Clades Variana

Clades Variana
Römisch-Germanische Kriege
Grabstein des Marcus Caelius, „gefallen im Krieg des Varus“ (bello Variano)
Grabstein des Marcus Caelius, „gefallen im Krieg des Varus“ (bello Variano)
Datum September 9 n. Chr.
Ort Möglicherweise Kalkriese bei Bramsche
Ausgang Sieg der Germanen
Konfliktparteien
Römisches Reich Germanen
(Cherusker, Marser, Chatten, Brukterer, Chauken und andere Stämme)
Befehlshaber
Publius Quinctilius Varus Arminius
Truppenstärke
drei Legionen, drei Reiterabteilungen, sechs Kohorten und Tross (etwa 20.000) unbekannt
Verluste
alle bis auf wenige Überlebende unbekannt

In der Varusschlacht (auch: Schlacht im Teutoburger Wald oder Hermannsschlacht, von römischen Schriftstellern als clades Variana, als „Varusniederlage“ bezeichnet) im Herbst des Jahres 9 n. Chr. erlitten drei römische Legionen samt Hilfstruppen und Tross unter Publius Quinctilius Varus eine vernichtende Niederlage gegen ein germanisches Heer unter Führung des Arminius („Hermann“), eines Fürsten der Cherusker.

Die Schlacht, in der ein Achtel des römischen Gesamtheeres vernichtet wurde, leitete das Ende der römischen Bemühungen ein, die rechtsrheinischen Gebiete Germaniens bis zur Elbe zu einem Teil des Römischen Reiches zu machen und so als strategisches Ziel auch die Verkürzung der Außengrenze des Römischen Reiches auf die Elbe-Donau-Linie zu erreichen. Als Ort der Schlacht wurden und werden verschiedene Stätten in Norddeutschland und in den Niederlanden vermutet; neuere Erkenntnisse führen zu der Annahme, ein Teil der Schlacht habe in der Fundregion Kalkriese am Wiehengebirge im Osnabrücker Land stattgefunden.

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Vorgeschichte

Germanien zur Römerzeit (Kartenbild aus dem 19. Jahrhundert)

Der Zug des Varus war Teil einer umfangreichen Kampagne zur Ausdehnung der Reichsgrenzen östlich des Rheins und nördlich der Alpen oder der Donau, die 15 v. Chr. mit dem von Augustus' Stiefsöhnen Drusus und Tiberius geführten Feldzug gegen die Räter und Vindeliker begann. Drusus, der danach den Befehl über die Legionen am Rhein übernahm, führte in den Jahren 12 v. Chr. bis zu seinem Tod 9 v. Chr. ausgedehnte Erkundungszüge östlich des Rheins durch, bei denen er Elbe und Saale erreichte. Vom Rhein aus über den Drusus-Kanal, die fossa Drusiana, die Zuiderzee und die Nordsee konnte die römische Flotte die Operationen unterstützen. Ziel der Römer war es, die Siedlungsgebiete germanischer Stämme zwischen Rhein und Elbe dauerhaft unter römische Herrschaft zu bringen. Dazu errichteten sie insbesondere an Rhein, Lippe, Ems, Nordsee und Lahn eine Reihe von befestigten Lagerplätzen und versuchten, unter den Stämmen Verbündete zu gewinnen.

Tiberius, der inzwischen Pannonien erobert hatte, setzte nach dem Tod seines Bruders diese Politik fort, bis er 6 v. Chr. aus dynastischen Gründen ins selbstgewählte Exil ging. Weitere Erfolge bei der Befriedung des Landes wurden von Lucius Domitius Ahenobarbus und nach Tiberius’ Rückkehr 4 n. Chr. erzielt. Als Bedrohung stellten sich dabei die unter Drusus in das Gebiet des heutigen Böhmen vertriebenen Markomannen unter ihrem Herrscher Marbod heraus. Der im Jahr 6 n. Chr. gegen Marbod geplante Großangriff von zwölf Legionen unter Tiberius und Gaius Sentius Saturninus musste aber wegen des zur gleichen Zeit in Pannonien und Dalmatien ausgebrochenen Illyrischen Aufstands (6–9 n. Chr.) abgebrochen werden. Zum neuen Befehlshaber am Rhein wurde 7 n. Chr. Publius Quinctilius Varus ernannt.

Der römische Statthalter Varus

Varus, der als erfahrener Militär- und Verwaltungsfachmann galt, sollte in den schon römisch beherrschten Gebieten das römische Recht und insbesondere das römische Steuerrecht einführen. Sein Amt übte er angeblich mit wenig Feingefühl und Rücksicht auf germanische Gepflogenheiten aus, allerdings kann es auch sein, dass die antike Überlieferung Varus zum Sündenbock gemacht hat. Der römische Historiker Cassius Dio[1] schreibt über die Situation der Römer vor Ort und die von Varus angeblich begangenen Fehleinschätzungen:

„Die Römer besaßen zwar einige Teile dieses Landes, doch kein zusammenhängendes Gebiet, sondern wie sie es gerade zufällig erobert hatten […] Ihre Soldaten bezogen hier ihre Winterquartiere, Städte wurden gegründet und die Barbaren passten sich der römischen Lebensweise an, besuchten die Märkte und hielten friedliche Zusammenkünfte ab. Freilich hatten sie auch nicht die Sitten ihrer Väter, ihre angeborene Wesensart, ihre unabhängige Lebensweise und die Macht ihrer Waffen vergessen. Solange sie allmählich und behutsam umlernten, fiel ihnen der Wechsel ihrer Lebensweise nicht schwer – sie fühlten die Veränderung nicht einmal. Als aber Quinctilius Varus den Oberbefehl über Germanien übernahm und sie zu rasch umformen wollte, indem er ihre Verhältnisse kraft seiner Amtsgewalt regelte, ihnen auch sonst wie Unterworfenen Vorschriften machte und insbesondere von ihnen wie von Untertanen Tribut eintrieb, da hatte ihre Geduld ein Ende.“

Nach Ansicht einiger Historiker, unter ihnen Werner Eck, führen diese Aussagen allerdings in die Irre: Germanien sei vor 9 n. Chr. nicht nur „fast“, sondern auch de jure bereits in den Status einer Provinz überführt worden und habe als befriedet gegolten;[2] Varus habe vermutlich den ausdrücklichen Auftrag gehabt, die Verwaltung aufzubauen und Steuern zu erheben. Ob sich diese Annahme durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Arminius als Gegenspieler von Varus

Varus’ Gegenspieler war Arminius, ein Fürst der Cherusker, der möglicherweise bereits als Kind oder in seiner Jugend als Geisel nach Rom gekommen und dort zum römischen Offizier ausgebildet worden war.[3] Er galt als verlässlicher Bundesgenosse, wurde in den römischen Ritterstand erhoben und diente als Kommandeur der Hilfstruppen. Seine guten Kenntnisse des römischen Militärwesens befähigten ihn, dem römischen Heer eine der empfindlichsten Niederlagen seiner Geschichte beizubringen. Anders als sein Bruder Flavus, der Rom immer treu blieb, wandte sich Arminius gegen die römische Oberherrschaft.

