DIN EN 61346

DIN EN 61346
Logo des Deutschen Instituts für Normung DIN EN 61346
Bereich Dokumentation
Regelt Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung
Kurzbeschreibung Kennzeichnungsaufgaben
Letzte Ausgabe 1.1997, 9.2000
ISO IEC 61346

Die Norm EN 61346 Industrielle Systeme, Anlagen und Ausrüstungen und Industrieprodukte – Strukturierungsprinzipien und Referenzkennzeichnung zeigt Wege zur Strukturierung von Informationen über Systeme und zur Bildung von Referenzkennzeichen auf. Sie ist auch als DIN-Norm veröffentlicht.

Inhaltsverzeichnis

Gliederung

Die Norm besteht aus zwei Teilen und zwei Beiblättern:

  • EN 61346-1: Allgemeine Regeln (IEC 61346-1:1996)
  • EN 61346-2: Klassifizierung von Objekten und Kodierung von Klassen (IEC 61346-2:2000)
  • Beiblatt 1: Anwendungsrichtlinien (IEC/TR 61346-3:2001)
  • Beiblatt 2: Betrachtungen von Begriffen und deren Zusammenhänge (IEC 61346-4:1998)

Es sind Übersetzungen der Internationalen Norm IEC 61346, die vom IEC herausgegeben werden. Das IEC hat 1997 die Benummerung der IEC-Publikationen geändert und zu den bis 1997 verwendeten Normnummern jeweils 60000 addiert. So ist die IEC 61346 aus dem Jahr 1996 noch unter der Nummer IEC 1346 veröffentlicht worden, wird aber unter IEC 61346 geführt.

Zukünftig werden die Normen zur Referenzkennzeichnung als gemeinsame IEC/ISO-Norm im 80000-er Nummernband herausgegeben und dann unter der Nummer 81346 veröffentlicht.

Anwendungsbereich

Innerhalb des Lebenslaufes industrieller Anlagen und Systeme wird für Planung, Entwurf, Realisation, Betrieb, Instandhaltung und Demontage ein einheitliches Referenzkennzeichensystem benötigt, um alle Objekte innerhalb des Systems jederzeit eindeutig identifizieren zu können.

Der Anwendungsbereich der Norm geht über den rein elektrotechnischen Bereich hinaus, mit dem Ziel, technische Systeme als Gesamtheit zu beschreiben. Objekte ohne elektrotechnische Relevanz (z. B. mechanische Elemente) werden somit genauso berücksichtigt, wie typische elektrotechnische Objekte (z. B. Sicherungen, Schalter).

EN 61346-1

Der erste Teil zeigt auf, wie man bei der Strukturierung vorgehen kann. Es werden Beispiele für Strukturierung-Kriterien, „Aspekt“ genannt, aufgezeigt. Es ist jedoch auch möglich, andere, nicht genannte Kriterien, zu verwenden. Die gewonnene Struktur sollte eine einfache Einbettung in ein übergeordnetes System ermöglichen.

Eine Stärke des in der Norm definierten Konzepts der „Aspekt-Objekte“ besteht darin, dass Objekte gleichzeitig in verschiedenen Hierarchien angeordnet werden können und die Objektidentität dennoch gewährleistet wird. Typischerweise wird ein System sowohl unter dem funktionalen Aspekt, als auch unter dem Struktur- oder Produktkomponenten-Aspekt zerlegt. Ein weiterer sinnvoller Aspekt könnte die räumliche Position der Komponenten sein. Einer Komponente, die beispielsweise zwei verschiedene Funktionen f1 und f2 zu erfüllen hat, würden demnach vier Aspekte zugeordnet: Einer für die Position innerhalb der Produktkomponenten-Hierarchie, einer für die Einbauposition und je einer für die Funktionen f1 und f2. Computergestützte Modellierungswerkzeuge, die das Konzept der „Aspekt-Objekte“ implementieren, stellen sicher, dass Objektidentität gewahrt bleibt, egal aus welcher Hierarchie heraus auf das „Objektvorkommen“ zugegriffen wird.

