Dach-Hauswurz

Dach-Hauswurz
Dach-Hauswurz
Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum), Schwäbische Alb, Deutschland.

Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum), Schwäbische Alb, Deutschland.

Systematik
Familie: Dickblattgewächse (Crassulaceae)
Unterfamilie: Sempervivoideae
Tribus: Semperviveae
Gattung: Hauswurzen (Sempervivum)
Sektion: Sempervivum
Art: Dach-Hauswurz
Wissenschaftlicher Name
Sempervivum tectorum
L.

Die Dach-Hauswurz (Sempervivum tectorum), auch Echte Hauswurz, Gewöhnliche Hauswurz, Donnerwurz, Alpen-Hauswurz genannt, ist eine Pflanzenart, die zur Familie der Dickblattgewächse (Crassulaceae) und der Gattung Hauswurzen (Sempervivum) gehört.

Rosette von Sempervivum tectorum var. tectorum
Rosette von Sempervivum tectorum var. tectorum, frischgrün gefärbte Form mit ausgeprägterer Spitzenfärbung, wie sie auch die alten Kultivare zeigen
Blüte von Sempervivum tectorum var. arvernense
Blütenstand von Sempervivum tectorum var. tectorum, Blatten bei Zermatt, Schweiz
Blüte eines autochthon in den Alpen vorkommenden Sempervivum tectorum var. tectorum

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Sempervivum tectorum wächst mit offenen Rosetten von 5 bis 7 (selten 2 bis 20) Zentimeter Durchmesser, die 4 bis 10  Zentimeter lange kräftige Ausläufer ausbilden. Die länglich lanzettlichen bis verkehrt eiförmigen Laubblätter sind meist dunkelgrün bis glauk und beidseitig konvex. Die Färbung ist allerdings sehr variabel und zeigt auch Gelb-, Braun- und Rottöne. Die Blattspreite ist 20 bis 60 Millimeter lang und 10 bis 15 Millimeter breit und besitzt eine aufgesetzte Spitze. Die Wimpern sind auffällig weiß, haben jedoch keine Drüsenköpfchen. Bei der Varietät Sempervivum tectorum var. tectorum sind die Blattflächen kahl oder nur mit sehr wenigen, zerstreuten Haaren besetzt. Die Varietät Sempervivum tectorum var. arvernense hat hingegen kurz drüsig-flaumhaarige Blattflächen. Die Blütentriebe erreichen eine Länge von 20 bis 60 Zentimetern, bei den in den Gebirgen autochthonen Vertretern wird er kaum über 35 cm hoch. Der große, dichte Blütenstand ist mehr oder weniger flach oder rispenähnlich. Er besteht aus 40 bis über 100 Einzelblüten. Die Blüten sind meist zehn- bis dreizehnzählig, können aber zwischen einer Zahl von sechs bis 16 Kronblättern variieren. Ihre spitzen Kelchblätter sind etwa 8 Millimeter lang und auf etwa 4 Millimetern miteinander verwachsen. Die weißlichen, trüb rosafarbenen oder purpurfarbenen, spitzen Kronblätter sind linealisch bis lanzettlich und 9 bis 12 Millimeter lang sowie etwa 2 Millimeter breit. An ihrer Basis sind sie bewimpert und flaumhaarig. Die Staubfäden sind leuchtend rotpurpurfarben, die Staubblätter rot. Der pfriemliche Griffel ist etwas purpurfarben. Die grünen Nektarschüppchen sind halbkreisförmig.

Die Chromosomenzahl ist 2n = 72, selten 36 oder 40.

Systematik und Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet von Sempervivum tectorum umfasst die Berge West-, Mittel- und Südeuropas und erstreckt sich von den Zentralpyrenäen über das Zentralmassiv bis in die südöstlichen Alpen sowie die südlichen Apenninen. Die Art wird häufig kultiviert. Sie ist daher von Skandinavien bis Irland, im restlichen Europa und im Kaukasus sowie im Iran verwildert.

Die Erstbeschreibung erfolgte 1753 durch Carl von Linné in Species Plantarum.[1] Ein Synonym ist Sedum tectorum. Es werden folgende Varietäten unterschieden:

  • Sempervivum tectorum var. arvernense

Diese Varietät hat nicht nur am Rand bewimperte, sondern auch flaumig behaarte Blattflächen, diese sind aber kurz drüsenhaarig. Sie kommt im Zentralmassiv vor, oft werden auch die auf den Blattflächen ebenfalls behaarten Vertreter der Art im Appenin ebenfalls hinzugerechnet.

  • Sempervivum tectorum var. tectorum

Diese Varietät hat nur am Rand bewimperte Blätter. Die Blattflächen sind glatt, nur ab und zu können einige wenige kurze Haare festgestellt werden. Sie kommt autochthon in den Zentralpyrenäen, im Katalanischen Küstengebirge, im Jura und in den Alpen bis in die südöstlichen Alpen vor. Bei den Vorkommen im Mosel- und Ahrtal ist nicht sicher, ob sie autochthon sind.

Nutzung

Alter Kultivar von Sempervivum tectorum var. tectorum, hier als „Groß Haußwurtz“ in Leonhart Fuchs' New Kreüterbuch von 1543

Die Dach-Hauswurz ist ein alter Kultivar, hierbei handelt es sich um die Varietät Sempervivum tectorum var. tectorum. Eine dieser Kulturvarietäten weist degenerierte Blüten auf, deren Kronblätter nach oben gebogen sind und deren Staubblätter oft degeneriert sind. Sie ist auch in dem New Kreüterbuch von Leonhart Fuchs von 1543 abgebildet. Dazuhin gibt es eine von den Rosetten her nicht unterscheidbare Kulturvarietät mit fertilen Blüten. Diese alten Kultivare sind sehr wüchsig und weisen einen Blühtrieb von bis zu 60 cm Höhe auf, einem sehr ausladendenden und blütenreichen Blütenstand und einem Rosettendurchmesser bis 15 cm Durchmesser relativ groß. Seit alters her wurden sie als Zauber-, Heil- und Zierpflanze verwendet, anfangs auch Dächer, wovon ihr Name kündet. Zahlreiche weitere deutschsprachige Volksnamen zeugen von der Bedeutung dieser Art für den Menschen. Seit die Alpen touristisch erschlossen wurden, kamen mehr Fundortformen in Kultivation, die wegen ihrer Rosettenfärbungen ausgesucht worden sind.[2] Sie sind Grundlage für viele heutige Sorten.

Literatur

  • Henk 't Hart, Bert Bleij, Ben Zonneveld: Sempervivum. In: Urs Eggli (Hrsg.) Sukkulenten-Lexikon. Crassulaceae (Dickblattgewächse). Eugen Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN=3-8001-3998-7, S. 363–364.
  • Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nummer 4, 2010, S. 116-119 und 159-169.

Einzelnachweise

  1. Carl von Linné: Species Plantarum. 1. Auflage 1753, Band 1, S. 464, (online).
  2. Manuel Werner: Hauswurz-Arten der Alpen. Sempervivum und Jovibarba. In: Avonia. Band 28, Nummer 4, 2010, S. 116-119 und 159-165

Weblinks

 Commons: Dach-Hauswurz – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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