St. Annenkapelle (Wallesweilerhof)

St. Annenkapelle (Wallesweilerhof)

Die St. Annenkapelle steht auf dem Wallesweilerhof zwischen den St. Wendeler Stadtteilen Bliesen und Winterbach im nördlichen Saarland. Die heutige St. Annenkapelle ist die dritte Kapelle, die auf dem Wallesweilerhof errichtet wurde. Die Verehrung der hl. St. Anna hat in der Region eine jahrhundertealte Tradition. Die Kapelle befindet sich im Privatbesitz einer Erbengemeinschaft.

St. Annenkapelle auf dem Wallesweilerhof

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Wallesweilerhof gehörte zur Abtei Tholey, bis diese am 7. Juli 1794 aufgehoben wurde. Bereits für das Jahr 1345 ist die Existenz einer Kapelle durch ein Benefizium belegt, das der Abt von Tholey verliehen hatte. Im Dreißigjährigen Krieg wurde der Wallesweilerhof zerstört. Der Überlieferung nach soll diese Kapelle bereits der hl. St. Anna gewidmet gewesen sein.[1]

Die seinerzeitige Kapelle dürfte bereits Anfang des 16. Jahrhunderts nicht mehr existiert haben. Denn für das Jahr 1508 ist die Existenz einer weiteren St. Annenkapelle belegt, die sich ca. 500 m vom Wallesweilerhof entfernt – auf dem Gelände des heutigen Wendelinusparks - befand und zur Pfarrei St. Wendel gehörte. Diese Kapelle wurde gegen Ende des 18. Jahrhunderts abgerissen. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass in einer derart geringen Entfernung zwei Kapellen existiert haben sollen.[2]

Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Wallesweilerhof wieder besiedelt. Am 29. November 1848 verfügte ein Bewohner des Wallesweilerhofes notariell unter anderem, dass seinem Sohn die von ihm erbaute Kapelle gehören solle. In den Urhandrissen von 1843 und der Folgezeit ist jedoch die Existenz einer Kapelle auf dem Wallesweilerhof nicht verzeichnet. Das Gebäude wurde hiernach noch 1877 als Stall genutzt[3].

Im Jahre 1894 erklärten fünf Bewohner des Wallesweilerhofes vor dem königlichen Amtsgericht zu St. Wendel, dass sie die Eigentümer der Kapelle seien. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, dass der Pfarrer von Alsweiler, zu dessen Pfarrei der Wallesweilerhof damals gehörte, gegenüber dem Amtsgericht erklärte, dass die Kapelle zu gottesdienstlichen Zwecken nicht gebraucht werde und auch in das Eigentum der Kirchengemeinde nicht passe.[4]

Diese Kapelle wurde 1960 wegen Baufälligkeit abgerissen. An gleicher Stelle wurde von den Bewohnern des Wallesweilerhofes die neue, heutige St. Annenkapelle erbaut. Am 9. Juli 1961 wurde die neue Kapelle unter großer Anteilnahme der Bevölkerung von dem Dechant der Pfarrei St. Wendelin, Pastor Schwinden, eingesegnet[5].

Wissenswertes

Die St. Annenkapelle steht seit 1934 unter Denkmalschutz und wird auf der "Liste der saarländischen Denkmäler" als Einzeldenkmal geführt. In diesem Zusammenhang sind insbesondere die Figuren der hl. St. Anna, des hl. Sebastianus, das Steinrelief der hl. Mutter Gottes als Trösterin der Betrübten sowie die Glocke (um 1500) zu erwähnen. Alter und Herkunft der Figuren und des Steinreliefs sind nicht bekannt. Die Glocke stammt vermutlich aus der ehemaligen St. Annenkapelle, die bis Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Gelände des heutigen Wendelinusparks stand.[6]

Tür und Fenster sind in Rundbögen ausgeführt. Je zwei der insgesamt vier bleiverglasten Fenster wurden von den damaligen Zivilgemeinden Bliesen und Winterbach gestiftet. In der Kapelle befinden sich rechts neben der Eingangstür 16 kleine Holzkreuze mit den Namen der Bewohner des Wallesweilerhofes, die in den beiden Weltkriegen gefallen oder durch Kriegseinwirkungen ums Leben gekommen sind.

Die St. Annenkapelle liegt an dem traditionellen Wendelinus-Pilgerweg sowie an dem am 22. Oktober 2010 neu eröffneten Jakobs-Pilgerweg. Beide Pilgerwege verlaufen zwischen St. Wendel und Tholey auf gleicher Route. Von der Wendalinusbasilika in St. Wendel kommend ist die St. Annenkapelle in der Regel die erste Station der Pilger auf dem Weg nach Tholey.

Die Kapelle ist ganztägig geöffnet. Jährlich finden anlässlich des Patronatstages der hl. St. Anna ein katholischer Gottesdienst sowie drei Andachten (Kreuzweg-, Mai- und Rosenkranzandacht) in der Kapelle statt.

Einzelnachweise

  1. Bliesen - Ein Dorf und seine Geschichte, Hans-Josef Wagner 1984
  2. St. Anna - die Geschichte einer Kapelle, Museum St. Wendel 1993
  3. Urhandriss von 1843, Katasteramt St. Wendel
  4. Grundbuchunterlagen von 1894, Grundbuchamt Saarbrücken
  5. Saarbrücker Zeitung Ausgabe St. Wendel Juli 1961
  6. Stadt und Land des hl. Wendalin, Nikolaus Obertreis 1927

Weblinks

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