Clemens-August von Droste zu Hülshoff

Clemens-August von Droste zu Hülshoff

Clemens-August Freiherr Droste zu Hülshoff (* 2. Februar 1793 in Coesfeld; † 13. August 1832 in Wiesbaden) war ein Professor für Rechtsphilosophie, Kirchen- und Kriminalrecht sowie Rektor der Universität Bonn.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Clemens-August (III.) von Droste zu Hülshoff, der nicht mit seinem Onkel Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff verwechselt werden darf, wurde am 2. Februar 1793 in Coesfeld als ältester Sohn des Komponisten Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff (1764–1840) und seiner Frau Bernardine Engelen (1769–1827) geboren. Er war ein Vetter der Dichterin Annette von Droste-Hülshoff, die mit ihm sehr verbunden war, die Familie mehrmals in Bonn in der Voigtsgasse (heute Konviktsstraße 2a) besuchte und ihm ein Gedicht als Nachruf widmete. Er besuchte vom Herbst 1804 an das Gymnasium Paulinum in Münster und studierte seit 1809 an der Universität Münster Philosophie, Theologie und Jura. Dort begegnete er seinem verehrten Lehrer und Freund Georg Hermes. Er war hochmusikalisch und galt in seiner Jugend als bester Klavierspieler von Münster. Er heiratete 1823 Pauline von und zur Mühlen, (* 15. August 1797; † 25. Juli 1871). Sie hatten eine Tochter Elisabeth (* 11. April 1827 in Bonn; † 8. Februar 1891 ebendort), die unverheiratet blieb. Bei einem Kuraufenthalt in Wiesbaden starb Clemens-August Droste zu Hülshoff plötzlich am 13. August 1832. Ursprünglich dort bestattet, wurde er später in einem Familiengrab auf dem Alten Friedhof in Bonn beigesetzt, das noch besteht.

Wirken

1814–1820 war Clemens-August Droste zu Hülshoff Lehrer am Gymnasium Paulinum in Münster. Auf Vermittlung seines Förderers Ferdinand August von Spiegel erhielt er ab 1817 ein Stipendium zu zweijährigen philologischen und juristischen Studien in Berlin. Das Jurastudium schloss er 1820 mit der Promotion ab. Nach einem fast 12-monatigen Studium der kirchlichen Verhältnisse in Wien und München im Auftrag des preußischen Kultusministeriums habilitierte er sich auf dessen Aufforderung 1822 an der juristischen Fakultät der Universität Bonn und wurde dort 1825 ordentlicher Professor. Seine Tätigkeit umfasste das Natur-, Kirchen- und Kriminalrecht, aber auch das Prozess- und das Staatsrecht. Ohne dass er je Dekan war, wurde er für die Jahre 1829/30 und im Sommersemester 1831 Rektor der Universität. Nach dem Tode von Georg Hermes wurde er in den Kölner Wirren der „schlagfertige literarische Statthalter des Hermesianismus“, v.a. in der von ihm mitbegründeten Zeitschrift für Philosophie und katholische Theologie.

Heinrich Schrörs urteilt über ihn: "Der westfälische Freiherr, aus dem Uradel des Münsterlandes stammend, war von Hause aus Philosoph und Theologe, und zwar ganz nach dem Schnitte seines Lehrers Hermes, dem er wissenschaftlich und persönlich näher stand als irgendein anderer. Aber er war diesem unvergleichlich überlegen nicht nur durch das ausgebreitete Wissen, das die verschiedensten Zweige der Jurisprudenz umfasste, sondern auch durch die Weite und Höhe einer einheitlich sich zusammenschließenden Allgemeinbildung und die lebendige und geistreiche Handhabung des geschriebenen Wortes." Erik Wolf schreibt über ihn: "Durch geistvolle Verknüpfung historisch-dogmatischer und metaphysisch-spekulativer Methode, charaktervolle Festigkeit im Grundsätzlichen, klare Begriffsbildung und gepflegten Stil ausgezeichnet, gehören seine Werke zu den besten Leistungen der deutschen Rechtsphilosophie am Anfang des 19. Jahrhunderts". Alexander Hollerbach betont: "wäre man seiner Naturrechtslehre im deutschen Katholizismus gefolgt, so hätte vermutlich auch der liberale Flügel des politischen Katholizismus seine rechtsphilosophische Basis gehabt und eine auch theoretisch-positive Zuwendung zum Gedanken des Verfassungsstaates mit Grundrechtsgewährleistungen finden können."

