Ste-Madeleine (Bédoin)

Ste-Madeleine (Bédoin)
Kapelle Sainte-Madeleine, Turm und Eingang an der Südseite
Dreiapsidenanlage

Die Kapelle Sainte-Madeleine in Bédoin, einer Gemeinde im Département Vaucluse in der französischen Region Provence-Alpes-Côte d’Azur, gehörte ehemals zu einem Priorat. Sie wurde im zweiten Viertel des 11. Jahrhunderts errichtet und ist eines der wenigen Beispiele der frühen Romanik in der Provence.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprünglich war die Kapelle wohl nicht der hl. Maria Magdalena geweiht, deren Verehrung sich erst ab dem 12. Jahrhundert in der Provence verbreitete. Ihr heutiges Patrozinium erhielt die Kapelle vermutlich im 16. Jahrhundert.

Sainte-Madeleine ist wahrscheinlich identisch mit Saint-Pierre de Monastrol, einem der ersten der Benediktinerabtei Saint-Pierre de Montmajour unterstellten Priorate. Wie aus Urkunden hervorgeht, schenkte Exmido, der Grundherr von Bédoin, den Ort und sämtliche Kirchen − darunter Saint-Pierre de Monastrol − der 949 gegründeten Benediktinerabtei von Montmajour. Diese Schenkung wurde durch Päpstliche Bullen bestätigt. 1502 wurde das Priorat dem Domkapitel von Carpentras unterstellt. Während der Französischen Revolution wurde die Kapelle stark beschädigt. 1860 und 1953 wurde sie restauriert.

Von 1970 bis 1980 wurde die Kapelle von der Gemeinschaft um Gérard Calvet genutzt, dem Gründer der altritualistischen Benediktinerabtei Sainte-Madeleine in Le Barroux.

Die Kapelle wurde 1947 als geschütztes Baudenkmal in die Liste der Monuments historiques aufgenommen. Sie befindet sich seit 1804 in Privatbesitz.

Architektur

Außenbau

Kragstein mit Tierkopf

Das Gebäude ist aus dem heimischen Kalkstein errichtet. Die Steine sind grob behauen und unregelmäßig aneinandergefügt. Nur das obere Geschoss des Turmes weist glatt behauene Steine und ein sorgfältig verfugtes Mauerwerk auf, was auf eine Wiederaufnahme der Bauarbeiten gegen Ende des 12. oder Anfang des 13. Jahrhunderts schließen lässt.

Die Kapelle hat einen rechteckigen Grundriss. Im Osten schließen sich drei halbrunde Apsiden an, deren mittlere größer ist als die beiden seitlichen. Sie sind mit groben Steinplatten gedeckt.

Das Dach liegt auf Gesimsplatten auf, deren Frontseiten mit einem ornamentalen Fries verziert sind. Die sie stützenden Kragsteine sind ebenfalls skulptiert. Es sind Rosetten oder Tierköpfe zu erkennen.

Über dem Chor erhebt sich der quadratische Glockenturm. Er ist auf beiden Etagen von Zwillingsfenstern durchbrochen und von einer Kuppel überwölbt. Unter der Kuppel befindet sich ein oktogonales, leicht zurückversetztes Attikageschoss mit kleinen quadratischen Öffnungen.

Der Eingangsportal befindet sich an der Südseite.

Innenraum

Innenraum mit Blick zum Chor
Kapitell

Die Kapelle ist dreischiffig. Das Hauptschiff ist in zwei Joche unterteilt. Es öffnet sich in zwei Rundbogenarkaden zu den schmalen Seitenschiffen, die einjochig und von einer durchgängigen Tonne gedeckt sind. Die Bögen sind hufeisenförmig und ruhen auf massiven Pfeilern mit schlichten profilierten Kämpfern. Nur die Arkaden des Chorjochs stützen sich auf Halbsäulen mit skulptierten Kapitellen.

Ein Querschiff ist nicht vorhanden. Die drei Apsiden weisen schmale Rundbogenfenster auf. In der Westwand öffnet sich ein Zwillingsfenster, dessen Mittelsäule wie die Mittelsäulen der Turmfenster mit einem schlichten Kapitell mit geritztem Dekor versehen ist.

Ausstattung

In der Kapelle befinden sich Fragmente frühchristlicher Sarkophage. In der südlichen Apsis steht ein Altar aus gallo-römischer Zeit, der der lokalen Gottheit Uxsacanus geweiht ist.

An einem Pfeiler im südlichen Seitenschiff ist ein Schlussstein angebracht mit der Darstellung eines Bischofs, der in der einen Hand den Bischofsstab und in der anderen Hand ein Zaumzeug hält. Hier ist das sogenannte Heilige Zaumzeug dargestellt, das nach der Legende die hl. Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin dem Großen, aus einem Nagel des Kreuzes Christi für ihren Sohn habe schmieden lassen. Dieses Zaumzeug wird heute in der Kathedrale Saint-Siffrein in Carpentras aufbewahrt und als Reliquie verehrt.

Literatur

  • Guy Barruol/Jean-Maurice Rouquette: Reisewege durch die romanische Provence. Echter Verlag, Würzburg 1993, S. 87, ISBN 3-429-01506-5
  • Guy Barruol: Provence Romane II. La Haute-Provence. Zodiaque, 2. Auflage, La Pierre-qui-Vire 1981, S. 73−79 (ohne ISBN)

Weblinks

 Commons: Kapelle Sainte-Madeleine – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Chapelle de la Madeleine Beschreibung als Monument historique beim französischen Kultusministerium (französischer Text)
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