Darmkrebs-Aktion

Darmkrebs-Aktion

Die Darmkrebsaktion ist eine seit 2006 stattfindende Kampagne mit dem Ziel der gesundheitlichen Aufklärung über Darmkrebs (Kolorektales Karzinom) unter der Ägide der Deutschen Krebsgesellschaft e. V. Deutschlandweit finden eintägige Veranstaltungen in verschiedenen Städten statt. Ziel ist die direkte Ansprache nicht nur bereits Erkrankter, sondern der gesamten Bevölkerung, um Wissen über Vorsorge und Früherkennung sowie den Umgang mit der Krankheit zu vermitteln. Es ist ein niedrigschwelliges Informationsangebot, um die entscheidende Lücke zwischen der reinen Information und der tatsächlichen Motivation, die Früherkennungsangebote auch wahrzunehmen, zu schließen. Bei den Darmkrebsaktionen 2006 und 2007 wurden in 13 deutschen Städten mehr als 3.800 Besucher erreicht.[1]

Inhaltsverzeichnis

Gesundheitspolitische Notwendigkeit der Kampagne

Darmkrebs ist in Deutschland sowohl bei Frauen, wie bei Männern die Krebserkrankung mit der zweithöchsten Neuerkrankungs- und Mortalitätsrate. Jährlich entwickelt sich bei über 73.000 Menschen ein bösartiger Tumor, knapp 28.000 Menschen sterben daran;[2] er ist bereits in seinen Vorstufen erkenn- und behandelbar. Die Behandlung rechtzeitig erkannter Tumoren oder Tumorvorstufen im Dickdarm könnten dem Gesundheitssystem pro 10.000 Einwohner Ausgaben in zweistelliger Millionenhöhe ersparen.[3]

Dennoch ist der Goldstandard der Darmkrebs-Früherkennung, die Koloskopie nicht so akzeptiert, wie sie sein sollte. Als Gründe dafür werden die Bequemlichkeit der Menschen, verzerrt interpretierte Fakten oder unzutreffende Annahmen vermutet:

  • Der Bereich des Enddarms und des Rektums wird häufig als Tabuzone verstanden.
  • Unannehmlichkeiten oder Schmerzen bei der Durchführung werden befürchtet. Solche Befürchtungen sind nicht völlig unbegründet, jedoch fast immer übertrieben: Aufgrund des invasiven Charakters der Koloskopie kann es sehr selten zu Verletzungen kommen.
  • Generell ist davon auszugehen, dass eine kognitive Dissonanz zwischen Verstehen und Handeln besteht, solange keine unmittelbare Bedrohung vorliegt. Hierin liegt das größte Hemmnis in der Motivation jedes Einzelnen.

Das Missverhältnis von Information und Motivation

Die Liste der wichtigsten Hinderungsgründe zeigt, dass vor allem Information und Motivation den Erfolg der gesundheitlichen Aufklärung beeinflussen: Die Menschen sollen wissen, worum es geht, was auf dem Spiel steht und dementsprechend handeln.

Ergebnisse einer repräsentativen Studie[4] der Stiftung Lebensblicke e. V. belegen, dass die bisherigen Informationsangebote auf allen Ebenen (bundesweite Kampagnen [5] , regionale Netzwerke [6] , individuelle Zusammenarbeit mit den praktizierenden Ärzten [7] ...) Erfolge zeigen: Über 85 % der Bürger wissen, dass es Früherkennungsuntersuchungen zum Aufdecken von Darmkrebs gibt. 61 % sprechen sich dafür aus, ab einem gewissen Alter eine entsprechende Untersuchung wahrzunehmen.

Ebenso wichtig wie die Information ist der Anstoß zur Wahrnehmung der Angebote. Dazu wird versucht, die Distanz zwischen Wissenschaft und Lebenswelt zu verringern, möglichst zu überbrücken. Die oben angeführte Studie belegt auch, dass im Verhältnis zum offenkundigen Kenntnisstand der Befragten die tatsächliche Inanspruchnahme einer Koloskopie deutlich zurückfällt: Nur 42 % der Über-50-Jährigen haben sich ihr unterzogen, wobei hierbei auch Menschen mitgezählt wurden, die sich aus anderen Gründen als der Prävention einer Koloskopie unterzogen hatten. Die Darmkrebsaktion soll diesen Missstand beheben und die Zahl der Teilnehmer an den Screenings erhöhen.

Konzeptueller Aufbau der Veranstaltungen

Um die Lücke zwischen "bloßem" Wissen und dem für eine Früherkennung notwendigen Handlungsimpuls zu schließen, sind mehrere Faktoren ausschlaggebend. Die wichtigsten Ebenen der Ansprache sind die Wissensvermittlung, die Dialogizität und die Schaffung eines positiven Erlebnisses.

Wissensvermittlung

Die Grundlage ist die sachliche Information. Die Kenntnis der wichtigsten Fakten und Zusammenhänge ist die Voraussetzung für Mündigkeit. Im Rahmen der Darmkrebsaktion wird die Aufklärung durch Vorträge onkologischer Experten geleistet.

Dialogizität

Auf der Information aufbauend gibt es die Möglichkeit zur Nach- und Rückfrage. Ähnlich dem Unterschied zwischen einer Vorlesung und einem Seminar an der Universität besteht die Möglichkeit, Wissen prüfen und abgleichen zu können. Experten sind daher auch Dialogpartner, die für Fragen zur Verfügung stehen.

Schaffung eines positiven Erlebnisses

Entscheidend für die Motivation ist allerdings die Prägung der Information als positiv. Aus dem zumeist indifferenten Bewusstsein der medizinischen Notwendigkeit soll sich eine Stimmung der Umsetzbarkeit und des Antriebs entwickeln. Ein begehbares Darmmodell dient dazu, die Entstehung der Krankheit zu veranschaulichen. Ein Schaukochen mit Köchen aus der Region trägt dazu bei, dem Publikum die Ernährungproblematik näherzubringen. Nur wenn diese Maßnahmen greifen, ist über die Sensibilisierung hinaus auch eine Aktivierung der Bevölkerung zu erzielen.

Fußnoten

  1. vgl. http://www.krebsgesellschaft.de/darmkrebsaktion_deutsche_krebsgesellschaft_2008_uebersicht,4129.html
  2. Krebs in Deutschland 2003 – 2004. Häufigkeiten und Trends. 6. überarbeitete Auflage. Robert Koch-Institut (Hrsg) und die Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e. V. (Hrsg). Berlin, 2008. S. 13
  3. Günter Neubauer und Christof Minartz: Prävention von Darmkrebs: wirksam und kostengünstig. In: Die BKK. 06/2007. S. 265–270.
  4. vorgestellt auf einer Pressekonferenz am 5. November 2008, noch nicht veröffentlicht
  5. z. B. der Darmkrebsmonat März: http://www.darmkrebsmonat.de/
  6. z. B. die Ländergesellschaften der Deutschen Krebsgesellschaft e. V.
  7. Diese Form bildet eine wichtige Säule in der Arbeit z. B. der Stiftung Lebensblicke: http://www.lebensblicke.de/home.shtml

Weblinks


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