Schmach von Tirana

Schmach von Tirana

Als die Schmach von Tirana ging das Qualifikationsspiel der Deutschen Fußballnationalmannschaft für die Fußball-Europameisterschaft 1968 in Italien in die deutsche Fußballgeschichte ein.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die Bundesrepublik Deutschland nahm erstmals an einer Qualifikation für eine Fußball-Europameisterschaft teil, die 1968 in Italien stattfand. Als Gruppengegner in der Qualifikationsgruppe 4 wurden ihr Albanien und Jugoslawien zugelost. Es war die einzige Gruppe mit drei Teams. Die nur drittklassigen Albaner galten als krasser Außenseiter, während Deutschland, unter anderem mit Günter Netzer im Aufgebot, leicht favorisiert in die Gruppenphase ging. Erwartungsgemäß entwickelte sich ein Zweikampf zwischen Deutschland und dem spielstarken Jugoslawien. Die Jugoslawen konnten beide Partien gegen ihr Nachbarland Albanien gewinnen und das Hinspiel gegen Deutschland, im Rückspiel unterlagen sie. Für die deutsche Mannschaft wurde das letzte Spiel gegen Albanien zur entscheidenden Partie. Es genügte ein einfacher Sieg, z. B. ein 1:0, um sich zu qualifizieren, da die Tordifferenz gegenüber Jugoslawien für Deutschland sprach. Auf dem harten Spielfeld im Stadion von Tirana gelang es der deutschen Mannschaft jedoch nicht, Albanien mit spielerischen Mittel in die Knie zu zwingen, sodass am Ende nur ein 0:0 heraussprang.[1]

Durch dieses Ergebnis verpasste Deutschland die Endrunde einer Europameisterschaft zum ersten und bisher einzigen Mal. Das 0:0 gegen Albanien wurde von der deutschen Öffentlichkeit allgemein als blamabel und vermeidbar empfunden. Es ist bislang das beste Resultat, welches die Albanische Fußballnationalmannschaft gegen eine bundesdeutsche Auswahl erzielen konnte.

Spieldaten

Paarung Albanien AlbanienBR Deutschland BR Deutschland
Ergebnis 0:0
Datum Sonntag, 17. Dezember 1967
Zuschauer 28.000
Schiedsrichter Ferdinand Marschall (Österreich)
Tore keine
Albanien Koço Dinella - Frederik Gjinali, Frederik Jorgaqi, Teodor Vaso, Ramazan Rragami, Lin Shllaku , Panajot Pano, Ali Mema, Mehdin Zhega , Josif Kazanxhi, Sabah Bizi
Trainer: Loro Boriçi[2]
BR Deutschland Horst Wolter - Bernd Patzke, Willi Schulz, Wolfgang Weber, Horst-Dieter Höttges, Wolfgang Overath, Günter Netzer, Siegfried Held, Hans Küppers, Hennes Löhr, Peter Meyer
Trainer: Helmut Schön



Kuriosität: EM-Qualifikationsspiel vom 20. November 1983

Fast 16 Jahre später am 20. November 1983 stand Deutschland in Saarbrücken wieder in einem EM-Qualifikationsspiel gegen Albanien und musste wieder im letzten Spiel gewinnen, um sich für die Finalrunde zu qualifizieren, da Nordirland als Mitkonkurrent zwei Punkte Vorsprung vor Deutschland hatte. Auch dieses Mal reichte wieder ein einfacher Sieg aufgrund der besseren deutschen Tordifferenz – angesichts des 8:0-Siegs zwei Jahre zuvor in der Qualifikation zur Weltmeisterschaft 1982 eigentlich eine Formsache. Wiederum gestaltete sich der Spielverlauf aus deutscher Sicht aber schwierig: Überraschend ging der Außenseiter Albanien durch Genc Tomorri in der 23. Spielminute nach einem Konter in Führung. Die Vorlage gab Ferid Rragami. Im direkten Gegenzug gelang Karl-Heinz Rummenigge per direkt verwandelten Freistoß jedoch der sofortige Ausgleichtreffer. Tomorri sah in der 45. Spielminute nach einer Tätlichkeit gegen Rudi Völler die Rote Karte, wonach Albanien nur noch mit zehn Mann weiterspielen konnte. Erst in der 79. Minute konnte Gerd Strack den 2:1-Siegtreffer erzielen, was gleichbedeutend mit der deutschen Qualifikation für die Endrunde 1984 in Frankreich war und eine ähnliche Pleite wie die von 1967 verhinderte.[1]

Die deutsche U-21-Nationalmannschaft war tags zuvor in der Qualifikation zur U-21-Fußball-Europameisterschaft 1984 durch ein 1:1 an Albanien gescheitert.

Aufstellungen
Deutschland: Harald Schumacher - Bernd Förster, Gerd Strack, Karl-Heinz Förster, Hans-Peter Briegel (34. Jonny Otten) - Wolfgang Dremmler, Lothar Matthäus, Norbert Meier, Pierre Littbarski (68. Herbert Waas) - Rudi Völler, Karl-Heinz Rummenigge.
Albanien: Perlat Musta - Ruci, Ferid Rragami, Omuri, Ahmetaj, Lame, Ballgjini, Vukatane (83. Ijka), Arben Minga, Fiksarko, Genc Tomorri.
Schiedsrichter: Mattsson (Finnland)

Griechenlands Schmach von Tirana

Griechenlands 1:2-Niederlage in Tirana am 4. September 2004 in der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wurde von deutschen Medien zum Teil ebenfalls zur Schmach von Tirana erklärt. Die Griechen waren zwei Monate zuvor bei der Fußball-Europameisterschaft 2004 in Portugal Europameister geworden. Die frühen Tore von Edvin Murati und Adrian Aliaj konnten die Griechen nicht mehr wettmachen. Trainer der Albaner war Hans-Peter Briegel, in den Medien oft als Intimfeind des Griechentrainers Otto Rehhagel bezeichnet. Nach dem Spiel kam es an vielen Orten in Griechenland zu Ausschreitungen, die oft gegen Albaner gerichtet waren. Auf Zakynthos wurde dabei ein Albaner erstochen.[3][4]

Weblinks/ Quellen

Einzelnachweise

  1. a b http://www.spox.com/de/sport/fussball/wm/wm2010/0809/Artikel/deutschlands-fussball-blamagen.html?s_cid=yasni
  2. Portret i lojtarit dhe trajnerit më të mirë të kombëtares Loro Boriçi, "zotëria" i futbollit shqiptar ndër vite. Abgerufen am 24. Februar 2010.
  3. RP-Online (5. September 2004): WM-Quali: Briegel-Team stürzt König Otto. Abgerufen am 28. Februar 200.
  4. netzzeitung.de (4. September 2004): Briegels Albaner verderben Rehhagels Griechen Auftakt in WM-Qualifikation. Abgerufen am 28. Februar 2010.

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