Weiche (Flensburg)

Weiche (Flensburg)
Schule Weiche

Weiche (dän.: Sporskifte) ist ein Stadtteil der kreisfreien Stadt Flensburg. Er liegt im äußersten Südwesten des alten Stadtfeld an der Grenze zu Handewitt und dem inzwischen von diesem eingemeindeten Weding, das am Ochsenweg städtebaulich mit Weiche zusammengewachsen ist. Überregional bekannt ist Weiche vor allem durch die Handballmannschaft der SG Weiche-Handewitt, bis 1990 der Vorgänger der SG Flensburg-Handewitt.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Weiche liegt im äußersten Südwesten der Stadt Flensburg auf der niedrigen Geest, gut dreieinhalb Kilometer von der Stadtmitte entfernt. Im Westen grenzt es an die Ortschaft Langberg in der Gemeinde Handewitt, im Süden an Holzkrug und im Südosten an Weding, die sich beide städtebaulich unmittelbar an Weiche anschließen. Weiche hat durch den Bahnhof Flensburg-Weiche Anschluss an die Haupteisenbahnstrecken Neumünster–Flensburg und Flensburg–Fredericia. Hier zweigt die Schleife zum Hauptbahnhof ab. Im Osten des Stadtteils kreuzt die alte Flensburg-Husumer Chaussee den Ochsenweg, der auch heute noch eine wichtige Verbindung nach Norden (Grenzübergang Padborg) darstellt.

Geschichte

Weiche ist eine vergleichsweise junge Ortschaft. Der Bereich hatte bereits seit 1284 zum Flensburger Stadtfeld gehört und war nicht bebaut. Erst im 19. Jahrhundert entstanden mit der St. Nikolai-Windmühle nahe der Kreuzung des Ochsenweges mit der Husumer Chaussee und mit dem kleinen Landgut Jägerslust am westlichen Rand nahe Langberg die ersten Wohnplätze.

Keimzelle und Namensgeber der eigentlichen Ortschaft Weiche war jedoch die Abzweigung der ersten Eisenbahn in dieser Gegend. Nachdem die erste Flensburg-Tönninger Bahn 1854 eröffnet worden war, sollte 1864 die Verlängerung nach Norden folgen. Da eine Verlängerung der am Hafen endenden Stammbahn städtebaulich nicht möglich war, entschied man sich für eine Abzweigung auf dem südwestlichen Stadtfeld, dessen flaches Terrain die Anlage zudem kostengünstiger machte. Diese Nordschleswigsche Weiche wurde nun zur Grundlage einer neuen Ortschaft. Erst zwischen 1914 und 1919 wurde aus Nordschleswigsche Weiche der Name Flensburg-Weiche.

Der Abzweigebahnhof entstand nahe dem Ochsenweg, in dessen Verlauf in Richtung Husumer Chaussee die ersten Bauten der Ortschaft entstanden. Weitere Wohnhäuser, vor allem mit Dienstwohnungen, wurden im Süden nahe der Stadtgrenze am Rangierbahnhof errichtet, der in der Kaiserzeit zum größten seiner Art in Schleswig heranwachsen sollte. Bis weit nach dem Zweiten Weltkrieg blieb Weiche von der Eisenbahn geprägt. Vom Bahnhof Weiche zweigte seit 1889 die Strecke nach Niebüll ab. 1926 kam eine neue Direktverbindung nach Husum hinzu, gleichzeitig wurde eine neue Schleife zum neuen Hauptbahnhof errichtet, während die alte Stichbahn in die Innenstadt zur Güterbahn degradiert wurde.

Jägerslustdenkmal

1910 war die recht uneinheitlich gewachsene Ortschaft so groß geworden, dass sie eine eigene Kapelle – die Heilandskapelle – erhielt, die fortan als Filialkirche der evangelisch-lutherischen Hauptkirche St. Nikolai geführt wurde, zu deren Gemeinde das südwestliche Stadtfeld gehörte. Einzelhöfe im Bereich Weiche waren der 1840 gegründete Sophienhof im Nordosten, der später als landwirtschaftlicher Versuchsbetrieb fungierte, und der Hof Jägerslust weit im Westen der Gemarkung, der seither eine sehr eigenständige Geschichte erlebt hat.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Weiche wie andere Teile des Stadtfeldes stark bebaut. Waren am Holzkrugweg bereits in den 1920er Jahren kleine Siedlungshäuser entstanden, wurden nun meist dreistöckige Wohnblocks beiderseits des Ochsenwegs vor allem im Bereich des Alten Husumer Weges errichtet. Östlich der Eisenbahn entstanden vorwiegend Einfamilienhäuser, namentlich im Viertel nördlich des Ochsenweges um die Heilandskapelle herum, später auch im Süden bis hin zur Stadtgrenze.

