Stefan Herre

Stefan Herre

Stefan Herre (* 23. August 1965 in Köln) ist ein deutscher Sportlehrer. Er ist Gründer und Mitbetreiber des islamfeindlichen Weblogs Politically Incorrect.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Familie, Jugend und Ausbildung

Stefan Herre wurde 1965 in Köln[1] als Sohn des Ingenieurs Klaus und der Hausfrau Lisa Herre geboren. Er wuchs im Stadtteil Thielenbruch in bürgerlichen Elternhaus auf. Sein Vater Klaus war bis zu seinem Tod 2011 Vorsitzender der Bürgergesellschaft Thielenbruch sowie Mitgründer und zwischen 1974 und 1984 Geschäftsführer des Bundesverband Deutscher Heimwerker-, Bau- und Gartenfachmärkte e.V. (BHB). Klaus Herre war lange Jahre CDU-Mitglied, verließ die Partei aber später, weil sie ihm nach eigener Aussage nicht mehr rechtskonservativ genug gewesen war. Er beteiligte sich in der Folge an einigen Parteigründungen und war Anfang der 1990er Jahre Schatzmeister der Grauen Panther. Klaus Herre war darüber hinaus auch passionierter Leserbriefschreiber. [2] Stefan Herre studierte an der Sporthochschule Köln Sport auf Lehramt und schloss mit dem Diplom ab. [3]

Politisches Engagement

Herre schrieb – wie auch sein Vater – ab den 1980ern zunächst hauptsächlich Leserbriefe an deutsche Tageszeitungen, in denen er nationale und internationale Politik kommentierte, sich für eine starke Anbindung Deutschlands an die USA aussprach und vor allem die Partei Bündnis 90/Die Grünen und den Islam kritisierte. Am 11. November 2004 gründete er schließlich das Blog Politically Incorrect, mit dem er sich gegen eine von ihm verortete antiamerikanische Grundhaltung in den deutschen Medien wandte; er nahm auch an Pro-Bush-Demonstrationen während dessen Deutschlandbesuch teil.[4] Nach dem Erscheinen der Mohammed-Karikaturen in der dänischen Zeitung Jyllands-Posten 2005 (die Politically Incorrect in deutscher Sprache veröffentlichte und sich damit von den Mainstream-Medien abzusetzen versuchte) schwenkte die Seite immer mehr auf einen antiislamischen Kurs ein, erfuhr starken Zulauf und wurde zu einem der meistbesuchten deutschsprachigen Blogs.[5] Durch ihre starke Stellung kam auch Herre eine hervorgehobene Stellung im Spektrum der deutschen antiislamischen Organisationen, Medien und Parteien zu. Er knüpfte verschiedene Kontakte, etwa zur rechtspopulistischen Pro-Bewegung, der Bürgerbewegung Pax Europa oder deren prominentem Mitglied René Stadtkewitz, damals Abgeordneter der Berliner CDU-Fraktion. Herre war auch zeitweilig Autor der Jungen Freiheit.[6] [7]

