Comfortably Numb

Comfortably Numb
Comfortably Numb
Pink Floyd
Veröffentlichung 30. November 1979
Länge 6:24
Genre(s) Rockmusik, Progressive Rock
Text Roger Waters
Musik David Gilmour/Roger Waters
Album The Wall

Comfortably Numb ist ein Song aus dem Konzeptalbum The Wall der britischen Rockband Pink Floyd, das 1979 veröffentlicht wurde. Es ist der sechste Titel auf der zweiten LP des Albums. Das Stück wurde regelmäßig bei Live-Auftritten der Band gespielt und als Single gemeinsam mit Hey You ausgekoppelt.

2004 belegte das Stück in der vom US-amerikanischen Magazin Rolling Stone erstellten Liste der 500 besten Songs aller Zeiten den 314. Platz.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt und Musik

Comfortably Numb wurde wie ein Großteil der Stücke auf dem The-Wall-Album in den dazugehörigen Film eingebunden, was die Interpretation teilweise deutlich erleichtert aber auch eine Basis für weitere Überlegungen zu dem Lied schafft. Es ist wohl der Titel auf dem Album, auf welchen Gitarrist David Gilmour den größten Einfluss hatte, anders als bei anderen Stücken zu denen er bedeutende Beiträge leistete wie Hey You, wird er für Comfortably Numb auch in den Credits des Albums erwähnt.

Thema

Der Rockmusiker Pink, die Hauptfigur des Konzeptalbums The Wall, ist aufgrund massiven Drogenmissbrauchs und psychischer Störungen nicht in der Lage, einen Konzertauftritt zu absolvieren. Um das kostspielige Konzert nicht absagen zu müssen, wird eilig ein Arzt herbeigerufen, der Pink mit Aufputschmitteln für die Show bereit machen soll. Während Pink von seinen Halluzinationen berichtet und feststellt, er sei „angenehm betäubt“ (englisch „comfortably numb“), interessiert sich der Arzt nur für die Verabreichung der Drogen, die seinem Patienten ermöglichen sollen, das Konzert zu geben. Nach der Injektion verschlechtert sich Pinks Zustand rapide und er verfällt wahnhaften Drogenfantasien.

Während auf dem Album nur die eingeschränkte Konversation zwischen Pink und dem Arzt dargestellt wird, zeigt der dazugehörige Film auch die direkten Umstände der Situation und bringt Pinks Manager mit ein. Dieser geht in seiner Profitgier auch das gesundheitliche Risiko für seinen Schützling ein um das kostenintensive Konzert nicht absagen zu müssen. Dem dubiosen Arzt steckt er dezent eine nicht unbeträchtliche Abfindung zu.

Text und Musik

Der komplette Text des Liedes wurde von Roger Waters geschrieben und erzählt eine Schlüsselszene innerhalb des Konzeptalbums, den Punkt, an dem Pink von seiner einsamen aber wirklichen Existenz hinter "der Mauer" in einen Drogenwahn abrutscht, in welchem er sich selbst als faschistischen Agitator sieht, der Hass und Verzweiflung kompensiert, indem er gegen Minderheiten hetzt.

In den von Bassist Roger Waters gesungenen Strophen, spricht der Arzt. Er ist von Pinks Management herbeigerufen worden und versucht, den Künstler mit Hilfe von Medikamenten und gesprochenen Plattitüden (sinngemäß: „Das hier tut kaum weh“, „Dies wird dich wieder auf die Beine bringen“ usw.) für die Show bereit zu machen. Ob dem Arzt die Schwere von Pinks Problemen bewusst ist, wird nicht klar. Schon der einleitende Satz, den der Arzt an den psychisch abwesenden Pink richtet (sinngemäß: „Hallo, ist da jemand drin?“), kann sowohl als missglückter Versuch eines Scherzes als auch als zynischer Umgang mit Pinks Zustand verstanden werden.

Im Refrain (gesungen von Gitarrist David Gilmour) spricht Pink selbst und berichtet, die Stimme des Mediziners sowie sonstige Wahrnehmungen kämen für ihn von ganz weit her, wie „Der Rauch eines Schiffes am Horizont“. Weiter berichtet er von Halluzinationen, die durchmischt sind von vagen Kindheitserinnerungen. Er schließt jede Erzählung mit der Aussage, er sei nun in diesem Zustand „angenehm betäubt“.

