Das Parfum

Das Parfum

Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders ist der Titel eines 1985 erschienenen längeren Erzählung von Patrick Süskind. Das Buch basiert wesentlich auf Annahmen über den Geruchssinn und die emotionale Bedeutung von Düften, Gerüchen und deren Nachahmung in Form von Parfüm. Das Buch stand von 1985 an über 316 Wochen ununterbrochen in den (Spiegel)-Bestsellerlisten.

Unter dem Titel Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders wurde die Geschichte im Jahre 2006 verfilmt. Regie führte der Deutsche Tom Tykwer, die Hauptrolle des Grenouille übernahm der Brite Ben Whishaw.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Die Geschichte handelt von Jean-Baptiste Grenouille (frz.: Frosch), der mit einem ausgeprägten Geruchssinn, aber ohne menschlichen Eigengeruch auf die Welt kommt. Als Waise ist der Protagonist in seiner Kindheit vielen Demütigungen ausgesetzt, gegen die er sich mit einem starken Überlebenswillen wappnet. Als junger Mann beschließt er, das beste Parfum der Welt zu kreieren. Trotz der unwiderstehlichen Anziehungskraft, die seine Kreation auf andere ausübt, merkt Grenouille, dass er letzten Endes doch einsam und ohne wahre Liebe bleibt, da ihm der fremde Duft nur als Maske dient, hinter der sich ein leeres Leben verbirgt.

Grenouilles Jugend

Am 17. Juli 1738 wird Grenouille von seiner als Fischhändlerin tätigen Mutter unter einem Schlachttisch auf dem Pariser Fischmarkt zur Welt gebracht, dem seinerzeit schmutzigsten und stinkendsten Ort von Paris. Da sie dieses Verfahren bereits viermal ungeahndet anwenden konnte, beabsichtigt sie, auch ihr fünftes Kind mitsamt den Fischresten in der Seine zu entsorgen. Grenouille stößt allerdings einen derart durchdringenden Schrei aus, dass Passanten auf ihn aufmerksam werden und er dadurch gerettet wird. Seine Mutter wird wegen mehrfachen Kindsmords zum Tode verurteilt und enthauptet.

Bereits als Säugling verfügt Grenouille über die Gabe, Düfte jeglicher Art in sich aufzunehmen und in seinem Gedächtnis zu speichern. Er selbst hingegen besitzt keinen eigenen Körpergeruch (was ihm aber erst im Alter von 25 Jahren bewusst wird).

Im weiteren Verlauf der Geschichte wird er von Amme zu Amme gereicht, denn niemand will das Baby aufnehmen, das „nicht riecht, wie Kinder zu riechen haben“ und seine Ammen „leergepumpt hat bis auf die Knochen“. Die Amme Jeanne Bussie behauptet sogar, er sei vom Teufel besessen, und gibt ihn der Kirche, ihrem Auftraggeber, wieder zurück. Pater Terrier nimmt ihn zunächst wohlwollend entgegen, beschließt aber noch an demselben Tag, „dieses unerträgliche Kind“, das ihn wie ein „Animal“ zu beschnuppern scheint, in ein Waisenhaus „weit nach Osten“ zu geben, zu einer Madame Gaillard. Nachdem er den Säugling losgeworden ist, „entschläft“ er friedlich und zufrieden.

Madame Gaillard ist eine Frau, die durch das Aufziehen von Waisenkindern ihren Lebensunterhalt bestreitet. Da sie seit ihrer Kindheit über keinen Geruchssinn und auch über kein Gefühl der menschlichen Wärme oder Liebe verfügt, kann sie seinen fehlenden Geruch nicht bemerken. Grenouille wächst trotz schlechten Essens und fehlender Liebe heran. Jedoch ist Grenouille bereits als Kleinkind den anderen Waisenkindern mehr als nur unheimlich. So versuchen sie mehrmals, ihn zu ersticken, jedoch schlagen alle Versuche fehl.

Grenouille entwickelt sich scheinbar verzögert. Erst spät beginnt er mit dem Laufen und dem Sprechen, erlangt aber schon früh eine erstaunliche Differenziertheit im Ausdruck bei Gegenständen, die mit Düften verbunden sind. Mit abstrakten Begriffe wie z. B. „Gott“ hingegen kann er noch als Jugendlicher nichts anfangen. Grenouille bemerkt im Gegensatz zu seiner Umwelt, die ihn für schwachsinnig hält, dass er über eine besondere Gabe verfügt, die ihn von anderen Menschen unterscheidet, und beschließt, so viele Gerüche wie nur möglich in sich aufzunehmen und für sich zu bewahren.

