Cyborg

Cyborg

Der Begriff Cyborg (eingedeutscht auch Kyborg) bezeichnet ein Mischwesen aus lebendigem Organismus und Maschine. Zumeist werden damit Menschen beschrieben, deren Körper dauerhaft durch künstliche Bauteile ergänzt werden. Der Name ist ein Akronym und leitet sich vom englischen cybernetic organism, (dt.: „kybernetischer Organismus“) ab. Da Cyborgs technisch veränderte biologische Lebensformen sind, zählen sie nicht zu den Robotern und sollten auch nicht mit deren Untergruppe, den Androiden, verwechselt werden.

Inhaltsverzeichnis

Begriffsherkunft

Der Begriff stammt aus dem Kontext der Raumfahrt. Der australische Wissenschaftler Manfred Clynes und der US-amerikanische Mediziner Nathan S. Kline verwendeten den Begriff in einem gemeinsamen Aufsatz in den 1960er Jahren das erste Mal.[1] Sie schlugen die technische Anpassung des Menschen an die Umweltbedingungen des Weltraums vor, als Alternative zur Schaffung einer künstlichen erdähnlichen Atmosphäre innerhalb von Raumschiffen. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist die natürliche Evolution, die hier als fortschreitende Anpassung der Lebewesen an neue Umweltbedingungen verstanden wird. Mit Hilfe von biochemischen, physiologischen und elektronischen Modifikationen sollten Menschen als „selbstregulierende Mensch-Maschinen-Systeme“ im Weltraum überlebensfähig sein.

Die grundsätzliche Idee, technologische bzw. künstlich hergestellte funktionale Bestandteile in organische Systeme einzufügen, ist allerdings wesentlich älter als der Begriff Cyborg. So kann z. B. von einem Zusammenhang zwischen dem Zeitalter der Aufklärung und der „Prothetisierung der Welt“ (Bernd Flessner) gesprochen werden.[2] Auch in der Science-Fiction finden sich Cyborgphantasien schon, bevor der Begriff geprägt wurde.

Cyborgs in der Gesellschaft

In der modernen Biotechnologie gibt es Bestrebungen, biologische „Elemente“ (in diesem Fall Menschen) mit technischen Elementen zu verbinden. Dieser technische Bereich wird als Bioelektronik bezeichnet. Im medizinischen Kontext ist die Verwendung komplexer binnenkörperlicher Technologie nichts Neues mehr. Menschen mit technischen Implantaten wie Herzschrittmachern, künstlichen Gliedmaßen, komplexen Prothesen oder Implantaten in Auge und Ohr (Cochlea- bzw. Retina-Implantate) sind dem Begriff nach bereits Cyborgs. „Ungefähr 10 Prozent der aktuellen Bevölkerung der USA sind vermutlich im technischen Sinn "Cyborgs" “, schreibt N. Katherine Hayles im Cyborg Handbook.[3]

Problematik des Begriffs

Es gibt unterschiedliche Vorstellungen über die genaue Verwendung des Begriffs. Nach Ansicht des Philosophen Walther Christoph Zimmerli, Präsident der TU Cottbus, stellt der moderne Mensch generell ein Wesen dar, welches in einer symbiotischen Verbindung mit der ihn umgebenden Technik lebt. Er ist demnach „Teil eines solchen Mensch-Maschine-Komplexes“.[4] Entsprechend wäre ein Cyborg bereits eine Person, die sich mit Technik umgibt, etwa in einem Auto sitzt oder auch nur eine Brille trägt. Gerade hier aber ist strittig, wie der Begriff „Cyborg“ verwendet werden soll. Ist er ein Synonym für „den Menschen“ als ein anthropologisch unhintergehbar auf Technologie verwiesenes Wesen im Sinne Arnold Gehlens oder Helmuth Plessners? Oder soll der Begriff für solche Verbindungen von Leib und Technologie reserviert werden, bei denen, wie zum Beispiel Dierk Spreen meint, „Technologie unter die Haut“ geht?[5] Um dies zu verdeutlichen, hat Spreen das sogenannte „Reglermodell“ vorgeschlagen, wonach sich die „Technisierung des Körpers wie ein Regler auf einer Skala zwischen lowtech body und hightech body verschieben lässt.“[6] Demnach ist der „hightech body“ ein Cyborg mit einem organisch-technologischen Leib. Dagegen ist der „lowtech body“ von Technologie und Medien lediglich umgeben. Der Autor weist mit dem Modell allerdings auch auf die Bezüge zwischen der technischen und medialen Durchdringung der Soziosphäre, die ja auch schon sehr körpernah sein kann (MP3-Player, Smartphones, Notebooks usw.), und der technischen Durchdringung des menschlichen Leibes in der modernen Medienkultur hin.

