Schlachten von Latrun

Schlachten von Latrun

Als Schlachten um Latrun bezeichnet man mehrere Gefechte zwischen den israelischen Streitkräften und der jordanischen Arabischen Legion sowie palästinensischen Milizen im Palästinakrieg. Die Kampfhandlungen dauerten mit mehreren Unterbrechungen vom 25. Mai bis zum 18. Juli 1948 an. Die israelischen Truppen versuchten dabei die strategisch bedeutende Stellung um Latrun, welche die Straße zwischen Tel Aviv und Jerusalem kontrollierte, einzunehmen. Sie scheiterten dabei am Widerstand der arabischen Legion.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Tegart-Polizeifort Latrun, heute Teil des Museums der israelischen Panzertruppe, Aufnahme von 2005
Hauptartikel: Palästinakrieg

Seit November 1947 herrschte nach der UN-Teilungsresolution 181 Bürgerkrieg im Mandatsgebiet Palästina zwischen der jüdischen Gemeinde und arabischen Milizen mit Unterstützung der arabischen Staaten. Nach dem vollständigen Rückzug der britischen Truppen im Mai 1948 intervenierten mehrere arabische Staaten mit regulären Militäreinheiten.

Dabei nahm die arabische Legion Ostjerusalem mitsamt des dort vorhandenen jüdischen Wohnviertels ein. Latrun war dabei von strategischem Interesse. Von dem Tegart-Fort bei Latrun und den umliegenden Dörfern konnte man die Straße von Tel-Aviv nach Jerusalem kontrollieren. Ebenso die Straße von Ramallah nach Majdal.[1]

Der Oberkommandierende der Legion Glubb Pascha fürchtete eine Verstärkung der israelischen Truppen in Westjerusalem. Infolgedessen plante er eine Blockade der Straßenverbindung. Das Fort bei Latrun war im April 1948 von britischen Truppen geräumt worden und seitdem von palästinensischen Milizen und kleinen Einheiten der Arabischen Befreiungsarmee besetzt. Am 17. Mai entschloss sich der Kommandierende des 4. Regiment der Legion Habas al-Majali mit seinen Truppen die Stellungen bei Latrun zu sichern. Tags darauf blockierte das Regiment die Straße nach Jerusalem und schnitt somit das israelisch gehaltene Westjerusalem vom Nachschub ab. Am 24. Mai verstärkte Glubb die Stellungen noch mit dem 2. Regiment der Legion unter Major Geoffrey Lockett[1][2]

Erste Schlacht von Latrun

Operation Bin Nun

Der israelische Premierminister David Ben Gurion fürchtete den Fall Westjerusalems und eine Schwächung der israelischen Moral durch die Belagerung der Stadt. Infolgedessen befahl er eine schnellstmögliche Einnahme der Stellungen bei Latrun und einen Vorstoß gegen Jerusalem. Der Chef der Operationen des israelischen Generalstabs Jigael Jadin befürchtete dass keine ausreichenden Kräfte zur Verfügung stünden und verlangte infolgedessen eine Verschiebung des Angrifftermins. Dies wurde von Ben Gurion abgelehnt.[1]

Die jordanischen Streitkräfte verfügten am 24. Mai über rund 2.300 reguläre Soldaten der Legion, rund 800 palästinensische Milizionäre, 35 Panzerwagen, 16 Mörser und mehr als zwanzig Geschütze verschiedenen Kalibers. Die israelischen Truppen waren erst kürzlich aus Immigranten aufgestellt worden, Munition war knapp und in manchen Einheiten fehlten sogar Feldflaschen. Der israelische Militärnachrichtendienst war über die Aufstellung der Legionstruppen nicht informiert und ging davon aus dass Latrun nur von Milizen gehalten würde.[1]

Infolgedessen stellte die israelische Armee drei Bataillone, davon eines in Reserve und noch nicht ganz aufgestellt mit 2 65mm-Geschützen und vier Davidkamörsern für den Angriff ab. Das Bataillon 32 sollte dabei direkt auf Latrun vorgehen während das Bataillon 72 die Hügel südlich von Latrun einnehmen sollte. Geplant war ein Nachtangriff, allerdings setzten sich die Truppen vier bis sechs Stunden zu spät in Bewegung. Infolgedessen erfolgte der Angriff bei Tageslicht und die Truppen waren dem jordanischen Artilleriefeuer voll ausgesetzt.[1]

Der Angriff scheiterte mit 72 Toten, 120 Verwundeten und 6 Kriegsgefangenen auf israelischer Seite.[1]

