Weickartshain

Weickartshain
Weickartshain
Stadt Grünberg
Koordinaten: 50° 35′ N, 9° 1′ O50.5805527777789.0173472222222311Koordinaten: 50° 34′ 50″ N, 9° 1′ 2″ O
Höhe: 311 m
Fläche: 6,12 km²
Einwohner: 646 (30. Juni 2010)
Eingemeindung: 1. Jan. 1971
Postleitzahl: 35305
Vorwahl: 06400

Weickartshain ist ein ländlich strukturiertes Dorf mit etwa 700 Einwohnern im Landkreis Gießen. Es war bis 1972 eine selbständige Gemeinde und gehört seitdem zur Stadt Grünberg/Hessen.

Inhaltsverzeichnis

Geografische Lage

Weickartshain ist ein Stadtteil Grünbergs und liegt in Oberhessen im Kreis Gießen. Der Ort befindet sich auf 311 m Meereshöhe 1 km oberhalb des Seenbachtales etwa 25 km östlich von Gießen am Fuß des Vogelsberges. Die Nachbarorte sind Stockhausen, Lardenbach, Freienseen und Lauter. Die Kernstadt Grünberg ist etwa 5 km in westlicher Richtung, die Stadt Laubach etwa 8 km in südöstlicher Richtung entfernt.

Geschichte

Erstmals urkundlich erwähnt wurde Weickartshain etwa 1443 in einem Lehnsbrief des Seybold von Winthusen. Allerdings dürfte der Ort älter sein, bedingt durch die Erzförderung und das Auffinden von Rennöfen in der Gemarkung, aber die schriftlichen Hinweise fehlen. 1526 begann auch in Weickartshain die Reformationszeit, von 1634 bis 1875 mussten alle Taufen, Heiraten und Todesfälle im Kirchenbuch zu Merlau verzeichnet werden, da Weickartshain diesem Kirchspiel angeschlossen war. Der Dreißigjährige Krieg verschonte das versteckt in den Wäldern abseits der großen Heerstraßen liegende kleine Dorf zunächst. Doch zum Ende des grausamen Ringens kam 1635 die im Gefolge des Krieges ziehende Pest auch nach Weickartshain und raffte 42 Menschen dahin. Der Sage nach blieben nur 3 Frauen am Leben, deren Namen noch heute als Flurnamen in der Gemarkung erhalten sind.

Mussten die Schüler Sommer wie Winter nach Flensungen in die Schule, so änderte sich das 1685, als die Gemeinde einen eigenen Lehrer anstellte. Allerdings mussten die Schullasten auch weiterhin an die Kirchspielschule nach Merlau entrichtet werden. Dies änderte sich erst 1834. Allerdings war da das unter großen Mühen erbaute Schulhaus zum Armen- und Hirtenhaus herunter gesetzt worden. 1837 wurde eine Hofreite gekauft und zum Schulhaus umgebaut. Drei Jahre später baute man die Scheune zur Leichenhalle und Gebetsraum um. Doch erst 1842, als das Gebäude einen Glockenturm bekam, konnte man von einer Kirche sprechen. Bereits 1903 wurde Weickartshain an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1921 entschloss man sich zum Bau einer Elektrizitätsleitung und am 26. Januar 1922 wurde erstmals das Licht in Weickartshain eingeschaltet. 1931 wurde das baufällige Gotteshaus durch eine Bruchstein-Kirche ersetzt.

Nach 1945 stieg durch den Zuzug der Kriegs- und Nachkriegsvertriebenen die Einwohnerzahl auf 710 an. Die Beschaffung von ausreichendem Wohnraum wurde zum Problem, das durch Ausweisung eines großen Baugebietes am Seenbach (der sog. Seenbrücke) gelöst wurde. Kurz danach wurde der Eisenbahnbetrieb wieder eingestellt. Das Bahnhofsgebäude ist heute ein Wohnhaus, der Bahndamm ein beliebter Wanderweg.

1951 entstand eine ortseigene Pumpstation im Seenbachtal, die bis heute den Einwohnern erstklassiges Trinkwasser liefert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das Leben im bäuerlich geprägten Dörfchen erheblich. Waren die Einwohner bisher hauptsächlich mit Ackerbau und Viehzucht beschäftigt, so wurde jetzt eine bescheidene Industrie angesiedelt. Eisenerz-Bergbau, eine Firma für Ladenbau und eine Molkerei gaben den Menschen Arbeit und Brot. Allerdings hielt das nicht lange vor. Schon zum Ende der 1950er Jahre verließen viele Bürger den Ort und suchten anderswo Arbeit. Die Bevölkerungszahl pendelt sich um 600 Bürger ein. Erst durch den Zuzug von Aussiedlern zu Beginn der 1990er Jahre wurde die heutige Einwohnerzahl erreicht.

1977 bis 1980 baute man ein Dorfgemeinschaftshaus mit einem enormen Anteil an Eigenleistung, das allen Vereinen und den Einwohnern für jede Art von Festlichkeit zur Verfügung steht.

Eisenerz-Tagebau

Die Erzfunde in der Gemarkung spiegeln sich im Namen wider. Die damalige Schreibweise war vermutlich „Wychartzhain“, was in etwa der Bezeichnung Weich-Erz-Wäldchen entspricht. Hier wurde Brauneisenerz oberirdisch - also „weich“ - gefunden und im Tagebau abgebaut.

Das so geförderte Erz wurde über eine Drahtseilbahn zur Waschanlage auf der Seenbrücke verbracht, dort gewaschen und das so erhaltene Roherz in Güterwagen der Bahn verladen. Die Erdanteile wurden auf dem sogenannten Schlammteich abgelagert. Der Schlammteich ist heute noch vorhanden und dient als Naherholungsgebiet. Die Erzgruben existierten bis in die 1940er Jahre. Ein plötzlicher Wassereinbruch durch eine angebohrte Quelle füllte die Grube schnell aus und bildete einen Teich. Außerdem nahm der Erzanteil immer mehr ab. Daraufhin wurde die Förderung 1943/44 vollständig eingestellt.

Das Gelände wurde in den 1970er Jahren zum Naherholungsgebiet ausgebaut und heute steht hier eine Grillhütte; ein Zeltplatz ist ebenfalls vorhanden.

Veranstaltungen

Der Kulturring Weickartshain organisiert turnusmäßig alle zwei Jahre gemeinsam mit den Vereinen ein Dorffest.

Weblinks


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