Datev

Datev
DATEV eG
Logo der DATEV eG
Unternehmensform Genossenschaft
Gründung 14. Februar 1966
Unternehmenssitz Nürnberg
Unternehmensleitung

Dieter Kempf (Vorstandsvorsitzender)

Mitarbeiter rd. 5.500 (Stand 2009)
Umsatz 649,7 Mio. Euro (Stand 2008, vorläufige Zahl)
Branche IT-Dienstleister für Steuerberater, Rechtsanwälte, Wirtschaftsprüfer und deren Mandanten
Produkte

Software, Rechenzentrumsbetrieb, ISP

Website

www.datev.de

Die DATEV eG ist eine deutsche Genossenschaft für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsanwälte und deren Mandanten mit Sitz in Nürnberg. Das Unternehmen, das früher hauptsächlich als Rechenzentrum in Erscheinung getreten war, produziert und vertreibt heute darüber hinaus Software und Beratungsleistungen für diese Berufsgruppen. Der Schwerpunkt liegt im Steuerberatermarkt.

Inhaltsverzeichnis

Rechtliches

DATEV eG ist eine eingetragene Genossenschaft (Genossenschaftsregister beim Amtsgericht Nürnberg Nr. 70).

Geschichte

DATEV Entwicklungsbereich in der Fürther Straße in Nürnberg.

Entstanden aus dem Bedürfnis der Steuerberater, für den Beruf sinnvolle Unterstützung durch die EDV bei der Erledigung der Mandantenbuchführung zu erlangen, wurde die DATEV am 14. Februar 1966 von 65 Steuerberatern gegründet.[1] Initiatoren waren Heinz Sebiger, der 1997 Ehrenbürger von Nürnberg wurde, und Joachim Mattheus.

Hintergrund für die Gründung waren die damals neuen Einsatzmöglichkeiten der EDV, die Arbeitskräfteknappheit und die für 1968 bevorstehende Einführung der Allphasen-Netto-Umsatzsteuer mit Vorsteuerabzug. Zunächst waren die Dienstleistungen der DATEV vollständig rechenzentrumsbasiert, sie umfassten Eingabe der Daten in Datenerfassungsgeräten vor Ort, Versand der Lochstreifen per Post zum Rechenzentrum (zunächst von IBM, dann seit 1969 eigenes Rechenzentrum) und Rücksendung der Auswertungen per Post an die Kanzlei. Seit 1974 besteht die Möglichkeit, die Daten per DFÜ in das Rechenzentrum zu übertragen. Der Rückversand der Auswertungen (Lohnabrechnungen, Buchhaltungsauswertungen, Steuererklärungen oder Bilanzen) blieb postalisch. Erst ab 1984 wurde mit der sukzessiven Umstellung der Programme auf die sog. „Im-Haus-Verarbeitung“ in der Kanzlei begonnen, jedoch waren die ersten Anwendungen zur kompletten Im-Haus-Verarbeitung ohne Nutzung des Rechenzentrums erst 1989 verfügbar.

1998 stellte die DATEV sehr spät die komplette Softwarepalette von MS-DOS auf Microsoft Windows um, nachdem sich herausgestellt hatte, dass die ursprünglich in Richtung OS/2 von IBM betriebene Entwicklung aufgrund des absehbaren Niedergangs dieses Betriebssystems ein Irrweg war.

Seit 1998 verlagerte die DATEV mit zunehmender Tendenz ihre Geschäftsfelder auf Software-Dienstleistungen, Consulting und Schulungen als Folge der vorangeschrittenen Im-Haus-Verarbeitung durch die Mitglieder: die Steuerberater ließen die Auswertungen und Ausdrucke aufgrund der stark gestiegenen PC-Performance und der Verfügbarkeit hochwertiger (Laser-)Drucker (in Duplex-DIN A4/A3) vor Ort vornehmen, um flexibler und schneller zu sein.

