Dagen H

Dagen H
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Dagen H („Tag H“, H für schwedisch högertrafikomläggningen – Rechtsverkehrumstellung) ist der Name für die Umstellung auf Rechtsverkehr, die am Sonntag, dem 3. September 1967 um 5 Uhr in Schweden erfolgte. Von diesem Zeitpunkt an musste man statt auf der linken auf der rechten Fahrbahn fahren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Dagen H auf der Kungsgatan in Stockholm
Ein Paar Handschuhe, die 1967 von den schwedischen Behörden benutzt wurden, um die Fahrer zu erinnern, dass sie mit dem Seitenwechsel nun auf der rechten Seite fahren müssen.

Die erste Rechtsverkehrverordnung wurde in Schweden bereits 1718 erlassen. Diese Verordnung war jedoch nicht langlebig. Bereits im Jahr 1734 wurde sie durch eine neue ersetzt, die den Linksverkehr festsetzte. Linksverkehr bereitete im Land keine Probleme, bevor das Automobil sich ernsthaft auszubreiten begann und der Verkehr sich internationalisierte.

Nun erhob sich jedoch die Forderung einer Anpassung an das Verkehrssystem, welches das dominierende des westeuropäischen Kontinents war. Doch auch die Verkehrssicherheit war ein Grund, zum Rechtsverkehr überzugehen. Die Autos in Schweden hatten das Lenkrad wie heute auf der linken Seite, wodurch sicheres Überholen erschwert war.

Bereits 1927 schlug ein Ausschuss die Untersuchung der Kosten des Übergangs zum Rechtsverkehr vor. Neue Vorschläge zur Einführung des Rechtsverkehrs kamen im Reichstag in den Jahren 1934, 1939, 1941, 1943, 1945 und 1953 auf. Im Jahr 1954 schlug ein Ausschuss klar und eindeutig vor, dass Rechtsverkehr eingeführt werden solle. Im Oktober 1961 gab es eine Untersuchung der Kosten für einen Übergang zum Rechtsverkehr von Gösta Hall. Seinen Berechnungen zufolge bezifferten sich die Kosten auf 2,7 Millionen schwedische Kronen nach dem Geldwert des Jahres 1961, davon allein 500.000 Kronen für Informationsmaterial.

Die schwedischen Planungen des Übergangs zum Rechtsverkehr beobachtete man auch im Ausland. Der Nordische Rat empfahl Schweden die Einführung des Rechtsverkehrs und die ratgebende Versammlung des Europarates nahm eine Resolution mit dem Wunsch eines einheitlichen Verkehrssystems an.

Volksabstimmung

Schild an einem Stockholmer Bus, das für die Beibehaltung des Linksverkehrs warb.

1955 wurde eine beratende Volksabstimmung durchgeführt. Sie zeigte, dass mit 82,9 % eine überwältigende Mehrheit der Abstimmenden den Linksverkehr beibehalten wollte, während lediglich 15,5 % zum Rechtsverkehr übergehen wollten. Die Beteiligung der Stimmberechtigten mit 53,2 % war jedoch relativ gering.

Trotz des Ergebnisses beschloss der Reichstag am 10. Mai 1963 den Übergang Schwedens zum Rechtsverkehr für das Jahr 1967.

Vorhandene Fahrzeuge

Der Übergang zum Rechtsverkehr wurde dadurch erleichtert, dass die meisten schwedischen Autos traditionell für den Rechtsverkehr gebaut waren – also mit Lenkrad links. Sogar die importierten britischen Wagen waren für den Rechtsverkehr gebaut. Im Linksverkehr führte dies wegen der schlechteren Sicht zu einem erheblich höheren Risiko beim Überholen.

Busse hatten im Linksverkehr den Fahrersitz rechts, und den Einstieg auf der linken Seite.

Die Stockholmer U-Bahn fährt bis heute weiterhin im Linksverkehr, wie auch der übrige schwedische Schienenverkehr. Manche später gebauten Linien fahren aber rechts, so z.B. die Stockholmer Tvärbanan, die sich in ihrer Funktion als Straßenbahn am Autoverkehr orientieren muss.

Das größte Opfer mussten die alten Straßenbahnen in Schweden bringen: Abgesehen von Göteborg, Malmö, Norrköping sowie zwei Linien im Großraum Stockholm wurden landesweit alle Straßenbahnbetriebe eingestellt.

Durchführung

H-Schild

Zur Vorbereitung wurde eine 30-seitige Broschüre an alle Haushalte verteilt, im Fernsehen und im Radio wurden Informationssendungen ausgestrahlt. Zuständig für die Umstellung war die „Staatliche Rechtsverkehrkommission“ (Statens Högertrafikkommission, HTK).

Vier Stunden vor der Umstellung und eine Stunde danach war jeglicher privater Autoverkehr untersagt – in einigen Städten sogar für 24 Stunden. In dieser Zeit wurden alle Verkehrszeichen für den Rechtsverkehr umgesetzt. Dabei kamen viele freiwillige Helfer, aber auch Mitglieder von Einsatzorganisationen und Wehrdienstleistende zum Einsatz. Die Höchstgeschwindigkeit in Orten wurde um 10 km/h auf 40 km/h herabgesetzt, im Laufe eines Monats aber allmählich wieder auf das alte Niveau angehoben.

An den Straßenrändern wurden sechseckige Schilder mit gelbem Rand und einem gelben H auf blauem Grund (→ Foto) aufgestellt, die die Verkehrsteilnehmer daran erinnern sollten, sich rechts zu halten.

Um 4:50 Uhr am Sonntagmorgen des 3. September mussten sämtliche Fahrzeuge auf der linken Straßenseite anhalten. Nach einem kurzen Stopp wechselten sie vorsichtig die Straßenseite und warteten dort bis 5 Uhr. Die genaue Zeit wurde über Radio landesweit bekannt gegeben. Danach fuhren sie auf der rechten Seite weiter. Über die Umstellung wurde im schwedischen Radio in einer Livesendung berichtet.

Nach der Umstellung wurde die Verkehrsüberwachung intensiviert, ca. 10.300 Polizisten und Soldaten wurden dazu eingesetzt. Des Weiteren wurden über 100.000 Personen – Schüler höherer Jahrgänge, Rekruten der Armee und Mitglieder von Verbänden – zur Verkehrsregelung an Fußgängerüberwegen eingesetzt.

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