Wilhelm Heerwagen

Wilhelm Heerwagen

Wilhelm Heerwagen (* 5. November 1826 in Blankenburg; † 29. September 1875 in Klosterhäseler) war ein deutscher Orgelbauer. Er gründete die Orgelbaufirma Heerwagen, die bis 1935 bestand.

Leben

Heerwagenausstellung Klosterhäseler: Firmenschild von Wilhelm Heerwagen, 1856

Friedrich Wilhelm Heerwagen, Sohn des Tischlermeisters Johann Friedrich Heerwagen aus dem heutigen Bad Blankenburg in Thüringen, absolvierte seine Ausbildung in der Werkstatt von Johann Friedrich Schulze in Paulinzella. Am 29. September 1854 heiratete er in Klosterhäseler Karoline Henriette Keller, die Tochter des Schirrmeisters Paul Keller. 1855 machte er sich selbstständig und eröffnete in Klosterhäseler seine erste Werkstatt im Nebengebäude des Gehöftes Nr. 54. Er beschäftigte neben einem Tischler- und einem Zinngießergesellen anfangs auch seinen jüngeren Bruder Carl Friedrich August Heerwagen (* 13. Dezember 1829; † 29. März 1882), der sich später ebenfalls, jedoch ohne wirtschaftlichen Erfolg, selbständig machte. Bei der Arbeit ging ihm seine Frau zur Hand, was in diesem Handwerk im 19. Jahrhundert äußerst ungewöhnlich war. Ihre Mitarbeit beweist eine Inschrift in der Poppe-Orgel von 1818 in Gößnitz, jetzt Gemeinde An der Poststraße. Hier hatte er mit ihr Wartungs- und Stimmarbeiten ausgeführt.

Das Ehepaar bewohnte ein kleines Haus mit der Nr. 53 in Nachbarschaft der Werkstatt. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor, Henriette Wilhelmine Rosalie, Carl Friedrich Wilhelm, der als Kleinkind starb und am 5. Dezember 1857 Sohn Friedrich Wilhelm Emil Heerwagen als späterer Erbe des Geschäftes. Karoline Henriette Heerwagen starb 27-jährig 1859 im Kindbett. Die zweite Ehe mit Friederike Ernestine Kleine, die Heerwagen 1860 heiratete, blieb kinderlos. Sie stammte wie seine erste Frau aus Klosterhäseler.

Mit seinen Mitarbeitern führte Heerwagen Neubauten, Umbauten und Reparaturen aus. Auch die Orgel in Klosterhäseler stammt aus seiner Werkstatt. Sie wurde 1871 von August und Emilie von Häseler als Einlösung eines Gelübdes für die gesunde Rückkehr ihrer Söhne aus dem Krieg gegen Frankreich gestiftet.

Sein Geschäft erlebte Höhen und Tiefen. Einen wirtschaftlichen Tiefpunkt muss es 1874 gegeben haben. Als seine Werkstatt 1874 den Orgelneubau für die Kirche in Rothenberga ausführte, übernahm er auch Abriss-, Zimmerer-, Maurer- und Malerarbeiten im Kirchengebäude. Im Jahr darauf starb er plötzlich im Alter von 48 Jahren am 26. September 1875. Sein Sohn Emil war erst 18 Jahre alt, in dieser Zeit also nicht einmal volljährig. Er führte die Werkstatt weiter, wobei ihm bei Orgelabnahmen bis zur Volljährigkeit ein Orgelbaumeister als Vormund zur Seite stehen musste.

Literatur

  • Rolf Walther: Wilhelm und Emil Heerwagen - Orgelbauer prägen eine Region. Zum 180. Geburtstag von Wilhelm Heerwagen. In: Ars Organi. 54, 2006, S. 228–229
  • Rudi-Arnold Jung: Die Orgelbauer Heerwagen in Klosterhäseler, Bad Kösen und Weimar. Typoskript im Thüringer Orgelmuseum Bechstedtstraß.
  • Pfarrarchiv Bad Bibra: Kirchenbücher von Klosterhäseler

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Heinrich Wilhelm Heerwagen — Heinrich Heerwagen im Alter von ca, 50 Jahren Heinrich Wilhelm Heerwagen (* 4. Mai 1811 in Bayreuth; † 5. Dezember 1888 in Nürnberg) war Rektor des Egidiengymnasiums Nürnberg, Lokalhistoriker und Mitbegründer des Vereins für die Geschichte der… …   Deutsch Wikipedia

  • Heerwagen (Orgelbau) — Heerwagen Rechtsform Gründung 1855 Auflösung 1935 Sitz Klosterhäseler (bis 1892), Bad Kösen (bis 1896), und Weimar Branche …   Deutsch Wikipedia

  • Heerwagen — ist der Familienname folgender Personen: Bernadette Heerwagen (* 1977), deutsche Schauspielerin Emil Heerwagen (1857–1935), deutscher Orgelbauer Friedrich Ferdinand Traugott Heerwagen (1732–1812), deutscher Theologe und Musikwissenschaftler… …   Deutsch Wikipedia

  • Emil Heerwagen — (* 5. Dezember 1857 in Klosterhäseler; † 28. Januar 1935 in Weimar) war ein deutscher Orgelbauer. Er leitete die von seinem Vater gegründete Orgelbauwerkstatt Heerwagen von 1875 bis 1935. Leben Friedrich Wilhelm Emil Heerwagen war der Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Heinrich Heerwagen — im Alter von ca. 50 Jahren Heinrich Wilhelm Heerwagen (* 4. Mai 1811 in Bayreuth; † 5. Dezember 1888 in Nürnberg) war Rektor des Egidiengymnasiums Nürnberg, Lokalhistoriker und Mitbegründer des Vereins für die Geschichte der Stadt Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Klosterhäseler — Gemeinde An der Poststraße Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Melanchthon-Gymnasium Nürnberg — Schulform Humanistisches Gymnasium Gründung 1526 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens — Gründungsmitglied Harsdörffer (Ordensname Strephon) Die Liste der Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens reicht über fünf Jahrhunderte, von der Gründung des Ordens 1644 bis in die Gegenwart. Der Ordensname (früher Hirtenname) wurde lediglich… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Kirchen in Weimar und dem Kreis Weimarer Land — Diese Liste enthält Kirchengebäude im Landkreis Weimarer Land und der Stadt Weimar in Thüringen. Allgemeines Der Landkreis Weimarer Land zählt 8 Städte, davon sind 4 Mitglied einer Verwaltungsgemeinschaft 1 erfüllende Gemeinde für 12 Gemeinden 1… …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Friedrich Schulze — (* 27. Januar 1793; † 9. Januar 1858) war ein deutscher Orgelbaumeister, dessen Vor und Nachfahren ebenfalls Orgelbauer waren. 1806 trat er in vierter Generation in das Geschäft seines Vaters Johann Andreas Schulze ein und begann eine Ausbildung… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”