Neben dem eindringlichen Text erklärt sich die Botschaft des Liedes auch durch zwei Gitarrensoli von David Gilmour: Während sich das erste Solo noch tonal an den von Pink gesprochenen Refrains orientiert und eher melodisch-romantisch angelegt ist, ist das zweite Solo (gespielt über die Akkorde der „Arzt-Strophen“) deutlich düsterer und aggressiver. Dies verdeutlicht die rasche Verschlechterung von Pinks Gesundheitszustand.

Entstehung

David Gilmour hatte Teile des Liedes, die Melodie des Refrains sowie den "Grundriss" des ersten Gitarrensolos, bereits fertig gestellt bevor die Arbeiten zu The Wall begannen. Ursprünglich für ein Soloalbum von Gilmour geplant, wurde Comfortably Numb von Gilmour und Waters überarbeitet und in das Album The Wall eingefügt. Da beide Musiker unterschiedliche Ideen und Vorstellungen zu dem Lied hatten, zog sich die Fertigstellung der Komposition die unter dem Arbeitstitel The Doctor erarbeitet wurde, über längere Zeit hin. Waters setzte sich letztlich mit seinem Ansatz durch, das Lied – für die Verhältnisse von Pink Floyd – eher sparsam zu instrumentieren und damit ein, mit Ausnahme des zweiten Solos, verhältnismäßig ruhiges und harmonisches Lied zu produzieren.

Der Text ist laut Waters teilweise autobiografisch: Er selbst sei mehrmals dazu bewegt worden, Konzerte zu spielen, obwohl er eigentlich nicht in der Verfassung dazu war. Der Druck der Öffentlichkeit und die enormen Kosten, die ein Liveauftritt verursacht, hätten ihn in die Situation gebracht, sich von zweifelhaften Ärzten schnell wirkende Mittel verabreichen zu lassen, um eine Show durchzustehen.

Im Jahr 2003 gelangte eine frühe Demoversion des Albums The Wall in das Internet, auf dem verschiedene Stücke noch nicht in endgültiger Fassung vorhanden sind. Die Demoversion von Comfortably Numb ist der späteren Studioversion auf dem Album musikalisch ähnlich, der Text weicht jedoch stark vom späteren Endprodukt ab und ist insgesamt düsterer im Ton.

Veröffentlichung und Live-Auftritte

Nach dem Erscheinen auf "The Wall" wurde Comfortably Numb zusätzlich als Single ausgekoppelt. Daneben ist es auf diversen Kompilations-, Live- und Best-Of-Alben von Pink Floyd und dessen (ehemaligen) Mitgliedern enthalten, diese sind:

Studioversion und frühe Live-Versionen

Die Studioversion auf dem Album The Wall folgt der Vorstellung Roger Waters, das Lied eher ruhig anzulegen, daneben wird es streckenweise orchestral begleitet. In einer ähnlichen Version ist das Lied auch auf dem Livealbum Is there anybody out there? The Wall live 1980-81 von Pink Floyd zu finden, welches Aufnahmen der The Wall-Tour beinhaltet und den Einfluss Roger Waters' auf die musikalische Umsetzung der Stücke zeigt.

Roger Waters

Waters führte das Stück während seiner Jahre als Solokünstler und nach seiner Trennung von Pink Floyd regelmäßig auf. Dabei orientierte er sich vornehmlich an der klassischen Studioversion des Stückes wie auch in seinem Livealbum In the Flesh. Eine Ausnahme bildete die unter Waters' Leitung befindliche Aufführung von The Wall 1990 in Berlin. Während dieses Auftritts teilten die beiden Gitarristen Snowy White und Rick DiFonzo das zweite Solo unter sich auf und wichen bei ihrer Improvisation vergleichsweise weit von der ursprünglichen Form des Solos ab. Dabei standen sie auf getrennten Plattformen, die über der ca. 20 Meter hohen Mauer aus Styroporblöcken aufgebaut wurde. Als Lead-Sänger traten hier Van Morrison, Levon Helm, Garth Hudson und Rick Danko auf.

Darbietung von Comfortably Numb während des zweiten Solo auf der The Wall Live-Tour in St.Louis.

Auf der neuen The Wall Live-Tour von Roger Waters (2010 - 2012) wird ebenfalls eine eher klassische Version von Comfortably Numb gespielt. Während Waters weiterhin seine Parts singt wird Gilmours Teil am Gesang sowie die Soli separat von zwei Mitgliedern der begleitenden Band übernommen.

Während des finalen Solos wird auf die während des Konzerts aufgebaute Mauer scheinbar interaktiv mit Waters' Bewegungen die Zerstörung der Mauer und anschließend ein pulsierendes Farbenmeer projiziert, was jedoch später einem düsteren Abgrund weichen muss in dem das Solo schließt und die weitere Show anknüpfen kann.