Operation Bin Nun Bet

Der Nahrungs- und Wassermangel in Jerusalem nahm zu. Außerdem beriet die UN über einen vierwöchigen Waffenstillstand. Infolgedessen fürchtete Ben Gurion dass Jerusalem ausgehungert werden könnte und befahl ein zweite Offensive. Dieses Mal stellten die Israelis wiederum drei Bataillone, eines davon in Reserve ab und führten einen Nachtangriff am 30. Mai 1948 durch. Den Israelis gelang es mit Pioniertruppen eine Bresche in die Außenwand des Forts zu sprengen sowie das Kloster bei Latrun zu erobern. Die Israelis konnten aber keine tragfähigen Stellungen während der Nacht einnehmen. Aufgrund der Befürchtung eines jordanischen Gegenangriffs bei Tageslicht zogen sie sich zurück. Diese Operation kostete die israelischen Kräfte 42 Tote und rund 80 Verwundete.[3]

Operation Yoram

Ben Gurion befahl eine zweite Offensive zur Öffnung der Straße. Diesmal wurden erfahrene Truppen der Yiftah (3. Bataillon) und Harel-Brigade (5. Bataillon) bereitgestellt. Ein weiteres Bataillon sollte durch Scheinangriffe von den Intentionen der Israelis ablenken. Wieder war ein Nachtangriff, diesmal am 8./9. Juni 1948 geplant. Dabei sollten das 3. und das 5. Bataillon zwei Hügel südlich von Latrun besetzen. Beide Ziele wurden verfehlt. Das 5. Bataillon verlor 16 Tote und 29 Verwundete als es vom Feuer der Legion zurückgetrieben wurde. Das 3. Bataillon verlor Sicht- sowie Funkkontakt mit dem 5. Bataillon und griff infolgedessen in die Kämpfe nicht ein. Am 9. Juni um 05.30 Uhr zogen sich die israelischen Truppen zurück. Die Legion hatte mehrere dutzende Gefallene zu beklagen.[4]

Am 11. Juni beendete ein von der UN durchgesetzter Waffenstillstand die Kampfhandlungen bis auf weiteres.[5] Am 28. Mai war es israelischen Spähtrupps gelungen eine alternative Route von Tel Aviv nach Jerusalem auszukundschaften. Diese wurde von Pionieren für den zivilen Verkehr und den Wassertransport per Pipeline ausgebaut und war am 10. Juni 1948 einsatzbereit. Diese sogenannte Burma Road stellte für den Rest des Krieges die Versorgung Westjerusalems sicher.[6]

Zweite Schlacht von Latrun

Nach dem Ende des Waffenstillstands vertrieben israelische Streitkräfte die verbliebenen arabischen Milizen aus dem Raum Lydda-Ramla und konnten somit die Stellungen der Legion bei Latrun von Norden wie von Süden bedrohen. Glubb verstärkte seine Truppen bei Latrun um ein weiteres Bataillon. Auch diese Verstärkung entging der israelischen Militäraufklärung. In der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 1948 startete die israelische Armee einen erneuten Angriff auf Latrun im Rahmen der Operation Dani. Dabei sollten Truppen der Harel-Brigade von Südosten und Truppen der Yiftah-Brigade von Nordwesten eine Einkesselung der Stellungen durchführen. In schweren dreitägigen Gefechten konnten die Israelis den Ring bis auf drei Kilometer schließen, scheiterten aber am jordanischen Widerstand. Am 18. Juli scheiterte ein letzter Panzerangriff mit zwei Cromwellpanzern an jordanischer Artillerie und Kommunikationsproblemen. Am selben Tag trat der zweite Waffenstillstand in Kraft und beendete damit die Kämpfe um Latrun.[7][8]

Folgen

Das strategisch wichtige Gebiet um Latrun blieb bis zum Sechstagekrieg in jordanischem Besitz und diente der Sicherung der jordanischen Position auf der West Bank, deren Besetzung das hauptsächliche Kriegsziel der jordanischen Regierung war. Ben Gurion geriet durch seine Befehle stark in die Kritik, da die Angriffe durch die Burma Road sinnlos gewesen seien und schlecht ausgerüstete und mangelhaft ausgebildete Truppen geopfert hätten.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War; New Haven, 2008; S. 220 - 224
  2. Kenneth Pollack: Arabs at War, Lincoln, 2004; S. 276-278
  3. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War; New Haven, 2008; S. 224 - 229
  4. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War; New Haven, 2008; S. 229 - 231
  5. Kenneth Pollack: Arabs at War, Lincoln, 2004; S. 276-278
  6. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War; New Haven, 2008; S. 229 - 231
  7. Kenneth Pollack: Arabs at War, Lincoln, 2004; S. 276-278
  8. Benny Morris: 1948 – A History of the First Arab-Israeli War; New Haven, 2008; S. 293 - 295

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