Gewinnt man kein Differenzkriterium, würde das Wort „Cyborg“ nichts bedeuten, was nicht bereits im anthropologischen Begriff „des Menschen“ als konstitutiv technischem Wesen aufgehoben wäre. Aufgrund seines spezifischen, durch die Philosophische Anthropologie hervorgehobenen weltoffenen Wesens kommt der Mensch als solcher „um die Möglichkeit des Umbaus seiner eigenen Physis, seiner Positionalität, nicht umhin, von der Eugenik bis zur individuellen Europlastik.“[7] Vor diesem Hintergrund erscheint es sinnvoll, den Begriff „Cyborg“ für bestimmte Formen des Verhältnisses von Körper und Technik zu reservieren, nämlich solche in denen sich Organisches und Technisches zu einer hybriden Lebensform verbinden. „Menschliche Cyborgs“ (Chris Hables Gray, Dierk Spreen) wären dann in diesem Sinne hybride Menschen.

In einer solchen Sichtweise verbindet sich der Begriff des Cyborgs nicht automatisch mit Vorstellungen einer post- oder gar transhumanen Gesellschaft. Transhumanisten befassen sich mit Prognosen und Ideen über die Zeit „nach dem Menschen“. So schreibt der Transhumanist Max More: „Wir können höhere Gipfel erklimmen, wenn wir nur unsere Intelligenz, unsere Entschlossenheit und unseren Optimismus dafür einsetzen, die menschliche Puppe zu durchstoßen. Die Evolution hat trotz unserer Bemühungen unser Verhalten in bestimmte Richtungen geleitet, die in unser Gehirn eingearbeitet sind. Unsere Körper und Gehirne beschränken unsere Kapazitäten.“[8] Für More sind Cyborgs Ausdruck einer neuen Evolution, die vom „biologischen Menschen zu posthumanen Wesen“ führt. Daher sind die Implikationen der Rede von „menschlichen Cyborgs“ nicht unstrittig.

Verwendet man aber den Begriff „Cyborg“ im eingeschränkten Sinne, d. h. nach dem „Unter-die-Haut-Kriterium“, kann er nicht mehr umstandslos auf jede körpernahe Technologie angewendet werden. Sinnvoller ist es, ihn als Problematisierungsdiskurs zu verstehen, der die zunehmende Relevanz von binnenleiblicher Technologie und die damit einhergehende Vermischung von Künstlichem und Natürlichem sichtbar macht. Die amerikanische Feministin Donna Haraway etwa weist darauf hin, dass Cyborgtechnologie auch die patriarchalen und herrschaftlichen Codes der symbolischen Ordnung durcheinander bringt und dadurch Emanzipationschancen eröffnet. Auch das nun zunehmend denkbare „Upgraden des Körpers zur Verbesserung oder Überwindung seiner natürlichen Eigenschaften“ (Christoph Keller) eröffnet Problematisierungen.[9] Hinzu kommt, dass das cyborgisierte Individuum sich „ständig mit seinen inneren Technikfolgen konfrontiert [sieht], da sich Schnittstellenprobleme nicht vermeiden lassen und die Anbindung an außerkörperliche Wissens- und Kontrollinstitutionen für diese Technologien charakteristisch ist.“[10]