Im Alter von acht Jahren wird Grenouille von Madame Gaillard an einen Gerber verkauft, da für Grenouille keine Zahlungen der Kirche mehr kommen und da er inwischen auch seiner Pflegemutter wegen seines „Zweiten Gesichts“ unheimlich vorkommt (er weiß, wie viele Personen sich hinter einer Mauer befinden und wo Geld versteckt ist). Grenouille überlebt die Arbeit beim Gerber Grimal, die eigentlich kaum jemand lange verrichten kann, dank seiner angeborenen Zähigkeit und Widerstandsfähigkeit; er wird vom Erzähler oft als „Zeck“ bezeichnet. In seiner Freizeit, auf die er sich einen Anspruch erkämpft hat, sucht der Junge in der ganzen Stadt nach Düften. Am 1. September 1753 sucht Grenouille während des Thronjubiläums des Königs nach neuen Düften, findet jedoch zunächst keine. Später jedoch läuft er, fasziniert von einem ihm völlig unbekannten, atemberaubenden Duft, den er unbedingt erfassen muss, durch die Straßen, bis er schließlich den Ursprung des Duftes erreicht: ein junges Mädchen. Er traut seiner Nase das erste Mal in seinem Leben nicht, weil er nicht glauben kann, dass solch ein Geruch von einem Menschen ausgehen kann, denn diese stinken für gewöhnlich. In der Absicht, diesen einen Geruch für immer zu bewahren, bringt er das Mädchen um. Doch verzweifelt stellt er fest, dass der Duft des Mädchens sich mit ihrem Tod verflüchtigt. In diesem Augenblick entsteht Grenouilles Sehnsucht, Gerüche für immer aufzubewahren. Er erkennt, dass er eine Konservierungsmethode finden muss.

Als er eines Abends Lederhäute des Gerbers an den Parfümeur Baldini liefern soll, sieht er seine Chance, endlich einen Lehrmeister zu bekommen und demonstriert ihm auf eindrucksvolle Weise seine geniale Fähigkeit, durch bloße Intuition Düfte synthetisch zu erzeugen. Baldini kauft dem Gerber Grimal seinen neuen Lehrling ab. Nachdem der Gerber in seiner Euphorie zu viel Alkohol getrunken hat, stürzt er in die Seine und ertrinkt dort. Baldini lässt Grenouille bei sich arbeiten, ohne dass bekannt wird, dass Grenouille die Parfüms herstellt. Der Junge mischt ihm immer neue, exzellentere Parfüms und macht Baldini zu einem reichen Mann. Im Gegenzug lehrt dieser Grenouille verschiedene Verfahren und Techniken, Düfte herzustellen. Doch als er in dem Glauben, er wisse nun, wie man Düfte konserviert, auch versucht, den Duft von Dingen wie Eisen oder Glas einzufangen, versagt die ihm bekannte Technik der Destillation. Diese Erfahrung trifft ihn sehr hart, er zieht sich zurück und erkrankt an den Pocken, auch Blattern genannt. Der beste Arzt von Paris hat ihn schon für verloren erklärt, aber als Grenouille auf dem Sterbebett liegend erfährt, dass er in Grasse noch andere Duftgewinnungsverfahren als das Destillieren erlernen könne, wird er binnen kurzer Zeit wieder gesund und reist, als ihm Baldini im Frühjahr 1756 einen Gesellenbrief gibt, in Richtung der Hauptstadt der Duftkreationen, von dem Gedanken besessen, die ihm liebsten Düfte zu konservieren und für die Ewigkeit festzuhalten. Nach Erhalt des Gesellenbriefes verlässt Grenouille Paris. Noch in der Nacht nach Grenouilles Abreise stürzt das Haus Baldinis auf der Pont au Change mit dem schlafenden Parfümeur in den Fluss.

