City of Benares (1936)

City of Benares (1936)
CITY OF BENARES
Technische Daten
Flagge: Vereinigtes Königreich Vereinigtes Königreich
Schiffstyp: Passagierschiff
Bauwerft: Barclay Curle and Company, Limited, Glasgow, Schottland
Reederei: Ellerman Lines
Heimathafen: Glasgow
Einsatzzweck: Linienverkehr
Schiffsvermessung: 11.081 BRT
Länge: 155 m
Breite: 19,3 m
Antrieb: Dampfturbine
Schrauben: 1
Schornsteine: 2
Masten: 2
Geschwindigkeit: 16 kn (29,6 km/h)
Passagiere: 219 (eine Preisklasse)
Besatzung: 180
Letzte Fahrt: 13. September 1940

Die City of Benares war ein Passagierschiff der Ellerman Lines, einer 1892 gegründeten britischen Reederei, deren Passagier- und Frachtschiffe hauptsächlich die Routen des kommerziellen Schiffsverkehrs in den Mittelmeerraum, den Nahen Osten und nach Indien dominierten. Die City of Benares wurde 1936 in Dienst gestellt und bediente vor dem Zweiten Weltkrieg die Route LiverpoolBombay.

Am 18. September 1940 wurde der Ozeandampfer im Nordatlantik von einem deutschen U-Boot versenkt. 248 Menschen kamen ums Leben, darunter mehr als 70 britische Kinder, die im Rahmen eines von der britischen Regierung initiierten Programms nach Kanada evakuiert werden sollten. Die Versenkung der City of Benares im Zusammenhang mit dem Tod der vielen Kinder sorgte für einen weltweiten Aufschrei der Entrüstung, wie er schon im Ersten Weltkrieg im Fall der RMS Lusitania vorgekommen war.

Benannt wurde sie nach der Stadt Varanasi (damals Benares) im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh.

Inhaltsverzeichnis

Die Letzte Fahrt

Abfahrt im Konvoi

Am Freitag, dem 13. September 1940, legte die City of Benares in Liverpool unter dem Kommando von Kapitän Landles Nicoll zu einer weiteren Transatlantiküberfahrt ab. Ziel war Quebec und Montreal. Im Gegensatz zu den meisten anderen britischen Passagierschiffen war sie nicht von der britischen Regierung requiriert und zum Truppentransporter oder Lazarettschiff umgebaut worden. Sie bediente weiterhin den transatlantischen Passagierservice.

Das Schiff war Teil des Konvois OB-213, der aus insgesamt 19 Schiffen bestand und von Rear Admiral E. J. G. Mackinnon kommandiert wurde. Begleitet wurde der Konvoi vom Zerstörer HMS Winchelsea der Royal Navy. Die City of Benares fuhr im Zentrum des Konvois.

An Bord befanden sich 406 Personen (209 Besatzungsmitglieder, 191 Passagiere und 6 begleitende Seeleute des Konvois).

Passagiere

Unter den 191 Passagieren auf dieser Fahrt befanden sich einige bekannte Persönlichkeiten, darunter:

  • Ruby Grierson, britische Dokumentarfilmregisseurin und -produzentin (London Wakes Up), Schwester von John Grierson (kam ums Leben)
  • Colonel James Baldwin-Webb, Parlamentsabgeordneter des Bezirks Telford and Wrekin in der Graftschaft Shropshire (kam ums Leben)
  • Dr. phil. John Percival Day, kanadischer Wirtschaftsexperte, Professor an der McGill University in Montreal (kam ums Leben)
  • Monika Mann, deutsche Schriftstellerin, Tochter von Thomas Mann (überlebte)
  • Rudolf Olden, deutscher Rechtsanwalt und Journalist (kam ums Leben)
  • Zygmunt Graliński, polnischer Diplomat und Parlamentsabgeordneter (kam ums Leben)
  • Marion Buchanan, kriegsfreiwillige Helferin im Rang einer First Aid Nursing Yeomanry (kam ums Leben)

Zu den Passagieren gehörte auch eine Gruppe von 90 Kindern, die im Rahmen des Children's Overseas Reception Board (CORB) nach Kanada geschickt wurden. CORB war ein im Juni 1940 von der britischen Regierung initiiertes Programm, das Kinder während des Kriegs ins sichere Ausland evakuieren sollte. Bis zur Versenkung der City of Benares waren bereits über 2.600 britische Kinder nach Kanada, Australien, Südafrika und Neuseeland gebracht worden. Die Kinder wurden von einer 10-köpfigen Gruppe von Lehrerinnen, Krankenschwestern und einem Geistlichen begleitet, die von Marjorie Day, der Leiterin der Wycombe Abbey School, einer Privatschule in High Wycombe, angeführt wurde.