Solche Fragestellungen fallen in den Bereich der „Cyborg-Anthropologie“. Dies bezeichnet ein Forschungsprojekt der American Anthropological Association (AAA), das im Dezember 1992 in San Francisco aus der Taufe gehoben wurde. Hauptziel der Cyborg-Anthropologie ist es, “to study ethnographically the boundaries between human and machines that are specific to late twentieth century societies.”[11] Dieses Projekt versteht sich als “a serious challenge to the human-centered foundations of anthropological discourse”[12] und sucht Anschlüsse an die Science and Technology Studies (STS) und an feministische Untersuchungen. In Deutschland sind Körpersoziologie und Philosophische Anthropologie der Rahmen, in dem der gesellschaftliche und kulturelle Problemhorizont „Cyborg“ vor allem diskutiert wird.

Cyborg-Geschlechter im Gender-Diskurs

Nach der Auffassung Donna Haraways eröffnet die Cyborgisierung Emanzipationschancen, weil Cyborgs aus dem üblichen Kategoriedenken herausfallen. Ein Cyborg sei „von Natur aus“ weder männlich noch weiblich, und doch wieder beides. Cyborgs könnten nicht ohne weiteres einer Kategorie, einer Lebensform und -art, zugeordnet werden. Aufgrund dieser Eigenschaften werden Cyborgs gerne im Problematisierungsdiskurs als Veranschaulichung genommen um darzustellen, dass es kein streng weibliches und männliches Verhalten oder gar Wesen gebe. Sie zeigten, dass zum Beispiel Geschlechterrollen durchwegs konstruiert seien, und Eigenschaften des vermeintlich anderen Geschlechts auch auf das eigene zutreffen und gelebt werden dürften, ohne zum Tabu zu werden.

Beispiele dafür findet man unter anderem in der feministischen Science-Fiction-Literatur. Stellvertretend hierfür sei Er, Sie und Es von Marge Piercy erwähnt. In dem Roman kommen unter anderem zwei Cyborgs vor. Ein künstlich geschaffener, äußerlich männlicher Cyborg (genau genommen also ein Android), sowie eine zum Cyborg operierte Frau. Das Interessante an diesen beiden Charakteren ist, dass der männliche Cyborg zwar einen ebenfalls männlichen Konstrukteur hat, menschliche Eigenschaften aber vorrangig von zwei Frauen programmiert, bzw. beigebracht, bekommt, und dadurch sehr viele weiblich attributierte Züge wie z. B. Sensibilität und Geduld aufweist. Der weibliche Gegenpart wiederum verhält sich aufgrund der Lebensumstände sehr männlich. Sie ist wortkarg, ein Einzelgänger, sowie zielgerichtet und zeigt wenig Emotionen. Ein geschlechterspezifisches Verhalten lässt sich nicht mehr eindeutig zuordnen und die Grenzen zwischen Mann und Frau verschwimmen. Die zwei Kernaussagen des Romans sowie in Bezug auf Cyborgs und feministischer Theorie sind, dass Menschen beigebracht werde sich entsprechend dem äußerlichen Geschlecht zu verhalten, und dass das augenscheinliche Geschlecht nicht zwangsweise das Verhalten bestimme und etwas über das gelebte sowie gefühlte Geschlecht aussage.

Vor dem Hintergrund der Emanzipationschancen thematisiert Haraway kritisch die Möglichkeit, Cyborgs in die „Informatik der Herrschaft“ einzubinden. Die Reformulierung von Körper und Selbst in Begriffen der Information eröffne auch neue Chancen der Kontrolle und Verwertung: „Jedes beliebige Objekt und jede Person kann auf angemessene Weise unter der Perspektive von Zerlegung und Rekombination betrachtet werden, keine ‚natürlichen‘ Architekturen beschränken die mögliche Gestaltung des Systems.“[13] Mit anderen Worten: Cyborgs können auch im Sinne des militärisch-industriellen Komplexes „kodiert“ werden; sie können auch so „geschrieben“ werden, dass sie bestehende Herrschaftsstrukturen und Geschlechterrollen verstärken. Anne Balsamo betont in ihren Analysen der popkulturellen Cyborgbilder und -praxen gerade diesen Aspekt.[14]

