St.-Simeon-Kirche (Berlin)

St.-Simeon-Kirche (Berlin)
St.-Simeon-Kirche Straßenansicht
St.-Simeon-Kirche Anbau mit Treppenhaus
St.-Simeon-Kirche Portal

Die St.-Simeon-Kirche ist ein neogotischer Backsteinkirchenbau, eingebaut in die geschlossene Straßenfront in der Wassertorstraße in Berlin-Kreuzberg. Sie entstand von 1893 bis 1897 nach Entwürfen des Königlichen Baurats Franz Schwechten. Am 8. Dezember 1897 wurde die Kirche eingeweiht. Die Kirche in historisiertem gotischen Stil steht unter Denkmalschutz.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Heute ist die Kirchengemeinde St. Simeon eine Gemeinde im Kirchenkreis Stadtmitte des Sprengels Berlin in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Sie geht zurück auf die St.-Petri-Gemeinde in Cölln, der Schwesterstadt Berlins. Von dieser wurde in der Cöllnischen Vorstadt 1694 eine Gemeinde abgetrennt, die seit 1802 den Namen Luisenstadt-Gemeinde trägt. Wiederum von dieser zweigte sich 1845 die Neue-Luisenstadt-Gemeinde (St.-Jacobi-Gemeinde hieß sie erst später) für die 13.000 Mitglieder ab, die auf der Stadterweiterung Köpenicker Feld wohnten. Nachdem die Mitgliederzahl der St.-Jacobi-Gemeinde 1868 auf über 60.000 angewachsen war, spaltete sich die St.-Simeon-Gemeinde ab. Ein erster Plan, für die St.-Simeon-Gemeinde am Luisenstädtischen Kanal eine Kirche als Brückenbauwerk zu errichten, ließ sich nicht verwirklichen. Am 31. Oktober 1893 erfolgte an der Wassertorstraße 21a die Grundsteinlegung für die neue Kirche. Am 8. Dezember 1897 wurde sie eingeweiht. Eine 1869 als Notkirche erbaute Kapelle wurde auf den rückwärtigen Teil des Grundstückes versetzt, um Platz für den Neubau zu schaffen. Die Baukosten betrugen 515.000 Goldmark (davon 90.000 für das Gemeindehaus). Benannt wurde die Kirche nach Simeon, der laut Lukas-Evangelium mit seinen Augen den künftigen Heiland gesehen hat. Am 3. Februar 1945 wurde die Kirche zerstört. Die Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges gaben Anlass, sich auch strukturell mit den Kirchen auseinanderzusetzen. Die Kirche wurde nun nicht mehr als reine Gottesdienststätte betrachtet, sondern als Gemeindezentrum, das auch die sozialen Aufgaben der Gemeinde erfüllen kann. Dies hatte bauliche Konsequenzen, weil es nun nicht mehr allein um die Wiederherstellung der historischen Details ging. Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg kam nur schrittweise voran, sodass die Kirche erst am 26. Februar 1961 von Bischof Otto Dibelius wieder eingeweiht wurde.

Gebäude

Schwechten wählte für den Backsteinbau gotische Formen. Der Rückgriff auf den historischen Stil stützt sich auf das „Eisenacher Regulativ“ von 1861. Diese „Ausplünderung der Baugeschichte“, ebenso wie die bereitwillige Umsetzung des architektonischen Geschmacks von Wilhelms II., wurde aber bereits von Zeitgenossen heftig angegriffen. Diese Kritik traf auch Schwechten. Seine Industriebauten galten dagegen als richtungweisend.

In der Straßenfluchtlinie liegt ein viergeschossiges Gebäude, das als Eingangs- und Gemeindehaus dient. Bei der symmetrischen fünfachsigen Fassade sind die Außenachsen vorgezogen. Sie sind von Pfeilern flankiert und mit Giebeln abgeschlossen. Das Gebäude ist mit roten Rathenower Ziegeln im Klosterformat verblendet sowie mit braunen und grünen Glasursteinen. Der 76,5 m hohe quadratische Turm mit achteckigem Spitzhelm ragt unmittelbar aus dem Mittelteil an der Straßenfront auf. Rückwärtig als Querriegel schloss sich eine kreuzförmige Hallenkirche mit Querhaus und Rechteckchor an. Die Seitenschiffe waren auf Gänge reduziert. Das erste Langhausjoch und die Querhausarme hatten Emporen. Die Wände waren verputzt und bemalt. Die gliedernden Teile waren in roten Ziegeln ausgeführt, die Säulen und die Kapitelle aus Sandstein. Bei der Holzdecke waren die Binder und die Sparren zu sehen. Die Nordseite des Kirchenschiffes zierte ein großes Rosettenfenster.

Das Glockengeschoss des Turmaufbaues besteht aus großen offenen Maßwerkarkaden. Darüber befindet sich die Uhr.

Das Portal ist mit zwei überlebensgroßen Sandsteinfiguren – Simeon und Hannah – geschmückt. Der Wiederaufbau der Kirche erfolgte in mehreren Abschnitten, zunächst unter der Leitung von Oberbaurat Jorcke und Oberbaurat Berndt, dann unter Architekt Willy Rossa. Das mächtige Kirchenschiff wurde in Höhe der Empore waagerecht geteilt, um im Erdgeschoss Gemeinderäume in Größe der Kirche zu gewinnen. An Stelle des Altarraums wurde ein Anbau mit Treppenhaus errichtet, um in das Obergeschoss zu gelangen, wo sich der Kirchraum befindet. Der Altarraum liegt jetzt an der Turmseite. Die Turmspitze wurde in vereinfachter Form erneuert. 1956 erhielt der Turm wieder sein vergoldetes Kreuz. Das vordere Gemeindehaus war ein Jahr später wieder hergestellt. Zwischen 1981 und 1984 wurden Front und Turm saniert.

Literatur

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Berlin. München/Berlin 2006.

Weblinks

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