Ob Varus nun durch sein ungeschicktes Taktieren das Ehrgefühl der germanischen Stämme verletzt hat oder bereits die übliche römische Handlungsweise geeignet war, diesen Widerstand hervorzurufen, so war Germanien auf jeden Fall nach einem Eroberungskrieg und einem „großen Aufstand“, von dem Velleius Paterculus berichtete, nicht voll erobert und immer noch potenziell gefährlich. Arminius gelang es, die Stämme der Cherusker, Marser, Chatten und Brukterer zu einem Bündnis zu bewegen. Er war auch in der Lage, den germanischen Stämmen die Schwachstellen der römischen Militärtechnik – und auch der eigenen Taktik – deutlich zu machen. Arminius spielte ein gefährliches Doppelspiel. Er galt als Tischgenosse des Varus und wiegte diesen in dem Glauben, er sei ein treuer Verbündeter Roms. Er wirkte dabei so überzeugend, dass Varus nicht einmal die Warnung des Fürsten Segestes ernst nahm, Arminius plane den Verrat.

Der Althistoriker Dieter Timpe betont Arminius' Rolle als Anführer regulärer, römisch ausgebildeter cheruskischer Hilfstruppen, die wahrscheinlich gemeinsam mit den Stammeskriegern im Aufstand kämpften.[4] Auch der Archäologe Heiko Steuer sieht einen möglichen Wandel in der Interpretation: „aus den ‚Freiheitskämpfern‘ wird aufständisches römisches Militär“.[5]

Die Schlacht

Historische Quellenlage

Der katastrophale Ausgang dieses militärischen Unternehmens wurde bereits von den Zeitgenossen aufgenommen und kommentiert. Plinius der Ältere zählte in seinem Werk Naturalis Historia nicht nur die germanischen Stämme (Buch 3 seiner Enzyklopädie in 37 Büchern) auf, sondern berichtete in einer Abhandlung, die aus 20 Büchern bestand, jedoch nicht erhalten ist, auch über die Germanischen Kriege (Bella Germaniae).

Zu den heute zugänglichen Quellen zählen:[6]

Autor Werk Entstehungszeit
Ovid Tristia III, 12, 45–48 und IV, 2 10 und 11 n. Chr.
Marcus Manilius Astronomica, I, 896–903 vor 14
Strabon Geographia, VII, 1, 4 vor 18
Velleius Paterculus Historiae Romanae, II, 117–119 30
Tacitus Annales, I, 59–62 Anfang des zweiten Jahrhunderts
Sueton De vita Caesarum, Vita Divi Augusti, 23 und 49, Vita Tiberi, 17 und 18 veröffentlicht nach 120
Florus Epitome de T. Livio Bellorum omnium annorum DCC Libri duo, II, XXX, 29–39 im frühen zweiten Jahrhundert
Cassius Dio ‘Ῥωμαϊκὴ ἱστορία (Römische Geschichte), LVI, 18–22 Anfang des dritten Jahrhunderts

Keiner dieser Autoren war Zeuge der Schlacht. Plinius und Velleius Paterculus kannten Germanien immerhin aus eigener Anschauung. Tacitus und Cassius Dio benutzten wohl unterschiedliche (heute verlorene) Geschichtswerke als Quellen; in Frage kommen etwa die Germanenkriege bzw. die Historien des Aufidius Bassus,[7] doch muss dies letztendlich Spekulation bleiben. Alle römischen Autoren fällen ein einhellig negatives Urteil über Varus. Dieses Urteil könnte nicht unwesentlich von dem Bestreben geprägt sein, einen eindeutig Schuldigen für den Untergang der römischen Legionen zu finden.

Das lange Zeit einzige archäologisch-epigraphische Zeugnis der Schlacht (das jedoch weder zur Frage des Orts noch zur Kenntnis des Schlachtverlaufs etwas beitrug) ist ein im Xantener Ortsteil Birten gefundener Grabstein für den „im Krieg des Varus“ (bello Variano) ums Leben gekommenen römischen Centurio Marcus Caelius. Das lebensgroße Bildnis zeigt den römischen Offizier in seiner vollen Uniform zwischen seinen beiden Freigelassenen, die bei dem Unternehmen ebenfalls zu Tode gekommen sind. Der Stein, der sich heute in Bonn befindet, vermerkt ausdrücklich, dass die Leiche des Caelius nicht geborgen werden konnte.

Die Berichte über den Ablauf der Schlacht sind in den einzelnen Quellen recht unterschiedlich und können kaum miteinander in Einklang gebracht werden, was möglicherweise auf die Quellen der jeweiligen Geschichtsschreiber zurückzuführen ist. Man hat aber auch vermutet, dass es sich bei keinem der Berichte um eine Wiedergabe von Tatsachen handelt, sondern nur um eine mehr oder weniger dramatisch ausgemalte Phantasiedarstellung der jeweiligen Autoren unter Verwendung örtlicher Elemente von Schlachtbeschreibungen. Folgt man dieser Annahme, so lässt sich über die Schlacht nichts weiter sagen als nur die bloße Tatsache der römischen Niederlage und des Untergangs der drei Legionen in Germanien. Quellen, die den Hergang aus germanischer oder anderer Sicht schildern, fehlen.

Varus’ Untergang

Münzbildnis des Varus

Ähnlich wie seine Vorgänger verbrachte Varus den Sommer in vorgeschobenen Positionen weit im Inneren des neu erschlossenen Landes und überwinterte in Lagern weiter westlich am Rhein. Das Sommerhauptquartier des Varus und drei seiner Legionen lag tief im Gebiet der Cherusker, am Westufer der Weser. Die übrigen zwei Legionen waren am Rhein oder im hessischen Raum zurückgeblieben.