Werke

  • De juris austriaci et communis canonici circa matrimonii impedimenta discrimine, Bonn 1822.
  • Über das Naturrecht als eine Quelle des Kirchenrechts, Bonn 1822.
  • Lehrbuch des Naturrechts oder der Rechtsphilosophie, Bonn 1823. (Digitalisierte Ausgabe der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf)
  • Rechtsphilosophische Abhandlungen, Bonn 1824.
  • De Aristoteles justitia universali et particulari, deque nexu quo ethica et jurisprudentia junctae sunt, Bonn 1826.
  • Einleitung in das gemeine deutsche Kriminalrecht, Bonn 1826.
  • Rechtfertigung des von der Bonner Juristenfakultät in der Sache des Städelschen Kunstinstitutes zu Frankfurt a.M. erlassenen Urtheils, Bonn 1827.
  • Grundsätze des gemeinen Kirchenrechts der Katholiken und Evangelischen, wie sie in Deutschland gelten, Münster 1828-33.
  • Beleuchtung der Urphilosophie v. A. v. Sieger u.s.w. und d. Hauptmomente der Hermesischen Philosophie von Joh. Horst, Bonn 1832.
  • Fragen an alle catholischen Theologen Deutschlands in Betreff des Hermesianismus u.s.w., beantwortet von D.v.H., Bonn 1832.
  • Beiwagen zur Bonner Zeitschrift für Philosophie und catholische Theologie, Bonn 1832.

Literatur

  • Bernhard Baedorf: Der alte Friedhof in Bonn am Rhein. Städtisches Verkehrsamt, Bonn 1927
  • J. W. J. Braun: Biographische Notizen über Clemens-August von Droste-Hülshoff, gewesenen Doktor der Philosophie und beider Rechte an der Juristenfakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität und Beisitzer des dasigen Spruch-Collegii. Köln 1833
  • Annette von Droste-Hülshoff: Clemens von Droste. Gedicht (E-Text)
  • Wilderich Freiherr von Droste zu Hülshoff: Annette von Droste-Hülshoff im Spannungsfeld ihrer Familie. C. A. Starke, Limburg (Lahn) 1997, ISBN 3-7980-0683-0
  • Gerhard Hammerstein: Die Entwicklung des Naturrechtsgedankens in der katholischen Rechtsphilosophie des 19. Jahrhunderts. Dissertation, Universität Freiburg 1950
  • Karl-Ferdinand Theodor Hepp: Darstellung und Beurteilung der deutschen Strafrechtssysteme. Heidelberg 1843–45
  • Alexander Hollerbach: Das Verhältnis der katholischen Naturrechtslehre des 19. Jahrhunderts zur Geschichte der Rechtswissenschaft und Rechtsphilosophie, in: Albrecht Langner (Hrsg.): Theologie und Sozialethik im Spannungsfeld der Gesellschaft. Untersuchungen zur Ideengeschichte des deutschen Katholizismus im 19. Jahrhundert. Schöningh, München 1974, S. 113–133 (Volltext)
  • Ernst Landsberg: Geschichte der deutschen Rechtswissenschaft. 3. Abt., München und Berlin 1910, S. 183 ff., 185 ff., 389
  • Johann Friedrich von Schulte: Droste-Hülshoff: Clemens August Maria Antonius Aloysius Paulus Freiherr v.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 5, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 417–420.
  • Karl-Georg Wächter: Lehrbuch des römisch-teutschen Strafrechts. 1. Teil, Stuttgart 1825
  • Karl Werner: Geschichte der Katholischen Theologie. München 1866, S. 410
  • Westfälischer Merkur 1832, Nr. 201 und 205
  • Erik WolfDroste zu Hülshoff, Clemens August. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 4, Duncker & Humblot, Berlin 1959, S. 132 f.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Clemens Friedrich Freiherr Droste zu Hülshoff — (* 28. Mai 1837 in Burg Hülshoff; † 6. Dezember 1919 in Haus Stapel) war Landrat von Büren und Besitzer von Haus Stapel. Clemens Friedrich von Droste zu Hülshoff war der vierte Sohn von Werner Constantin von Droste zu Hülshoff (1798 bis 1867),… …   Deutsch Wikipedia