Gesellenzeit, Zwischenstopp

Je weiter Grenouille aufs Land hinaus kommt, desto mehr ekelt ihn der Menschengeruch an. Schließlich findet er Unterschlupf auf einem Vulkanberg, dem Plomb du Cantal, in einer Höhle, wo ihm der Menschengeruch am entferntesten scheint. Sieben Jahre vegetiert er an diesem Ort und berauscht sich an den Düften, die er fest in seinem inneren „Palast der Düfte“ verschlossen hat. Dabei genießt er auch die Machtposition, die er in diesen Fantasien - anders als im realen Leben - innehat. Er schwingt sich in die Position Gottes auf, dabei auf die Schöpfungsgeschichte der Genesis anspielend: „Und der Große Grenouille sah, dass es gut war.“ Eines Tages erwacht er aus einem Albtraum, in dem er sich selbst in seinem Duft ersticken sieht. Erst jetzt wird ihm bewusst, dass er keinen Eigengeruch hat und wird fast wahnsinnig bei dieser Vorstellung. So macht er sich noch am selben Tag auf den Weg in bewohntes Gebiet.

Als er eine Stadt erreicht, behauptet er, sieben Jahre von Räubern in einem Erdloch als Gefangener gehalten worden zu sein. Der Forscher Marquis de la Taillade-Espinasse diagnostiziert eine „Erdgasvergiftung“ und will seine „Fluidum-Letale-Theorie“, wonach die Erde schädliche Gase ausstoße, welche alles Lebende schädigen würden, an Grenouille beweisen, da dieser in der Höhle mehrere Jahre völlig vom schädigenden Element Erde umschlossen war. Er macht mit Grenouille eine „Revitalisierungskur“. Dieser täuscht einen Ohnmachtsanfall vor, der angeblich vom Parfüm des Marquis ausgelöst wurde. Der „erdnahe“ Veilchenduft sei schädlich für ihn, behauptet Grenouille. Daraufhin soll er ein besseres Parfüm mischen, was ihm erlaubt, mit primitiven Mitteln wie altem Käse und Katzenkot auch für sich einen gewöhnlichen Menschenduft zu imitieren. Bald stellt er fest, dass dieses Parfüm ihm zu Akzeptanz in der Gesellschaft verhilft. Er erkennt damit die Manipulierbarkeit der Menschen. Aber er will nicht nur beachtet werden, er will Macht über die Menschen haben. Grenouille will nur den einen Duft. Der Marquis de la Taillade-Espinasse geht wie fast alle, die die Bekanntschaft mit Grenouille gemacht haben, kurze Zeit darauf kläglich zu Grunde.

Fortbildungszeit in Grasse und die Mädchenmorde

Im dritten Teil der Geschichte macht er sich auf den Weg nach Grasse, seinem eigentlichen Ziel. Bei Madame Arnulfi und ihrem Gesellen lernt er neue Verfahren der Duftgewinnung kennen, die Enfleurage und Mazeration. Bei seinem ersten Spaziergang durch die Stadt spürt er den Geruch eines wunderbar duftenden Mädchens namens Laure, ähnlich dem, das er in Paris ermordet hatte. Da er zudem riecht, dass das Mädchen noch am Anfang ihrer Entwicklung zur Frau steht, nimmt er sich vor, wiederzukommen, wenn Laure „gereift“ ist und ihr Duft sich vervollkommnet hat.

Nach einiger Zeit gibt es Aufregung in der Stadt. Ein Frauenmörder treibt sein Unwesen. Er mordet sogar in den Häusern und hinterlässt die Opfer nackt und mit geschorenen Köpfen. Die Mädchen sind alle von „exquisiter Schönheit“. Nach 24 Morden tritt für einige Zeit Ruhe ein. Antoine Richis, ein reicher Kaufmann, durchschaut das System der Morde und erkennt, dass seine hübsche Tochter Laure die Nächste sein wird. Er flieht mit Laure, aber Grenouille, der Mörder, nimmt die Witterung auf. Schließlich bringt er Laure in einem Gasthof um und reißt ihren Geruch, wie zuvor die Düfte der anderen Mädchen, mit seinen neu erlernten Mitteln an sich.

