Christoph Carl Fernberger

Christoph Carl Fernberger
Christoph Carl Fernberger (1646; Kupferstich von Elias Widemann)

Christoph Carl Fernberger (* um 1596 auf Schloss Eggenberg; † 7. Dezember 1653 in Maria Enzersdorf).[1]

Christoph Carl Fernberger war kaiserlicher Hauptmann, Weltreisender, Entdecker und der erste österreichische Weltumsegler. Fernberger war ein Vetter zweiten Grades des Vorchdorfer Adeligen Georg Christoph Fernberger. Dieser hat sich ebenfalls in Sachen Entdeckungen auf Weltreisen einen bedeutenden Namen gemacht.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

1620 lief erneut eine Offensive Spaniens gegen die aufständischen Provinzen der Niederlande. Fernberger, Untertan der Österreichischen Habsburger, hatte sich als Söldneroffizier von den Spanischen Habsburgern anwerben lassen und befehligte eine Kompanie von 300 Landsknechten. Er geriet aber 1621 in Kriegsgefangenschaft. Nach der Bezahlung von 300 Gulden Lösegeld durch seine Familie kam Fernberger zwar wieder in Freiheit, saß aber in den Niederlanden fest. Eine Durchquerung der Frontlinie zurück zu seiner Kompanie auf die spanische Seite erschien ihm zu gefährlich, also kam Fernberger zum Schluss, dass der einzige sichere Weg aus den Niederlanden über das Meer führe.

Die Reisen des Christoph Carl Fernberger

Weltumsegelung

Seine Weltumseglung 1621–1628 ging nicht allzu freiwillig vonstatten. Aufgrund eines Missverständnisses hatte er in Amsterdam 1621 das falsche Schiff bestiegen. Fernberger wollte nach Venedig reisen, segelte nun aber versehentlich nach Westafrika.

Das Schiff zerschellte bei den Kapverdischen Inseln; ein Teil der Schiffbrüchigen rettete sich auf einen nackten Felsen. Die knappen aus dem Wasser gefischten Lebensmittel wurden aufgeteilt. Nach zwei Wochen wurden die 29 noch Lebenden von einer Flotte der Niederländischen Ostindien-Kompanie, kurz V.O.C, bestehend aus fünf Schiffen, aufgefunden und mitgenommen. Diese war jedoch nicht nach Europa unterwegs, sondern steuerte über die Magellanstraße den Pazifik und Indonesien an. Daraufhin ließen sich nur vierzehn der Männer mitnehmen; die übrigen blieben in der Erwartung zurück, von einem anderen Schiff in die Heimat mitgenommen zu werden. Ihr Schicksal ist unbekannt.

Fernberger zählte zu den Mitreisenden, die sich als Gegenleistung zum Dienst in der V.O.C verpflichten mussten. Die Fahrt führte ihn über den Atlantik nach Südamerika, weiter durch die Magellanstraße die Pazifikküste Amerikas entlang bis zur Baja California, weiter über den Pazifik vorbei an den Diebsinseln und den Philippinen bis zur Holländischen Kolonie Jakarta in Indonesien. Nachdem er sich 1623 in Jakarta vom Dienst in der V.O.C freigekauft hatte, machte er als freier Kaufmann 1623–1627 Handelsreisen durch Ostasien.

Auf diesen Reisen kam Fernberger, mittlerweile mit Hausstand in Jakarta, nach Sumatra, mehrmals auf die Molukken, nach Siam und China. 1624 kam Fernberger auf den Pescadoren-Inseln an, welche einen Stützpunkt der V.O.C beherbergten, und beteiligte sich an der Verlegung des Stützpunktes nach Formosa. In den folgenden Jahren führten Fernberger weitere Unternehmungen nach China (Macao, Kanton), auf die Japanische Insel Hirado, wo sich von 1609 bis 1639 ein Handelsposten der V.O.C befand, nach Goa in Indien und über Hormuz bis nach Persien.

In Persien kam ihm 1627 das Gerücht zu Ohren, dass die Türken Wien erobert und Österreich besetzt hätten. Diese Nachricht löste bei Fernberger Heimweh aus und er beschloss so schnell wie möglich in die Heimat zurückzukehren. Zwar stellte sich im Nachhinein heraus, dass die Information falsch war, dennoch bemühte er sich, zurück in Jakarta, um eine Passage nach Europa.

1627 wurde der V.O.C-Gouverneur von Jakarta Pieter de Carpentier von Jan Pieterszoon Coen abgelöst – und für Fernberger ergab sich die Gelegenheit, mit der Flotte, die Carpentier nach Amsterdam brachte, nach Europa zurückzukehren. Die Flotte stach am 1. Oktober 1627 in Jakarta in See und erreichte nach einem Zwischenaufenthalt am Kap der Guten Hoffnung und auf St. Helena am 16.Juni 1628 Holland, dann ging es weiter nach Amsterdam. Für Fernberger hatte sich der Kreis geschlossen.

Im Dreißigjährigen Krieg verdingte er sich als Oberst. Er verfasste ein Reißbüchlein über die von 1621 bis 1628 dauernde Fahrt und seine Erlebnisse, das aber keine Beachtung fand. Inzwischen ist es für die moderne Völkerkunde ein wertvolles Dokument.

In der 2008 im Salzkammergut stattgefundenen Oberösterreichischen Landesausstellung wurde seiner und seines Cousins Georg Christoph im Rahmen dieser Ausstellung in der Erlebnisbrauerei auf Schloss Eggenberg gedacht.

Literatur

  • Carl R. Wernhart: Christoph Carl Fernberger. Der erste österreichische Weltreisende 1621–1628., Wien 1972.
  • Krl R. Wernhart, Helmut Lukas: Christoph Carl Fernberger. Der erste österreichische Weltreisende 1621–1628. Völlig überarb. und neu kommentierte Ausg. Mit erg. Kommentar für Indonesien und Südostasien., LIT, Wien 2011 ISBN 978-3-7000-0870-5
  • Martina Lehner: Reise ans Ende der Welt (1588–1593) : Studie zur Mentalitätengeschichte und Reisekultur der frühen Neuzeit anhand des Reisetagebuches von Georg Christoph Fernberger von Egenberg. Lang, Frankfurt am Main 2001. (Beiträge zur neueren Geschichte Österreichs 13).
  • Georg Christoph Fernbergers Fahrt auf den Sinai, ins Heilige Land, nach Babylon, Persien und Indien / In sieben Jahren um die Welt. Zwei Bände im Schuber. Herausgegeben gem. mit dem OK Offenes Kulturhaus Linz von Martina Lehner. Begleitbücher zur oberösterreichischen Landesausstellung 2008 auf Schloss Eggenberg. Folio Verlag, Wien 2008.
  • Christoph Carl Fernberger: In sieben Jahren um die Welt. Die Abenteuer des ersten österreichischen Weltreisenden 1621–1628. Folio, Wien 2008, ISBN 978-3-85256-458-6.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. In sieben Jahren um die Welt. Die Abenteuer des ersten österreichischen Weltreisenden 1621-1628. Folio, Wien 2008, ISBN 978-3-85256-458-6. S119

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