Die Schlacht fand statt, als sich Varus und seine Legionen auf dem Rückweg ins Winterhauptquartier befanden. Varus wollte vermutlich die Militärstraße zurück nach Castra Vetera, einem Lager nahe dem heutigen Xanten, für den Rückmarsch nutzen. Doch die Nachricht über einen vermeintlichen kleinen, regionalen Aufstand veranlasste ihn, einen Umweg durch ein den Römern weitgehend unbekanntes Gebiet zu nehmen. In unwegsamem Gelände gingen Arminius und seine Verschwörer voraus, angeblich um Verbündete heranzuführen. Der weitermarschierende Varus geriet dabei in einen von Arminius sorgfältig geplanten Hinterhalt.

Man geht davon aus, dass die Streitmacht die drei Legionen XVII, XVIII, XIX, drei Alen (Reitereinheiten) und sechs Kohorten mit insgesamt 15.000 bis 20.000 Soldaten mit 4.000 bis 5.000 Reit-, Zug- und Tragetieren umfasste, deren Zug 15 bis 20 km lang gewesen sein muss.[8]

Im lebhaftesten Bericht der Schlacht, den der römische Historiker Cassius Dio Cocceianus[9] verfasste, heißt es:

„Denn das Gebirge war voller Schluchten und Unebenheiten, und die Bäume standen so dicht und waren so übergroß, dass die Römer auch schon ehe die Feinde über sie herfielen, sich, wo nötig, abmühten, die Bäume zu fällen, Wege zu bahnen und Dämme zu bauen.
Und wenn dazu noch Regen und Sturm kam, zerstreuten sie sich noch weiter. Der Boden aber, schlüpfrig geworden um die Wurzeln und Baumstümpfe, machte sie ganz unsicher beim Gehen, und die Kronen der Bäume, abgebrochen und herabgestürzt, brachte sie in Verwirrung.
[…] umstellten die Germanen sie plötzlich von überall her gleichzeitig durch das Dickicht hindurch, da sie ja die Pfade kannten, und zwar schossen sie zuerst von fern, dann aber als sich keiner wehrte, doch viele verwundet wurden, gingen sie auf sie los.
Es war unmöglich, 1. in irgendeiner Ordnung zu marschieren […], 2. konnten sie sich auch nur schwer zusammenscharen, und waren Schar für Schar immer weniger als die Angreifer, […]
Daher schlossen sie die Römer mühelos ein und machten sie nieder, so dass Varus und die Angesehensten aus Furcht, gefangen genommen oder getötet zu werden – denn verwundet waren sie schon – sich zu einer furchtbaren, aber notwendigen Tat entschlossen. Sie töteten sich selbst.
Als dies bekannt wurde, wehrte sich auch keiner mehr, auch wenn er noch kräftig war, sondern die einen taten es ihrem Anführer nach, die anderen warfen die Waffen weg und überließen sich dem, der sie töten wollte. Denn fliehen konnte keiner, wenn er es auch noch so gerne wollte.“

Als Sumpf, Wälder und Regen die materiell überlegenen Römer behinderten und sich die Legionäre in einer langgezogenen Marschkolonne durch das unwegsame Gelände bewegten, griffen Arminius und seine Verbündeten an. Arminius war sich bewusst, dass er die römischen Legionen in einem offenen Kampf nicht besiegen konnte. Für seine Angriffe wartete er jeweils die Zeitpunkte ab, an denen die Römer sich in lang auseinandergezogener Marschordnung befanden und die engen Täler und der Morast die übliche römische Kampftechnik gravierend einschränkten. Die Germanen attackierten in dichten Haufen die Flanken der Kolonne und versuchten, die einzelnen Truppenteile voneinander zu trennen.

Die Römer kämpften dabei nicht nur gegen germanische Krieger, sondern auch gegen die abtrünnigen germanischen Hilfstruppen. Vier Tage und drei Nächte dauerte die Schlacht, in der Varus versuchte, sich zum Rhein durchzuschlagen. Die ersten zwei Nächte konnte er noch befestigte Lager errichten, doch am vierten Tage[10] waren die Römer besiegt. Varus selbst tötete sich gemeinsam mit seinen Offizieren. Der römische Historiker Tacitus[11] beschreibt das Schlachtfeld, wie es noch im Jahre 15 n. Chr. von Germanicus vorgefunden wurde:

„Das erste Lager des Varus ließ an seinem weiten Umfang und an der Absteckung des Hauptplatzes die Arbeit von drei Legionen erkennen. Danach sah man an dem halbeingestürzten Wall und dem niedrigen Graben die Stelle, an der sich die bereits zusammengeschmolzenen Reste gesammelt hatten. Mitten auf dem Felde lagen bleichende Knochen, zerstreut oder in Haufen, je nachdem ob sie von Flüchtigen oder von einer noch Widerstand leistenden Truppe stammten. Daneben lagen zerbrochene Waffen und Pferdegerippe, an Baumstämmen waren Schädel befestigt. In Hainen in der Nähe standen die Altäre der Barbaren, an denen sie die Tribunen und Zenturionen ersten Ranges geschlachtet hatten.“

Die drei Legionen sowie die weiteren Hilfstruppen wurden nahezu vollständig vernichtet. Der Kopf des Varus wurde abgetrennt und an Arminius’ Rivalen Marbod gesandt, dieser schickte ihn an die Familie des Varus nach Rom weiter. Kaiser Augustus soll angesichts der Niederlage ausgerufen haben:

Quintili Vare, legiones redde!

„Quinctilius Varus, gib die Legionen zurück!“

Sueton: Augustus 23

Die besiegten Legionen wurden nach der Katastrophe nicht wieder aufgestellt, was einen in der römischen Militärgeschichte einzigartigen Tatbestand darstellt.

Die beiden Legionen, die Varus’ Neffe Lucius Nonius Asprenas führte, entkamen dem Debakel. Sie kehrten laut Paterculus rechtzeitig an den Rhein zurück und halfen den Flüchtlingen der Katastrophe, wie Cassius Dio berichtet.