Im Jahr 2011 trat überraschend David Gilmour als Gastmusiker während Comfortably Numb auf, sang und spielte beide Soli.

David Gilmour und Pink Floyd

David Gilmours Vorstellungen von einem eher düsteren Lied finden sich auf den Livealbum Pulse und Delicate Sound of Thunder teilweise verwirklicht. Dort ist das Stück deutlich lauter, basslastiger und von schweren Keyboardklängen getragen. Weiter ist das zweite Gitarrensolo deutlich länger und pompöser. Bei den Touren für die Alben A Momentary Lapse of Reason und The Division Bell, bei denen die Band das Stück standardmäßig spielte, wurde als visueller Effekt eine riesige, in der Mitte des Zuschauerraums platzierte Spiegelkugel eingesetzt, die sich während des Gitarrensolos öffnete und in der sich weitere starke Scheinwerfer befanden, die dann zur einzigen Beleuchtung der Halle bzw. des Stadions wurden.

Auf der Live-DVD In Concert von David Gilmour sind zwei Versionen enthalten, die – abgesehen von Gilmours E-Gitarrensoli – ausschließlich mit akustischen Instrumenten eingespielt wurden.

Auf der Live-DVD Remember That Night ebenfalls von David Gilmour, sind wieder zwei Versionen enthalten, in der einen singt Richard Wright den Part des Arztes, in der zweiten David Bowie.

Coverversionen

Unter allen Liedern Pink Floyds gehört dieses zu denen mit den meisten Coverversionen:

  • 2001 veröffentlichte die kanadische Country-Band Luther Wright and the Wrongs eine Country-Version des Liedes auf ihrem Album Rebuild the Wall, ein Country-Cover des kompletten Wall-Albums.
  • 2004 veröffentlichten die Scissor Sisters eine Dance-Version des Liedes. Die Version wich stark vom Original ab und hatte deutliche Anleihen an Discomusik im Stile der Bee Gees und Eurodance.
  • 2005 veröffentlichte die US-amerikanische Singer-Songwriterin Dar Williams eine Version des Liedes auf dem Album My Better Self. Sie singt das Lied dabei im Duett mit Ani DiFranco.
  • Die Band The Sisters Of Mercy hat das Lied ebenfalls gecovert.
  • Auf der DVD A Moment in Time der britischen Rock-/Metalband Anathema befindet sich ebenfalls eine Livecoverversion des Liedes, die das Konzert abschließt. Begleitet wird die Band dabei (wie auch während des gesamten Konzertes) von einem Streicherquartett. Den Gesang teilen sich hier die beiden Brüder Vincent und Daniel Cavanagh. Letzterer verliert beim von ihm gespielten finalen Gitarrensolo die Fassung, der Ausbruch endet in der Zerstörung seines Gitarrenamps im Fotograben.
  • Gleichfalls findet sich auf der 2006 erschienenen CD The Singles 1996-2006 der Band Staind eine live gesungene Coverversion des Liedes.
  • Auch 2006 wurde das Lied von der A-cappella-Gruppe Gregorian auf ihrem Album Masters of Chant Chapter V gecovert.
  • Der 2006 erschienene Film The Departed von Martin Scorsese beinhaltet die Version von Roger Waters’ The Wall-Konzert The Wall: Live In Berlin vom Jahr 1990. In dieser Version singt Roger Waters mit Van Morrison, Levon Helm, Garth Hudson und Rick Danko.
  • The Bad Plus veröffentlichten 2008 eine Jazz-Interpretation auf dem Album For All I Care.
  • Kirlian Camera veröffentlichten 2009 eine Coverversion auf ihrem Album Odyssey Europa.

Trivia

  • Comfortably Numb war das letzte Musikstück, was je von Pink Floyd in seiner klassischen Zusammenstellung (David Gilmour, Nick Mason, Roger Waters und dem verstorbenen Richard Wright) gespielt wurde. Dieser Auftritt fand 2005 bei dem Live-8-Konzert in London statt.
  • Das Werk wurde 1989 von den Lesern des Pink-Floyd-Fanmagazins The Amazing Pudding zum besten Musikstück der Band gewählt.
  • Das zweite Gitarren-Solo wurde vom Magazin Guitar World auf Platz 4 der 100 besten Gitarrensoli gewählt.[1]

Besetzung

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. 100 Greatest Guitat Solos



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