Cospudener See

Cospudener See
Cospudener See
Cospudener See mit Elsterstausee und Elster im Vordergrund
Cospudener See mit Elsterstausee und Elster im Vordergrund
Geographische Lage südlich von Leipzig
Städte am Ufer Leipzig, Markkleeberg
Daten
Koordinaten 51° 16′ 10″ N, 12° 20′ 7″ O51.26944444444412.335277777778110.0Koordinaten: 51° 16′ 10″ N, 12° 20′ 7″ O
Cospudener See (Sachsen)
Cospudener See
Höhe über Meeresspiegel 110 m ü. NN
Fläche 4,36 km²dep1f5
Volumen 109 Mio m³dep1f8
Umfang ca. 10,5 kmdep1f9
Maximale Tiefe 55 mdep1f10
Besonderheiten

Tagebaurestloch

Der Cospudener See ist ein südlich von Leipzig gelegener künstlicher See. Er entstand aus einem Tagebaurestloch, das geflutet wurde. Anteile an der Seefläche haben die drei sächsischen Städte Leipzig (Gemarkung Lauer), Markkleeberg (Gemarkungen Gautzsch und Cospuden) sowie Zwenkau (Gemarkung Eythra).

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der Aufschluss des Tagebaus Cospuden (1981) als Abzweig vom Tagebau Zwenkau fiel in die Zeit der seit Mitte der 1970er Jahre in der DDR betriebenen radikalen Auskohlungspolitik, in welcher infolge der Erdölkrisen eine maximale Nutzung der heimischen Braunkohle angestrebt wurde. Der unmittelbar am südlichen Leipziger Stadtrand gelegene Tagebau sollte in mehreren Feldern bei einer Jahresleistung von ca. 5–6 Millionen Tonnen bis etwa 1996 betrieben werden. Sein Aufschluss machte die Überbaggerung der land- und forstwirtschaftlich genutzten Elsterauenlandschaft erforderlich, ein bis dahin beliebtes Naherholungsziel vor den Toren Leipzigs. Zudem wurden mehrere kleine Siedlungsteile, wie z. B. das ehemalige Rittergut Lauer, devastiert und insgesamt 43 Einwohner umgesiedelt. Das namensgebende Dorf Cospuden (38 Einwohner), dessen Bewohner man bereits 1974 im Zusammenhang mit dem Tagebau Zwenkau aussiedelte, wurde im Verlauf des Jahres 1981 endgültig überbaggert. Der wirtschaftliche Strukturwandel und massive Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung, die sich 1989 in der Etablierung der breiten Bürgerinitiative Stop Cospuden ausdrückten, führten 1992 zur Fördereinstellung. Bis dahin hatte der Tagebau eine Abgrabungsfläche von 5,1 km² in Anspruch genommen und rund 32 Millionen Tonnen Kohle an die umliegenden Veredlungsbetriebe geliefert.

Cospudener See mit Blick auf Leipzig
Cospudener See bei Nacht

Bereits die DDR-Nachnutzungsplanung sah aufgrund der Lage am unmittelbaren Leipziger Stadtrand nach dem Ende der Förderung die komplette Wasserfüllung des Restloches und die Schaffung freizeitorientierter Nachnutzungsmöglichkeiten vor. Diese Kernidee wurde bei der Revitalisierung des Geländes beibehalten. Durch den Zufluss von Grund- und Niederschlagswasser sowie Sümpfungswasser aus den Tagebauen Zwenkau (ab 1994) und Profen (ab 1998) erreichte der See im Frühjahr 2000 seinen Endwasserspiegel von 110 m ü. NN[1] mit neutralen Wasserverhältnissen.

Damit war der Cospudener See der erste Bergbaurestsee im Leipziger Neuseenland, der einer Nachnutzung übergeben werden konnte. Der gegenüber den anderen Seen zeitliche Entstehungsvorteil und die stadtnahe und verkehrsgünstige Lage bedingten die vergleichsweise rasche Etablierung der anspruchsvollen freizeitwirtschaftlichen Anlagen im Umfeld des Sees. Diese reichen in ihrem Umfang weit über die gesetzlich vorgeschriebenen Revitalisierungsleistungen und auch über die Nutzungsformen an vergleichbaren Restseen hinaus, da der Cospudener See als Modellprojekt für die Möglichkeiten der Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft angesehen wurde. Dabei wurde die Finanzierung und Umsetzung der Planungen wesentlich durch die unter dem Thema Mensch, Natur und Technik stehende Weltausstellung Expo 2000 forciert, an welcher der Cospudener See als dezentraler Beitrag der Stadt Leipzig teilnahm. Er stellte den Mittelpunkt des Beitrages Landschaftsnutzung – Landschaftspflege dar. Die Expo war Anlass und Motor für die Revitalisierung des Tagebaugeländes Cospuden. Im Ergebnis zeigt der Cospudener See exemplarisch für das Leipziger Neuseenland, wie auch für andere Braunkohlereviere Ostdeutschlands auf, welche innovativen, phantasievollen und kreativen Ideen zur nachhaltigen Gestaltung einer Bergbaufolgelandschaft in kurzer Zeit wirtschaftlich tragfähig umsetzbar sind, wenn die beteiligten Entscheidungsträger eng, konsens-, zielorientiert und kooperativ zusammenwirken.