Auswirkung der römischen Niederlage

Germanen

Nach der Varusniederlage kam es zu einer „westwärtsgerichteten Offensive“[12] der Germanen, da diese fast alle Kastelle eroberten. Ein Vertragsangebot, bei dem Arminius den Kopf des Varus an den Markomannenkönig Marbod schickte, lehnte dieser ab. Es kam nach der Varusschlacht unter den germanischen Stämmen zu Zwistigkeiten. Arminius besiegte im Jahr 19 n. Chr. unter anderem zusammen mit den Sueben und Langobarden Marbod und wurde im Jahr 21 n. Chr., als er zu mächtig wurde, von Verwandten ermordet. Nach Tacitus spielte hierbei sein Machtstreben die entscheidende Rolle. Das strategische Ziel des Arminius war es, die römische Herrschaft über das heutige Nordwestdeutschland zu beenden, das operative, die römischen Besatzungstruppen zu vernichten, und das taktische, die römische Marschsäule in einen Hinterhalt zu locken.[13]

Der Sieg in der Varusschlacht war das Ergebnis einer geschickten Planung, die sämtliche Schritte der Römer mit einkalkulierte. Wichtig war ferner, dass es Arminius gelang, eine feste Koalition aus mindestens elf Stämmen zu bilden und den selbstbewussten, stets auf seine Unabhängigkeit bedachten germanischen Adel über Jahre hinweg zu großen Teilen in den Plan einzubinden. Selbst einige militärische Rückschläge gegen den römischen Feldherrn Germanicus, der auf Varus folgte, konnten das Bündnis des Arminius nicht ernsthaft erschüttern.[14] Es brach erst auseinander, als der neue Kaiser Tiberius im Jahr 16 n. Chr. die Germanenfeldzüge für erfolgreich beendet erklärte und Roms Rückzug auf die Rhein-Donau-Grenze beschlossene Sache war. Für Rom war es günstig, dass die Gallier die Situation nicht für einen Aufstand nutzten. Diese erkannten richtig, dass die Katastrophe des Varus keine erfolgversprechende Basis für einen Aufstand war.

Römer

Die katastrophale Niederlage des Jahres 9 n. Chr. hatte kurzfristig den fast völligen Rückzug Roms auf die Ausgangspositionen vor der Offensive von 12 v. Chr. zur Folge. Der Verlust von drei Legionen, sechs Kohorten und drei Alen ging einher mit der Zerstörung römischer Kastelle zwischen Rhein und Weser und bedeutete die zeitweilige Preisgabe aller darüber hinausgehenden Ambitionen. Kastelle, Bergwerke und Niederlassungen wie zum Beispiel Waldgirmes wurden aufgegeben und planmäßig zerstört.

Dennoch bedeutete die Varusschlacht keineswegs unmittelbar das Ende der römischen Militärpräsenz in Germanien, vielmehr verfolgte Augustus bezüglich Germaniens auch nach der Varusschlacht ein offensives Konzept. Tiberius wurde nach der Niederlage des Varus von Augustus wieder mit dem Kommando in Germanien betraut. Allerdings konnte er sich im Jahre 10 n. Chr. noch nicht entschließen, den Rhein zu überqueren.[15] Ob seine große Zurückhaltung unmittelbar nach der Varusschlacht eher gegen einen Plan für die sofortige Rückeroberung des Raumes zwischen Elbe und Rhein spricht oder allein kluge Vorsicht widerspiegelt, ist in der Forschung sehr umstritten.[16] In den folgenden Jahren überschritt Tiberius aber mehrfach den Rhein und drang tiefer ins Landesinnere vor. Schließlich sei er, so der Zeitzeuge Velleius Paterculus, mit Ruhm bedeckt in das Winterlager zurückgekehrt.[17]

Der Erfolg dieser Feldzüge des Tiberius wird in späteren antiken Quellen und in der modernen Forschung anders bewertet als bei Velleius. Nach Dio[18] kam es zu keinen militärischen Auseinandersetzungen, da die Römer aus Furcht vom Rhein aus nicht weit vorrückten. Auch in der Forschung [19][20] wird Velleius’ Darstellung der Feldzüge angezweifelt, da Velleius dazu neigte, die Leistungen des Tiberius deutlich zu übertreiben. Außerdem sind keine Spuren von Militärwegen oder Anzeichen von Holzkohleschichten entdeckt worden, die man bei einem großflächigen Abbrennen von Siedlungen erwarten würde. Daran, dass Tiberius seine Truppen über den Rhein führte, besteht kein Zweifel, wohl aber daran, ob er dabei Nennenswertes erreichen konnte.

Die drei verlorenen Varus-Legionen wurden sofort ersetzt (ohne allerdings die alten Bezeichnungen als 17., 18. und 19. Legion wieder aufzunehmen) und die Gesamtzahl der Rheinlegionen von sechs auf acht erhöht.[21] Ebenso wurde die Flotte wieder eingesetzt.[22] Augustus berichtet in den Res Gestae (26) wie folgt: Gallias et Hispanias provincias, item Germaniam, qua includit Oceanus a Gadibus ad ostium Albis fluminis, pacavi. (deutsch: „Die gallischen und spanischen Provinzen und ebenso Germanien, soweit der Ozean [sie] einschließt von Gades bis zur Mündung der Elbe, habe ich befriedet.“) Dieser Satz des Princeps lässt keinerlei Gedanken an Rückzug oder Resignation erkennen, ebenso wurde die Varusniederlage im offiziellen Sprachgebrauch der Res Gestae, des Tatenberichts des Augustus, verschwiegen. Der Satz ist vielmehr geprägt vom imperialen Stolz des Princeps auf die Eroberung einer so weitreichenden Ozeangrenze. Er zeigt auch, dass Augustus den Anspruch auf Germanien bis zu seinem Tod nicht aufgegeben hat.[23]

Im Jahr 14 begann Germanicus, der zum Jahresende 12 das Militärkommando übernommen hatte, erneut mit Feldzügen in Germanien. Gegenspieler des Germanicus war wiederum Arminius. Es gab mehrere große Schlachten, darunter die Schlacht an den Pontes longi, die Schlacht auf dem Idistavisischen Feld und die Schlacht am Angrivarierwall. Germanicus gelang es, zwei Legionsadler zurückzugewinnen und er nahm Thusnelda, die schwangere Ehefrau von Arminius, gefangen.