Geschäftsfelder

Ebenfalls 1998 bildete die DATEV auf maßgebliches Betreiben des Vorstandsvorsitzenden Kempf ein zweites Unternehmensstandbein durch Einstieg in den Rechtsanwaltsmarkt. Durch die Übernahme der Hamburger Firma „MCT“ gelangte die Software „Phantasy“ in das Produktportfolio der DATEV. Nach einer sowohl fachlich als auch „politisch“ schweren Anlaufphase in einem seinerzeit bereits weitestgehend besetzten Markt ist die DATEV im Bereich „Software für Rechtsanwälte“ heute nach RA-MICRO, AnNoText, ReNoStar / ReNoFlex zusammen unter den ersten fünf Anbietern zu finden. Dennoch ist dieser Leistungszweig unter den Genossenschaftsmitgliedern nicht unumstritten, weil Rechtsanwälte und Steuerberater auf Teilgebieten konkurrierende Berufe sind.

Im Bereich „Dienstleistungen für Rechtsanwälte“ beschreitet DATEV erstmalig den Weg qualifizierte externe Partner mit juristischem und IT-Hintergrund einzubinden, um den Anwälten vor Ort zeitnah eine optimale Betreuung zu bieten.

Kurz nach Einstieg in den Anwaltsmarkt erfolgte eine neuerliche Erweiterung der Produktpalette im Bereich der Software für Wirtschaftsprüfer mit dem Produkt „Abschlussprüfung“.

Relativ neu ist auch der Einstieg der DATEV ins Providergeschäft. Über die kanzleieigenen Kommunikationseinrichtungen (ISDN/DSL) erfolgt eine ausschließliche Einwahl ins DATEV-Rechenzentrum. Hier wirkt bereits die erste Firewall, erst nach zwei weiteren Firewalls ist der Nutzer im Internet. Ebenso bietet die DATEV gesicherten E-Mail-Verkehr mit serverbasiertem Virenscan und verschlüsselten Mails. Bei akutem Virenbefall erfolgt z.B. eine Unterbrechung der Auslieferung an die Nutzer, bis die „Desinfektion“ sichergestellt ist. Einbruchsversuche werden dokumentiert, bislang (Stand Dezember 2006) wurde noch kein erfolgreicher Einbruch und Viren- oder Wurmbefall bemerkt.

Strategische Ausrichtung

Seit Anfang 2000 gab es interne Auseinandersetzungen unter den Genossenschaftsmitgliedern über die strategische Ausrichtung, was das Anbieten der DATEV-Software auch für Personen, die nicht Berufsträger sind, angeht (Stichwort „Mandantendirektgeschäft“). Mit der Gründung der „IDA“ (Interessengemeinschaft der DATEV Anwender e.V.) bildete sich ein genossenschaftsorientierter Gegenpol innerhalb der Mitglieder. Es trat das Spannungsverhältnis „genossenschaftliche Verpflichtung“ (d.h. die Genossenschaft soll nur das tun, was den Genossen direkt nutzt) und „wirtschaftlicher Erfolg“ (jede sinnvolle Umsatzausweitung ist prinzipiell gut) zutage. Die Auseinandersetzung scheint seit der außerordentlichen Vertreterversammlung vom 18. Februar 2005 beendet. Mit ausdrücklicher Billigung und Unterstützung der IDA wurde die Satzung mit einer Mehrheit von 86,5% geändert, um das nun sog. „mitgliedsgebundene Mandantengeschäft“ zu ermöglichen. Erforderlich ist aber stets die vorherige Einwilligung des Beraters, die auch zurückgezogen werden kann.

Innergenossenschaftliche Spannungen verbleiben in Bezug auf das beginnende Auslandsgeschäft, das zunächst mit Tschechien (2000), dann in Österreich (2001), Italien (2001) und Polen (2003) begonnen wurde.

Trotz zunehmenden Wegfalls der rechenzentrumsbasierten Dienstleistungen und Umstellung auf die Im-Haus-Verarbeitung gelang es DATEV aber, die Umsätze sowie die Gewinne weiter zu Gunsten der Genossenschaftsmitglieder (und deren Umsatzrückvergütung) zu steigern. Aus dieser Entwicklung heraus findet seit 2004 gerade bei kleineren Netzinstallationen eine Anpassung der Preise nach unten statt.

Produkte

Das Unternehmen bietet heute u. a. Software zur Kanzleiverwaltung von Steuerberatern und Rechtsanwälten. Diese Berufsgruppen und deren Mandanten können Programme zur Lohnabrechnung sowie zur Finanzbuchführung, Kontokorrentbuchführung, Kostenrechnung und Wirtschaftsberatung nutzen. Es gibt Programme zur Bearbeitung und Erklärung aller hauptsächlichen Steuerarten (KSt, ESt, GuE, LSt, GewSt, ErbSt, SchSt). Die „Steuerrechtsdatenbank“ LexInform verschafft Steuerberatern umfassende Informationen zum deutschen Steuerrecht und Wirtschaftsinformationen. Daneben bietet man im betriebswirtschaftlichen Bereich Beratungsleistung für Organisation und Datenverarbeitung an.