Cyborgs in der Populärkultur

Romane und Comics

  • Appleseed (Manga, auch als Zeichentrickfilm umgesetzt): Briareos, der Held der Geschichte, wird in einem Gefecht so stark verletzt, dass als letzte Option sein Gehirn in einen mechanischen Körper verpflanzt wird.
  • Battle Angel Alita: Manga, in dem kybernetische Körper für Soldaten und Kampfsportler hergestellt werden.
  • Berserker (SF-Romanserie) von Fred Saberhagen: Hier kommen Raumschiffe mit menschlichem Gehirn vor.
  • Cyborg 009: Manga, der von neun Cyborgs handelt, die um ihre Freiheit kämpfen.
  • Der Letzte seiner Art: Roman von Andreas Eschbach, bei dem es sich um das Leben eines Cyborgs dreht.
  • Eden – It’s an endless World: Die Manga-Serie spielt in der nahen Zukunft, nachdem eine Pandemie 15 % der Erdbevölkerung getötet hat. Hier tauchen zahlreiche Hybriden auf.
  • Er, Sie und Es von Marge Piercy: Ein Science-Fiction-Roman in dem illegal ein neuer Typ von Cyborg namens Yod erschaffen wird, der sich äußerlich kaum von einem Menschen unterscheidet, und dessen Aufgabe es ist eine kleine Enklave gegen Netzangriffe von Multikonzernen zu beschützen.
  • Ghost in the Shell: Anime, in dem die Hauptfiguren, aber auch viele andere Figuren Cyborgs sind, was sich teilweise auch auf ihr Gehirn erstreckt (Cyberbrain).
  • Gunslinger Girl: Eine Manga-Serie, die die Erlebnisse einer Gruppe junger Mädchen schildert, die in Cyborgs umgewandelt und zu Killerinnen ausgebildet werden.
  • Neuromancer und Johnny Mnemonic von William Gibson: Science-Fiction-Romane in dem einige der Hauptpersonen Cyborgs sind. Die Romane prägten die Idee des Cyberspace.
  • Perry-Rhodan-Serie: Cyborgs sind zum Beispiel die Posbis, d. h. Positronisch-biologische Roboter mit biologischem Anteil, also eine Umkehrung des Konzeptes.
  • Superman: Killer-Cyborg, ein Widersacher des Superhelden.
  • Teen Titans (Comicserie aus dem Verlag DC Comics, ab 1966 als eigene Serie): Eines der Mitglieder hat den Namen „Cyborg“ und ist ein solcher.
  • Warhammer 40.000 (Tabletop-Strategie-Spiel und Taschenbuchserie): Bionische Implantate und sogenannte Servitoren (Verbrecher die als Strafe zu biotechnischen Dienern umoperiert wurden), das Adeptus Mechanicus oder der Orden der Iron Hands in deren Rängen eine immer stärkere Durchmischung des Körpers mit bionischen Implantaten angestrebt wird.

Diese Liste ist weit davon entfernt, vollständig zu sein – insbesondere was die Vielzahl von Science-Fiction-Romanen angeht, in denen Cyborgs vorkommen oder die Technisierung des Körpers thematisiert wird.

Film und Fernsehen

RoboCop-Darsteller
Borg-Drohnen aus Star Trek

Sonderfall Terminator

Die in den Filmen Terminator (1984), Terminator 2 – Tag der Abrechnung (1991) und Terminator 3 – Rebellion der Maschinen (2003) von Arnold Schwarzenegger verkörperten Terminatoren vom Modell T-800 werden in den Filmen als Cyborgs bezeichnet, weil sie auch aus organischem Material bestehen, um Menschen besser täuschen zu können. Da es sich bei den Terminatoren aber um rein künstliche Intelligenzen handelt, die nie Menschen bzw. organische Lebewesen waren, ist eigentlich die Bezeichnung Androide zutreffend. In Terminator: Die Erlösung gibt es einen Terminator, der ein Cyborg ist.

