Coma Berenices

Coma Berenices
Daten des Sternbildes Haar der Berenike
Deutscher Name Haar der Berenike
Lateinischer Name Coma Berenices
Lateinischer Genitiv Comae Berenices
Lateinische Abkürzung Com
Lage Nördlicher Fixsternhimmel
Rektaszension 11h 55m bis 13h 35m
Deklination +14° bis +34°
Fläche 386 Quadratgrad
Rang 42
Sichtbar auf Breitengraden 90° Nord bis 56° Süd
Beobachtungszeitraum
für Mitteleuropa
Frühjahr
Anzahl der Sterne mit
Größe < 3m
0
Hellster Stern,
Größe
Diadem (α Com)
4,3m
Meteorströme Coma-Bereniciden
Nachbarsternbilder
(von Norden im
Uhrzeigersinn)
Jagdhunde
Großer Bär
Löwe
Jungfrau
Bärenhüter (Bootes)
Karte des Sternbildes Haar der Berenike

Das Haar der Berenike (lateinisch Coma Berenices) ist ein Sternbild zwischen Löwe und Bärenhüter.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Das Haar der Berenike ist ein unauffälliges Sternbild am Frühlingshimmel zwischen den markanten Konstellationen Löwe und Bärenhüter. Es erscheint als eine Ansammlung lichtschwacher Sterne. Da nur zwei der Sterne knapp die 4. Größenklasse erreichen, sucht man es am besten in einer dunklen, mondlosen Nacht, abseits von künstlicher Beleuchtung.

Viele der Sterne gehören zum Coma-Sternhaufen (Mel 111), einem 260 Lichtjahre entfernten offenen Sternhaufen.

In Richtung Haar der Berenike liegt der galaktische Nordpol unserer Milchstraße. Da in dieser Blickrichtung so gut wie keine Gas- und Staubwolken der Milchstraße die Sicht behindern, können viele ferne Galaxien beobachtet werden. Der so genannte Coma-Galaxienhaufen ist ein riesiger Galaxienhaufen in 450 Millionen Lichtjahren Entfernung. Seine etwa 1000 Galaxien erreichen am Sternhimmel eine Ausdehnung von über 6°.

Im südlichen Teil befinden sich einige hellere Einzelgalaxien in 20 bis 40 Millionen Lichtjahren Distanz, sowie Mitglieder des 65 Millionen Lichtjahre entfernten großen Virgo-Galaxienhaufens.

Geschichte

In der antiken griechischen Mythologie war das Haar der Berenike kein eigenes Sternbild, die entsprechenden Sterne wurden dem Sternbild Löwe als Schwanzquaste zugerechnet. Im Jahr 245 v. Chr. soll der Astronom Konon von Samos es nach der damaligen Pharaonin Berenike II. benannt haben.

Das Haar der Berenike wird in mehreren astronomischen Kommentaren der Antike erwähnt, in dem für das Mittelalter maßgebenden jedoch, dem später so genannten Almagest des Ptolemaios (2. Jahrhundert n. Chr.), nicht als eigenes Sternbild aufgeführt. In der Neuzeit wurde es erstmals 1536 von Peter Apian auf einer Sternkarte verzeichnet, 1541 bildete Gerhard Mercator es auf einem bekannt gewordenen Himmelsglobus ab.

Die Ursprungsanekdote

Berenike lebte von etwa 270 bis 221 v. Chr. und war die Gemahlin des ägyptischen Königs Ptolemaios III. Als dieser in den 3. Syrischen Krieg zog, versprach sie der Liebesgöttin Aphrodite ihr prachtvolles Haar zu opfern, sollte ihr Gemahl siegreich und unversehrt heimkehren. Ptolemaios siegte, Berenike schnitt ihr Haar ab und brachte es in einem Tempel dar. Als der Haarschopf am nächsten Tag verschwunden war, erklärte der Hofastronom Konon, die Götter seien über das Opfer so erfreut gewesen, dass sie die Haarpracht am Himmel verewigt hätten. - Der ebenfalls am Hof (in Alexandria) anwesende Dichter Kallimachos schrieb dazu ein Gedicht, in dem das Haar der Berenike selbst vom Himmel aus "erzählt", was geschehen ist. Das Gedicht ist in der lateinischen Übersetzung Catulls erhalten, das 66. seiner carmina (Gedichte).

Meteorstrom

Im Sternbild liegt der Radiant eines schwachen Meteorstroms, der so genannten Coma-Bereniciden. Die Meteore können von Mitte Dezember bis Mitte Januar beobachtet werden.

