Sonja Knittel

Sonja Knittel

Sonja Knittel (* 1923[1][2] in der Schweiz) ist eine ehemalige Schweizer Opern- und Operettensängerin in der Stimmlage Sopran.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Knittel debütierte 1947 am Theater Solothurn. 1949 wurde sie an das Opernhaus Zürich verpflichtet. 1951 bis 1954 war sie als festes Ensemblemitglied an der Wiener Volksoper engagiert. Sie sang dort zahlreiche Rollen aus dem Fachbereich der Soubrette. Zu ihren Opernrollen gehörten unter anderem die Papagena in Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart, das Ännchen in Der Freischütz von Carl Maria von Weber, die Marie in Zar und Zimmermann von Albert Lortzing und die Esmeralda in Die verkaufte Braut von Bedřich Smetana. Den Schwerpunkt ihres künstlerischen Schaffens bildete jedoch schon damals die Operette.

So sang sie in Wien unter anderem die Briefchristl in Der Vogelhändler von Carl Zeller, die Molly in Der arme Jonathan von Carl Millöcker, die Arsena in Der Zigeunerbaron von Johann Strauß, die Valencienne in Die lustige Witwe, die Anita in Giuditta und die Juliette Vermont in Der Graf von Luxemburg in den Operetten von Franz Lehár.[3]

1954 wirkte Knittel in dem österreichischen Spielfilm Das Licht der Liebe mit.[4]

1954 wechselte Knittel an das Opernhaus Nürnberg, dessen Mitglied sie bis zu ihrem Bühnenabschied 1985 blieb. Dort vollzog sie den Fachwechsel von der Soubrette zur Operettendiva. Während ihres Engagements in Nürnberg trat Knittel in rund 60 verschiedenen Fachpartien aus Operette, Musical und Oper auf. In Nürnberg sang sie 1954 die Eurydike in Orpheus in der Unterwelt von Jacques Offenbach. 1955 übernahm sie am Stadttheater Fürth die Helena in Polenblut von Oskar Nedbal. 1955 wirkte sie in Nürnberg in der Uraufführung der Operette Das Bad auf der Tenne von Friedrich Schröder mit. 1961 sang sie ebenfalls in Nürnberg in der deutschen Erstaufführung des Musicals Lost in the Stars von Kurt Weill. Unter der Regie von Kurt Leo Sourisseaux gehörte sie 1962 zur Premierenbesetzung der beiden Einakter Die schöne Galathee von Franz von Suppé und Der Wunderdoktor von Georges Bizet. Die erfolgreiche Produktion blieb mehrere Spielzeiten im Programm.[5]

In ihrer Nürnberger Zeit wurde Knittel zur unangefochtenen Operettendiva am Opernhaus Nürnberg. Knittel sang in Nürnberg nahezu alle großen Operettenrollen, unter anderem Hanna Glawari in Die lustige Witwe, Angèle Didier in Der Graf von Luxemburg, Laura in Der Bettelstudent, Kurfürstin Marie in Der Vogelhändler, Sylva Varescu in Die Csárdásfürstin, die Rößl-Wirtin Josepha Vogelhuber in dem Singspiel Im weißen Rößl sowie die Titelrollen in den historischen Operetten Madame Pompadour und Die Dubarry. Außerdem übernahm sie in Nürnberg die Titelrollen in den Operetten Die gold’ne Meisterin und Gräfin Mariza. Ab Ende der 1970er Jahre gehörte die Iduna in der Musikalischen Komödie Feuerwerk von Paul Burkhard zu ihren Glanzrollen. Mit dieser Rolle feierte sie 1979 ihr 25-jähriges Bühnenjubiläum am Opernhaus Nürnberg.

In Opernrollen wurde Knittel in Nürnberg nur relativ selten eingesetzt. 1973 sang sie die Drusilla in Die Krönung der Poppea von Claudio Monteverdi.[6] Die Kritik bescheinigte Knittel in dieser Rolle eine Größe, die den anderen Figuren der Oper weitgehend fehlte.[7] 1981 erwies sich Knittel in kleinen Rollen auch als Interpretin der Modernen Musik. Sie sang die Hausfrau in Baal von Friedrich Cerha und eine der drei Huren in Wir erreichen den Fluß von Hans Werner Henze.

Im März 1985 gab Knittel mit der Titelrolle in der Operette Gräfin Mariza von Emmerich Kálmán ihre Abschiedsvorstellung am Nürnberger Opernhaus. 1987 wurde sie zum Ehrenmitglied des Hauses ernannt. Anlässlich der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft trat Knittel im Januar 1987 nochmals als Kurfürstin Marie in der Operette Der Vogelhändler auf.

In den letzten Jahren verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Knittel. Es wurden bei ihr Anzeichen der Alzheimer-Krankheit und von Demenz festgestellt. Mittlerweile lebt Knittel zurückgezogen in einem Altenheim in Fürth.[8]

Tondokumente

Für den Rundfunk unternahm Sonja Knittel ebenfalls zahlreiche Ausflüge in das Genre der Operette. So wirkte sie 1954 gemeinsam mit Fred Liewehr für den ORF in der Rolle der Angele Didier in einer Gesamtaufnahme der Operette Der Graf von Luxemburg mit.[9] Beim Bayerischen Rundfunk sang sie 1964 die Helene in einer Produktion des Singspiels Sissy von Fritz Kreisler.

Als Partnerin von Heinz Hoppe sang sie häufig gemeinsam Operetten-Duette für die Schallplattengesellschaften Polydor und Telefunken.

Das durch Rundfunkaufnahmen und Schallplatten überlieferte musikalische Werk von Sonja Knittel wurde in den letzten Jahren teilweise auch auf CD wiederveröffentlicht.

Literatur

  • Karl J. Kutsch, Leo Riemens: Großes Sängerlexikon. Dritte, erweiterte Auflage. K. G. Saur, München 1999. Band 3: Hirata-Möwes, S. 1845.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sonja Knittel in: Bayerisches Musikerlexikon Online
  2. Kutsch/Riemens, a.a.O., geben 1923 als Geburtsjahr an. Ebenso das Bayerische Musikerlexikon Online unter Berufung auf Kutsch/Riemens. In einem Zeitungsbericht von 2009 wird ihr Alter mit 81 Jahren angegeben. Ein Leserbrief nennt 83 Jahre. Ein verifiziertes Geburtsdatum ist bis jetzt nicht bekannt geworden.
  3. Chronik der Wiener Staatsoper 1945-1995, S. 455. Verlag Anton Schroll & Co., Wien und München 1995.
  4. Das Licht der Liebe Eintrag im Film Archiv Austria
  5. Die schöne Galathee.Der Wunderdoktor in: Die ZEIT vom 10. Januar 1964
  6. Neue Zeitschrift für Musik, Band 134, 1973 Auszüge online verfügbar bei Google Books
  7. Neue Zeitschrift für Musik, Band 134, 1973 Auszüge online verfügbar bei Google Books
  8. Pflege-Skandal um Nürnbergs letzte Operetten-Diva (81)! Abendzeitung Nürnberg vom 24. August 2009
  9. Der Graf von Luxemburg Homepage des Österreichischen Rundfunks

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