Computerspiele

  • In Bioforge (1995) erwacht der Held unfreiwillig als Cyborg und versucht im weiteren Verlauf des Spiels, sich über seinen Zustand Klarheit zu verschaffen.
  • In Deus Ex und Project Snowblind kann der Spieler mit diversen Implantaten (z. B. Sichtverbesserung, Reflexboost, Schilde, EMP-Stoß) seinen bereits kybernisierten Körper weiter aufrüsten.
  • In EVE Online sind Implantate, ähnlich wie in Deus Ex, ein wichtiges Spielelement, um den eigenen Charakter durch Attributsverbesserungen, Prozentuale Schiffs- und Waffenboni zu verbessern.
  • In Halo – Kampf um die Zukunft übernimmt der Spieler die Rolle des „Master Chief“, eines der letzten überlebenden Cyborg-Supersoldaten eines Forschungsprojekts zur Verteidigung der Menschheit gegen außerirdische Gegner.
  • In der Homeworld-Reihe wird die junge Neurowissenschaftlerin Karen Sjet (bzw. ihr Gehirn) als Kern des Mutterschiffs und der Flotte eingesetzt, im zweiten Teil ist sie auch Kern der Stolz von Hiigara.
  • In Metal Gear Solid wird Gray Fox und später Raiden manchmal als Cyborg Ninja bezeichnet. Obwohl er ein Exoskelett trägt, kann er trotzdem als Cyborg bezeichnet werden, da er ohne diese nicht lebensfähig ist.
  • Die Strogg, ein aggressives Volk von Cyborgs, treten als Gegner in Quake II (1997), Quake 4 (2005) und Enemy Territory: Quake Wars (2007) auf.
  • In Return to Castle Wolfenstein (2001) experimentiert die SS mit Cyborg-Technologie, um den „Übersoldaten“ zu erschaffen.
  • In mehreren Strategiespielen treten Cyborgs als spezielle Kampfeinheiten auf, beispielsweise in Command & Conquer: Tiberium Wars und in der Empire-Earth-Reihe in den futuristischen Epochen.
  • In Syndicate (1993) werden Menschen durch Konzerne verschleppt und zu Cyborgs umgebaut, um neue Agenten zu erhalten. Diese können im Verlauf des Spiels mit neuen Körper-Upgrades und Waffen ausgestattet werden.
  • In System Shock und dessen Nachfolger lässt sich das Alter Ego des Spielers mit kybernetischen Modulen aufrüsten, außerdem sind einige der Gegner Cyborgs.
  • In Mortal Kombat sind die Kämpfer Sektor, Cyrax und Smoke Auftragsmörder des Lin Kuei Klans, die in Cyborgs umgewandelt wurden.

→ In manchen Spielen werden, um Lizenzfreigaben und Altersbeschränkungen einzuhalten, die Menschen als Cyborgs bzw. Androiden dargestellt.

Musik

  • 1973 – Die LP Cyborg des Elektronik-Musikers Klaus Schulze
  • 1979 – Das Lied Sy Borg des Musikers Frank Zappa (LP: Joe’s Garage)
  • 1998 – Das Lied Cyborg des Rockmusikers Brian May
  • 2000 – Das Lied Cyborg des Rappers Prinz Pi
  • 2008 – Das Lied Cyborg des Interpreten Thomas Mk2

