Citrus sinensis

Citrus sinensis
Citrus sinensis (L.) Histoire et culture des orangers A. Risso et A. Poiteau. - Paris Henri Plon, Editeur, 1872
Orangenblüte und Orange
Orangenbaum in Galicien.

Die Orange (Aussprache: [oˈraŋʒə] oder [oˈrɑ̃ːʒə]), nördlich der Mainlinie auch Apfelsine genannt, ist ein immergrüner Baum, im speziellen wird auch dessen Frucht so genannt. Die wissenschaftliche Bezeichnung ist Citrus × aurantium (Syn. Citrus aurantium L. var. sinensis L. oder Citrus sinensis (L.) Osbeck)[1]. Die Orange gehört zur Gattung der Zitruspflanzen (Citrus) in der Familie der Rautengewächse (Rutaceae). Sie stammt aus China oder Südostasien, wo sie aus einer Kreuzung von Mandarine (Citrus reticulata) und Pampelmuse (Citrus maxima) entstanden ist.[2] Die aus den gleichen Elternarten entstandene Bitterorange wird wegen ihrer gänzlich unterschiedlichen Verwendung von den süßen Orangen unterschieden. Während die Bitterorange spätestens im 11. Jahrhundert nach Italien gekommen ist, wurde die süße Variante erst im 15. Jahrhundert nach Europa eingeführt, wo sie zunächst fast ausschließlich in Portugal angebaut wurde. Heute ist sie die am häufigsten angebaute Zitrusfrucht der Welt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Orangen sind mittelgroße, immergrüne Bäume mit einer Wuchshöhe bis zu zehn Metern. Die runde Krone weist eine regelmäßige Verzweigung auf. Die jungen Triebe sind kantig und mit dünnen, biegsamen, eher stumpfen Dornen besetzt.

Die ledrigen Blätter sind oval, zugespitzt, der Blattgrund abgerundet. Sie stehen spiralig an den Zweigen. Der Blattstiel ist nur gering verbreitert (geflügelt), die Blattspreite ist deutlich vom Blattstiel abgesetzt (unifoliates Blatt).

Die duftenden Blüten stehen einzeln in den Blattachseln oder in wenigblütigen Blütenständen zusammen. Sie bestehen aus fünf verwachsenen Kelchblättern sowie fünf freien, weiß gefärbten Blütenblättern. Der Fruchtknoten ist oval und deutlich vom Griffel abgesetzt. Die 20 bis 25 Staubblätter sind mit den Staubfäden zu mehreren Gruppen verwachsen. In Europa blüht die Orange von Februar bis Juni.

Orangenbäume entwickeln – wie viele andere Zitrusfrüchte – auch ohne Fremdbefruchtung Früchte. Die Frucht (Hesperidium) besteht aus zehn bis 13 Segmenten, die mit Saftschläuchen von meist oranger, gelegentlich auch gelber bis roter Farbe gefüllt sind. Jedes Segment ist von einem dünnen Häutchen (Endokarp) umgeben, die ganze Frucht von einer zweigeteilten Schale. Die innere Schicht der Schale ist weiß (Mesokarp, Albedo), die äußere bei der Reife orange (Exokarp, Flavedo). In der Schale sitzen zahlreiche Öldrüsen, sie verströmt einen aromatischen Duft. Schale und Segmente sind miteinander verwachsen, die Frucht lässt sich schwerer schälen oder teilen als andere Zitrusfrüchte. Die zentrale Achse der Frucht ist – im Unterschied zur Bitterorange – nicht hohl. Die Samen sind oval mit rauer Schale, im Innern sind sie weiß. Jeder Same enthält meist viele Embryonen unterschiedlicher Größe.

Namensgebung

Der Name Orange stammt über Altprovenzalisch auranja und Spanisch naranja aus dem Arabischen (نارنج nārandsch), das seinerseits über das persische (نارنج nārendsch und نارنگ nāreng) und Sanskrit nāranga auf ein dravidisches Wort (vgl. Tamil nāram) zurückgeht.[3]. Das n- wurde bei der Entlehnung aus dem Spanischen in andere romanische Sprachen durch andere Anlautkonsonanten ersetzt (Portugiesisch laranja, Katalanisch taronja) und ging schließlich ganz verloren (Provenzalisch, Französisch; Italienisch: arancia). Im Arabischen heißt die Orange heute برتقال burtuqāl (von Portugal), während نارنج nārandsch für die Bitterorange steht. In ähnlicher Weise wird im Neugriechischen die bittere νεράντζι nerantsi von der süßen πορτοκάλι portokali unterschieden. Die Farbe Orange ist nach der Frucht benannt.

