San Severo (Bardolino)

San Severo (Bardolino)
San Severo von Norden

Die Kirche San Severo liegt eben außerhalb der Altstadt von Bardolino. Sie wurde bereits 893 erwähnt und blieb bis zum 15. Jahrhundert das geistliche Zentrum der Stadt. Der jetzige Bau dürfte nach dem Erdbeben von 1117 in romanischen Formen erneuert worden sein. Reste eines rund 300 Jahre älteren langobardischen Vorgängerbaus aus dem 8. Jahrhundert sind noch vorhanden.

Inhaltsverzeichnis

Äußerer Bau

Die Apsiden mit Rundbogenfriesen sind eine Rekonstruktion

Der romanische Bau ist in weiten Teilen ursprünglich erhalten, wenn auch der Apsisbereich in den Jahren 1942/1943 rekonstruiert wurde. Die Kirche hat die Grundform einer dreischiffigen Basilika mit kleinen, rundbogigen Fenstern. Die Schiffe schließen im Osten mit je einer Apsis ab. Unterhalb der Trauflinien verlaufen Rundbogenfriese. Das südliche Seitenschiff (Ende 10. bis Anfang 11. Jahrhundert) ist schmaler als das nördliche, welches aus dem 12. Jahrhundert stammt. Der Grundriss zeigt eine von der rechtwinkligen Bauweise abweichende Verzerrung, was besonders an der schräg ansetzenden Westfassade zu erkennen ist.

Die Westfassade, die um 1700 überarbeitet wurde, lässt deutlich die zwei verschiedenen Bauabschnitte erkennen: Die Mitte und der rechte Bereich stammen aus der die frühen Phase (Ende 10. bis Anfang 11. Jahrhundert), der linke Bereich als Teil des südlichen Seitenschiffs aus dem 12. Jahrhundert.

Der hoch aufragende Glockenturm mit Lisenen an den vier Kanten ist am östlichen Ende der Südwand angesetzt. Große, rundbogige Schallöffnungen geben den Blick auf die Glocken frei. Ein eingerücktes Kegeldach schließt den Turm nach oben ab.

Inneres

Inneres nach Osten
Am Triumphbogen ist die Asymmetrie des Baus zu erkennen, was auf verschiedene Bauphasen hinweist.

Zwei Reihen gedrungener Säulen mit einfachen Kapitellen tragen die massiven Seitenwände und den offenen Dachstuhl. Bei den Säulen wechseln Schichten von Backstein und Tuffstein, dieser Wechsel ist auch am Triumphbogen über der Hauptapsis zu erkennen.

Krypta

Blick in die Krypta

Unter der Hauptapsis wurde eine langobardische Krypta vom Vorgängerbau freigelegt. Es fehlt heute das abdeckende Gewölbe, aber die tragenden Pfeiler sind noch erhalten. Der Bau muss, als er noch eingewölbt war, ein gedrungener, düsterer Raum gewesen sein.

Fresken

Die große Besonderheit von San Severo ist der verblichene, aber weitgehend erhaltene Freskenschmuck, der aus der ersten Hälfte der 12. Jahrhunderts stammt und einst die gesamten Innenflächen bedeckte. Hier haben wir keine byzantinische Tradition vor uns, sondern Freskomalerei der Romanik, die nicht auf elegante Komposition, sondern auf lebendige erzählerische Darstellung Wert legte. Die einzelnen Szenen sind nicht getrennte, durch Umrahmungen abgegrenzte Bilder, sondern ohne Unterbrechung hinter- und ineinander gemalt. Es dominiert die zeichnerische Darstellungsweise, bei der auf die plastische Durchformung der einzelnen Figuren kein Wert gelegt wird. Lebendigkeit und Intensität der Erzählung sind entscheidend.