Letztlich gaben die Römer nach einigen Jahren aber den Versuch auf, die Folgen der Varusschlacht zu revidieren. Die Feldzüge wurden durch den neuen Kaiser Tiberius im Jahre 16 n. Chr. beendet, weil der Aufwand an Menschen und Material für die Römer zu hoch wurde und eine indirekte Kontrolle Germaniens zu genügen schien. Es mögen aber auch noch andere Motive eine Rolle gespielt haben. Der Ausgang der Varusschlacht trug angesichts des „Verzicht[s] Roms auf die Wiedereroberung Germaniens“[24] im Verlauf des 1. Jahrhunderts n. Chr. dazu bei, dass Germanien größtenteils außerhalb des direkten römischen Machtbereichs blieb und eine andere Entwicklung erfuhr als beispielsweise das keltische Gallien. Daran änderte auch die Einrichtung von zwei „germanischen“ Provinzen am Rhein durch Kaiser Domitian wenig.

Bei den Römern begann man, so meinen einige Forscher, andererseits, die gewaltigen Ausdehnungen des europäisch-asiatischen Raumes zu erahnen und in eine Politik umzusetzen, die diesen Gegebenheiten Rechnung trug. Beides mündete schließlich in eine Entwicklung, die in den spätantiken Völkerwanderungen des 5. und 6. Jahrhunderts zu eigenständigen germanischen Reichen auf weströmischem Boden führte.

Ort der Auseinandersetzung

Vermuteter Ort der Schlacht bei Kalkriese

Seit Jahrhunderten ist der Ort der Schlacht umstritten, da die schriftlichen Zeugnisse zur Varusschlacht keine genaue Lokalisierung zulassen. Erste Versuche, den Schauplatz aufzuspüren, gab es bereits vor etwa 800 Jahren.[25]

Mehr als 700 Theorien

Es ist lange gerätselt worden, wo die Schlacht stattgefunden haben könnte. Da der Geschichtsschreiber Tacitus vom saltus Teutoburgiensis schrieb, hat sich der Begriff von der „Schlacht im Teutoburger Wald“ ergeben.

Der heute als Teutoburger Wald bekannte Höhenzug trägt diesen Namen allerdings erst seit dem frühen 19. Jahrhundert, als Arminius-Begeisterte meinten, den Ort der Schlacht im damals noch Osning genannten Gebirgskamm lokalisieren zu können. Somit ist auch das an die Schlacht erinnernde Hermannsdenkmal bei Detmold Ergebnis eines unzureichenden Lokalisierungsversuches. Trotz seines Namens hat der Teutoburger Wald also mit der Ortsangabe des Tacitus nicht unmittelbar zu tun.

Historiker, Archäologen, Heimatforscher und anderweitig Interessierte entwickelten seit dem 16. Jahrhundert mindestens 700 Theorien zum Ort der Varusschlacht.

Die rekonstruierten Wälle auf dem vermeintlichen Varusschlachtfeld bei Kalkriese.

Der Prähistoriker und Provinzialarchäologe Harald von Petrikovits bündelte die Vielzahl möglicher Plätze geographisch zu größeren Theorie-Einheiten. Die von Fachleuten als am wahrscheinlichsten angesehenen Plätze liegen dabei fast alle in Ostwestfalen oder in daran angrenzenden Landschaften. Petrikovits zufolge gibt es dort vier Gruppen von Orten, an denen das Schlachtgeschehen jeweils angesiedelt wird:

  • nach der Nordtheorie am nördlichen Rand von Wiehen- und Wesergebirge, wo sich der Fundplatz Kalkriese befindet;
  • nach der Lippeschen Theorie in der östlichen Hälfte des Teutoburger Waldes oder zwischen diesem und der Weser;
  • nach der Münsterländer Theorie südlich des Teutoburger Waldes bei Beckum oder knapp östlich davon;
  • nach der Südtheorie in dem Bergland südöstlich der Münsterländer Bucht.[26]

Kalkrieser-Niewedder Senke

Neuere archäologische Funde, die seit Ende der 1980er Jahre gemacht wurden, machen die Fundregion Kalkriese zu einem Favoriten in der Diskussion, weil die Funde auch Kampfhandlungen bei Kalkriese belegen, einem Stadtteil der niedersächsischen Stadt Bramsche im Landkreis Osnabrück. Es fehlt jedoch noch ein eindeutiger Beweis, da in Germania Magna verschiedene Schlachten geführt wurden, darunter auch später noch unter dem römischen Feldherrn Germanicus.

Rezeption und Bedeutung für die deutsche Identität

Im Teutoburger Wald erinnert das Hermannsdenkmal an die Varusschlacht

In der Frage, was die Identität der Deutschen ausmache, hat die Varusschlacht vom 16. bis Mitte des 20. Jahrhunderts eine große Rolle gespielt. Ausgangspunkt waren die wiederentdeckten Schriften des Tacitus (1455 die Germania, 1507 die Annalen). Das Lob des römischen Historikers auf die Germanen erlaubte, vor allem in den Augen der deutschen Gelehrten des Humanismus, dem Vergleich mit den anderen großen Kulturnationen der Antike standzuhalten. So ordnete schon 1529 Ulrich von Hutten dem Cheruskerfürsten Arminius den Ehrenplatz als erster Vaterlandsverteidiger zu und stellte ihn neben die drei großen Feldherren der Antike – Alexander den Großen, Hannibal und Scipio den Älteren. Etwa gleichzeitig wurde der Name des Cheruskers erstmals eingedeutscht. „Wenn ich ein poet wer, so wolt ich den celebriren. Ich hab ihn von hertzen lib. Hat Hertzog Herman geheißen, ist her vber den Hartz gewesen“, sagte Martin Luther 1542 in einer Tischrede.[27]

Literatur

Schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts begann der Arminius-Kult in der deutschen Literatur, der sich über Daniel Casper von Lohenstein, Christoph Martin Wieland und Friedrich Gottlieb Klopstock bis zu Heinrich von Kleist und Christian Dietrich Grabbe erstreckte.

