengasse 157, Wien 10
  • 2003-2008 NIB - Dachaufbau Nibelungengasse 1-3, Wien 1
  • 2005-2007 TAU12 - Wohnbau Taubstummengasse 12, Wien 4
  • 2002-2006 WIKA - Neubau Wirtschaftskammer Niederösterreich, St. Pölten
  • 2002-2005 COBENZL - Wohnhaus Cobenzlgasse 35, Wien 19
  • 1999-2003 WIEDNER - Wohn- und Geschäftsbau, „Die hängenden Gärten“, Wiedner Hauptstraße / Schußwallgasse, Wien 4
  • 2000-2002 Um- und Zubau Wohn- und Bürohaus, Hütteldorferstraße 130, Wien 14,
  • 1998-2002 Pleasure Dome, Entertainment- und Kino-Center, Paragonstraße / Guglgasse, Wien 3
  • 1997-2001 EURO - Eurocity Kinocenter, Bahnhofsvorplatz, Salzburg
  • 1998-1999 Städtebauliches Strukturkonzept, Umfeld Nord Gasometer (Wien), Wien 3
  • 1998 Ausstellungskonzeption Jugendkulturen 1968-98, Steirische Landesausstellung, Bad Radkersburg, Steiermark
  • 1993-1995 AFA - Internationaler Wettbewerb Städtebauliches Leitprojekt Altes Flugfeld Aspern, Wien, 1. Preis
  • 1991-1995 SEILER - Penthouse Seilergasse 16, Wien 1
  • 1991-1994 ABSBERG - Hauptschule der Stadt Wien, Absberggasse 50, Wien 10
  • 1988-1990 Umbau Hermanngasse 29, Wien 7

Forschung

  • 2007-2008 Masterpläne für städtebauliche Entwicklungsvorhaben / Evaluierung – Vergleich. Strukturanalysen zur methodischen Weiterentwicklung des Instruments Masterplan. Im Auftrag der Magistrats-Abteilung 21 B, Wien.
  • 2006 Integrated Design Studio: Rüdiger Lainer, Sabine Riss, Dieter Spath (Hg.), Brazilian Conditions, Complex and Simple, Springer Verlag, Wien–New York.
  • 2001 Lifting Vienna. Neue Instrumente für die Stadt. Institut für Kunst und Architektur, Akademie der bildenden Künste Wien.
  • 1996 Millenniumsworkshop Die Konkrete Utopie – Strukturelemente der Stadt, Wien.
  • 1995-2000 Forschungsprojekt Desarte: The Computer-Supported Design of Artfacts & Spaces in Architecture, Landscape Architecture, Industrial Design mit Ina Wagner, Technische Universität Wien, University of Lancaster, Universität Aarhus u. a.

Auszeichnungen

Ausstellungen/Auswahl

Einzelausstellungen

Gruppenausstellungen

Bibliographie

  • Architekturzentrum Wien (Hg.), Best of Austria - Austrias Beste Bauten, Architektur 2008_9, Wien 2010
  • Franziska Leeb, wohnen pflegen leben, neue Wiener Wohn- und Pflegehäuser, Bohmann Verlag, Wien 2009
  • Walter Zschokke, Kontextueller Solitär, Die Wirtschaftskammer Niederösterreich, Springer Verlag, Wien–New York, 2007
  • Hans Hollein (Kurator), Sculptural Architecture in Austria, Ausstellungskatalog National Art Museum of China, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2006
  • Ralf Wollheim, Patterns. Muster in Design, Kunst und Architektur, Birkhäuser Verlag, Basel–Boston–Berlin 2005
  • Rüdiger Lainer, Ornament und die Tiefen der Oberfläche – Rüdiger Lainer, Ausstellungskatalog, Architekturforum Aedes, Berlin 2004
  • Walter Zschokke, Rüdiger Lainer, Stadt, Bau, Werke, Projekte, Monographie, Birkhäuser Verlag, Basel–Boston–Berlin 1999
  • Ingerid Helsing Almaas, Vienna, Objects and Rituals. Architecture in Context, Ellipsis Könemann, Köln – London 1997
  • Emerging voices. Rüdiger Lainer. 6th international architecture exhibition. Sensing the future. The architect as seismograph. Biennale di Venezia 1996
  • Friedrich Achleitner, Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert, Residenz Verlag, Salzburg – Wien 1995
  • 13 Austrian Positions, Biennale di Venezia 1991, Ritter Verlag, Klagenfurt 1991

Weblinks


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