Mensch-Maschine-Hybride in der Kunst

Mensch-Maschine-Mischwesen finden sich als Bildmotiv häufig in den Werken der Berliner Dada-Künstler der 1920er Jahre. Der Kunsthistoriker Matthew Biro spricht deshalb vom „Dada-Cyborg“ und weist darauf hin, dass der Cyborg als Bild und Konzept bereits in jener Zeit thematisiert wurde, unabhängig davon, dass die Bezeichnung an sich erst später erfunden wurde.[15] Die neu entwickelte Technik der Fotomontage, bei der vorhandene Bildmaterialien zerschnitten und die Einzelteile zu neuen Bildern zusammengefügt werden, bot sich zur Erschaffung von Mischwesen an. Unter den Eindrücken der Hochindustrialisierung in Deutschland und der zunehmenden Technisierung der Gesellschaft kombinierten die Dadaisten in den Montagen Menschen- und Maschinenteile. Beispiele sind Raoul Hausmanns Fotomontage „Tatlin lebt zu Hause“ (1920), das „Selbstporträt des Dadasophen“ (1920) oder „Das schöne Mädchen“ (1919/20) von Hannah Höch. Die in der Materialschlacht des Ersten Weltkriegs verstümmelten Invaliden mit ihren Prothesen waren ein weiteres Thema, das in diesem Zusammenhang eine Rolle spielte, beispielsweise bei der Collage „Ein Opfer der Gesellschaft“ (1919) von George Grosz.

In den 1970er Jahren entwickelte der Schweizer Künstler Hansruedi Giger einen eigenen Stil, indem er biologisch-organische und technische Formen miteinander verschmolz. Die von ihm geschaffenen Figuren bezeichnet er als „Biomechanoide“.

Der Medien- und Performance-Künstler Stelarc geht einen Schritt weiter, indem er in seinen Aktionen seinen eigenen Körper mit moderner Technik verbindet und somit zeitweise zu einem realen Cyborg wird.