Der Name Apfelsine leitet sich aus Apfel-Sine, chinesischer Apfel, ab (vgl. ndl.:Sinaasappel = Apfel aus China).[4] [5] Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts gab es noch eine deutliche Trennung im Sprachgebrauch – nördlich von Main, Rheinpfalz und im Osten Deutschlands wurde die Frucht Apfelsine genannt. Mittlerweile setzt sich die Leitform Orange zunehmend durch, vermutlich weil dieser Name „feiner“ klingt. [6]

Der wissenschaftliche Name wurde zuerst 1753 von Carl von Linné geprägt, der die süße Orange als Varietät der Bitterorange beschrieb und Citrus aurantium sinensis nannte. Pehr Osbeck verlieh 1765 dieser Varietät den Rang einer eigenständigen Art, Citrus sinensis, und unter diesem Namen ist sie häufig in der Literatur zu finden. Das Artepitheton sinensis bedeutet „chinesisch“. Die nahe Verwandtschaft der bitteren und süßen Orangen führte dazu, dass immer wieder eine Einordnung als Varietät oder Unterart unter Citrus aurantium erfolgte. Erst neuere genetische Untersuchungen ergaben, dass sowohl Bitterorange als auch süße Orangen auf eine Kreuzung aus Mandarine und Pampelmuse zurückzuführen sind.[2] Das bedingt, dass beide denselben wissenschaftlichen Namen erhalten und ihr Hybridstatus gekennzeichnet wird: Citrus × aurantium lautet daher die Bezeichnung für Pomeranzen und Orangen. Zur Unterscheidung der verschiedenen Gruppen kann noch ein Zusatz wie Citrus × aurantium Orangen-Gruppe verwendet werden.[1]

Geschichte

Die Orange lässt sich in Europa nicht vor dem 15. Jahrhundert nachweisen – im Gegensatz zur ähnlichen Bitterorange, die schon im Mittelalter auf dem Landwege bis nach Europa gekommen war. Auch wenn einzelne Hinweise auf süße Orangen schon für einen früheren Zeitpunkt vorliegen, scheint eine erhebliche Qualitätssteigerung erst ab 1500 erfolgt zu sein, durch die Einführung von besseren Sorten durch Portugiesen, die diese nach der Entdeckung des Seeweges nach Indien in Europa einführten. So berichtet Vasco da Gama 1498, er habe in Mombasa sehr gute Orangen, viel besser als jene in Portugal zu dieser Zeit bekannte, gesehen.[7] Die Verbindung von süßen Orangen und Portugal, die sich in der Namensgebung in etlichen Sprachen niedergeschlagen hat, wurde eventuell durch die Erzählung gefördert, dass der eine, originale und ursprünglich eingeführte Baum noch Jahrhunderte in Lissabon gestanden habe.[8]

Verwendung

Süße Orangen

In Europa werden die Orangen von Oktober (Frühsorten aus Sevilla) bis August (Valencia Lates aus der Gegend um Valencia) geerntet. Das im Welthandel bedeutendste Orangenprodukt ist der Orangensaft, welcher zum Großteil aus Brasilien stammt und in Form von Konzentrat (Sirup) gehandelt wird. Auch frische Orangen haben sich in der Lebensmittel-Landschaft zahlreicher Staaten fest etabliert.

Daneben dient die Orange auch als Quelle von Duftstoffen: Aus den Orangenschalen gewinnt man das Terpen d-Limonen, das als biogenes Lösemittel und Rohstoff für die Parfümindustrie vielseitig verwendet wird. Das edel riechende Neroliöl erhält man durch Wasserdampfdestillation der Orangenblüten, wobei zumeist jedoch nicht die Blüten von Citrus sinensis, sondern die der Pomeranze (Citrus x aurantium) zum Einsatz kommen.

Hauchdünne, Bitterstoff-freie Orangenschalen, wie sie zum Aromatisieren vieler Speisen benötigt werden, gewinnt man mit dem Zesteur. Getrocknete Orangenschalen finden sich auch häufig in Tee-Mischungen. Auch die Blüten können zu einem Tee verarbeitet werden.

Orangenscheiben, Blüten und Schalen werden auch als Dekoration von Speisen und Getränken verwendet (Orangentwist).

Sorten

Blutorangen

Man unterteilt die Orangensorten in Bitterorangen (Pomeranzen) und vier Gruppen von süßen Orangensorten, die Blondorangen (auch: Rundorangen), die Navelorangen (auch: Nabelorangen), die pigmentierten Orangen (Blut- und Halbblutorangen) sowie die säurefreien Orangen.

