Daguerrotypie

Daguerrotypie
Daguerreotypie-Kamera

Als Daguerreotypie oder auch Daguerrotypie wird ein fotografisches Verfahren des 19. Jahrhunderts bezeichnet, das von dem französischen Maler Louis Daguerre zwischen 1835 und 1839 aus der Heliografie entwickelt und anschließend nach ihm benannt wurde.

Die Daguerreotypie zeichnet sich dadurch aus, dass die hellen Teile der Abbildung durch eine milchig-weiße, leicht zu Blau tendierende Schicht (nach der später als Veredelungsprozess erfundenen Goldtonung durch eine goldgelbe Schicht), die dunklen Teile aber durch blank poliertes und damit spiegelndes Silber dargestellt werden. Außerdem ist sie in der Regel, d. h. wenn das Bild bei der Aufnahme nicht mit einem Spiegel umgelenkt wird, seitenverkehrt. Je nachdem, ob sich in den blanken Teilen Licht oder Dunkelheit spiegelt, sieht man die Daguerreotypie negativ oder positiv, sodass man sie nur aus jeweils bestimmten Winkeln gut erkennen kann. Diese Unbequemlichkeit bei der Betrachtung war ein Hauptgrund für den raschen Erfolg späterer Verfahren.

Ältere Frau im „Biedermeier-Kostüm“, Daguerreotypie um 1840
Der Erfinder Louis Daguerre im Jahr 1844, Daguerreotypie von Jean-Baptiste Sabatier-Blot (1801-1881)
Beispiel für eine Daguerreotypie: Samuel Morse um 1845

Inhaltsverzeichnis

Plattengrößen

Die fabrikmäßig hergestellten Platten wurden, ausgehend von der ganzen Platte, vom Fotografen auf die jeweils benötigte Größe zugeschnitten.

Ganze Platte 16,5 x 21,5 cm Whole Plate 6,5 x 8,5 Zoll
Halbe Platte 11 x 14 cm Half Plate 4,25 x 5,5 Zoll
Viertel Platte 8 x 11 cm Quarter Plate 3,25 x 4,25 Zoll
Sechstel Platte 7 x 8 cm Sixth Plate 2,75 x 3,25 Zoll
Neuntel Platte 5 x 6 cm Ninth Plate 2 x 2,5 Zoll
Sechzehntel Platte 3,5 x 4 cm Sixteenth Plate 1,375 x 1,625 Zoll

Verfahren

Für die Herstellung einer Daguerreotypie verwendete man versilberte, polierte Kupferplatten, die mit Iod- oder Bromdämpfen sensibilisiert und dadurch lichtempfindlich gemacht werden, dabei bildet sich an der Oberfläche Silberiodid bzw -bromid. Die dünne, mit Silberhalogeniden beschichtete, lichtempfindliche Schicht auf der Plattenoberfläche muss vor der Herstellung des Fotos im Dunkeln aufbewahrt werden. Die so vorbereiteten Platten werden in einer Kamera eine längere Zeit belichtet. Zur Belichtung setzt man diese Schicht an der Rückseite eines Fotoapparates dem durch das Objektiv der Kamera einfallenden Licht aus. Dabei wird das Silberhalogenid zu metallischem Silber reduziert. Anschließend wird mit Hilfe von Quecksilberdämpfen entwickelt. Nach der Entwicklung und Fixierung entsteht ein positives, jedoch seitenverkehrtes Bild aus schwärzlichem Silber, das nur dann als Foto optimal zu erkennen ist, wenn das Licht in einem ganz bestimmten Winkel auf die Platte einfällt. Bei einem anderen Einfallswinkel des Lichtes hat man eher den Eindruck eines Negativs. Die Daguerreotypie lieferte ein positives, fein nuanciertes Einzelstück, aber mit einem hoch reflektierten Spiegelglanz, welches jedoch nur auf dem gleichen umständlichen Weg der Kamera-Aufnahme eine Kopie gestattete.

Die Daguerreotypie erzeugt ein Unikat, welches mit dem metallischen Schichtträger, der Kupferplatte, verbunden bleibt. Es kann nicht wie beim erst später erfundenen Negativ-Positiv-Verfahren vervielfältigt werden. Zu beachten ist, dass die Oberfläche einer echten Daguerreotypie nicht wischfest ist, weshalb man es vermeiden sollte, sie zu berühren. Daguerreotyp-Kameras für das Daguerreotypie-Verfahren wurden bereits 1839 von der Firma Susse Frères und Wochen später von Daguerres Schwager Giroux unter Daguerres Lizenz in Serie hergestellt.

Popularität

Die Daguerreotypie wurde ab 1839 immer beliebter, da sie preiswerter als Gemälde war. Anfangs erforderten Daguerreotypien Belichtungszeiten von mehreren Minuten, die jedoch durch Verbesserungen des Verfahrens und zur Erleichterung der lange stillsitzenden Person deutlich verkürzt wurden. Man präsentierte diese üblicherweise hinter Glas, in einem Schutzetui. Sie erfreuten sich vor allem in den 1840er und 1850er Jahren großer Beliebtheit. Hauptsächlich wegen der Schärfe und der Detailgenauigkeit überragte die Daguerreotypie das Negativ-Verfahren von William Henry Fox Talbot. Das Verfahren wurde bis etwa Anfang der 1860er Jahre angewandt und wurde dann vor allem durch die preiswerteren und leichter zu betrachtenden Ambrotypien und Ferrotypien sowie durch verbesserte Kollodium-Verfahren für Negative wie auch durch Albuminpapierabzüge verdrängt.

Die womöglich einzige noch erhaltene und bekannte Daguerreotype-Schiebekastenkamera des Pariser Herstellers Susse Frères aus dem Jahr 1839 und damit älteste in Serienfertigung hergestellte Kamera wurde im Mai 2007 für 576.600 € versteigert. Von der wenig jüngeren Daguerreotype-Kamera des Herstellers Giroux existieren weltweit etwa zehn Stück in Museen.

Literatur

  • Fritz Kempe: Photographie zwischen Daguerreotypie und Kunstphotographie (Bilderhefte des Museums für Kunst und Gewerbe; Nr. 14), Hamburg: Museum für Kunst und Gewerbe 1977/87
  • Jochen Voigt: Der gefrorene Augenblick. Daguerreotypie in Sachsen 1839-1860, Chemnitz 2004
  • Jochen Voigt: Spiegelbilder. Europäische und amerikanische Porträtdaguerreotypie 1840-1860, Chemnitz 2007

Siehe auch

Andere frühe Photographieverfahren:


Weblinks


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