Nutzungen

Der im Volksmund auch Lago Cospuda, Costa Cospuda oder Cossi genannte See, bietet eine Vielzahl von Freizeit-, Erholungs- und Sportmöglichkeiten. Während der Rekultivierung wurde um den See herum ein Naherholungsgebiet mit Strand und Landschaftspark angelegt und im Rahmen der Expo 2000 am 1. Juni 2000 eröffnet. Die Freizeitangebote werden zum Sonnen und Schwimmen sowie u. a. von Seglern, Windsurfern, Kitesurfern, Inlineskatern und Radfahrern gut angenommen, so dass sich der Cospudener See zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt hat. In den letzten Jahren wurde er durchschnittlich von etwa 450.000 Menschen pro Saison frequentiert. Im Zuge der Leipziger Olympiabewerbung für 2012 waren am Cospudener See Wettbewerbe im Rudern, Triathlon sowie im Beachvolleyball und umfangreiche andere Freizeitaktivitäten geplant. Derzeit (Frühjahr 2006) bietet der See folgende Nutzungsmöglichkeiten:

Landschaftspark Nordufer

  • Eingangsgebäude mit Ausstellung über die Bergbaugeschichte und den Landschaftswandel im Südraum Leipzig sowie mit Fahrradausleihstation,
  • 1,5 km lange Landschafts- und Erlebnisachse vom Eingangsgebäude zum Strandbereich,
  • Tertiärwald (Arboretum) bestehend aus Pflanzengesellschaften und geologischen Artefakten, die an die Entstehungszeit der Braunkohle erinnern,
  • Wasserspielplatz,
  • 1 Kilometer langer und 70 Meter breiter Strand mit Spiel- und Liegewiesen (am Strand wird viel nackt gebadet),
  • Strandpavillons mit Servicestationen (Gastronomie, Umkleide, Sanitäranlagen),
  • Anlegestelle für Schiffsrundfahrten,
Wassersportzentrum Zöbigker Winkel
  • Veranstaltungsbühne,
  • Minigolfanlage.

Zöbigker Winkel (Ostufer)

  • Wassersportzentrum Pier I (Paddeln, Rudern, Surfen, Segeln, Kite-Surfen, Tauchschule, Bootsverleih etc.)
  • 100 Meter lange Marina mit drei Seitenstegen und Liegeplätzen für ungefähr 200 Boote,
  • Anlegestelle für Schiffsrundfahrten,
  • drei große Hafenhäuser u. a. mit Servicestationen, Gastronomie mit Seeterrasse, Einzelhandel, Sauna mit Seezugang, Sanitäranlagen, Ferienwohnungen,
  • Neun-Loch-Golfanlage.
Aussichtsturm auf der Bistumshöhe

Bistumshöhe (Südufer)

  • Aussichtsturm (35 m, 180 Stufen) auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel (135 m ü. NN), Blick über den See, den Elsterstausee, den Freizeitpark Belantis und die Skyline von Leipzig

Westufer

  • Vorrang- und Vorbehaltsgebiet für den Natur- und Landschaftsschutz,
  • Ökologischer Mindestverbund zwischen den Landschaftsschutzgebieten Leipziger Auwald im Norden und Elsteraue im Süden

Sonstiges

  • Inselbriefkasten,
  • zwei Inseln mit Schiffswrack,
  • elf Kilometer langer Rundweg (vollständig asphaltierter Rad- und Skaterweg) um den See mit Anschlusswegen z. B. nach Markkleeberg, Belantis, Elsterstausee, Kulkwitzer See, Grünau, Großzschocher, Schleußig, zum Südlichen Auenwald und zur Agra,
  • Schiffsrundfahrten mit der MS Cospuden und dem Solarboot Solaria 1
  • vielfältige Events (Freiluftkino, Drachenbootrennen, Langstreckenschwimmen, Konzerte am See, Lesungen, Liederabende, wechselnde Ausstellungen etc.)