Seit 2007 erhielt Stefan Herre nach eigenen Angaben wiederholt[8] Morddrohungen, worauf er sich weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückzog. Herre verlegte den Serverstandort von PI ins Ausland und gab die Verantwortung nach eigener Mitteilung an eine anonyme Person aus dem Ausland ab. Wie später bekannt wurde war dies die Schweizer Pfarrerin Christine Dietrich.[9] Presseinterviews gab er seitdem nur noch selten.[10] [5] Mitte 2010 begann sich das Verhältnis zwischen Herre und der Pro-Bewegung abzukühlen. Politically Incorrect, das bis dato durchaus wohlwollend über Pro Köln und andere Vertreter der Bewegung berichtet hatte, wurde kritischer in seiner Berichterstattung und reduzierte seine Beiträge über die Pro-Parteien deutlich. Gleichzeitig begann Herre mehr oder weniger offen René Stadtkewitz zu favorisieren, der eine bürgerlichere und anders als die Pro-Parteien eine zum Rechtsextremismus distanzierte Position im antiislamischen Spektrum einnahm. Herre und Stadtkewitz reisten 2010 in die Niederlande und luden den Politiker Geert Wilders zu einer Rede nach Berlin ein. Nachdem der als rechtspopulistisch und islamfeindlich kritisierte Wilders daraufhin in Berlin sprach, wurde Stadtkewitz von seiner Fraktion ausgeschlossen. [11] Auch Stadtkewitz’ Parteineugründung Die Freiheit wurde von Herre und Politically Incorrect aktiv unterstützt. Im September 2011 berichteten verschiedene Zeitungen der DuMont-Gruppe, dass sich Herre nicht aus der aktiven Arbeit bei Politically Incorrect zurückgezogen habe und er die Leitung offiziell an Christine Dietrich abgegeben habe, die bereits 2007 ihren Abschied von dem Blog bekannt gegeben hatte. Die Berichte der Zeitungen betonten vor allem den Einfluss und die Kontakte, die Herre in der deutschen wie der internationalen antiislamischen Szene besitze.[5] Der Spiegel bestätigte ebenfalls im September 2011 in einer eigenen Dokumentation der geleakten Skype-Kommunikation der Blog-Macher nach den Anschlägen in Norwegen 2011, dass Herre weiterhin zum "Führungszirkel" von Politically Incorrect gehöre.[12]

Rezeption

Von Medien und Wissenschaftlern werden Herre und Politically Incorrect Schlüsselfunktionen im rechtspopulistischen und islamfeindlichen Spektrum Deutschlands beigemessen.[5] Dabei werden ihnen neben Tendenziösität in ihren Berichten auch eine wohlwollende Haltung gegenüber beleidigenden sowie potentiell rassistischen und volksverhetzenden Kommentaren von Nutzern des Blogs vorgeworfen, die von den Moderatoren der Webseite bewusst nicht entfernt würden.[13] Herre erklärt dies hingegen mit dem hohen Kommentaraufkommen, das die Moderation überfordere.[14] Von Seiten der Pro-Bewegung und der ihr verbundenen Akteuren wird hingegen Kritik laut, Herre nehme zu stark für Die Freiheit Partei und beschädige damit nicht nur die vormals guten Beziehungen zu den Pro-Parteien, sondern auch die „islamkritischen Kräfte in Deutschland“ insgesamt. [15]

Quellen

Literatur

  • Moritz Baumstieger, Johannes Gunst, Felix Hutt, Anton Maegerle, Nina Plonka, Andrea Röpke, Oliver Schröm, Florian Skrabal: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde. In: stern 32, 2011. S. 33–38.
  • Jochen Bittner: I love George W. In: Die Zeit 8, 2005.
  • Christian Dorn: Stefan Herre. Politisch inkorrekt. In: Junge Freiheit 28, 2007.
  • Astrid Geisler, Christoph Schultheis: Heile Welten. Rechter Alltag in Deutschland. Carl Hanser, München 2011. ISBN 978-3446235786.
  • Steven Geyer, Jörg Schindler: Im Netz der Islamfeinde. In: Berliner Zeitung, 14. September 2011.
  • Yasemin Shooman: Islamfeindschaft im World Wide Web. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 17, 2008. ISBN 978-3-9409-38-20-6, S. 87–88.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dorn 2007.
  2. Geisler 2010, S. 135.
  3. Herre 2010. Abgerufen am 24. September 2011.
  4. Bittner 2005.
  5. a b c d Geyer & Schindler 2011.
  6. Junge Freiheit 2010. Abgerufen am 24. September 2011.
  7. Geisler 2010, S. 139–141.
  8. Baumstieger et al. 2011, S. 36.
  9. Thomas Knellwolf: «Tapfere Christine»: Doppelleben einer Schweizer Pfarrerin Basler Zeitung, 17. September 2011. Abgerufen am 24. September 2011
  10. Geisler 2010, S. 122.
  11. Geisler 2010, S. 140–142.
  12. Markus Feldenkirchen u. Holger Stark: Islamophobie - „Uns brennt der Hintern.“ In: Der Spiegel 39/2011, S. 38f.
  13. Shooman 2008, S. 87–88.
  14. Baumstieger et al. 2011, S. 37.
  15. Geisler 2010, S. 144.

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