Coburger Landsmannschafter-Convent

Coburger Landsmannschafter-Convent

Die Deutsche Landsmannschaft (DL) war ein Korporationsverband von pflichtschlagenden und farbentragenden Studentenverbindungen in der Zeit von 1868 bis 1936 und wird als ein Vorgängerverband des Coburger Convents angesehen.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeines

Der Verband vertrat folgende Prinzipien:

Der Wahlspruch lautete „Ehre-Freundschaft-Vaterland“.

Geschichte

Gründung des "Allgemeinen Landsmannschafter-Convents"

Von der Mitte des vorigen Jahrhunderts ab entstanden an den deutschen Hochschulen in zunehmenden Maße neue Landsmannschaften. Die erste Anregung eines eigenen Verbandes gab 1858 die Landsmannschaft Normannia Berlin, doch scheiterte dieser Versuch. 1867 wandte Ghibellinia Tübingen mit einem von ihrem Sekretär Eugen Gantter verfassten Schreiben zwecks Anknüpfung freundschaftlicher Beziehungen an Teutonia Halle (später aus der DL ausgetreten und Corps geworden), Verdensia Göttingen, Teutonia Bonn und Makaria Würzburg (später fusioniert zur L! Allemania Makaria Würzburg). Nach entsprechenden Zusagen der Adressaten fand am 1. März 1868 in Kassel eine Versammlung von Vertretern der genannten Landsmannschaften statt, die die Gründung eines "Allgemeinen Landsmannschafter-Convents" (L.C.) beschlossen.

Die nächste Zusammenkunft des neuen Verbandes fand 2. Juni 1868 in Zwingenberg statt. Auf dieses Ereignis ist das seit 1893 jährlich eine Woche nach Pfingsten durchgeführte Zwingenbergfest zurückzuführen. Anzumerken ist, dass Normannia Berlin die auch an sie ergangene Einladung ablehnte; sie blieb freie Landsmannschaft, wurde 1924 zur Burschenschaft (Im Volksmund "Säbel-Normannen" genannt) und ihre Tradition wird von der Berliner Burschenschaft der Märker fortgeführt.

Umbenennung in "Coburger Landsmannschafter Convent"

Noch vor dem zweiten Treffen erklärte die "Landsmannschaft Makaria Würzburg ihren endgültigen Beitritt. Nach wechselnden Tagungsorten der jährlichen Kongresse wurde 1872 Coburg als ständiger Tagungsort mit dem Coburger Pfingstkongreß festgelegt und der Verband wurde in "Coburger Landsmannschafter Convent" (Coburger LC) umbenannt. Bis zum Jahre 1877 traten dem Verband elf weitere Landsmannschaften bei. Um 1871 bürgerte sich die Bestimmungsmensur ein.

Auflösung und Rekonstitution

Im Jahre 1877 wurden verschiedene innere Zwistigkeiten im Verband so stark, dass er sich zur Auflösung veranlasst sah. Einige Landsmannschaften traten zum Kösener Senioren-Convents-Verband über, kehrten jedoch bis auf Teutonia Halle und zwei weitere Bünde im Laufe der Zeit wieder zu ihren Ursprüngen zurück. Andere mussten suspendieren, so Macaria Breslau. Im Jahre 1882 konnte der "Coburger Landsmannschafter Convent" in Würzburg wieder rekonstituiert werden und bestand zunächst aus acht Landsmannschaften.

Wachstum in Berlin und der "Goslarer Chargierten-Convent"

Der wiederhergestellte Verband nahm nunmehr starken Aufschwung, was besonders in Berlin sichtbar wurde. Hatte sich in der preußischen Hauptstadt das studentische Leben bis Ende der fünfziger Jahre des 19. Jahrhunderts nur unter erschwerten Bedingungen entwickeln können, so schien dies in der Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches nachgeholt zu werden. Die Zahl der Studenten wuchs stark an und das Verbindungswesen blühte auf. Für die neuen Studentenverbindungen schien ein noch kleiner und junger Verband Vorteile zu bieten. So folgten auf die Palaiomarchia 1879, die Palaio-Silesia 1882, sowie 1885 Guilelmia, Brandenburgia und Alsatia. Schließlich folgten 1886 die Thuringia, 1892 die Spandovia und 1893 die Primislavia (1895 wieder ausgeschieden und Burschenschaft geworden). Eine besondere Rolle bei der Vergrößerung des Verbandes spielte der Goslarer Chargierten-Convent (1882-1891), da viele seiner früheren Mitglieder dem "Coburger Landsmannschafter Convent" beitraten. Zu Beginn des Sommersemesters 1897 bestand der "Coburger Landsmannschafter Convent" aus 34 Landsmannschaften.

"L.C.-Krach" und Gründung des "Arnstädter Landsmannschafter Convents"

Auf dem Pfingstkongreß 1897 führten wiederum interne Streitigkeiten zum Beginn eines neuerlichen Zerfalls, des sogenannten "L.C.-Krachs". Als Teutonia Würzburg die dortige Makaria beschuldigte in den Kösener Senioren-Convents-Verband übertreten zu wollen, wurde das von dieser bestritten. Daraufhin wurde Teutonia Würzburg wegen falscher Anschuldigungen ausgeschlossen. Doch einen Monat später trat Makaria Würzburg tatsächlich aus und wurde ein Corps, woraufhin "Teutonia Würzburg" wieder aufgenommen wurde. Kurz darauf kam es in Leipzig zu schwerwiegenden Differenzen zwischen Afrania Leipzig (heute: Alte Leipziger Landsmannschaft Afrania) und Plavia, die daraufhin austrat. Andere Landsmannschaften waren bereits ausgetreten, weitere folgten. Schließlich erklärte Pomerania Halle als präsidierende Landsmannschaft des "Coburger Landsmannschafter Convents" den Verband für aufgelöst, doch wurde die Auflösungserklärung durch einen "Außerordentlichen Kongress" für nichtig erklärt, woraufhin viele der ausgetretenden Bünde wieder beitraten jedoch konnte der Streit nicht beigelgt werden und so kam es im weiteren Verlauf abermals zu Austritten. Viele der ausgetretenden Bünde gründeten den "Arnstädter Landsmannschafter Convent". Sechs Landsmannschaften traten über zum Kösener SC, von denen drei in der einen oder anderen Form wiederzurückkehrten, zwei wurden Burschenschaften.