Szenen auf der Nordseite: Passionsszenen: Abendmahl, Herodes befragt Jesine, Pilatus vor dem Volk, der Weg zum Kalvarienberg mit Simon, der Christus hilft, das Kreuz zu tragen, und die Grablegung; darüber ist die ikonographisch kaum deutbare Darstellung einer Ritterschlacht zu sehen.
Fresko an der Südwand
Szenen aus der Apokalypse des Johannes
Szenen auf der Südseite: Über den Aposteln sind Szenen der Apokalypse des hl. Johannes zu erkennen: Christus zwischen den sieben goldenen Kandelabern, die 24 Ältesten, der Höllenschlund, dem die Teufel entspringen, die Pferde mit dem Löwenkopf und dem Schlangenschweif, der siebenköpfige Drachen vor der die Kirche symbolisierenden Frau, dazwischen die Vision einer brennenden Stadt und der hl. Michael, der mit seinen Engeln den Kampf gegen Satan gewinnt.

In den Laibungen der Arkadebögen befinden sich prächtig verzierte Schmuckbordüren. Im linken Seitenschiff ist noch ein Freskofragment mit Christus als Erlöser zu erkennen.

Quellen

  • Zimmermanns, Klaus: Das Veneto. Verona - Vicenza - Padua. Kunst, Kultur und Landschaft Venetiens. Köln 1990. (DuMont Kunst-Reiseführer)
  • Nana Claudia Nenzel: Toskana, aus der Reihe "Dumont Richtig reisen", ISBN 3-7701-5598-X
  • Informationstafel an der Kirche

Anhang

Man weiß, dass diese höhlenartigen Krypten für die Langobarden die heiligsten Orte waren, denn für sie als Arianer, die Jesus nur als gottähnlich, nicht aber als gottgleich betrachteten, gab es keine auf ihn gründende Amtskirche, die sich zwischen sie und ihren Gott zu stellen hatte. In den Krypten, diesen mit geheiligten Symbolen verzierten dunklen Räumen unter dem Altar, fand ihre ganz persönliche Begegnung mit dem von ihnen gewählten höheren Wesen statt, und noch heute besitzt dieser Raum eine eigentümlich suggestive Wirkung; die übrige Kirche verschwindet nicht nur optisch, wenn man die Stufen zur Krypta hinuntersteigt. Die Angst des Papstes vor diesem ganz Italien beherrschenden Volk, das ihn nicht als Vertreter Gottes anerkennen wollte, ließ ihn schließlich die Franken ins Land rufen, deren König Karl (später Karl der Große) seine langobardische Frau verstieß und deren Reich im Langobardenfeldzug zerschlug, wofür er die Kaiserkrone erhielt. Die etwa 300 m weiter südöstlich errichtete Kirche San Zeno ist die Kirche der Sieger, der Franken. So wurde die langobardische Krypta zugeschüttet und über ihr entstand im 11. Jahrhundert die heutige Kirche. Inzwischen war auch das Frankenreich untergegangen, und die Langobarden waren nach einem letzten gescheiterten Versuch ihres Adels, ihr Königreich wiederzuerrichten, mit der romanischen Bevölkerung verschmolzen. Sie übernahmen deren Sprache und Lebensart, aber bereicherten deren Kunst um ihre Tradition. So entstand während der Romanik die ‚lombardische Kunst‘ Oberitaliens, die eine ihrer Eigenschaften darin besitzt, die Flächen der Wände nicht architektonisch mit Fenstern und Zwerggalerien aufzubrechen, sondern sie mit Lisenen, Rundbogen- und Schmuckfriesen gleichsam zu reliefieren, ganz in der Tradition der vollkommen unplastischen, allein vom Formenreichtum der verschlungenen Flechtbänder lebenden großen Reliefplatten der langobardischen Zeit. Hinter diesen eigenartig belebten, massigen Kirchenfassaden entstanden weite, jedoch dunkle Innenräume, meist dreischiffig, unterteilt von lastenden Arkadenbögen auf schweren Säulen oder Pfeilern, die selten ein Gewölbe, meist einen offenen Dachstuhl trugen - das edelste Beispiel der lombardischen Romanik Italiens steht in Verona.


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