Das Gerichtsverfahren und Grenouilles Ende

Grenouille kann aufgrund von Zeugenaussagen und den Spuren der Morde in der Parfümeurswerkstatt identifiziert werden. Als Motiv gibt er an, die Mädchen „gebraucht“ zu haben, mehr bringt man auch durch Folter nicht aus ihm heraus. Am 15. April 1766 wird Grenouille zum Tode verurteilt. Am Hinrichtungstag, dem 17. April 1766, warten Zehntausende gespannt auf das Spektakel. Doch als Grenouille auftritt, wird er plötzlich von allen geliebt und verehrt, vergessen ist der vorherige Tag, an dem die Leute seinen Tod sehen wollten. Der Grund dafür ist das aus den Frauendüften hergestellte Parfüm, welches ihn wie eine göttliche Aura umgibt. Doch wird er nicht nur geliebt wie ein Gott, seine Göttlichkeit kommt auch in der Macht zum Ausdruck, die er über die Menschen hat: Die 10.000 Anwesenden, die beim Tod des gehassten Mädchenmörders anwesend sein wollten, feiern – berauscht vom Duft des göttlichen Parfums – eine ausschweifende Sex-Orgie. Da sich alle Anwesenden an diesem Spektakel beteiligen, gibt es niemanden, der sich dieses Tages erinnern möchte. Grenouille wird begnadigt und Antoine Richis, der Vater von Laure, will Grenouille als seinen Sohn adoptieren, da er den Geruch Laures an Grenouille bemerkt und ihn für Laures Bruder hält. Anstelle von Grenouille wird Dominique Druot, der Ehemann und ehemalige Geselle der Madame Arnulfi, verhaftet und hingerichtet, da in seinem Haus Kleidung und Haare der vielen Opfer gefunden wurden.

Aber die Erfahrung der Macht hat Grenouille nicht glücklich gemacht, denn er bemerkt, dass nicht er, sondern sein Parfum geliebt wird. Er erkennt, dass sein Hass und sein Ekel nicht erwidert werden (nur das würde ihn nachhaltig befriedigen), und beschließt, nach Paris zurückzukehren. Am 25. Juni 1766 gegen elf Uhr abends betritt Grenouille Paris durch die Porte d’Orléans und begibt sich zu einer Gruppe von Bettlern, Mördern und Ausgestoßenen, die am Fischmarkt (seinem Geburtsort) neben dem Cimetière des Innocents (Friedhof der Unschuldigen) vor einem Lagerfeuer sitzen. Wegen seines fehlenden Eigengeruchs kann er sich ihnen unauffällig nähern. Nachdem er sich das Parfüm absichtlich überdosiert aufgetragen hat, ist dessen Wirkung auf die Anwesenden so überwältigend, dass sie ihn für einen Engel halten, jeder ein Stück von ihm besitzen will und sie ihn in einem Rauschzustand schließlich zerreißen und essen.

Kuriosum

In der Hardcover-Ausgabe des Buches von 1985 endet das 3. Kapitel damit, dass Pater Terrier „einschlief“ (letztes Wort des Kapitels), während er in der Taschenbuch-Ausgabe von 1994 (der aktuell – 2011 – noch ausgelieferten Fassung) „entschlief“, also tot ist.

Die fiktive Welt des Jean Baptiste Grenouille

Patrick Süskind führt den Leser der Erzählung in zwei Welten gleichzeitig ein:

  • in die von der Aufklärung geprägte Welt Frankreichs im 18. Jahrhundert. Hier folgen die Menschen weitgehend dem Muster „Sehen – Beurteilen – Handeln“; ihr Leitbild ist das Modell des Homo oeconomicus. Ihnen kommt die Sprache entgegen, in der z.B. abstrakte Erkenntnisse als „Einsichten“ bezeichnet werden. Mit Ausnahme von Grenouille gehören alle handelnden Figuren dieser Welt an. Die aufgeklärten unter ihnen bewerten zwar Grenouille nicht als „Teufel“, wohl aber als „schwachsinnig“ (5. Kapitel), oder als „geisteskrank“ (48. Kapitel), da er sich nicht an optisch-akustischen Eindrücken, christlich geprägten Moralvorstellungen und frühkapitalistischen Vorstellungen von Nützlichkeit orientiert.
  • in eine Welt, die von olfaktorischen Reizen dominiert ist und in der Moral keine Rolle spielt. Diese Welt ist Grenouilles Welt, und an sie ist er optimal angepasst.