  • Blondorangen (wichtigste Gruppe)
  • Navelorangen (ursprünglich in Brasilien beheimatet), auch Bahia-Orangen genannt. Ihr Merkmal ist eine Ausstülpung an der Spitze, wo sich – ausgehend von einem weiteren, kleineren Fruchtblattkreis – eine zweite, meist unterentwickelte Tochterfrucht gebildet hat.
    • Washington NewHal, erkennbar durch die großen Ausstülpungen an der Spitze und oft riesige Fruchtgröße, meist deklariert als Navelina
    • CaraCara, eine Selektion der 'Bahia' mit rotem Fruchtfleisch (meist deklariert als Washington Sanguine)
    • Navelina, eine spanische Selektion in allen Fruchtgrößen fast ohne Tochterfrucht.
    • Salustiana, kleinkalibrige Frucht mit dünner Schale, bestens zum Pressen geeignet
    • Navelate, eine spätreifende spanische Selektion, sehr süß
    • NavelLaneLate, vor der Valencia Late die späteste der Navel-Orangen
Blutorangen
  • Blutorangen (wegen des tiefroten Fleisches, bei einigen Sorten auch der Schale). Die rote Fruchtfleischfärbung wird durch Anthocyan in den Pigmenten von Fruchtfleisch und Schale hervorgerufen und entsteht in trockenen Gebieten mit großen täglichen Temperaturdifferenzen (Nachtfröste). Die Moro-Orangen wachsen beispielsweise auf den Hängen des Vulkans Ätna in Sizilien.
    • Sanguine (Rundblut)
    • Double fine (Blutoval)
    • Moro
    • Tarocco
    • Sanguinello
    • Manica
  • Säurefreie Orangen
    • Mosambi, eine aus Indien stammende Orangensorte mit grüner, stellenweise gelber Schale. Die Mosambi hat einen süßen Geschmack und wenig Säure.
Orange und ihr Saft: klassischer Vitamin-C-Lieferant

Inhaltsstoffe

100 g Orange enthält rund 50 mg Vitamin C. Der empfohlene Tagesbedarf an Vitamin C liegt bei etwa 100 mg.

Die Schale von Orangen ist häufig mit Wachsen behandelt, denen (außer im Ökolandbau) meist Konservierungsstoffe wie Thiabendazol (E 233), Orthophenylphenol (E 231), Natriumorthophenylphenol (E 232), Biphenyl (E 230) und Imazalil zugesetzt werden.

Die größten Orangenproduzenten

Die mit Abstand bedeutendste Orangen-produzierenden Nationen sind Brasilien und die USA. Folgende Tabelle gibt eine Übersicht über die größten Produzenten von Orangen weltweit:

Die größten Produzenten weltweit (2004)
Quelle: Handelsblatt Die Welt in Zahlen (2005)
 Rang  Land  Menge 
(in Tsd. t)
 Rang  Land  Menge 
(in Tsd. t)
   1 Brasilien    18.263    9 Ägypten    1.750
   2 USA    11.730    10 Indonesien    1.600
   3 Mexiko    3.970    11 Türkei    1.215
   4 Indien    3.070    12 Südafrika    1.160
   5 Spanien    2.900    13 Pakistan    1.120
   6 China    1.893    14 Griechenland    1.000
   7 Iran    1.850    15 Argentinien    730
   8 Italien    1.800    16 Marokko    705

Siehe auch: Die größten Zitronenproduzenten

Belege und Weiterführendes

  • W. Reuther, H. J. Webber, L. D. Batchelor (Hrsg.) (1967): The Citrus Industry. Bd 1&2. University of California. [2]
  • L. Ramón-Laca (2003): The Introduction of Cultivated Citrus to Europe via Northern Africa and the Iberian Peninsula. Economic Botany 57(4):502–514.

Einzelnachweise

  1. a b D.J. Mabberley (1997): A classification for edible Citrus (Rutaceae). Telopea 7(2): 167–172. [1]
  2. a b E. Nicolosi et al. (2004): Citrus phylogeny and genetic origin of important species as investigated by molecular markers. Theoretical and Applied Genetics 100(8):1155-1166.
  3. Oxford English Dictionary, 2. Auflage, 1989. s. v. orange
  4. H. Genaust (2005): Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Nikol Verlagsges., 701 S. ISBN 3-937872-16-7
  5. H. Marzell (1943): Wörterbuch der deutschen Pflanzennamen. S. Hirzel, Leipzig.
  6. Zweite Runde – Orange/Apfelsine, Atlas zur deutschen Alltagssprache (AdA), Phil.-Hist. Fakultät, Universität Augsburg, 10. November 2005
  7. A. Herculaneo (1861): Roteiro da viagem de Vasco da Gama en MCCCCXCVII. Imprenta Nacional, Lisboa. Zitiert in Ramón-Laca (2003).
  8. P. Spiegel-Roy, E.E. Goldschmidt (2003): The Biology of Citrus. Cambridge University Press, ISBN 0-521-33321-0. S. 8

Weiterführendes


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