Sprachen Ruandas

Sprachen Ruandas
Lage Ruandas

Die offiellen Sprachen Ruandas sind Kinyarwanda, Französisch und Englisch. Daneben wird vielfach auch Kisuaheli als Sprache des Handels gesprochen.

Artikel 5 der Verfassung von Ruanda von 2003 legt fest: „Die nationale Sprache (Ruandas) ist Kinyarwanda. Amtssprachen sind das Französische und das Englische“.[1]

Ruanda ist eines der wenigen Länder Afrikas, in denen sich nahezu die gesamte Bevölkerung - mit der Bantusprache Kinyarwanda - eine gemeinsame Muttersprache teilt. Obwohl die moderne Geschichte Ruandas von ethnischen Spannungen zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und der Tutsi geprägt ist, teilen sie sich diese gemeinsame Sprache. Dies gilt auch für die Gruppe der Twa, eine kleinwüchsige ethnische Minderheit im Land. Dennoch ist die Sprachenfrage ein Politikum.

Seit dem Ende der deutschen Kolonialherrschaft in Ruanda 1914 ist Französisch, die Sprache der neuen, belgischen Kolonialherren, neben dem einheimischen Kinyarwanda Amtssprache Ruandas. Auch nach der Unabhängigkeit Ruandas 1964 blieb Französisch Amtssprache, mit bedeutenden Auswirkungen z.B. auf das Bildungssystem (s.u.). Seit 2009 erfolgte eine Umstellung auf das Englische, die im Verlauf des Jahres 2010 formal zum Abschluss kam.

Hintergründe des Sprachwechsels

Hintergrund dieser Umstellung ist der erwähnte Konflikt zwischen den Bevölkerungsgruppen der Hutu und der Tutsi, der seit den 60er Jahren in verschiedene Massaker, Vertreibungen und schließlich den Völkermord in Ruanda von 1994 mündete. In mehreren Wellen waren seit den 60er Jahren Tutsi vor allem in das benachbarte (englischsprachige) Uganda oder Tansania geflüchtet, so dass Anfang der 1990er Jahre insgesamt etwa 600.000 Tutsi als Flüchtlinge im Ausland lebten.[2] Der Völkermord an den Tutsi von 1994 wurde durch die Invasion einer Guerillaarmee unter Führung von Paul Kagame beendet, die aus nach Uganda geflüchteten Tutsi bestand. Die Tutsi, die nun nach Ruanda zurückkehrten und die Macht übernahmen, hatten wie der seitherige Präsident Kagame, zumeist den größten Teil ihres Lebens im englischsprachigen Uganda verbracht oder waren sogar dort geboren. Damit gab es seit 1994 eine Machtelite in Ruanda, die überwiegend die französische Amtssprache des Landes nicht verstand und teilweise auch schlecht Kinyarwanda sprach. Gleichzeitig war das Verhältnis zu Frankreich stark belastet, da die neuen Herren Frankreich eine Mitschuld am Völkermord gaben.[3] Zur offiziellen Begründung gehörte allerdings auch, dass sich Ruanda zunehmend an den englischsprachigen Nachbarländern orientierte und 2007 auch der Ostafrikanischen Union beitrat.

Bedeutung der Amtssprachen

Die Frage der Amtssprache hat erhebliche praktische Auswirkungen. Im Frühjahr 2009 wurde die Amtssprache in den Ministerien und Behörden von Französisch auf Englisch umgestellt, was bedeutet, dass alle offiziellen Dokumente seither auf Englisch abgefasst werden müssen. 2010 wurde auch die Schulsprache von Französisch auf Englisch umgestellt.Kinyarwanda war und ist nur die Unterrichtssprache für die ersten drei Grundschuljahre in Ruanda. Ab der vierten Klasse und für sämtliche weiterführenden Schulen ist nun Englisch Unterrichts- und Prüfungssprache. Da nicht genügend Lehrpersonal vorhanden ist, die ausreichende Englischkenntnisse besaßen, wurden dafür auch Lehrer aus dem benachbarten Uganda oder Tansania angeworben. Da es sogar einen Mangel an englischsprachigen Unterrichtswerken gibt, gilt von 2010 bis 2013 eine dreijährige Übergangszeit, in der Französisch und Englisch an den Schulen und Universitäten nebeneinander bestehen und Schüler sich entscheiden können, in welcher der beiden Sprachen sie ihre Prüfungen ablegen möchten.[4]

Quellen

  1. „La langue nationale est le kinyarwanda. Les langues officielles sont le kinyarwanda, le français et l'anglais“, französische Übersetzung auf [1]
  2. Zur Zahl der Tutsi-Flüchtlinge Anfang der 1990er Jahre siehe Steering Committee of the Joint Evaluation of Emergency Assistance to Rwanda: The International Response to Conflict and Genocide: Lessons from the Rwanda Experience. Darin besonders Tor Sellström and Lennart Wohlgemuth: Study 1: Historical Perspective: Some Explanatory Factors, hier Kapitel 3 (englisch, Aufruf am 18. Dezember 2007, 23:30 Uhr). (Diese Literaturangabe ist übernommen aus Völkermord in Ruanda
  3. Matt Brown: France faces accusations over Rwanda massacre, in TheNational, 26. August 2008, Abruf am 22. September 2008, 8:20 Uhr
  4. dradio.de

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