Sankt Bavoabtei

Sankt Bavoabtei
Die Sankt Bavoabtei auf der Genter Ansicht von 1534, kurz vor ihrer Schleifung.
Abteiplan
Lavatorium (links) und Kreuzgang (rechts)
Refter
Außenansicht

Die Sankt Bavoabtei (ndl. "Sint-Baafsabdij") war eine Abtei in der flämischen Stadt Gent. Die Abtei wurde im 7. Jahrhundert durch Amandus von Gent gestiftet, ein Missionar aus Aquitanien. Nahe dem Zusammenfluss von Leie und Schelde gelegen, am demjenigen Teil der Stadt, der schon in der Antike den Namen Ganda trug.

Inhaltsverzeichnis

Amandus und Bavo

In der Zeit zwischen 629-639 versuchte Amandus die Einwohner des Gentgaus (pagus Gandao) zu bekehren, was anfänglich von weniger großem Erfolg war. Amandus stieß auf Widerstand und soll mehrmals durch die Genter ins Wasser geworfen worden sein. Er setzte schließlich auf die Hilfe von freigekauften Gefangenen und Sklaven, die er getauft hatte und wurde langsam erfolgreicher. Ein Wunder, bei dem ein Verurteilter wieder zum Leben erweckt worden sein soll, soll maßgeblich dazu beigetragen haben.

Amandus festigte sich auf einer Domäne, Blandinium (oder Blandinberg), welche in Galloromanischer Zeit einem gewissen Blandinus gehörte. Er stiftete dort mit Hilfe des merowingischen Königs Dagobert I. ein Kloster, welches mit dem Laufe der Zeit zu der Abtei heranwuchs, die man noch heute als Sankt Petersabtei kennt.

Amandus stiftete auch noch ein Kloster am nicht weit entfernten Portus Ganda. Einige Jahre nach der Stiftung trat Allowin vom Haspengau in das Gandakloster ein und nahm dort den Namen Bavo an. Im 9. Jahrhundert wurde das Kloster, das später auch zur Abtei gewachsen war, nach ihm benannt.

Geschichte der Abtei

Der jüngste Sohn Karls des Großen, Ludwig der Fromme, machte den Karlsbiographen Einhard (+840) zum ersten Abt von Ganda. Dieser gab wohl auch den Auftrag zum Bau der ersten steinernen Kirche. Ganda war damals ein königliches Kloser und stand daher unter Leitung eines Laienabtes. Die Bewohner waren damals keine Mönche, sondern säkulare Kanoniker. Einhard und Bavo sorgten für eine erste Periode des Wohlstandes.

Zwei Invasionen der Wikinger in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts waren verhängnisvoll fatal für die Abtei. Im Winter von 879 bis 880 schlugen sie hier ihr Winterquartier auf. Die Gottesmänner suchten ihr Heil in Laon, da der Laienabt zu gleicher Zeit auch Herr von Laon war. Nach einer Abwesenheit von beinahe fünfzig Jahren kehrten sie zurück. Die Gebäude befanden sich in einem schlechten Zustand und die Domäne war durch Arnulf I. den Großen, Graf von Flandern in Beschlag genommen worden, der ein starkes Band mit der Sankt Petersabtei hatte. Auf Anregung des Bischofs von Doornik errichtete Arnulf die Abtei wieder und unterwarf sie 946 den Regeln des heiligen Benedikt. Fortan wurde sie von einem Abt geleitet.

Der römisch-deutsche Otto II. Kaiser sah in der Abtei einen strategischen Verteidigungspunkt in seinem Streit gegen den französischen König Ludwig V.. Die Schelde war damals noch Grenze zwischen den beiden jungen Reichen.

Unter Abt Odwin (981-998) wurde die Abteikirche, von der noch die älteste Mauer Gents übrig ist, gebaut. Sie näherte sich am Beginn des 11. Jahrhunderts ihrer definitiven Fertigstellung. Unter Leitung von Odwinus konnte die Abtei in ernsthafte Konkurrenz zur Sankt Petersabtei treten.

Einer der Pilger die zur Sankt Bavoabtei kamen war der Hl. Macharius. Er starb dort an der Pest, sodass hier ein Kult um seine Person entstand. Er wurde Pest- und Parochieheiliger und gab seinen Namen an die Parochiekirche der Gegend. Die meisten heute noch bestehenden Gebäude(teile) stammen aus dem 10. bis 12. Jahrhundert.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich gen Osten der Abtei das Sankt Bavodorf, mit einer eigenen Parochiekirche und einem Hospital. Bekannte und wichtige Persönlichkeiten besuchten die Abtei und John of Gaunt, 1. Duke of Lancaster, vierter Sohn des englischen Königs Eduard II. wurde 1340 sogar hier geboren.

Der Niedergang

Abt Lucas Munich reformierte die reguläre Benediktinerabtei 1536-1537 zu einem säkularen Kapitel von Kanonikern, unter Leitung eines Propstes mit Mitra. Am 31. Juli 1537 legten die Mänche ihren Habit ab und hießen die Kapitelstatuten gut, wodurch sie nicht länger an das Armutsgelöbnis gebunden waren und andere Vorteile erhielten. Sie waren jedoch verpflichtet den Chorgebeten beizuwohnen.

1540 gab Kaiser Karl V. den Befehl, große Teile der Abtei unter anderem die eindruckerweckende romanische Abteikirche, das Sankt Bavodorf und die Parochiekirche zu schleifen. Diese Schleifung war eine der Bedingungen, aufgenommen in der Concessio Carolina. Anstelle der Abtei wurde eine Zwingburg errichtet, das Spaniardenkastell. Das Kapitel musste gegen seinen Willen und trotz inständigen Flehens in die damalige Sankt Janskirche umziehen, die dementsprechend erst zur Sankt Bavokirche und später zur Kathedrale wurde.

Galerie

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Sint-Baafsabdij – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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