Die zweite Welt überlagert in der Geschichte die erste. Laut dem Erzähler gibt es eine „Überzeugungskraft des Duftes“, die man nicht abwehren könne und die in uns hineingehe „wie die Atemluft in die Lungen, sie erfüllt uns, füllt uns vollkommen aus, es gibt kein Mittel gegen sie“ (15. Kapitel); denn der Duft gehe „direkt ans Herz“ (32. Kapitel). Durch den Verlauf der Geschichte beglaubigt der Erzähler diese Auffassung.

Zum Manipulator, der Düfte wirksam in Szene zu setzen vermag, kann Grenouille nur dadurch werden, dass er die einzige Figur in der Erzählung ist, die den Zusammenhang von Düften und Macht versteht. Insofern ist er „tatsächlich“ (d.h. im Kontext der von Süskind konstruierten zweiten Welt) ein „Genie“, dem zu folgen der Erzähler (nicht nur sprachlich) Mühe hat, wie u.a. der Beginn des 6. Kapitels belegt (der Erzähler korrigiert seine eigene Formulierung, die sich auf die Welt der optischen Wahrnehmung bezieht).

Der Erzähler versucht zwar, Grenouille zu verstehen, wahrt aber dennoch Distanz zu ihm, indem er seinen Protagonisten moralisch verurteilt (als „Mörder“ und als „Scheusal“).

Anspielungen

  • Der fehlende Eigengeruch ist möglicherweise eine Anspielung auf Adelbert von Chamissos Märchenerzählung Peter Schlemihls wundersame Geschichte, in der die Titelfigur seinen Schatten an den Teufel verkauft und dann ebenfalls nicht geachtet, sondern gemieden wird.
  • Als Grenouille vom Marquis de la Taillade-Espinasse dem (überwiegend wissenschaftlichen) Publikum vorgestellt wird, geschieht dies in ähnlicher Art, wie seinerzeit der Elefantenmensch Joseph Merrick einem ähnlichen Publikum vorgestellt wurde.
  • Im letzten Abschnitt des 26. Kapitels heißt es: „(...)mit weitausgespannten Flügeln von der goldenen Wolke herab über das nächtliche Land seiner Seele nach Haus in sein Herz“, was Assoziationen zu den Zeilen „Und meine Seele spannte / weit ihre Flügel aus / flog durch die stillen Lande / als flöge sie nach Haus“ aus Joseph von Eichendorffs Gedicht Mondnacht erlaubt.
  • Der erste Satz der Geschichte erinnert an den Anfang von Heinrich von Kleists Novelle Michael Kohlhaas.
  • Richis, der Vater von Laure, dem letzten Mädchenopfer Grenouilles, scheint dem Père Goriot aus Balzacs gleichnamigem Roman nachempfunden. Wie Süskinds Figur ist auch dieser äußerst besorgt um seine Tochter und versucht, sie von dem Unheil in der Welt fern zu halten.
  • Das Schlussmotiv des Zum-Fressen-gern-Habens ähnelt dem Rabelais' in Gargantua und Pantagruel. Dort rächt sich ein Student an seiner ihn abweisenden Angebeteten, indem er ihr eine zu Paste verarbeitete Gebärmutter einer Hündin aufs Kleid appliziert, worauf sie vor versammeltem Volk von Hunden zerrissen wird.
  • Im zweiten Teil, Kapitel 26, „Ja! Dies war sein Reich! Das einzigartige Grenouillereich! Von ihm, dem einzigartigen Grenouille erschaffen und beherrscht, von ihm verwüstet, wann es ihm gefiel, und wieder aufgerichtet, von ihm ins Unermeßliche erweitert und mit dem Flammenschwert verteidigt gegen jeden Eindringling.[...]“ kopiert und karikiert Süskind biblische Genesis-Motive.

Veröffentlichte Ausgaben

Ausschnitt aus dem Bild, das als Vorlage für das Buchcover diente
Cover der Bertelsmann-Lizenzausgabe, es zeigt das Bild "Julie Lebrun als Badende" von Élisabeth Vigée-Lebrun

Die Geschichte erschien 1985 im Diogenes Verlag (ISBN 3-257-22800-7). Die Buchausgabe zeigt auf der Titelseite einen Ausschnitt aus dem Gemälde Jupiter und Antiope von Antoine Watteau. Die nackte Achsel der schlafenden Antiope dient als Sinnbild der duftenden Verführung.

