Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei

Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei

Die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL), auch Landvolk, war eine deutsche Splitterpartei der Weimarer Republik.

Die CNBL entstand 1928 als eine von mehreren Abspaltungen von der DNVP im Gefolge der Landvolk-in-Not-Bewegung, vereinigte in ihren Reihen sowohl schon auf CNBL-Listen 1928 gewählte als auch später aus der DNVP ausgeschiedene, gemäßigte Politiker dieser Partei, die aus Opposition gegen Alfred Hugenberg die Partei verlassen hatten. Die Mitglieder fühlten sich weder von der Führung der DNVP unter Hugenberg noch von den ostelbischen Großagrariern vertreten.

Programmatisch war das Landvolk eine Interessenpartei der Landbevölkerung. Im Gegensatz zur DNVP repräsentierte die CNBL eher die kleinen und mittleren Bauern und erhielt während der reichsweiten Bauernkrise und der Bauernaufstände in Schleswig-Holstein 1930 den größten Wählerzuspruch. Der relative, aber einmalige Wahlerfolg 1930 war eindeutig auch auf die Sezessionen in der DNVP zurückzuführen. 1928 hatte die CNBL mit knapp 600 000 Wählern zehn Mandate im Reichstag errungen. 1930, inzwischen umbenannt in „Deutsches Landvolk“ (wobei der alte Parteiname meist in Klammern hinzugefügt wurde) und bereichert um einige Dissidenten aus der DNVP, wuchs ihre Stimmenzahl auf 1,1 Millionen (= 3,2 %) an, mit denen sie 19 Reichstagsabgeordnete stellen konnte. Regional erzielte sie dabei beachtliche Ergebnisse, so konnte sie in ländlich-protestantischen Gebieten Ober- und Mittelfrankens die radikalisierte DNVP kurzzeitig beerben und wurde in 10 Landkreisen (damals Bezirksämtern) sogar stärkste Partei, verlor 1932 aber fast alle ihre Wähler an die NSDAP.

Im Juli 1932, als das Landvolk mit ca. 91000 Stimmen nur noch 0,2 % der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich vereinigte, was einen Verlust von ca. 90 % der Wählerschaft bedeutete, stellte die Partei noch einen Reichstagsabgeordneten. In den Wahlen vom November 1932 halbierte sich die Stimmenzahl noch einmal: gut 46.000 Stimmen (= 0,1 %) reichten nicht mehr für ein Mandat. Bei der Reichstagswahl 1933 kandidierte die Partei nicht mehr.

Parteivorsitzende waren Erwin Baum (1928–1930), Ernst Höfer (1930–1931) und Wolfgang von Hauenschild-Tscheidt (1931–1933). Der Schriftsteller Ernst von Salomon war Herausgeber und Chefredakteur der parteieigenen Zeitung.

Mit Martin Schiele (1930-1932 Reichsernährungsminister) und - im zweiten Kabinett - Hans Schlange-Schöningen (1931-1932 Reichsminister ohne Geschäftsbereich und Reichskommissar für die Osthilfe) stellte die Partei, deren 19 Abgeordnete in den prekären Mehrheitsverhältnissen des Reichstags zunächst eine wesentliche Rolle spielten, in den Präsidialkabinetten Heinrich Brünings einen über ihre quantitative Vertretung hinausgehenden Anteil.

Der Schriftsteller Hans Fallada widmete der romantischen Landvolkbewegung in Schleswig-Holstein 1931 das Buch Bauern, Bonzen und Bomben.

Literatur

  • Lutz Fahlbusch: Landvolkbewegung 1928–1932. In: Dieter Fricke u. a. (Hrsg.): Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945). Band 3. Köln, Leipzig 1985, S. 347–353.
  • Lutz Fahlbusch, Werner Methfessel: Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei (CNBL) 1928–1933 (Deutsches Landvolk). In: Dieter Fricke u.a. (Hrsg.): Lexikon zur Parteiengeschichte. Die bürgerlichen und kleinbürgerlichen Parteien und Verbände in Deutschland (1789–1945). Band 1. Köln, Leipzig 1983, S. 434–439.
  • Helmut Lensing: Die Landvolk-in-Not-Bewegung von 1928 im Emsland. In: Jahrbuch des Emsländischen Heimatbundes. Band 40/1994. Sögel 1993, S. 44–63.
  • Markus Müller: Die Christlich-Nationale Bauern- und Landvolkpartei 1928–1933. Droste, Düsseldorf 2001, ISBN 3-7700-5235-8.

Siehe auch


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