Das verlorene Wochenende

Das verlorene Wochenende
Filmdaten
Deutscher Titel Das verlorene Wochenende
Originaltitel The Lost Weekend
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1945
Länge 96 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Billy Wilder
Drehbuch Charles Brackett,
Billy Wilder
Produktion Charles Brackett
Musik Miklós Rózsa,
Giuseppe Verdi
Kamera John F. Seitz
Schnitt Doane Harrison
Besetzung
Synchronisation

Das verlorene Wochenende (Originaltitel: The Lost Weekend) ist ein US-amerikanischer Spielfilm von 1945 nach dem Roman Fünf Tage (The Lost Weekend) von Charles R. Jackson. In dem in Schwarzweiß gedrehten Alkoholikerdrama spielten Ray Milland und Jane Wyman unter der Regie von Billy Wilder die Hauptrollen. Das verlorene Wochenende wurde mit vier Oscars ausgezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Don Birnam lebt als erfolgloser Schriftsteller und Langzeit-Alkoholiker in New York. Nur seinem Bruder Wick, der ihn auch finanziell unterstützt, und seiner Freundin Helen gelingt es, ihn von Zeit zu Zeit „trockenzulegen“. Wick hat Don, zur Erholung nach dessen letztem Absturz, zu einem gemeinsamen Wochenende auf dem Land überredet. Doch kurz vor der Abreise gelingt es Don, Wick und Helen unter einem Vorwand aus seiner Wohnung zu schicken. Statt mit seinem Bruder auf dem Land verbringt Don das Wochenende allein in New York.

Eindringlich zeigt der Film anschließend die Stufen der Erniedrigung eines Alkoholikers auf der verzweifelten Suche nach dem nächsten Drink. Don hintergeht seinen Bruder und seine Freundin, die ihn trotz vieler Enttäuschungen nicht aufgeben will. Er verwüstet seine Wohnung, weil er vergessen hat, wo er in der Nacht zuvor eine Whiskyflasche deponiert hat. Er versucht, seine Schreibmaschine zu versetzen und gesteht damit sein Scheitern als Schriftsteller ein. Er droht, stiehlt und bettelt.

Dons Absturz wird unterbrochen von Rückblenden, die den hoffnungsvollen Beginn seiner Beziehung zu Helen und die Ursache seiner Trunksucht erhellen: Mit dem Alkohol wollte er einst eine Schreibblockade überwinden und musste dafür ständig die Dosis erhöhen.

Schließlich landet Don in der Alkoholiker-Abteilung eines Krankenhauses. Erschüttert von den nächtlichen Qualen eines anderen Patienten flieht er zurück in seine Wohnung, nur um dort selbst die durch den Entzug verursachten Horrorvisionen des Delirium tremens zu erleiden. In diesem Zustand findet Helen ihren Geliebten und kann ihn am nächsten Morgen gerade noch davon abhalten, Suizid zu begehen. Es gelingt ihr, Don wieder zum Schreiben zu ermutigen. Ob er seine Sucht endgültig überwunden hat, bleibt offen.

Hintergründe

Nachdem der Film bei einer Probevorführung glatt durchgefallen war, zögerte die Produktionsfirma Paramount mit der Veröffentlichung. Man befürchtete, der Film sei für ein breites Publikum zu düster und das Thema zu ernst. Regisseur Billy Wilder behauptete später, die Alkoholindustrie habe Paramount fünf Millionen Dollar geboten, damit der Film nicht herauskommt. Zugleich wurde Paramount aber auch von Vertretern der Abstinenzbewegung bedrängt, Das verlorene Wochenende nicht auf den Markt zu bringen, weil sie befürchteten, der Film würde zum Trinken verleiten.[1]

Wilder wollte die Hauptrolle ursprünglich mit dem damals kaum bekannten José Ferrer besetzen. Doch die Studioleitung überzeugte ihren Regisseur, mit Ray Milland einen sympathischen Publikumsliebling zu engagieren, mit dem sich die Zuschauer identifizieren konnten.[2]

Das verlorene Wochenende ist der erste Film, der im Soundtrack das Musikinstrument Theremin verwendet, das einen seltsam wehklagenden Klang hat und später in den Science-Fiction-Filmen der 50er-Jahre üblich war. Miklós Rózsa benutzte es in seinen Kompositionen für die Alptraumsequenzen.

Die Außenaufnahmen wurden in New York, die Innenaufnahmen in Hollywood gedreht. Dafür wurde ein naturgetreuer Nachbau der Third-Avenue-Bar P.J. Clarke's errichtet.[3]

Synchronisation

Für diesen Film existieren zwei verschiedene deutsche Synchronbearbeitungen. Die erste entstand 1948 im Film-Studio Tempelhof in Berlin-Tempelhof. Für Dialogbuch und -regie zeichnete C. W. Burg verantwortlich.[4] Die zweite Fassung ließ das ZDF 1964 anfertigen.[5] Diese Fassung wird seither gezeigt.