Der Dreißigjährige Krieg hatte ein wirtschaftlich schwaches und politisch zerstückeltes Deutschland zurückgelassen. In den Augen der Nachbarn – insbesondere der Franzosen – war Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert eine nation barbare; kulturunfähig, politisch zerrissen und ökonomisch rückständig. Die Varusschlacht war der – deutsche – Gegenbeweis dazu: Eine Nation, die sich einigt und mutig dem übermächtigen Eroberer entgegentritt und ihn – im Gegensatz zu den Franzosen, die mit Vercingetorix und der Schlacht bei Alesia unterlagen – vernichtend schlägt. Die deutsche Literatur vor allem des 18. Jahrhunderts widmete dem Cherusker Arminius, seinem Liebesdrama mit Thusnelda und seinem Befreiungskampf zahllose Opern und Theatertragödien. Johann Elias Schlegel schrieb über Arminius:

„Du, Herman, hast gewählt, wie große Herzen wählen,
Und liebest mehr, als dich, die Freyheit deutscher Seelen[28]

Kleist schrieb 1808 unter dem Eindruck der französischen Besatzung sein Drama Hermannsschlacht, das aufgrund seiner vaterländischen Tendenzen jedoch erst 1860 uraufgeführt wurde, dann aber zum nationalen Festspiel avancierte. Noch zu Beginn des Ersten Weltkriegs verlas man im Berliner Schillertheater zwischen den Akten dieses Dramas Siegesmeldungen von der französischen Front. Und Kaiser Wilhelm II. verkündete zu Beginn des Ersten Weltkriegs: „Noch nie ward Deutschland überwunden, wenn es einig war.“ Kleists Hermannsschlacht wurde auch von den Nationalsozialisten zur Untermauerung ihrer Ideen genutzt. So wurde eine Aufführung des Harzer Bergtheaters Thale im Jahre 1933 beschrieben als:

„[…] die Aufführung des Freiheitsschauspiels von der Einigkeit und Macht der deutschen Stämme im Kampf gegen den römischen Unterdrücker und dem gerade in heutiger Zeit so symbolhaft wirkenden Ausklang der Wahl eines großen Mannes zum Führer der geeinten Nation.“

Im Jahr 1875 wurde das Hermannsdenkmal eingeweiht. Das sieben Meter lange Schwert trägt die Inschrift: „Deutsche Einigkeit meine Stärke – meine Stärke Deutschlands Macht“. Hinrich Seeba schrieb über dieses Denkmal:

„Der Cheruskerfürst ist, in Stein gemeißelt und im Teutoburger Wald aufgestellt, nur noch ein Denkmal, das nicht Deutschlands Größe am Anfang seiner germanischen Geschichte neun Jahre nach Christi Geburt, sondern die Fixierung des 19. Jahrhunderts auf den Mythos der deutschen Identität dokumentiert.“

Im Jahre 1897 entstand das Hermann Heights Monument in den USA auf Initiative deutscher Auswanderer.

Als die Römer frech gewordenNotgeld der Stadt Detmold

Auch Joseph Victor von Scheffel bediente sich 1847 des Themas und machte sich in seinem populär gewordenen Lied „Als die Römer frech geworden…“, welches im Jahr der Denkmalseinweihung von Ludwig Teichgräber vertont wurde, die patriotische Einstellung seiner Zeit zu eigen. Und selbst noch im ursprünglichen Text des Niedersachsenliedes (komponiert etwa 1926 von Herman Grote) wird der Sieg über die Römer heroisch dargestellt:

„Wo fiel’n die römischen Schergen?
Wo versank die welsche Brut?
In Niedersachsens Bergen,
An Niedersachsens Wut
Wer warf den römischen Adler
Nieder in den Sand?“

Einen Kontrapunkt zum nationalen Pathos setzte Heinrich Heine. Wenige Jahre nach dem Baubeginn des Hermannsdenkmals, zu dem auch er einen finanziellen Beitrag geleistet hatte („hab selber subskribieret“), zog er die Vereinnahmung der Varusschlacht durch den deutschen Nationalismus ins Lächerliche:

„Das ist der Teutoburger Wald,
Den Tacitus beschrieben,
Das ist der klassische Morast,
Wo Varus steckengeblieben.
Hier schlug ihn der Cheruskerfürst,
Der Hermann, der edle Recke;
Die deutsche Nationalität,
Die siegte in diesem Drecke. […]“

Deutschland. Ein Wintermärchen. cap. 11

Verfilmungen

Bereits dreimal wurde die Hermannsschlacht oder Varusschlacht für das Kino adaptiert: Das erste Mal in den Jahren 1922 und 1923 als Stummfilm unter dem Titel Die Hermannschlacht. Regie führte Leo König, gedreht wurde unweit des Hermannsdenkmals bei den Externsteinen. Am 27. Februar 1924 kam dieses von der Kritik meist als nationalistisch empfundene Opus im Lippischen Landestheater, Detmold, zur Aufführung. Lange galt es als verschollen. Erst nach dem Ende der Sowjetunion wurde es in einem Moskauer Filmarchiv wieder entdeckt.

Die zweite Verfilmung des Stoffs erschien 1977 unter dem deutschen Titel Hermann der Cherusker – Die Schlacht im Teutoburger Wald. Es handelt sich um eine deutsch-italienisch-jugoslawische Co-Produktion, die in den übrig gebliebenen Kulissen anderer Antikenfilme in Zagreb unter der Regie Ferdy Baldwins (Pseudonym für Ferdinando Baldi) realisiert wurde. Obwohl dieses Werk bereits in den 1960ern mit Hans von Borsody als Hermann gedreht wurde, dauerte es zehn Jahre bis zur Deutschland-Premiere, die am 3. Februar 1977 stattfand.

In den Jahren 1993–1995 entstand die dritte Umsetzung für das Kino. Produzenten und Autoren dieser Fassung waren Christian Deckert, Hartmut Kiesel, Christoph Köster, Stefan Mischer und Cornelius Völker. Die Hermannsschlacht wurde im Teutoburger Wald und im Rheinland realisiert. Neben Bühnenschauspielern und Hunderten von Laien treten in diesem Spielfilm die Künstler Markus Lüpertz, Tony Cragg und Alfonso Hüppi sowie der Kunsthistoriker Werner Spies als Akteure auf. Die Hermannsschlacht wurde im Mai 1995 in Düsseldorf uraufgeführt und erschien 2005 auf DVD, in einer um Dokumentarmaterial erweiterten und von dem Altphilologen Werner Broer sowie dem Archäologen Martin Schmidt begleiteten Edition.

Museen

Übersichtstafel am Eingang des Museums Kalkriese

Das besondere Interesse, das die Varusschlacht immer noch auslöst, hat dazu geführt, dass die immer noch laufenden Ausgrabungen in Kalkriese sehr frühzeitig der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Bereits 1993 – also eine verhältnismäßig kurze Zeit nach den ersten archäologischen Funden – wurde in unmittelbarer Nähe zum Ausgrabungsfeld ein Informationsraum auf einem Bauernhof eröffnet. Im Rahmen eines Projektes zur Weltausstellung Expo 2000 entstand der etwa 20 Hektar große Museumspark „Varusschlacht“, der im Jahr 2001 durch ein Museum zum Museum und Park Kalkriese in Bramsche ergänzt wurde.