Mitglieder Arnstädter Landsmannschafter Convent Eintritt Austritt
Ghibellinia (Tübingen, Goldkartell) 31.Mai.1898
Pomerania (Saale, Goldkartell) 31.Mai.1898
Palaio-Silesia (Berlin, Goldkartell) 31.Mai.1898
Plavia (Leipzig, Silberkartell) 31.Mai.1898 1906
Suevia (Jena, Silberkartell) 31.Mai.1898
Thuringia (Berlin, Silberkartell) 31.Mai.1898
Brandenburgia (Berlin) 31.Mai.1898 1905, 1907 Eintritt in den VC [1]
Budissa (Leipzig, Goldkartell bis 1897) 1898 Übertritt November 1898 zum KSCV
Guestphalia (Berlin) 1900
Troglodytia (Kiel, Silberkartell) 1901
Borussia (Jena) 1902 Ausschluss 2.März 1905 (suspendiert), 1912 Eintritt in den VC [2]
Verdensia (Göttingen, Silberkartell) 1904

Wiedervereinigung und Umbenennung in "Deutsche Landsmannschaft" (DL)

Couleurkarte der DL

Die Wiedervereinigung der beiden landsmannschaftlichen Verbände im Jahre 1906 war im besonderem Maße den vermittelnden Bemühungen der 1897 in Magdeburg gegründeten "Vereinigung Alter Landsmannschafter" (AHLC) zu verdanken, nachdem man sich auf eine Überarbeitung der Verbandssatzung verständigt hatte, die 1908 zur Umbenennung des Verbands führte. Der "Coburger AHLC" wurde 1907 in einen eingetragenden Verein mit der Bezeichnung "Gesamtverband Alter Landsmannschafter" (GVAL) umgewandelt. 1906 trat der "Arnstädter LC" dem "Coburger LC" bei, es handelte sich dabei überwiegend um die zuvor ausgetretenden Landsmannschaften. Im Jahre 1908 nahm der wiedervereinigte Verband den Namen "Deutsche Landsmannschaft" (D.L.) an. Im Sommersemester 1914 bestand die DL aus 52 Landsmannschaften. Zu Pfingsten 1919 wurden die meisten Landsmannschaften des aufgelösten "Allgemeinen L.C. auf der Marksburg" (A.L.C.M.) in die "Deutsche Landsmannschaft" aufgenommen, was den Verband insofern veränderte, als ihm nun auch Landsmannschaften an Technischen Hochschulen angehörten. Ab Pfingsten 1920 wurden auch österreichische und sudetendeutsche Landsmannschaften in den Verband rezipiert, letztere mussten im Frühjahr 1933 ausscheiden. Ende des Sommersemesters 1935 bestand die DL aus 108 Landsmannschaften, davon 13 in Berlin, wo somit der stärkste örtliche L.C. bestand.

An der Gründung des Allgemeinen Deutschen Waffenrings (ADW) 1919 und 1922 sowie bei Abschluss des sogenannten Ersten und Zweiten Erlanger Verbändeabkommens in den Jahren 1921 und 1922 war die DL maßgeblich beteiligt. Mit dem Vertreter-Convent (VC) wurde im Jahre 1922 ein Arbeitsgemeinschaftsabkommen in Fragen des gemeinsamen Vorgehens in hochschulpolitischen Fragen geschlossen.

Auflösung der DL im Dritten Reich

Die DL beschloss am 20. Oktober 1935, sich dem Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund (NSDStB) zur Verfügung zu stellen. Nachdem sich die eine Übernahme als Kameradschaften ablehnenden Landsmannschaften vertagt hatten oder ausgetreten waren, wurde am 31. Mai 1936 in Coburg auf Grund des Erlasses von Rudolf Heß, der eine Aktivität unmöglich machte, die Auflösung der aktiven Landsmannschaften beschlossen. Auf der 70. Pfingsttagung der DL in Coburg 1938 wurde aufgrund massiven Drucks der NSDAP die Auflösung und Liquidierung der gesamten DL beschlossen.

Am 12. Mai 1951 schlossen sich die Landsmannschaften der ehemaligen DL mit den Turnerschaften des Vertreter-Convents zum Coburger Convent zusammen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Turnerschaft Berlin, Gr. 3/5-006. In: Hartmut H. Jess: Specimen corporationum cognitarum 2000, Köln, 2000, ISBN 3-89498-092-3
  2. Turnerschaft Salia, Gr. 4/14-007. In: Hartmut H. Jess: Specimen corporationum cognitarum 2000, a.a.o.

Literatur

  • Ulrike Claudia Hofmann: Der Coburger Convent zwischen Tradition und Wandel. In: Region - Nation - Vision. Festschrift für Karl Möckl zum 65. Geburtstag. Bamberg 2005, S. 109-131.

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