Rolle Darsteller Synchronsprecher (Fassung 1948) Synchronsprecher (Fassung 1964)
Don Birnam Ray Milland Paul Klinger Harald Leipnitz
Helen St. James Jane Wyman Gudrun Genest ??
Wick Birnam Phillip Terry Axel Monjé Niels Clausnitzer
Gloria Doris Dowling Berta Spanier Sabine Eggerth
Nat, Barmann Howard Da Silva ?? Alf Marholm
Mr. Brophy Eddie Laughton ?? Jürgen Scheller
Charles St. James Lewis L. Russell ?? Erik Jelde
Pfandleiher Lester Sharpe ?? Herbert Weicker
Klinik-Wärter Lee Shumway ?? Wolfgang Hess

Auszeichnungen

Oscar 1946

  • 1946 Oscar für den besten Schauspieler an Ray Milland
  • 1946 Oscar für den besten Film an Charles Brackett (Produzent)
  • 1946 Oscar für das beste Drehbuch an Charles Brackett und Billy Wilder
  • 1946 Oscar für den besten Regisseur an Billy Wilder

Golden Globe Award 1946

  • 1946 Golden Globe für den besten Film (Drama)
  • 1946 Golden Globe für den besten Schauspieler an Ray Milland
  • 1946 Golden Globe für den besten Regisseur an Billy Wilder

National Board of Review, USA

  • 1945 NBR Award für den besten Schauspieler an Ray Milland

New York Film Critics Circle Awards, USA

  • 1946 NYFCC Award für den besten Schauspieler an Ray Milland
  • 1946 NYFCC Award für den besten Regisseur an Billy Wilder
  • 1946 NYFCC Award für den besten Film

Internationale Filmfestspiele von Cannes 1946

  • 1946 für den besten Schauspieler an Ray Milland
  • 1946 Grand Prix an Billy Wilder

Kritiken

  • "Ungewöhnlich ehrlicher und realistischer Hollywoodfilm über einen Alkoholkranken und seinen selbstmörderischen Kampf gegen die Droge. Bestürzend eindringlich gespielt (...) und von Altmeister Wilder (...) kompromisslos inszeniert." (Wertung: 3 von 4 möglichen Sternen = sehr gut) - Adolf Heinzlmeier und Berndt Schulz, Lexikon „Filme im Fernsehen“, 1990[6]
  • "Zwei Tage im Leben eines trunksüchtigen Schriftstellers in New York, sein zunehmender Verfall, der auch von seiner Verlobten nicht aufzuhalten ist, bis in die Qualen des Deliriums. Eine mit großer Eindringlichkeit packend gestaltete Alkoholiker-Studie, atmosphärisch dicht, überzeugend dargestellt, kompromisslos realistisch." - Lexikon des internationalen Films
  • "Ein gelungener Film von großer Eindringlichkeit und steter Aktualität.“ - 6000 Filme, 1963[7]

DVD-Veröffentlichung

  • Das verlorene Wochenende. Oscar-Edition. Universal 2006

Soundtrack

  • Miklós Rózsa: The Lost Weekend. Symphonic Suite, Part I & II. Auf: ders.: The Lost Weekend · Blood On the Sun. Tsunami/1st Floor, s.l., s.a., Tonträger-Nr. TSU 0132 – Monofone Einspielung der Filmmusik unter der Leitung des Komponisten

Literatur

  • Charles Jackson: Fünf Tage (Originaltitel: The Lost Weekend). Toth, Hamburg 1951
  • Hans-Jürgen Kubiak: Die Oscar-Filme. Die besten Filme der Jahre 1927/28 bis 2004. Die besten nicht-englischsprachigen Filme der Jahre 1947 bis 2004. Die besten Animationsfilme der Jahre 2001 bis 2004. Schüren, Marburg 2005, ISBN 3-89472-386-6
  • Mark Connelly: Deadly closets : the fiction of Charles Jackson, Lanham [u.a.] : Univ. Press of America, 2001, ISBN 978-0-7618-1912-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Trivia zu The Lost Weekend, Internet Movie Database, abgerufen am 22. August 2010
  2. Billy Wilder - Eine Nahaufnahme von Hellmuth Karasek, Hamburg 1992, S. 286
  3. Trivia zu The Lost Weekend, Internet Movie Database, abgerufen am 22. August 2010
  4. Thomas Bräutigam: Lexikon der Film- und Fernsehsynchronisation. Mehr als 2000 Filme und Serien mit ihren deutschen Synchronsprechern etc.. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-289-X, S. 382
  5. Das verlorene Wochenende (neu), Eintrag in der Synchrondatenbank von Arne Kaul; abgerufen am 10. Oktober 2007
  6. Adolf Heinzlmeier, Berndt Schulz: Lexikon „Filme im Fernsehen“. Erweiterte Neuausgabe. Rasch und Röhring, Hamburg 1990, ISBN 3-89136-392-3, S. 877
  7. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V der katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 463

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