St. Mang (Kempten)

St. Mang (Kempten)
St.-Mang-Kirche in Kempten
Links die Kanzel, in der Mitte der Altar

Die St.-Mang-Kirche in Kempten ist ein evangelisches, gotisches Gotteshaus. Es ist die älteste noch stehende Kirche in der Stadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das heutige nach dem Sankt Galler Mönch Magnus benannte Gebäude wurde im Jahr 1426 als Ersatz für die romanische Kirche aus dem 8. Jahrhundert gebaut,[1] erst 1428 wurde der Chor fertig gestellt.[2] Im Jahr 1525/27 wurde die Kirche evangelisch-lutherisch. Sixt Rummel war daraufhin der Erste evangelische Pfarrer in der St. Mang-Kirche. Sein Buchbestand ist bis heute erhalten. Nach seinem Tod wurde die Kirche im Jahr 1533 evangelisch reformiert. Von 1553 bis 1561 wirkte Primož Trubar in der Kirche. Er war der Erfinder der dortigen Kirchenordnung, die bis in das Jahr 1806 gültig war. Im Jahr 1608 kam eine Kanzel hinzu, daraufhin wurde die Kirche im Jahr 1767 in barockem Stil umgebaut. Der Chorraum blieb jedoch gotisch. 1866 erhielt das Gebäude erstmals farbige Fenster nach August von Kreling verbaut. Der im Jahr 1894 in Chicago ausgestellte Schnitzaltar stammt aus dem Jahr 1893 und wurde in einer Memminger Werkstatt geschnitzt. Im Jahr 2007 erhielt der Innenraum eine Renovierung. Gleichzeitig schuf man ein Loch in den Fundamenten, durch das man die Bodenfliesen von 1426 sehen kann.[3]

Beschreibung

Die Kirche befindet sich unmittelbar beim Kemptener Rathausplatz.

Chor

Im Innenraum befindet sich ein gotisches Rippengewölbe. Der aus Holz geschnitzte Altar wurde 1890 von dem Memminger Kunstschnitzer Leonhard Vogt gefertigt.[4] Er gewann bei der Weltausstellung in Chicago die Goldmedaille für dieses Werk. Die barocke Kanzel stammt aus dem Jahr 1608. Die bunten Glasfenster wurden 1866 bis 1869 hergestellt. Auf den Ostfenstern werden Geburt, Leben und Auferstehung von Jesus Christus dargestellt, auf der westlichen Seite werden die vier Evangelisten und die Auferweckung der Tochter des Jaïrus gezeigt.

Turm

Die Kirche um 1628

Der Kirchturm ist 66 Meter hoch und leicht schief.[1] Der Turm hat 153 Stufen, die in ein Turmstübchen führen. In diesem wohnte ein Schuster, der als Türmer diente. Im Süden kann man auf die Burghalde, im Osten auf das Cambodunum, im Westen auf die St.-Lorenz-Kirche und im Norden auf das Rathaus blicken. Ebenfalls im Turm befinden sich zwei Glocken; die aus dem Jahr 1374 stammende, 56 Zentner schwere Salveglocke und die aus dem Jahr 1383 stammende Kindsglocke. Diese wurde 1363 als Kanone bei einer Erstürmung der Burghalde erbeutet und eingegossen.

Pfarrhaus

Direkt an der Stadtmauer befindet sich nördlich ein Pfarrhaus. Dieses ist durch einen Gang vom Obergeschoss mit der Kirche verbunden und wurde 1329 erbaut. In diesem Haus verbrachte Carl von Linde seine Jugend.

Orgeln

Die Hauptorgel stammt aus 1987 von der Kaufbeurer Orgelbauwerkstatt Schmid und verfügt über 51 Register auf fünf Manualen und Pedal und ist eine der größten Orgeln des Allgäus. Hinter der Hauptorgel steht die Chororgel desselben Orgelbauers aus dem Jahr 1972. Im Jahr 2000 kam noch eine Truhenorgel dazu. Die Hauptorgel hat folgende Disposition:[5]

I Rückpositiv C–g3

1. Holzgedackt 8′
2. Prästant 4′
3. Rohrquintade 4′
4. Kleinpommer 2′
5. Sesquialter II 22/3
6. Quinte 11/3
7. Scharff III 1′
8. Krummhorn 8′
Tremulant


II Hauptwerk C–g3
9. Gedackt 16′
10. Prinzipal 8′
11. Spitzflöte 8′
12. Oktav 4′
13. Koppelflöte 4′
14. Quinte 22/3
15. Oktav 2′
16. Mixtur V 11/3
17. Trompete 8′
III Schwellwerk C–g3
18. Bordun 16′
19. Prinzipal 8′
20. Holzflöte 8′
21. Gamba 8′
22. Schwebung 8′
23. Oktav 4′
24. Schweizerpfeife 4′
25. Nasat 22/3
26. Blockflöte 2′
27. Terz 13/5
28. Septime 11/7
29. Oktav 1′
30. Pleinjeu IV 2′
31. Fagott 16′
32. Trompette harmon. 8′
33. Clairon 4′
Tremulant
IV Brustschwellwerk C–g3
34. Rohrflöte 8′
35. Salicional 8′
36. Flöte 4′
37. Prinzipal 2′
38. Sifflöte 1′
39. Cymbel III 11/2
40. Vox humana 8′
Tremulant


V Kleinpedal C–g3
41. Gedacktbaß 8′
42. Choralbaß 4′
43. Mixturbaß IV 22/3
44. Trompete 8′
45. Feldtrompete 4′
Pedal C–g1
46. Prinzipal 16′
47. Subbaß 16′
48. Quintbaß 102/3
49. Oktavbaß 8′
50. Großterz 62/5
51. Posaune 16′

St.-Mang-Platz

Auf dem Platz vor der Kirche entstand im Jahr 1905 der St.-Mang-Brunnen. Dieser im Jugendstil gehaltene Brunnen zeigt den Heiligen Magnus mit Fabeltieren. Auf dem heutigen St.-Mang-Platz befand sich nach Ausgrabungsbefunden aus dem Jahr 2003 ein mittelalterlicher Friedhof, der im Jahr 1537 unterhalb der Burghalde umgezogen ist.[6] Im Jahr 2010 wurden die Ausgrabungen wieder verdeckt und der Platz mit dem Schauraum Erasmuskapelle fertiggestellt.

Einzelnachweise

  1. a b http://www.spidertrip.de/kempten/pfarrkirche_st_mang.htm Kempten – Pfarrkirche St. Mang
  2. http://www.kirchenmusik-stmangkirche-kempten.de/kirche/innenraum.html Kirchenmusik St. Mangkirche Kirchenmusik: Innenraum-Ausstattung
  3. KHH: St. Mang Kirche (2010)
  4. Infoblatt „Meditativer Rundgang“ – St. Mangkirche Kempten
  5. Näheres zu den Orgeln von St. Mang
  6. http://www.altstadtfreunde-kempten.de/ausgrabung-am-st-mang-platz/ Ausgrabungen am St.-Mang-Platz

Weblinks

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