Siehe auch

Literatur

  • Anne Balsamo: Technologies of the gendered Body. Reading Cyborg Women. Duke University Press, Durham u. a. 1996, ISBN 0-8223-1686-2.
  • Andy Clark: Natural-Born Cyborgs. Minds, Technologies, and the Future of human Intelligence. Oxford University Press, Oxford u. a. 2003, ISBN 0-19-517751-7.
  • Manfred E. Clynes, Nathan S. Kline: Der Cyborg und der Weltraum. In: Karin Bruns, Ramon Reichert (Hrsg.): Reader Neue Medien. Texte zur digitalen Kultur und Kommunikation. Transcript, Bielefeld 2007, ISBN 978-3-89942-339-6, S. 467–475 (Cultural studies 18).
  • Critical Art Ensemble: Cyborgs & Designerbabies. Flesh Machine: Die biotechnologische Revolution. Passagen-Verlag, Wien 1998, ISBN 3-85165-315-7 (Passagen-XMedia).
  • Dagmar Fink: Writing the Cyborg: Refigurationen von Geschlecht in der feministischen Science Fiction. In: Karin Giselbrecht, Michaela Hafner (Hrsg.): Data | Body | Sex | Machine. Technoscience und Sciencefiction aus feministischer Sicht. Turia und Kant, Wien 2001, ISBN 3-85132-282-7, S. 73–95.
  • Arnold Gehlen: Der Mensch. Seine Natur und seine Stellung in der Welt. 13. Auflage, unveränderter Nachdruck der 12. Auflage. Aula-Verlag, Wiesbaden 1986, ISBN 3-89104-082-2.
  • Chris Hables Gray (Hrsg.): The Cyborg Handbook. Routledge, New York u. a. 1995, ISBN 0-415-90848-5.
  • Chris Hables Gray: Cyborg Citizen. Politik in posthumanen Gesellschaften. Turia und Kant, Wien 2002, ISBN 3-85132-322-X.
  • David Hakken: Cyborgs @ Cyberspace? An ethnographer looks to the future. Routledge, New York u. a. 1999, ISBN 0-415-91558-9.
  • Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995, ISBN 3-593-35241-9.
  • Donna Haraway: Monströse Versprechen. Coyote-Geschichten zu Feminismus und Technowissenschaft. Argument-Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-88619-234-2 (Argument-Sonderband – Coyote-Texte 234).
  • Donna Haraway: A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Socialist-Feminism in the Late Twentieth Century. In: Donna J. Haraway: Simians, Cyborgs and Women. The Reinvention of Nature. Routledge, New York u. a. 1991, ISBN 0-415-90387-4, S. 149–181 (Html).
  • Donna Haraway: Anspruchsloser Zeuge @ Zweites Jahrtausend. FrauMann© trifft OncoMouse™. In: Elvira Scheich (Hrsg.): Vermittelte Weiblichkeit. Feministische Wissenschafts- und Gesellschaftstheorie. Hamburger Edition, Hamburg 1996, ISBN 3-930908-23-9, S. 347–389.
  • Jan-Christoph Heilinger, Oliver Müller: Der Cyborg und die Frage nach dem Menschen. Kritische Überlegungen zum "homo arte emendatus et correctus". In: Ludger Honnefelder, Dieter Sturma (Hrsg.): Jahrbuch für Wissenschaft und Ethik. Band 12, ISBN 3-11019-246-2, ISSN 1430-9017, Berlin 2007, S. 21-44.
  • Christoph Keller: Wir Cyborgs. In: Claudia Pantellini, Peter Stohler (Hrsg.): Body Extensions. Arnold, Stuttgart 2004, ISBN 3-89790-204-4, S. 24–39.
  • Gill Kirkup (Hrsg.): The gendered Cyborg. A Reader. Routledge in association with the Open University, London u. a. 2000, ISBN 0-415-22090-4.
  • Roland K. Kobald: Vom Homo S@piens Cyborgensis. Das (gen-) technische Körperdesign im 21. Jahrhundert. Ed. Nove, Neckenmarkt 2007, ISBN 978-3-85251-067-5.
  • Hans-Arthur Marsiske: Auf dem Weg zur Cyborg-Zivilisation. In: Die Welt. vom 30. Juni 2007, S. 9 (Html).
  • Helmuth Plessner: Die Stufen des Organischen und der Mensch. Einleitung in die Philosophische Anthropologie. 3. unveränderte Auflage. de Gruyter, Berlin u. a. 1975, ISBN 3-11-005985-1 (Sammlung Göschen 2200).
  • Simon Ruf: Über-Menschen. Elemente einer Genealogie des Cyborgs. In: Anette Keck, Nicolas Pethes (Hrsg.): Mediale Anatomien. Menschenbilder als Medienprojektionen. Transcript, Bielefeld 2001, ISBN 3-933127-76-9, S. 267–286.
  • Stefanie Schäfer-Bossert: Cyborgs im Ersten Testament? In: Hedwig-Jahnow-Forschungsprojekt (Hrsg.): Körperkonzepte im Ersten Testament. Aspekte einer feministischen Anthropologie. Kohlhammer, Stuttgart 2003, ISBN 3-17-017409-6.
  • Dierk Spreen: Was ver-spricht der Cyborg? In: Ästhetik & Kommunikation. 96, 1997, ISSN 0341-7212, S. 86–94 (PDF; 650 KB).
  • Dierk Spreen: Cyborgs und andere Techno-Körper. Ein Essay im Grenzbereich von Bios und Techne. edfc – Erster Dt. Fantasy-Club e.V., Passau 1998, ISBN 3-932621-07-7.
  • Dierk Spreen: Cyborgs und reflexive Moderne. Vom Jupiter zum Mars zur Erde – bis ins Innere des Körpers. In: Ulrich Bröckling u. a. (Hrsg.): Vernunft – Entwicklung – Leben. Schlüsselbegriffe der Moderne. Festschrift für Wolfgang Eßbach. Fink, München u. a. 2004, ISBN 3-7705-4010-7, S. 317–346 (PDF; 500 KB).
  • Thomas T. Tabbert: Menschmaschinengötter. Künstliche Menschen in Literatur und Technik. Fallstudien einer Artifizialanthropologie. Artislife Press, Hamburg 2004, ISBN 3-00-014038-7 (Zugleich: Stuttgart, Univ., Diss.).
  • Stefanie Wenner: Unversehrter Leib im „Reich der Zwecke“: Zur Genealogie des Cyborgs. In: Annette Barkhaus, Anne Fleig (Hrsg.): Grenzverläufe. Der Körper als Schnitt-Stelle. Fink, München 1998, ISBN 3-7705-3652-5, S. 83–100 online.
  • Thomas Zoglauer: Der Mensch als Cyborg? Philosophische Probleme der Neuroprothetik. In: Universitas. 12 (2003), 58 Jg. (PDF; 130 KB).
  • Andrea zur Nieden: GeBorgte Identität. Star Trek als kulturindustrielle Selbstversicherung des technisierten Subjekts. Ça-Ira-Verlag, Freiburg im Breisgau 2003, ISBN 3-924627-72-X.
  • Joanna Zylinska (Hrsg.): The Cyborg Experiments. The extensions of the body in the media age. Continuum, London u. a. 2002, ISBN 0-8264-5902-1 (Technologies. Studies in culture & theory).

