Cogito, ergo sum

Cogito, ergo sum
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Meditationes de prima philosophia

Cogito ergo sum (lat.) (deutsch: „Ich denke, also bin ich“) ist der erste gewisse Grundsatz des Philosophen René Descartes', den er nach radikalen Zweifeln an der eigenen Erkenntnisfähigkeit als nicht weiter kritisierbares Fundament (fundamentum inconcussum, d.h. "unerschütterliches Fundament") in seinem Werk Meditationes de prima philosophia (1641) formuliert und methodisch begründet: „Da es ja immer noch ich bin, der zweifelt, kann ich an diesem Ich, selbst wenn es träumt oder phantasiert, selber nicht mehr zweifeln.“ Von diesem Fundament aus rekonstruiert Descartes dann wieder die vormals angezweifelte Erkenntnisfähigkeit.

Vor Descartes (1596-1650) hatte bereits Augustinus (354-430) mit seinem "Si [...] fallor, sum" (De civitate dei, XI. 26) argumentiert, dass, wer zweifele, auch existiere.

Inhaltsverzeichnis

Drei Formulierungen

Die bekannte und berühmte lateinische Übersetzung (1644) basiert eigentlich auf der französischen, Descart'schen Definition von 1637: "Je pense, donc je suis" (Discours de la méthode, Teil IV):

„Nun hatte ich beobachtet, dass in dem Satz: „Ich denke, also bin ich.“ überhaupt nur dies mir die Gewißheit gibt, die Wahrheit zu sagen, daß ich klar einsehe, daß man, um zu denken, sein muß.“[1].

Inhaltlich stimmt dieser Satz mit den 1641 angestellten Überlegungen in Meditationen über die Grundlagen der Philosophie Teil II überein, wo es heißt:

„Nun, wenn er mich auch täuscht, so ist es also unzweifelhaft, daß ich bin. Er täusche mich, so viel er kann, niemals wird er jedoch fertigbringen, daß ich nichts bin, so lange ich denke, daß ich etwas sei. Und so komme ich, nachdem ich nun alles mehr als genug hin und her erwogen habe, schließlich zu der Feststellung, daß dieser Satz: „Ich bin, ich existiere“, so oft ich ihn ausspreche oder in Gedanken fasse, notwendig wahr ist.“[2].

Später (1644) begründet Descartes den heute so berühmten Satz in den "Prinzipien der Philosophie" wie folgt:

"Indem wir so alles nur irgend Zweifelhafte zurückweisen und für falsch gelten lassen, können wir leicht annehmen, dass es keinen Gott, keinen Himmel, keinen Körper gibt; dass wir selbst weder Hände noch Fusse, überhaupt keinen Körper haben; aber wir können nicht annehmen, dass wir, die wir solches denken, nichts sind; denn es ist ein Widerspruch, dass das, was denkt, in dem Zeitpunkt, wo es denkt, nicht bestehe. Deshalb ist die Erkenntnis: »Ich denke, also bin ich,« (Original lat.: cogito, ergo sum) von allen die erste und gewisseste, welche bei einem ordnungs-mäßigen Philosophiren hervortritt."[3]

In der lateinischen Urfassung „cogito, ego sum“, wurde es erst in der französischen Übersetzung als „cogito, ergo sum“ von Descartes toleriert und seitdem oft kritisiert. Wenn der Latinist explizit das „ego“ verwendet, hat dies meistens einen emphatischen Hintergrund. Descartes bekräftigte also seine Existenz, es war anfänglich von ihm nicht als logischer Schluss gedacht. Aus diesem Grunde stellte er seine Existenz eben auf drei Säulen der Kognition (Getäuscht werden, Erkennen, Denken), von welchen jedoch nur das „cogito“ zur Berühmtheit gelangte.

Sprachanalytische Analyse von Carnap

Rudolf Carnap unterzog diese Aussage von Descartes einer sprachlichen Analyse[4], wonach der Satz zwei logische Fehler enthalte:

  • der erste Fehler in Descartes Untersuchungen liegt im Schlusssatz „ich bin“. Das Verbum „sein“ ist hier zweifellos im Sinne der Existenz gemeint, denn eine Kopula kann ohne Prädikat nicht gebraucht werden. Das „ich bin“ des Descartes ist ja auch stets in diesem Sinne verstanden worden. Dann verstößt aber dieser Satz gegen Kants These, dass Existenz nur in Bezug auf ein Prädikat, nicht in Bezug auf einen Nominator (Subjekt, Eigennamen) ausgesagt werden kann; denn „Sein ist offenbar kein reales Prädikat“ (Kritik der reinen Vernunft, B 626).
  • der zweite Fehler liegt in dem Übergang von „ich denke“ zu „ich existiere“. Soll aus dem Satz „P(a)“ („dem a kommt die Eigenschaft P zu“) ein Existenzsatz abgeleitet werden, so kann dieser die Existenz nur in Bezug auf das Prädikat P, nicht in Bezug auf das Subjekt a der Prämisse aussagen. Aus „ich bin ein Europäer“ folgt nicht „ich existiere“, sondern „es existiert ein Europäer“. Aus „ich denke“ folgt nicht „ich bin“, sondern „es gibt etwas Denkendes“.

Andere Interpretationsansätze

Laut Jaakko Hintikka ist das „Cogito ergo sum“ kein logischer Schluss, sondern die Vermeidung eines performativen Widerspruchs. D. h., wenn ich versuche meine Nichtexistenz anzunehmen, muss ich unweigerlich meine Existenz anerkennen. Aber auch diese Ansicht ist bereits kritisiert worden und ist nicht unproblematisch.

Eine formallogische Analyse dieses Ausspruchs von Descartes, wie sie beispielsweise Rudolf Carnap vornahm, führt insofern auf Abwege, als das Wort Existenz als „sein“ im Sinne einer relativen Substanz-Akzidenz-Beziehung verstanden wird. Existenz wird also „sein/ist/bin/sind/etc.“ gleichgesetzt, was sich im Laufe der Jahrhunderte so eingebürgert hat, und auch heute noch vorwiegend so verwendet wird. Dass dies jedoch im Falle Descartes' zu Ungereimtheiten führt, zeigt ein Beispiel: Worin besteht der Unterschied, ob jemand sagt „ich existiere“ oder er sagt „ich bin existent“?

Einzelnachweise

  1. Rene Descartes, Philosophische Schriften in einem Band, Felix Meiner Verlag Hamburg, 1996 (franz. und dt. Text parallel) "Discours de la methode", Teil 4, Abschnitt 3 S.55
  2. Rene Descartes, Philosophische Schriften in einem Band, Felix Meiner Verlag Hamburg, 1996 (lat. und dt. Text parallel) 2. Meditation, Absatz 3, S.45
  3. "Die Prinzipien der Philosophie", Elzevier Verlag Amsterdam 1644, Kap. 1. Über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis, Absatz 7.
  4. Rudolf Carnap, Überwindung der Metaphysik durch logische Analyse der Sprache, in: Erkenntnis, 2. Band, 1931, S. 233f

Literatur

  • René Descartes, Philosophische Schriften in einem Band, Felix Meiner Verlag, Hamburg 1996 (lat. oder franz. Originalsprache und dt. Text parallel - enthält nicht "Die Prinzipien der Philosophie")
  • René Descartes, Die Prinzipien der Philosophie (Lateinisch-deutsch), Felix Meiner Verlag, Hamburg 2005/2007

Siehe auch

Weblinks

  • Cogito, ergo sum. - Studienarbeit über Descartes' Verwendung des "Cogito, ergo sum." in den Meditationes und im Discours und die Sichtweise der Theologie

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