Cremer & Wolffenstein

Cremer & Wolffenstein
Verwaltungsgebäude der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (AEG) am Schiffbauerdamm 22
Verwaltungsgebäude der Schienenfahrzeugfabrik Orenstein & Koppel am Tempelhofer Ufer 23-24
Fassade der Synagoge an der Lindenstraße 1890/91
Innenfassade der Synagoge an der Lindenstraße
Wohn- und Geschäftshaus an der Ecke Behren-/Wilhelmstraße 1886/87
Der Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße mit den beiden Kopfbauten von Cremer & Wolffenstein
Geschäftshaus am Oranienplatz Ecke Oranienstraße
Festsaal im Haus des Geselligen Vereins der Gesellschaft der Freunde

Das Architekturbüro Cremer & Wolffenstein wurde 1882 von Richard Wolffenstein und Wilhelm Cremer gegründet und bestand bis zum Tod der beiden Gründer 1919. Im aufstrebenden Berlin der Gründerjahre spezialisierte sich das Büro auf Bauten für Handel und Verkehr und errichtete zahlreiche Geschäfts- und gehobene Wohnhäuser neben Hotels und Villen. Massenwohn- und Schulbauten fehlen dagegen gänzlich im Werk der beiden Privatarchitekten.

Eine Spezialität des Büros waren Synagogen, vielleicht begünstigt durch die jüdische Herkunft Wolffensteins. Die beiden Architekten gelten als wichtigste Vertreter des Synagogenbaus in der Gründerzeit. Sie orientierten sich an der Dresdner Synagoge, Gottfried Sempers einziger ausgeführter Sakralbau, mit ihrer einfachen, quadratischen Grundform und würfelförmigen Anordnung der Baumassen. Für die Fassaden verwendeten sie neben Sempers neuromanischen Formen andere Stile des eklektizistischen Historismus. Den üblicherweise im Synagogenbau der Zeit vorherrschenden maurisch-orientalischen Formen, etwa bei der Neuen Synagoge in Berlin, standen sie eher ablehnend gegenüber. Alle acht ausgeführten von elf geplanten Synagogen wurden in der Reichspogromnacht 1938 zerstört und erlitten damit das gleiche Schicksal wie das Vorbild in Dresden.

Das Architekturbüro war bekannt für einfache und funktionale Grundrisse. Anfänglich bevorzugten die beiden Architekten die Neurenaissance, verwendeten später aber alle Stile des Historismus. Die Wohn- und Geschäftshäuser für den Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße zählten zu den ersten neobarocken Bauten Berlins. In späteren Werken finden sich bereits Jugendstilanklänge.