  • Von Droste zu Hülshoff — Wappen der Droste zu Hülshoff Droste zu Hülshoff (auch Droste Hülshoff) ist der Name einer freiherrlichen Familie aus dem westfälischen Uradel, das als Erstbezeichnung den Namen von Deckenbrock führte. Deckenbrock ist der Name einer Gemarkung und …   Deutsch Wikipedia

  • Maximilian-Friedrich von Droste zu Hülshoff — (* 22. Oktober 1764 in Burg Hülshoff; † 8. März 1840 in Haus Alst bei Steinfurt) war ein Komponist und Freund Joseph Haydns. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Musikalisches Wirken …   Deutsch Wikipedia

  • Werner-Constantin von Droste zu Hülshoff — Werner Constantin Freiherr Droste zu Hülshoff (* 31. Juli 1798 auf Burg Hülshoff; † 23. Februar 1867 ebenda) war ein Mitglied des westfälischen Provinziallandtags, Kreisdeputierter und Gutsbesitzer, Mitglied des Malteserordens …   Deutsch Wikipedia

  • Constantin Maria von Droste zu Hülshoff — Constantin August Maria von Droste zu Hülshoff (* 22. Januar 1841 in Münster; † 30. Dezember 1901 in La Crosse, Wisconsin, USA) war ein deutscher Franziskaner in der Diözese La Crosse. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken …   Deutsch Wikipedia

  • Clemens-August II. von Droste zu Hülshoff — (* 7. November 1760 auf Burg Hülshoff; † 25. Juli 1826 ebendort) war Gutsbesitzer und der Vater der Dichterin Annette von Droste Hülshoff. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Literarische Fortwirkung …   Deutsch Wikipedia

  • Clemens August von Westphalen zu Fürstenberg — Clemens August Reichsgraf von Westphalen zu Fürstenberg (* 4. Dezember 1805 in Frankfurt am Main; † 10. April 1885 auf Schloss Laer bei Meschede) war ein deutscher Fideikommissherr und Politiker. Clemens August Reichsgraf von Westphalen zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Annette Freiin von Droste zu Hülshoff — Annette von Droste Hülshoff, Gemälde von Johann Joseph Sprick (1838) Annette von Droste Hülshoff (Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; * 12. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster; † 24. Mai… …   Deutsch Wikipedia

  • Annette von Droste zu Hülshoff — Annette von Droste Hülshoff, Gemälde von Johann Joseph Sprick (1838) Annette von Droste Hülshoff (Anna Elisabeth Franzisca Adolphina Wilhelmina Ludovica Freiin von Droste zu Hülshoff; * 12. Januar 1797 auf Burg Hülshoff bei Münster; † 24. Mai… …   Deutsch Wikipedia

  • Clemens August — ist der Name von Clemens August Krapp (* 1938), deutscher Politiker (CDU); von 1974 bis 1994 Mitglied des Niedersächsischen Landtages Clemens August von Merle (1732–1810), deutscher Weihbischof von Köln Clemens August I. von Bayern (1700–1761),… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”