Während der Besatzungszeit, so um 1946, wurde ein Feuerlöschbecken der Reichswehrmacht zum Freibad für die Besatzungssoldaten umgebaut. Nach Abzug der Besatzungstruppen um 1950 übernahm dann die Stadt das Freibad für den öffentlichen Badebetrieb. Der Förder- und Trägerverein Jugendtreff Weiche rette 1998 das Bad vor der Schließung und ist seitdem Pächter und Betreiber des Bades.

Briesenkaserne in den 1980ern
Hinweisschild Bahnhof Flensburg-Weiche

Prägend für den Stadtteil wurde von 1955 bis 1997 die Briesen-Kaserne der Bundeswehr, deren Areal sich parallel zum Ochsenweg vom Alten Husumer Weg bis zur Stadtgrenze erstreckte und auch den inzwischen aufgegebenen Hof Jägerslust umfasste. Zudem befand sich in Weiche eine US-amerikanische Garnison, für deren Angehörige und Familien ein neuer Wohnblock direkt gegenüber dem Bahnhof errichtet wurde. Ein englischsprachiges Warnschild an der Tiefgarage des Wohnblocks erinnert bis heute daran.

Trotz des stetigen Wachstums der Bebauung der Stadt blieb Weiche lange Zeit von dieser isoliert und wurde von seinen Einwohnern als vernachlässigter Stadtteil empfunden. Der Niedergang des Eisenbahnstandorts tat ein Übriges: 1959 fuhr der letzte Personenzug nach Husum, die Gleise verschwanden 1972, der Personenverkehr nach Niebüll wurde 1981 eingestellt, der Bahnhof Weiche diente fast nur noch als Halt für Truppentransporte, der Rangier- und Güterbahnhof wurde erheblich reduziert. 1960 wurde die Nikolaimühle abgebrochen. 1968 wurde am Rande des Stadtteils die durch den Architekten Gerhard Langmaack errichtete Friedenskirche Weiche eingeweiht und die Heilandskapelle abgelöst.[1]. Die Friedenskirche, die auch liebevoll "Frieda" genannt wird, steht bis heute überwiegend allein auf dem Feld, da die geplante Wohnbebauung nur teilweise erfolgt ist.

Bekannt wurde Weiche in den 1970er Jahren durch die Handballabteilung des ETSV Weiche. Diese fusionierte 1977 mit dem Handewitter SV zur SG Weiche-Handewitt, die sich in der zweithöchsten deutschen Spielklasse etablierte und 1984 erstmals in die Bundesliga aufstieg. Bei der Fusion mit der Handballabteilung des ebenfalls in der zweiten Bundesliga etablierten TSB Flensburg zur SG Flensburg-Handewitt 1990 blieb der ETSV Weiche jedoch außenvor.

Ab Mitte der 1990er Jahre wandelte sich das Bild des Stadtteils erneut. Mit der Auflassung der Kaserne wurde ein riesiges Areal zur Bebauung freigegeben, die Gartenstadt Weiche entstand als neue Siedlung, in die auch die zu Reihenhäusern umgebauten Kasernenbauten einbezogen wurden. Der stillgelegte Bahnhof wurde als Halt für die Regionalzüge der Strecke Flensburg–Neumünster wieder in Betrieb genommen. Seither hat sich der Stadtteil Flensburg-Weiche zu einem beliebten Wohnort entwickelt, der einen erheblichen Teil der seit Mitte der 1990er Jahre wieder steigenden Einwohnerzahl aufgenommen hat.

Literatur

  • Kurt Boljahn u.a.: 125 Jahre Eisenbahn in Flensburg. Freiburg 1979.
  • Winfried Brandes & Peter Polath: vom Stadtfeld St. Nikolai zum Stadtteil Flensburg-Weiche. Eine heimatgeschichtliche Dokumentation. Flensburg 1997.
  • Holger Kaufhold, Eckhard Klein & Detlef Schikorr: 150 Jahre Eisenbahn in Flensburg: Von der Südschleswigschen Eisenbahn zur Deutschen Bahn AG. Flensburg 2004.
  • Dieter Pust: Flensburger Straßennamen. 2. überarbeitete Auflage. Flensburg 2005.
  • Gerret Liebing Schlaber: Fra opland til bydele. Flensborgs bymark og de indlemmede landsbyer i foto og tekst ca. 1860-1930. Vom Land zum Stadtteil. Flensburgs Stadtfeld und die eingemeindeten Dörfer in Bild und Wort ca. 1860-1930. Flensburg 2009.
  • Dietrich Weldt: Flensburg in Luftbildern. Leer 1985.

Einzelnachweise

  1. Gemeinde der Friedenskirche Weiche. kirchenkreis-schleswig-flensburg.de. Abgerufen am 11. Juli 2011.
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