Bauten von Cremer & Wolffenstein

  • 1886–1887: Wohnhaus an der Ecke Wilhelmstraße / Behrenstraße, Berlin (zerstört)
  • 1885–1887: Eckhaus-Paar an der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Wilhelm-Liebknecht-Straße) / Burgstraße (Hausnummern 1–3, 47–49), mit Feenpalast (zwischen Burgstraße und Heilig-Geist-Straße) (zerstört)
Die beiden Gebäude befanden sich unmittelbar gegenüber von Berliner Dom und Stadtschloss auf der anderen Seite der heutigen Liebknechtbrücke als städtebaulich hervorgehobener Eingang der Kaiser-Wilhelm-Straße.
  • 1887: Haus des Geselligen Vereins der Gesellschaft der Freunde, Potsdamerstraße 23 a, Berlin (zerstört)
  • 1888–1890: Elektrizitätszentrale und Verwaltungsgebäude der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft (AEG), Schiffbauerdamm 22, Berlin (zerstört)
  • 1889: Synagoge Charlottenburg, Berlin (zerstört)
  • 1889–1891: Westminsterhotel und Lindengalerie (zerstört)
  • 1889–1891: Synagoge Lindenstraße 48-50, Berlin (zerstört)
  • 1892: Propstei St. Hedwig, Französische Straße 34, Berlin (zerstört)
  • 1893–1894: Wohnhäuser Mathäikirchstraße 32 und 33, Berlin (zerstört) (gemeinsam mit dem Architekturbüro Kayser & von Großheim)
  • 1893–1896: Neue Synagoge, Königsberg (Preußen) (zerstört)
  • 1893: Geschäftshaus Jordan, Markgrafenstraße 105-107, Berlin (zerstört) (gemeinsam mit dem Architekturbüro Kayser & von Großheim)
  • 1894: Um- und Ausbau der Alten Synagoge, Magdeburg (zerstört)
  • 1894–1895: Spandauer Vereinssynagoge, Kammerstraße / Ecke Lindenufer 12, Berlin-Spandau (zerstört)
  • 1895–1896: Wohnhaus Fromberg, Kurfürstenstraße 132, Berlin
  • 1895: Geschäftshaus Levin, Hausvogteiplatz / Ecke Oberwallstraße 9, Berlin (zerstört)
  • 1896: Synagoge Lützowstraße, Berlin (zerstört)
  • 1898–1899: Landhaus Imelmann, Furtwänglerstraße 15, Berlin
  • 1899: Geschäftshaus Hermann Hoffmann (mit Hotel), Friedrichstraße / Ecke Schützenstraße, Berlin (zerstört)
  • 1900: Saalbau der Brauerei Königstadt am Senefelderplatz, Schönhauser Allee 10, Berlin (zerstört)
  • 1901–1903: Verlagshaus Rudolf Mosse (Mossehaus), Ecke Jerusalemer Straße / Schützenstraße 18–25, Berlin
1910–1911 erweitert entlang der Schützenstraße, 1921-1923 umgebaut und erweitert von Erich Mendelsohn, 1992/1993 nach Kriegsschäden rekonstruierend instandgesetzt
Über dem 1955 neu erbauten Hochbahnhof wurde zum 100jährigen Jubiläum der BVG im Jahr 2002 eine rein dekorative Stahlkonstruktion errichtet, die sich an den Formen der ursprünglichen Kuppel von Cremer & Wolffenstein orientiert.
  • 1903–1910: ehemalige Kaiser-Wilhelm Akademie (heute Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie), Invalidenstraße 48–49, Berlin
  • 1903−1904: ehemalige Handelskammer, Berlin
  • 1904−1906: ehemalige Handelshochschule (heute Institut für Wirtschaftswissenschaften), Spandauer Straße 1, Berlin
  • 1904–1911: Warenhaus Tietz, Alexanderplatz, Berlin (zerstört)
  • 1906–1907: Synagoge, Posen (zerstört)
  • 1907: Synagoge, Dessau (zerstört)
  • 1907–1908: Palais Gontard (heute Sitz der Generaldirektion der Staatlichen Museen zu Berlin), Stauffenbergstraße 41, Berlin
  • 1912: Warenhaus Tietz, Dönhoffplatz, Berlin (zerstört)
  • 1912–1913: Landhaus Prieger, Lassenstraße 32/34, Berlin
  • 1912: ehemaliges Warenhaus Tietz (heute Alsterhaus), am Jungfernstieg, Hamburg
  • 1913: Geschäftshaus Oranienplatz 17 / Ecke Oranienstraße 40–41, Berlin
  • 1913–1914: Verwaltungsgebäude der Schienenfahrzeugfabrik Orenstein & Koppel (heute Arthur Koppel AG), Tempelhofer Ufer 23/24, Berlin
  • 1914: Villa Strauss, Pacelliallee 14/16, Berlin

sowie (ohne Datierung):

  • Geschäftshaus Brüder Simon, Neue Friedrichstraße / Ecke Klosterstraße, Berlin (zerstört)
  • Preußische Hypotheken-Actienbank, Mohrenstraße, Berlin (zerstört)

Weblinks


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