Der Text wurde in 47 Sprachen übersetzt. Die weltweite Auflage beträgt 20 Millionen Exemplare, dabei entfielen allein auf die deutschsprachige Ausgabe 5,5 Millionen.[1] Die meisten Exemplare verwenden das gleiche Umschlagbild[2] - über das Buch wurde Watteaus Antiope entsprechend weltweit bekannt. Ausnahmen sind die US-amerikanische Taschenbuchausgabe, die dem Verbot unterlag, eine weibliche Brustwarze darzustellen, sowie eine Bertelsmann-Lizenzausgabe (siehe nebenstehendes Bild). Aufgrund des Verkaufserfolges, es stand neun Jahre lang in der Bestsellerliste des Magazins Der Spiegel, war das Buch in der BRD ungewöhnlich lange (fast zehn Jahre) nur als Hardcover erhältlich. In der DDR erschien das Buch bereits 1989 als Taschenbuch vom Verlag Volk und Welt Berlin in der Reihe Roman-Zeitung, Heft 6.

Im deutschsprachigen Raum ist die Geschichte von Diogenes bereits zweimal als Hörbuch veröffentlicht worden. In beiden Fällen handelt es sich um ungekürzte Lesungen, die auf jeweils acht CDs erschienen sind. Im Jahr 1995 war Gert Westphal der Sprecher, im Jahr 2006 las Hans Korte die Geschichte.

Ausgaben:

  • Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Diogenes, Zürich 1985 ISBN 3257228007
  • Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Lizenzausgabe des Bertelsmann-Verlags 1986
  • Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Einmalige Sonderauflage mit 1738 Exemplaren in Leder gebunden, nummeriert und vom Autor signiert, Diogenes, Zürich 1988.
  • Das Parfum. Litraton, Hamburg 1995 [Audiobook mit 8 Cassetten].
  • Das Parfum. Litraton, Hamburg 1995 [Audiobook mit 8 Cds].

lieferbare Ausgaben:

  • Das Parfum. Die Geschichte eines Mörders. Zürich: Diogenes 2006 [Hardcover Leinen]. ISBN 978-3-257-06540-4

Übersetzungen (Auswahl):

  • Perfume. The Story of a Murderer. Translated by John E. Woods. New York: Knopf 1986.
  • Perfume. The Story of a Murderer. Speaker: Sean Barrett. London: Viking Penguin 1996 [Audiobook mit 6 Cassetten].
  • Le Parfum. Histoire d'un meurtrier. Traduit de l'allemand par Bernard Lortholary. Paris (?): Fayard 1986.

Rezeption

Parodie

Bereits ein halbes Jahr nach Erscheinen des Originals brachte Dieter Heckenschütz eine Parodie auf die Geschichte heraus. Dort wird der Autor Patrick Süskind zu Patricius Sauerbier, der Titel Das Parfum zu Das Soufflé, der Untertitel zur Geschichte eines Gourmands und der Protagonist Jean-Baptiste Grenouille zu Rainer Maria Canaille. Letzterer wird nicht etwa auf dem Pariser Fischmarkt geboren, sondern vom Hofkoch der Marie-Antoinette in der Gulasch-Küche des Schlosses Versailles im Gehackten gefunden. Nachdem drei seiner Ammen beim Stillen an Auszehrung gestorben sind, entsteht der beängstigende Verdacht, dass Canaille vom Siebeck besessen sei, wofür es untrügliche Indizien gebe: seine ungeheure Verfressenheit. Eine weit verbreitete Eigenschaft, zu der sich alsbald weitere gesellen ...[3]

Film

(Siehe Hauptartikel „Das Parfum – Die Geschichte eines Mörders“)

Der sehr medienscheue Autor Patrick Süskind zögerte lange, die Filmrechte für Das Parfum zu verkaufen. Im Jahr 2006 wurde Patrick Süskinds Geschichte für die Leinwand adaptiert. Für die Regie wurde der Deutsche Tom Tykwer verpflichtet, in der Hauptrolle des Grenouille agiert der eher unbekannte Brite Ben Whishaw. In weiteren Rollen sind u. a. Dustin Hoffman, Alan Rickman, Rachel Hurd-Wood und Karoline Herfurth zu sehen.