Weblinks

Quellen

  1. Manfred E. Clynes, Nathan S. Kline: Der Cyborg und der Weltraum. In: Karin Bruns, Ramon Reichert (Hrsg.): Reader Neue Medien. Texte zur digitalen Kultur und Kommunikation. Bielefeld 2007, S. 467–475. Englischer Originaltext: http://www.scribd.com/doc/2962194/Cyborgs-and-Space-Clynes-Kline
  2. Bernd Flessner: Die Herrschaft der Prothesen. In: Kursbuch 128. (1997), S. 35–44.
  3. N. Katherine Hayles: The Life Cycle of Cyborgs: Writing the Posthuman. In: Chris Hables Gray (Hrsg.): The Cyborg Handbook. New York/London 1995, S. 321–335.
  4. Zitat aus: Forschung & Lehre 9 (2000).
  5. Dierk Spreen: Cyborgs und andere Technokörper. Ein Essay im Grenzbereich zwischen Bios und Techne. Passau ²2000, S. 28.
  6. Dierk Spreen: Der Cyborg. Diskurse zwischen Körper und Technik. In: Eva Eßlinger et al. (Hrsg.): Die Figur des Dritten. Ein kulturwissenschaftliches Paradigma. Berlin 2010, S. 166-179, hier S. 170.
  7. Joachim Fischer: Androiden – Menschen – Primaten. Philosophische Anthropologie als Platzhalterin des Humanismus. In: Richard Faber, Enno Rudolph (Hrsg.): Humanismus in Geschichte und Gegenwart. Tübingen 2002, S. 237.
  8. Max More: Vom biologischen Menschen zum posthumanen Wesen. In: Telepolis vom 17. Juli 1996, Printversion
  9. Christoph Keller: Wir Cyborgs. In: Claudia Pantellini, Peter Stohler (Hesg.): Body Extensions. Stuttgart 2004, S. 24–39.
  10. Dierk Spreen: Cyborgs Menschliche Cyborgs und reflexive Moderne. Vom Jupiter zum Mars zur Erde – bis ins Innere des Körpers. In: Ulrich Bröckling et al. (Hrsg.): Vernunft – Entwicklung – Leben. Schlüsselbegriffe der Moderne. München 2004, S. 343.
  11. Arturo Escobar: Welcome to Cyberia. Notes on the Anthropology of Cyberculture. In: Ziauddin Sardar, Jerome R. Ravetz, (Hrsg.): Cyberfutures. Culture and Politics on the Information Superhighway. New York 1996, S. 111–137, hier S. 117.
  12. Gary Lee Downey, Joseph Dumit, Sarah Williams: Cyborg Anthropology. In: Chris Hables Gray (Hrsg.): The Cyborg Handbook. New York/London 1995, S. 341–346, hier S. 343.
  13. Donna Haraway: Die Neuerfindung der Natur. Primaten, Cyborgs und Frauen. Frankfurt am Main 1995, S. 50.
  14. “…these technological body transgressions rearticulate the power relations of a dominant social order.” Anne Balsamo: Technologies of the gendered Body. Reading Cyborg Women. Durham/London 1996, S. 54.
  15. Biro, Matthew: The Dada Cyborg. Visions of the New Human in Weimar Berlin. Minneapolis 2009, S. 2

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