Die Festlegungen der Norm sind sehr allgemein gehalten, um einen weiten Anwendungsbereich abzudecken. Die verwendeten Begriffe sind abstrakt und werden folgendermaßen definiert:

Begriff Bedeutung
Objekt Betrachtungseinheit, die in einem Konstruktions-, Planungs-, Realisierungs-, Betreibs-, Wartungs-, unf Demontageprozess behandelt wird
Aspekt Spezifische Betrachtungsweise, Informationen über ein System auszuwählen oder ein System oder ein Objekt eines Systems auszuwählen
Struktur Organisation von Beziehungen zwischen Objekten eines Systems, welche eine Bestandteil-von-Beziehung beschreibt (besteht aus / ist Bestandteil von)
Referenzkennzeichen Eindeutige Kennzeichnung eines spezifischen Objekts in Bezug auf das System, von welchem das Objekt Bestandteil ist. Es basiert auf den Aspekten des Systems.

In der Norm werden drei unterschiedliche Aspekte (Betrachtungsweisen) von Objekten unterschieden.

  • Was tut das System oder das Objekt? (Funktionsaspekt)
  • Wie ist das System oder das Obkejt zusammengesetzt? (Produktaspekt)
  • Wo befindet sich das System oder das Objekt? (Ortsaspekt)

Im Hinblick auf diese drei Aspekte beschreibt die Norm die entsprechenden Strukturen:

  • Funktionsbezogene Struktur
  • Produktbezogene Struktur
  • Ortsbezogene Struktur

Für die Identifikation der Aspekte, auf die sich ein Referenzkennzeichen bezieht, werden in der Norm die folgenden Vorzeichen festgelegt:

Vorzeichen Aspekttyp des Referenzkennzeichens
= wenn es sich auf Funktionsaspekte eines Objektes bezieht
- wenn es sich auf Produktaspekte eines Objektes bezieht
+ wenn es sich auf Ortsaspekte eines Objektes bezieht

EN 61346-2

Der zweite Teil zeigt, wie Objekte klassifiziert werden und welche Kennbuchstaben anzuwenden sind. Die Kennbuchstaben gelten sowohl für mechanische, als auch für elektrische Objekte.

In der EN 61346-2 werden die Kennbuchstaben der Hauptklassen für Zweck und Aufgabe von Objekten festgelegt. Kennbuchstaben der Unterklassen für Zweck und Aufgabe von Objekten sind in der DIN 6779-2 festgelegt, die zurückgezogen wird, sobald der Inhalt dieser Norm in die Europäische Norm EN 61346-2 aufgenommen wird.

Kenn-
buch-
stabe
Zweck oder Aufgabe
A Zwei oder mehr Zwecke oder Aufgaben Anmerkung – Diese Klasse ist nur für Objekte vorgesehen, für die kein Hauptzweck identifiziert werden kann
B Umwandeln einer Eingangsvariablen (physikalische Eigenschaft, Zustand oder Ereignis) in ein zur Weiterverarbeitung bestimmtes Signal
C Speichern von Material, Energie oder Information
D (Für spätere Normung reserviert)
E Liefern von Strahlungsenergie oder Wärmeenergie
F Direkt (selbsttätig) einen Energiefluss, Signale, Personal oder Ausrüstungen vor gefährlichen oder unerwünschten Zuständen schützen. Dies schließt ein: Systeme und Ausrüstungen für Schutzzwecke. Schutzgeräte siehe Kennbuchstabe B.
G Initiieren eines Energie oder Materialflusses. Erzeugen von Signalen als Informationsträger oder Referenzquelle; Produzieren einer neuen Materialart oder eines neuen Produktes
H (Für spätere Normung reserviert)
I (Nicht anzuwenden)
J (Für spätere Normung reserviert)
K Verarbeiten (Empfang, Verarbeitung, Bereitstellung) von Signalen oder Informationen (ausgenommen Objekte für Schutzzwecke, siehe Kennbuchstabe B oder F)
L (Für spätere Normung reserviert)
M Bereitstellung von mechanischer Energie (mechanische Dreh- oder Linearbewegung) zu Antriebszwecken
N (Für spätere Normung reserviert)
O (Nicht anzuwenden)
P Darstellung von Information
Q Kontrolliertes schalten oder variieren eines Energie-, oder Signalflusses oder Materialflusses (zu Signalen in Regelsteuerkreisen siehe Kennbuchstaben K und S)
R Begrenzung oder Stabilisierung von Bewegung oder Fluss von Energie, Information oder Material
S Umwandeln einer manuellen Betätigung in ein zur Weiterverarbeitung bestimmtes Signal
T Umwandeln von Energie unter Beibehaltung der Energieart; Umwandeln eines bestehenden Signals unter Beibehaltung des Informationsgehalts; Verändern der Form oder Gestalt eines Materials
U Halten von Objekten in einer definierten Lage
V Verarbeitung (Behandlung) von Materialien oder Produkten (einschließlich Vor- und Nachbehandlung)
W Leiten oder Führen von Energie, Signalen oder Materialien oder Produkten von einem Ort zu einem anderen
X Verbinden von Objekten
Y (Für spätere Normung reserviert)
Z (Für spätere Normung reserviert)