Plattformen

Die Software der DATEV eG setzt als Plattform die Betriebssysteme der Fa. Microsoft (Windows XP, Windows 2000, Windows 2003 Server, etc.) voraus. Die Datenhaltung erfolgt hauptsächlich über den Microsoft SQL Server (seit Anfang 2006 nur noch über Microsoft SQL Server).

Seit kurzem liefert die DATEV - jedoch nicht als erster Hersteller in der Branche - viele Programme mit Schnittstellen zu OpenOffice.org bzw. StarOffice aus.

Tochterunternehmen

Kennzahlen

(Stand 2009, Quelle DATEV)

  • Umsatz 2008: 649,7 Mio. Euro (vorläufige Zahl)
  • Mitglieder: 39.293 (31. Dezember 2008)
  • Mitarbeiter: 5.564 (31. Dezember 2008)
  • Lohn- und Gehaltsabrechnungen: rund 9,5 Mio. pro Monat


Einzelnachweise

  1. Ursprünglicher Name: DATEV Datenverarbeitungsorganisation der Steuerbevollmächtigten für die Angehörigen des steuerberatenden Berufes in der Bundesrepublik Deutschland, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht
    EHUG online. Unternehmensregister. Abgerufen am 1. Januar 2009.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • DATEV — eG Rechtsform Genossenschaft Gründung 1966 Sitz …   Deutsch Wikipedia

  • DATEV — eG 120px|Logo der DATEV eG Legal status {{{Legal status}}} Founded 1966 Location Nuremberg Leadership …   Wikipedia

  • DATEV —   [Abk. für Datenverarbeitung], 1966 gegründetes Dienstleistungsunternehmen mit Sitz in Nürnberg, das heute das wichtigste Rechenzentrum für steuerberatende Berufe betreibt und (seit 1974) einen großen Online Dienst u. a. zu steuerrechtlichen… …   Universal-Lexikon

  • DATEV eG — DATEV eG,   Kurzbezeichnung für Datenverarbeitungsorganisation des steuerberatenden Berufes in der Bundesrepublik Deutschland eG, berufsständische EDV Dienstleistungsorganisation mit (2000) 38 213 Mitglieder, Sitz: Nürnberg. Die Mitglieder… …   Universal-Lexikon

  • DATEV — Datenverarbeitungsorganisation für die Angehörigen der steuerberatenden Berufe in der Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft; Sitz in Nürnberg. D. bearbeitet in seinem Rechenzentrum u.a. Finanzbuchhaltung, Kostenstellenrechnung, Mahnwesen …   Lexikon der Economics

  • DATEV — Datenverarbeitungsorganisation des Steuerberatenden Berufes seit 1966 goesstes berufsständiges Dienstleistungsrechenzentrum in Deutschland, Betreiber des ISDN Pilotprojekts Steuerberater …   Acronyms

  • DATEV — Datenverarbeitungsorganisation des Steuerberatenden Berufes seit 1966 grösstes berufsständiges Dienstleistungsrechenzentrum in Deutschland, Betreiber des ISDN Pilotprojekts Steuerberater …   Acronyms von A bis Z

  • DATEV — abbr. DATEnVerarbeitungszentrale der steuerberatenden Berufe (organization, Nuernberg) …   United dictionary of abbreviations and acronyms

  • Betriebswirtschaftliche Auswertung — Dieser Artikel wurde aufgrund inhaltlicher und/oder formaler Mängel auf der Qualitätssicherungsseite des Portals Wirtschaft eingetragen. Du kannst helfen, indem Du die dort genannten Mängel beseitigst oder Dich an der Diskussion beteiligst. Die… …   Deutsch Wikipedia

  • Einheitskontenrahmen — Der Kontenrahmen ist ein systematisches Verzeichnis aller Konten für die Buchführung in einem Wirtschaftszweig. Er dient als Richtlinie und Empfehlung für die Aufstellung eines konkreten Kontenplans in einem Unternehmen. Damit sollen einheitliche …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”