Die Batschke (heute meist Floßgraben) verbindet den Nordteil des Sees schiffbar (kleine Boote) durch die Wälder der Elster-Pleiße-Aue mit der Pleiße und nach Fertigstellung der Schleuse am Connewitzer Wehr Ende 2010 auch mit der Weißen Elster. Der bis 2013 in Flutung befindliche Zwenkauer See soll über einen drei Kilometer langen, sieben Meter breiten und eineinhalb Meter tiefen schiffbaren Graben ebenfalls mit dem Cospudener See verbunden werden. Beide Vorhaben gelten als erste Schritte zur Umsetzung eines Gewässerverbundes zwischen den Seen im Leipziger Neuseenland. Im Rahmen dieses Verbundes soll ein Großteil der gefluteten Tagebaurestlöcher untereinander und über die Fließgewässer mit der Stadt Leipzig verbunden werden. Diese künstlich verbundene wassertouristisch nutzbare Seenplatte hätte durch die Synergieeffekte aufgrund der Verknüpfung von Stadtlandschaft, Auenwäldern und Tagebauseen bessere Entwicklungs- und Vermarktungschancen als eine Reihe nicht verbundener Einzelseen. Aufgrund der hohen Investitionen, die mit 30–35 Millionen Euro beziffert werden, wird eine Beteiligung privater Investoren sowie das Finden belastbarer Trägerschafts- und Betreibermodelle für die Umsetzung der Planungen erfolgsentscheidend sein.

Besonderheiten

MS Neuseenland am Pier I in Markkleeberg

Der südliche Seeteil gehört zur Gemarkung der Stadt Zwenkau. Dadurch kann das Standesamt Zwenkau eine Schiffshochzeit auf dem See, an Bord der MS Neuseenland, anbieten. Die MS Neuseenland, eine Hamburger Hafenbarkasse, fährt seit 2003 als Charterschiff auf dem See.

Verkehr

An der Brückenstraße steht ein großer Besucherparkplatz (in der Saison kostenpflichtig) zur Verfügung. Von dort sind es 1,2 Kilometer bis zum beliebten Nordstrand. Es verkehrt die Buslinie 65 vom Parkplatz zum See. Mit dieser Buslinie ist der See auch vom Bahnhof Markkleeberg zu erreichen, an welchem die Regionalbahnen Richtung Altenburg/Zwickau, Geithain sowie die S-Bahnlinie 2 (Leipzig Hauptbahnhof–Markkleeberg–Böhlen–Borna) verkehren. In Zöbigker existieren zwei weitere Parkplätze: der erste liegt 500 Meter vom Pier I entfernt, der andere ist direkt am Hafen Pier und für Bootsbesitzer und Gehbehinderte gedacht. Ebenfalls in Zöbigker hält die Buslinie 107 (Leipzig Connewitz–Markkleeberg–Gaschwitz–Zwenkau), deren Haltestelle sich weniger als 300 Meter vom Oststrand entfernt befindet. Im Sommer ist der See außerdem mit der verlängerten Buslinie 79 (Thekla–Stötteritz–Probstheida–Cospudener See) erreichbar.

Im Hafen können nicht nur kleinere Segelschiffe anlegen, sondern vom Pier I verkehrt auch ein Ausflugsdampfer. Das von der Tourismus- und Freizeitservice GmbH betriebene Schiff MS Cospuden fährt seit dem 25. März 2000 auf dem See. Es besitzt ein Ober- und ein Unterdeck. Eine Fahrt inklusive Seemannsgarn des Kapitäns dauert ca. eine Stunde.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Der Cospudener See Auf: leipzig.de

Literatur

  • Christliches Umweltseminar Rötha e. V. (Hrsg.): Den Wandel zeigen – den Wandel erleben: Cospuden. Südraum Journal Bd. 12. Leipzig 2000/2001
  • Lausitzer und Mitteldeutsche Bergbauverwaltungsgesellschaft (Hrsg.): Schaffung von Tagebaurestseen im mitteldeutschen Bergbaurevier. Berlin 1999
  • Lutz Schiffer et. al. (Hrsg.): Bergbaurestseen in Mitteldeutschland. Seenkompass. Chemnitz/Espenhain 2002
  • Lothar Eissmann & Armin Rudolph: Metamorphose einer Landschaft – Die aufgehenden Seen um Markkleeberg Sax-Verlag, 2002, ISBN 3-934544-27-4

Weblinks


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