Noch heute beginnt das Deutsche Historische Museum in Berlin seine Dauerausstellung zur deutschen Geschichte mit der Varusschlacht.[29]

Zum 2000-jährigen Jahrestag der Varusschlacht sind vom 16. Mai bis 25. Oktober 2009 in der Seestadthalle und im LWL-Römermuseum in Haltern am See, im Museum und Park Kalkriese und im Lippischen Landesmuseum in Detmold die drei Ausstellungen des gemeinsamen Ausstellungsprojektes "IMPERIUM KONFLIKT MYTHOS. 2000 Jahre Varusschlacht" zu sehen.[30]

Das Römer Museum Xanten im Archäologischen Park zeigt die Sonderausstellung "Marcus Caelius. Tod in der Varusschlacht" vom 24. April bis 30. August 2009.[31]

Ausgabe einer Sonderbriefmarke

Mit der Ausgabe einer Sonderbriefmarke am 4. Juni 2009 erinnert die Deutsche Post an die Varusschlacht vor 2000 Jahren. Die Marke mit dem Wert 0,55 € zeigt einen Teil des Hermannsdenkmals bei Detmold, eine Büste des Kaisers Augustus und die Gesichtsmaske eines römischen Reiterhelms.

Literatur

Antike Quellen

  • Cassius Dio: Römische Geschichte. Übersetzt von Otto Veh, Band 3 (= Bücher 44–50) und 4 (= Bücher 51–60), Artemis-Verlag, Zürich 1986, ISBN 3-7608-3672-0 und ISBN 3-7608-3673-9
  • Velleius Paterculus: Römische Geschichte. Historia Romana. Übersetzt und lateinisch/deutsch herausgegeben von Marion Giebel, Reclam, Stuttgart 2004, ISBN 3-15-008566-7
  • Sueton: Ausführlichste antike Biographie aus der Sammlung der Kaiserbiographien von Caesar bis Domitian. Zahlreiche Ausgaben, beispielsweise mit deutscher Übersetzung in: Gaius Suetonius Tranquillus: Sämtliche erhaltene Werke. Magnus, Essen 2004, ISBN 3-88400-071-3
  • Tacitus: Annalen. Lateinisch/deutsch herausgegeben von Erich Heller, 5. Aufl., Artemis & Winkler, München/Zürich 2005, ISBN 3-7608-1645-2
  • Hans-Werner Goetz/Karl-Wilhelm Welwei: Altes Germanien. Auszüge aus antiken Quellen über die Germanen und ihre Beziehungen zum Römischen Reich. 2 Teile, WBG, Darmstadt 1995, ISBN 3-534-05958-1
  • Joachim Herrmann (Hrsg.): Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u. Z. Teil 1: Von Homer bis Plutarch (8. Jh. v. u. Z. bis 1. Jh. u. Z.). Berlin 1988, ISBN 3-05-000348-0; Teil 3: Von Tacitus bis Ausonius (2. bis 4 Jh. u. Z.). Berlin 1991, ISBN 3-05-000571-8
  • Dieter Kestermann (Hrsg.): Quellensammlung zur Varus-Niederlage. Horn 1992, ISBN 3-88080-063-4
  • Lutz Walther (Hrsg.): Varus, Varus! Antike Texte zur Schlacht im Teutoburger Wald. Lateinisch-griechisch-deutsch. Reclam, Stuttgart 2008. ISBN 978-3-15-018587-2.

Forschungsliteratur

  • Wilm Brepohl: Neue Überlegungen zur Varusschlacht. Aschendorff, Münster 2004, ISBN 3-402-03502-2
  • Boris Dreyer: Arminius und der Untergang des Varus. Warum die Germanen keine Römer wurden. Klett-Cotta, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-608-94510-2.
  • Gesa von Essen: Hermannsschlachten. Germanen- und Römerbilder in der Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts, Wallstein Verlag, Göttingen 1998, ISBN 3-89244-312-2
  • Mamoun Fansa (Hrsg.): Varusschlacht und Germanenmythos. Eine Vortragsreihe anlässlich der Sonderausstellung Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land in Oldenburg 1993. 3. Auflage. Isensee, Oldenburg 2001 (Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 9) ISBN 3-89598-235-0
  • Joachim Harnecker: Arminius, Varus und das Schlachtfeld von Kalkriese. Eine Einführung in die archäologischen Arbeiten und ihre Ergebnisse. 2. Auflage. Rasch, Bramsche 2002 ISBN 3-934005-40-3
  • Ralf Günter Jahn: Der Römisch – Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation. Bonn 2001
  • Ralf-Peter Märtin: Die Varusschlacht. Rom und die Germanen. S. Fischer Verlag, Frankfurt/M. 2008, ISBN 978-3100506122.
  • Stefan Mischer et al.: Die Hermannsschlacht. DVD, Hamburg 2005. – Spielfilm, Dokumentation, Interviews und Leporello.
  • Günther Moosbauer: Die Varusschlacht, Beck'sche Reihe, Verlag C. H. Beck Wissen, München 2009, ISBN 978-3-406-56257-0
  • Michel Reddé, Siegmar von Schnurbein (Hg.): Alésia et la bataille du Teutoburg. Un parallèle critique des sources. Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern 2008 (Beihefte der Francia, hrsg. vom Deutschen Historischen Institut Paris, Bd. 66), ISBN 978-3-7995-7461-7
  • Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Römer im Osnabrücker Land. Die archäologischen Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke. Rasch, Bramsche 1991, ISBN 3-922469-57-4
  • Wolfgang Schlüter: Archäologische Zeugnisse der Varusschlacht? Die Untersuchungen in der Kalkrieser-Niewedder Senke bei Osnabrück, in: Germania 70, 1992, S. 307–402.
  • Wolfgang Schlüter (Hrsg.): Rom, Germanien und die Ausgrabungen von Kalkriese. Internationaler Kongress der Universität Osnabrück und des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land e.V. vom 2. bis 5. September 1996. In: Osnabrücker Forschungen zu Altertum und Antike-Rezeption 1. Osnabrück 1999, ISBN 3-932147-25-1
  • Michael Sommer: Die Arminiusschlacht. Spurensuche im Teutoburger Wald. Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-5205-0601-6
  • Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Artemis & Winkler, Düsseldorf/Zürich 2005, ISBN 3-7608-2308-4
  • Rainer Wiegels (Hrsg.): Die Varusschlacht. Wendepunkt der Geschichte? (Archäologie in Deutschland, Sonderheft). Theiss, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-8062-1760-5 – mit Beiträgen von Rainer Wiegels, Armin Becker, Johann-Sebastian Kühlborn, Günther Moosbauer und anderen.
  • Rainer Wiegels, Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Geschichte – Mythos – Literatur. 3. aktualisierte und erweiterte Auflage, Schöningh, Paderborn 2003, ISBN 3-506-79751-4 – darin unter anderem: Heinrich Seeba: Hermanns Kampf für Deutschlands Not; Renate Stauf: Germanenmythos und Griechenmythos als nationale Identitätsmythen; Wolfgang Wittkowski: Arminius aktuell: Kleists Hermannsschlacht und Goethes Hermann.
  • Reinhard Wolters: Hermeneutik des Hinterhalts. Die antiken Berichte zur Varuskatastrophe und der Fundplatz von Kalkriese. In: Klio. 85/2003, S. 131–170. – Wolters zählt zu den prominentesten Kritikern der Annahme, die Funde bei Kalkriese stünden in Zusammenhang mit der Varusschlacht.
  • Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien, München 2008, ISBN 978-3-406-57674-4. (Rezension)