Himmelsobjekte

Sterne

B F Namen o. andere Bezeichnungen Größe Lj Spektralklasse
β 43 4,26m 27 G0 V
α 42 Diadem 4,3m 60 F5 V
γ 15 4,36m 250 K1 III
11 4,74m
36 4,78m
σ 24 4,78m 250 K2 + A9
41 4,80m
12 4,81m
23 4,81m
37 4,90m
31 4,94m
14 4,95m
16 5,00m
6 5,10m
27 5,12m
13 5,18m
17 5,29m 250 A0 + A1
21 5,46m
26 5,46m

Der hellste Stern ist β Comae Berenices. Es handelt sich um einen nur 27 Lichtjahre entfernten Stern, der etwa die Größe und Leuchtkraft unserer Sonne besitzt.

γ Comae Berenices ist der hellste Stern des 250 Lichtjahre entfernten Coma-Sternhaufens.

Doppelsterne

System Größen Abstand
α 5,1m/5,1m 0,1"
2 5,9m/7,4m 3,7"
17 5,3m/6,6m 145"
24 5,0m/6,6m 20,3"
32 6,3m/6,9m 196"
35 5,1m/7,2m 1,1"

Der zweithellste Stern α Comae Berenices, auch Diadem genannt, ist ein 60 Lichtjahre entfernter Doppelstern. Aufgrund des engen Winkelabstandes können die beiden etwa gleich hellen Sterne nur mit einem größeren Teleskop beobachtet werden.

Das System 24 Coma Berenices kann dagegen schon mit einem kleinen Teleskop in Einzelsterne aufgelöst werden. Dabei werden ein Roter Riese und ein blau-weißer Begleiterstern sichtbar.

Die Sterne der Systems 17 und 32 Coma Berenices weisen mit 145 bzw. 196 Bogensekunden einen so weiten Winkelabstand auf, dass sie bereits mit einem Prismenfernglas getrennt werden können.

Das System 35 Coma Berenices ist eigentlich ein Dreifachsystem. Das enge Paar AB wurde schon 1929 von Friedrich Georg Wilhelm Struve aufgelöst und besteht aus einem hellen G7III Hauptstern mit einer Helligkeit von 5,1m und einem Stern der Klasse F6V mit 7,2m. Diese stehen zur Zeit etwas über eine Bogensekunde weit auseinander.[1]

Veränderliche Sterne

Objekt Größe Periode Typ
FS 5,3m bis 6,1m 58 Tage halbregelmäßig Veränderlicher
R 7,1m bis 14,6m 363 Tage Mira
FK 8,14m bis 8,33m 2,4 Tage FK-Coma-Stern

Im Haar der Berenice existieren mehr als 200 veränderliche Sterne.

FS Coma Berenices verändert seine Helligkeit über einen Zeitraum von etwa 58 Tagen.

R Coma Berenices ist ein Veränderlicher vom Typ Mira. Er verändert seine Helligkeit sehr stark über einen Zeitraum von 363 Tagen. Im Helligkeitsmaximum ist er im Fernglas sichtbar, im Minimum benötigt man zu seiner Beobachtung ein mittleres Teleskop.

FK ist der Namensgeber einer Gruppe von Veränderlichen, den FK-Coma-Sternen. Es handelt sich um Sterne, deren Helligkeitsschwankungen durch ausgedehnte dunkle Flecken an der Oberfläche verursacht werden.

Messier- und NGC-Objekte

Messier (M) NGC sonstige Größe Typ Name Distanz (Lj)
Melotte 111 4m Kugelsternhaufen Coma-Sternhaufen 260
53 5024 8m Kugelsternhaufen 60.000
64 4826 8m Galaxie Black-Eye-Galaxy 22 Mio.
85 4382 9m Galaxie 65 Mio.
88 4501 9m Galaxie 65 Mio.
91 4548 10m Galaxie 65 Mio.
98 4192 10 Galaxie 65 Mio.
99 4254 10 Galaxie 65 Mio.
100 4321 9,5 Galaxie 65 Mio.
4147 10 Kugelsternhaufen
4494 10 Galaxie 40 Mio.
4559 10 Galaxie 40 Mio.
4565 10 Galaxie Needle-Galaxy
4725 9,5 Galaxie 60 Mio.
5053 10 Kugelsternhaufen

Im Haar der Berenike liegen einige Galaxien und Kugelsternhaufen, die bereits mit einem kleineren Teleskop aufgefunden werden können. Acht davon hat der französische Astronom und Kometenjäger Charles Messier in seinen Katalog nebliger Objekte (Messier-Katalog) aufgenommen.