Versenkung

Am Abend des 16. September verließ die HMS Winchelsea den Konvoi, da sie zu einem anderen Einsatz als Geleitschutz abgerufen wurde. Der Konvoi löste sich daraufhin auf. Einen Tag später, am 17. September nach Einbruch der Dunkelheit, wurde die City of Benares vom deutschen U-Boot U 48 unter Kapitänleutnant Heinrich Bleichrodt gesichtet. Das Schiff befand sich bereits etwa 600 Seemeilen vom Land entfernt und dampfte etwa 250 Seemeilen südwestlich des Rockall-Felsens durch schwere See und heftige Böen der Stärke 5.

Nach dem Abendessen hatten sich die meisten Passagiere zurückgezogen, einige hielten sich aber auch noch im Rauchsalon und in den Bars des Schiffes auf. Um 23.45 Uhr feuerte U-48, das sich auf seiner achten Feindfahrt befand, ohne Vorwarnung zwei Torpedos auf das Passagierschiff, die beide ihr Ziel verfehlten. Um 00.01 Uhr am 18. September ließ Bleichrodt einen dritten Torpedo feuern, der die City of Benares backbords in der Nähe des Hecks traf. Eine schwere Detonation erschütterte den Dampfer, der sofort nach Backbord absackte, sodass sich an Bord Geschirr und Möbel in Bewegung setze. Die Rettung verlief problematisch: Die Rettungsboote auf der Backbordseite konnten nicht gefiert werden, da diese Seite des Schiffs hoch in die Luft ragte und die Boote gegen den Rumpf schrammten. Die Boote auf der Steuerbordseite schwangen weit aus, sodass eine große Kluft zwischen den Booten und dem Deck entstand. Mehrere Boote stürzten ab, weil sich Seile lösten oder sie zu schnell gefiert wurden. Viele Passagiere wurden durch die stürmischen Wellen von der Steuerbordseite gespült, die sich nach kurzer Zeit auf gleicher Höhe mit der Wasseroberfläche befand.

30 Minuten nach dem Angriff ging die City of Benares mit dem Heck voran unter. 248 Menschen kamen bei dem Untergang ums Leben (121 Besatzungsmitglieder, die 6 Eskortemitglieder und 121 Passagiere). Von den 90 Kindern des Rettungsprogramms starben 77. 158 Menschen überlebten (88 Besatzungsmitglieder und 70 Passagiere, darunter 13 Kinder). Unter den Mannschaftsmitgliedern, die nicht überlebten, waren der Kapitän, der Zweite Offizier Hugh Asher, die Chefstewardess Christiana Cook und der Cheffunker Alister Fairweather.

Rettung

Da die City of Benares in einem sehr entlegenen Gebiet unterging, dauerte es einige Zeit, bis Rettung eintraf. Erst gegen Mittag des 18. September traf die HMS Hurricane, ein Zerstörer der Royal Navy, am Unglücksort ein. Sie rettete etwa 100 der Überlebenden des Ozeandampfers und brachte sie in die westschottische Hafenstadt Greenock. Das Rettungsboot Nr. 12, das 45 Überlebende an Bord hatte, driftete weit ab und wurde erst acht Tage später von dem Zerstörer HMS Anthony gefunden. In diesem Rettungsboot befanden sich auch sechs Kinder des CORB-Programms, die während dieser Zeit von der Musiklehrerin Mary Cornish und von dem katholischen Pfarrer Rory O’Sullivan betreut worden waren.

Der Untergang der City of Benares sorgte dafür, dass das Rettungsprogramm des Children's Overseas Reception Board eingestellt wurde. Einen weiteren Fall wie den der City of Benares wollte die britische Regierung nicht verantworten.

Weiterführende Links

Literatur

  • Nagorski, Tom. Miracles on the Water. Constable & Robinson, 2007
  • Crabb, Brian James. Beyond the Call of Duty. Shaun Tyas, 2006
  • Menzies, Janet. Children of the Doomed Voyage. John Wiley & Sons, 2005
  • Barker, Ralph. Children of the Benares. Avid Publications, 1987

Siehe auch


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