Stehbunker

Stehbunker

Stehbunker wurden in den Konzentrationslagern des nationalsozialistischen Deutschen Reichs errichtet und waren eine Form der Bestrafung der KZ-Haftinsassen.

Inhaltsverzeichnis

Oranienburg

SA-Lagerkommandant Werner Schäfer ließ 1933 im Keller des KZ Oranienburg zwei Zellen errichten. Aufgrund der Zellengröße war einer Person dort nur das Stehen möglich. Ein Häftling namens Neumann war dort 192 Stunden eingesperrt und wurde dadurch angeblich wahnsinnig. Teils wurden Häftlinge auch in enge Schränke gesperrt, in denen sie nur stehen konnten.

Dachau

Die Häftlingszahl im KZ Dachau war in den letzten Kriegsjahren stark gestiegen; das Lager war überfüllt. Im Herbst 1944 errichtete die Lagerleitung Stehbunker. Die gemauerten Kammern ähnelten Schornsteinen. Sie hatten die Maße 75 x 80 cm.[1] Oben befand sich eine Lüftungsöffnung, eine schmale Tür mit einer Eisenstange verriegelte den Stehbunker. Die intensivierte „Strafmaßnahme“ sparte Platz und verstärkte die Straftortur. Häftlinge waren dadurch kürzere Zeit der Zwangsarbeit im Lager entzogen. Auch im Außenlager Allach wurden Stehbunker errichtet, dort waren die Zellen enger als im Hauptlager Dachau.

Beispielsweise verbrachten der Häftling K. A. Gross und der polnische Häftling Max Hoffmann Tage im Stehbunker. Letzterer beschrieb sie folgendermaßen:

„Es war ein schrecklicher Zustand, als ich dachte, daß es mit mir zu Ende ist, als mir alles so gleichgültig und in weiter Ferne war. Ich konnte mich nicht hinlegen, in die Hocke konnte ich nicht gehen, das beste war stehen, stehen, sechs Tage und sechs Nächte lang. […] Mit den Ellenbogen berührst du zu beiden Seiten die Wände, mit dem Rücken berühst du die Wand hinter dir, mit den Knien die Wand vor dir. […] Das ist keine Strafe oder Untersuchungshaft, das ist Folter, direkte mittelalterliche Folter. Ich hatte blutunterlaufene Augen, war von schlechter Luft betäubt, habe nur auf das Ende gewartet.“[2]

Nach Johannes Neuhäusler erhielt ein Haftinsasse im Stehbunker drei Tage lang nur ein Stück Brot.[3] Am vierten Tag wurden Häftlinge herausgeholt, es gab eine normale Ration Lageressen, sie durften auf einer Pritsche schlafen. Am nächsten Tag begann erneut die dreitägige Haft im Stehbunker.

Diese Unterbrechung nach dem dritten Tag wurde nicht immer eingehalten. Der tschechische Häftling Radovan Drazan verbrachte acht Tage ohne Pause im Stehbunker. Teils wurden Häftlinge auch nicht kurzzeitig aus dem Stehbunker gelassen, so dass es zu Verätzungen am Körper durch Kot und Urin kam.

Auschwitz

Auch im KZ Auschwitz I, dem Stammlager, waren Stehbunker vorhanden.

Literatur

  • Stanislav Zámečník: (Hrsg. Comité International de Dachau): Das war Dachau. Luxemburg 2002, S. 348-350.

Fußnoten

  1. Die Flächen wurden nach Ende des Lagers in den baulichen Überresten abgemessen.
  2. Kasak, Karel: Cesi v koncentracnim tabore Dachau. In: Almanch Dachau. Kytice udalosti a vzpominek. Praha, 1946. Zitiert bei Zámečník, Das war Dachau, S.349.
  3. Neuhäusler bezieht sich hier auf die beiden Geistlichen Theissig aus Aachen sowie Johann Lenz.

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