Objekte der Milchstraße

Melotte 111, der Coma-Sternhaufen ist eine lockere Assoziation von etwa 40 Sternen in 260 Lichtjahren Entfernung. Er ist nach dem Bärenstrom und den Hyaden der drittnächste offene Sternhaufen. Den schönsten Anblick liefert er in einem lichtstarken Prismenfernglas, mit dem man den Großteil seiner Sterne gleichzeitig im Gesichtsfeld hat. Der Sternhaufen bewegt sich jährlich um 0,02 Bogensekunden nach Südwest in Richtung des Sternbildes Segel des Schiffs.

M 53 ist ein Kugelsternhaufen in etwa 60.000 Lichtjahren Entfernung. Er wurde unabhängig 1775 von Johann Elert Bode und 1777 von Charles Messier entdeckt. Bereits im Fernglas erscheint er als nebliger Fleck.

In einem Winkelabstand von nur einem Grad steht der 1784 von Wilhelm Herschel entdeckte Kugelsternhaufen NGC 5053 am Himmel. Es handelt sich um einen der leuchtschwächsten bekannten Kugelsternhaufen

Der Kugelsternhaufen NGC 4147 ist 85.000 Lichtjahre entfernt. Zu seiner Beobachtung benötigt man ein Teleskop.

Nähere Galaxien

M 64 ist eine 22 Millionen Lichtjahre entfernte Spiralgalaxie. In einem größeren Teleskop sind im Zentrum Dunkelwolken erkennbar. Da der Anblick an ein Auge erinnert, wird sie im englischen auch „Black-Eye-Galaxy“ genannt. Aktuelle Studien zeigen, dass die interstellare Materie in den Außenbereich entgegen der Drehrichtung im Innenbereich rotiert. Dies weist daraufhin, dass die Galaxie vor weniger als einer Milliarde Jahre mit mindestens einer anderen Galaxie kollidiert sein muss.

NGC 4494 ist eine elliptische Galaxie in 40 Millionen Lichtjahren Entfernung.

NGC 4559 ist eine Spiralgalaxie, die bereits im Fernglas als diffuser Nebelfleck erscheint. Im mittleren Teleskop werden Ausläufer der Spiralarme wahrnehmbar.

NGC 4565 ist eine so genannte „Edge-on“-Galaxie, d. h., wir sehen sie von der Seite. Mit einem Durchmesser von 13 Bogenminuten ist sie ein sehr ausgedehntes Objekt und kann bereits mit kleinen Teleskopen beobachtet werden. In mittleren Teleskopen ab 15 cm Öffnung zeigt sich ein feiner dunkler Staubstreifen. Aufgrund der länglichen Form wird sie auch als „Needle-Galaxy“ (Nadel-Galaxie) bezeichnet.

NGC 4725 ist eine Balkenspirale. In einem mittleren Teleskop werden der helle Kern und die balkenförmigen Ausläufer sichtbar.

Galaxien des Virgo-Galaxienhaufens

M 85 ist eine linsenförmige Galaxie und eines der nördlichsten Mitglieder des Virgo-Galaxienhaufens.

M 88 ist eine Spiralgalaxie, die zur Markarjan'schen Kette gehört.

M 98 ist eine relativ helle und ausgedehnte Galaxie. In größeren Teleskopen werden ausgedehnte Spiralarme erkennbar.

M 100 ist eine Spiralgalaxie. Mit 7 Bogenminuten besitzt die größte Ausdehnung aller Galaxien im Virgo-Haufen. Ihr Durchmesser beträgt etwa 120.000 Lichtjahre. Im Teleskop erscheint sie relativ strukturarm, auf lang belichteten Fotografien werden zwei helle Spiralarme und Staubbänder sichtbar.

Galaxien des Coma-Galaxienhaufens

Im nordöstlichen Teil des Sternbildes befindet sich der Coma-Galaxienhaufen. Aufgrund der riesigen Entfernung von 450 Millionen Lichtjahren erreichen diese Galaxien allerdings nur Helligkeiten von 14m. Sie werden daher erst in größeren Teleskopen oder auf langbelichteten Fotografien sichtbar.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Sterne und Weltraum, Mai 2008, S.82

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