Weblinks

Antike Quellen

Projekte / Materialien

Rezeption

Lokalisierungstheorien

Literaturüberblick

Sonderausstellung

Ausführliche Medienbeiträge

Einzelnachweise

  1. Cassius Dio, 56,18,1–4.
  2. Werner Eck: Augustus und seine Zeit. München 2003, S. 97
  3. Ernst Hohl: Zur Lebensgeschichte des Siegers im Teutoburger Wald. In: HZ, Heft 167, 1942, S. 457-475. Die von den historischen Quellen nicht gedeckte, im Anschluss an Hohl zunächst jedoch weit verbreitete Geiselthese wird von der jüngeren Forschung mit Skepsis betrachtet (vgl. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München: C.H. Beck 2008. S. 91).
  4. Dieter Timpe: Arminiusstudien. S. 49.
  5. Heiko Steuer: Das „völkisch“ Germanische in der deutschen Ur- und Frühgeschichtsforschung. In: Heinrich Beck u.a. (Hrsg.): Zur Geschichte der Gleichung „germanisch-deutsch“. de Gruyter, Berlin 2004, ISBN 3-11-017536-3, S. 357–502, hier: S. 432
  6. Bojana Schneider: Berichte antiker Historiographen über die „Schlacht im Teutoburger Wald“ (clades Variana) – in Relation zu Funden und Befunden der neuesten archäologischen Ausgrabungen in Kalkriese. In: Osnabrücker Online-Beiträge zu den Altertumswissenschaften 6/2002 (online als PDF). Die zentralen Texte sind gesammelt in Lutz Walther (Hrsg.), Varus, Varus!.
  7. Vgl. die Diskussion bei Ronald Syme: Tacitus. Bd. 1, Oxford 1958, S. 274ff., sowie bei Peter Michael Swan: The Augustan Succession: An Historical Commentary on Cassius Dio’s Roman History, Books 55–56 (9 B.C.–A.D. 14). Oxford 2004, S. 250ff.
  8. Wolfgang Schlüter: Die Varusschlacht. Archäologische Forschungen in Kalkriese bei Osnabrück. In: Detlev Hopp, Charlotte Trümpler: Die frühe römische Kaiserzeit im Ruhrgebiet. Kolloquium des Ruhrlandmuseums und der Stadtarchäologie/Denkmalbehörde in Zusammenarbeit mit der Universität Essen. Klartext Verlag, Essen 2001, ISBN 3-89861-069-1.
  9. Cassius Dio, 56,20–22.
  10. Cassius Dio 56,21,3.
  11. Tacitus, Annalen 1,61,2–3.
  12. Dieter Timpe: Arminiusstudien. S. 111ff.
  13. Ralf Günter Jahn: Der Römisch-Germanische Krieg. S. 286.
  14. Ralf Günter Jahn, Der Römisch-Germanische Krieg. S. 286.
  15. Cassius Dio: Römische Geschichte 56,24,6 (englisch).
  16. Ralf Günther Jahn, Der Römisch-Germanische Krieg. S. 195.
  17. Velleius Paterculus: Römische Geschichte 2,120,2 (englisch).
  18. Cassius Dio, 56,25,2.
  19. Peter S. Wells: Die Schlacht im Teutoburger Wald. S. 205f.
  20. Reinhard Wolters: Römische Eroberung und Herrschaftsorganisation. S. 228f.
  21. Dietmar Kienast: Augustus. S. 374f.
  22. Velleius Paterculus: Römische Geschichte 2,121,1. (englisch)
  23. Dietmar Kienast: Augustus. S.375.
  24. Reinhard Wolters: Die Schlacht im Teutoburger Wald. Arminius, Varus und das römische Germanien. München, 2008, S. 208.
  25. Wolfgang Schlüter: Die archäologischen Untersuchen in der Kalkrieser-Niewedder Senke. (S. 14). In: Kalkriese – Römer im Osnabrücker Land. Rasch-Verlag, Bramsche, 1993, ISBN 3-922469-76-0.
  26. Harald von Petrikovits: Arminius. (S. 175ff). In: Rheinisches Landesmuseum (Hrsg.): Bonner Jahrbücher 166. Bonn 1966.
  27. Martin Luther: Werke, Kritische [Weimarer] Gesamtausgabe, Tischrede 5982. Zitiert nach Erich Sandow: Vorläufer des Hermannsdenkmals. In: Ein Jahrhundert Hermannsdenkmal 1875–1975, hg. v. Günther Engelbert, Detmold 1975, S.  107.
  28. Zitiert nach: Roland Krebs: Von der Liebestragödie zum politisch-vaterländischen Drama. Der Hermannstoff im Kontext der deutsch–französischen Beziehungen. Zu Johann Elias Schlegels und Justus Mösers Hermannstücken. In: Rainer Wiegels und Winfried Woesler (Hrsg.): Arminius und die Varusschlacht. Schöningh, Paderborn/München/Wien/Zürich 2003, S. 291–308, hier: S.297
  29. Gliederung der ständigen Ausstellung I: Frühe Kulturen und Mittelalter
  30. http://www.imperium-konflikt-mythos.de/geschichte/
  31. http://www.apx.lvr.de/roemermuseum/veranstaltungenmuseum/index.htm

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