Neben der abstrakten Beschreibung zur Verwendung der Kennbuchstaben werden auch Beispiele für mechanische Objekte und elektrische Objekte gegeben:

  • Kennbuchstabe
X
  • Zweck oder Aufgabe des Objekts
Verbinden von Objekte
  • Beispiele für Begriffe zur Beschreibung des Zwecks oder der Aufgabe des Objekts von Funktionen
Verbinden, Koppeln, Fügen
  • Beispiele für typische Mechanik-/Fluid-Objekte
Flansch, Haken, Schlauchanschlussstück, Rohrleitungskupplung, Schnelltrennkupplung, Wellenkupplung, Anschlussblock
  • Beispiele für typische elektrische Produkte
Verbinder (elektrisch), Steckdose, Klemme, Klemmenblock, Klemmenleiste, Anschlussklemmleiste

Eine ausführliche Tabelle zu Kennzeichnung von elektrischen Betriebsmitteln nach EN 61345-2 ist unter dem Eintrag Betriebsmittel (Elektrotechnik) zu finden.

Anwendung der Norm

Die Norm wird bisher nur schleppend umgesetzt, obwohl sie gegenüber der Vorgängernorm IEC 750 deutliche Vorteile bietet. Einer der Gründe hierfür ist, dass die bisherige feste Zuordnung der Kennbuchstaben zu Gerätearten (F für Sicherung, K für Schütz, Q für Leistungsschalter usw) verändert wurde und somit gleiche Geräte entsprechend ihrer Funktion unterschiedliche Kennbuchstaben erhalten könnten (F für Sicherungsautomat als Leitungsschutz, Q für Sicherungsautomat als Leistungsschalter). Bei CAx-Systemen hat das zur Folge, dass die Kennbuchstaben für Symbole nicht mehr fest zugeordnet werden können.

Die Norm ist Grundnorm für weitere Normen, die auf den Prinzipien der Norm aufbauen und diese für spezielle Anwendungsfälle konkretisieren:

  • in der ISO/TS 16952-1 (Technische Produktdokumentation - Referenzkennzeichnungssystem - Allgemeine Anwendungsregeln) werden Regeln zur Kennzeichnung von technischen Objekten, Anschlüssen, Signalen und deren Dokumente festgelegt.
  • im RDS-PP (Reference Designation System for Power Plants) werden die Regeln für die Kennzeichnung von Kraftwerksanlagen festgelegt.

Literatur

  • Peter Fröhlich, Zaijun Hu, Manfred Schoelzke: „Using UML for Information Modeling in Industrial Systems with Multiple Hierarchies“ in „UML 2002 - The Unified Modeling Language: 5th International Conference“. Springer, Berlin/Heidelberg 2002, ISBN 978-3-540-44254-7. 
  • Rodrigo García García, Esther Gelle: „Applying and Adapting the IEC 61346 Standard to Industrial Automation Applications“ in „IEEE Transactions on Industrial Informatics“. 2006, ISSN 1551-3203. 
  • Ulrich Schütten: Konzept eines modulbasierten Engineerings in der Anlagenautomatisierung, Dissertation, Essen, 2003, [1]

Weblinks


Quellen

DIN-VDE-Taschenbuch 531 Dokumentation in der Elektrotechnik - Kennzeichnungsaufgaben

Siehe auch


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