Der Film erhielt mehrere Auszeichnungen:

  • 2006 - Bambi in der Kategorie Bester Film national an Bernd Eichinger, Tom Tykwer und Ben Whishaw
  • 2006 - Box Office Germany Award in Platin für 5 Mio. Kinobesucher in 50 Tagen
  • 2007 - Bayerischer Filmpreis für Uli Hanisch in der Kategorie „Beste Ausstattung“ sowie in der Kategorie „Beste Regie“
  • Deutscher Filmpreis - „Bester Spielfilm“ in Silber, Beste Kamera/Bildgestaltung, Bester Schnitt, Bestes Szenenbild, Bestes Kostümbild, Beste Tongestaltung

Weitere

Adaption

  • Im Juni 2006 erschien der Roman „Schwimm nicht mit Jean-Baptiste“ von Michael Ohl, in dem ein „Parfüm-Besessener“ der Frage nachgeht: Was wäre, wenn die Romangestalt Jean-Baptiste überhaupt nicht von dem scheuen Autor (der keine Interviews gibt und nichts mehr veröffentlicht) erfunden ist? (ISBN 3-8334-5178-5) [4]

Einzelnachweise

  1. Vor 25 Jahren erschien Patrick Süskinds Das Parfum auf der Webseite des Diogenes Verlag.
  2. Abbildungen vieler Covers bei LibraryThing
  3. Patricius Sauerbier: Das Soufflé. Geschichte eines Gourmands. Die Parodie von Dieter Heckenschütz. München: Goldmann (1986). Klappentext. ISBN 3-442-08447-4
  4. Ohl, Michael: Schwimm nicht mit Jean-Baptiste - Info zum Buch

Literatur

  • Das Parfum, wieviel Realität steckt in dem Roman und Kinofilm? Eine Abhandlung hierüber befindet sich in dem Buch: Lust und Liebe - alles nur Chemie? von Gabriele und Rolf Froböse, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, ISBN 3527308237
  • Andreas Blödorn/Christine Hummel (Hg.): Psychogramme der Postmoderne - Neue Untersuchungen zum Werk Patrick Süskinds. (Kleine Reihe: Literatur - Kultur - Sprache, Bd. 5), WVT, Trier 2008, ISBN 978-3-86821-005-7.
  • Norbert Berger: Patrick Süskind. Das Parfum. Unterrichtshilfe mit Kopiervorlagen für die Sekundarstufe 2. Auer-Verlag, Donauwörth 2005, ISBN 3-403-04350-9
  • Jan-Oliver Decker: Platz 4. Patrick Süskind: Das Parfum. In: Christoph Jürgensen (Hg.): Die Lieblingsbücher der Deutschen. Verlag Ludwig, Kiel 2006, S. 286-317, ISBN 3-937719-34-2
  • Wolfgang Delseit, Ralf Drost: Erläuterungen und Dokumente zu: Patrick Süskind: Das Parfum. Stuttgart, Reclam 2000 ISBN 978-3-15-016018-3
  • Alexander Kissler und Carsten S. Leimbach: Alles über Patrick Süskinds „Das Parfum“. Der Film - Das Buch - Der Autor. Heyne, München 2006, ISBN 3-453-81089-9
  • Bernd Matzkowski: Patrick Süskind: Das Parfum. Königs Erläuterungen und Materialien (Bd. 386). Hollfeld, C. Bange Verlag 2001, ISBN 978-3-8044-1716-8
  • Oliver Mittelbach: Auf den Spuren von Patrick Süskinds „Das Parfum“. Ein Reiseführer zu den Romanschauplätzen. Mit Infos zum Film. Essen 2006 (books&friends), ISBN 3-9810996-0-5
  • Judith Ryan: Pastiche und Postmoderne. Patrick Süskinds Roman „Das Parfum“. In: Lützeler, Paul Michael (Hg.): Spätmoderne und Postmoderne. Beiträge zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Frankfurt 1991 (Fischer TB), S. 91-103. Internet http://www.bbs-holzminden.de/dwnld_f_sch/parfum/luetzelr.pdf.
  • Rainer Scherf: Der verführte Leser. Eine Interpretation von Patrick Süskinds „Das Parfum“. Tectum-Verlag, Marburg 2006, ISBN 978-3-8288-9124-1

Weblinks


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