Adaptive Landschaft

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Sewall [Green] Wright (* 21. Dezember 1889 in Melrose (Massachusetts); † 3. März 1988) war ein amerikanischer Theoretischer Biologe und Genetiker, der zusammen mit Ronald Fisher und John Burdon Sanderson Haldane die Populationsgenetik entwickelte, die zur Synthetischen Evolutionstheorie führte. Er trug Wesentliches zur Theorie der genetischen Drift bei (auch bekannt als ‚Sewall Wright Effekt'). Er entwickelte den Inzuchtkoeffizienten und beschrieb viele seiner Anwendungen. Wright entwickelte die „Fitness-Landschaften“ und betonte die Bedeutung der Wechselwirkung von genetischer Drift und von natürlicher Selektion für die Evolution. Er übertrug die natürliche Selektion auf die Tier- und Pflanzenzucht. Seine Arbeit auf dem Gebiet der Populationsgenetik beeinflusste wesentlich Jay Lush, der bahnbrechende Arbeiten in quantitativer Genetik für die Tier- und Pflanzenzucht lieferte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sewall Green Wright wurde am 21. Dezember 1889 in Melrose (Massachusetts) geboren. Seine Eltern Philip Green Wright und Elisabeth Quincy Sewall Wright zogen nach Galesburg (Illinois), wo sein Vater eine Lehrerstelle am College annahm. Er hatte zwei Brüder, Quincy und Theodore Paul. Er erwarb seinen B.S. am Lombard College 1911, seinen M.S. an der University of Illinois 1912.

1915 erreichte er seinen Doktortitel an der Harvard-Universität; seine Dissertation über die Fellfarben bei Meerschweinchen trägt den Titel An Intensive Study of the Inheritance of Color and of Other Coat Characteristics in Guinea Pigs. Wright führte ausgedehnte Zuchtversuche mit Meerschweinchen durch und fand 1917, dass die Gene die Herstellung von Enzymen steuerten. Sewall heiratete 1921 Louise Williams, eine Lehrerin für Genetik 1921. Die beiden hatten drei Kinder Elizabeth Rose, Richard und Robert.

Seine berufliche Laufbahn verbrachte er zunächst am United States Department of Agriculture (USDA) in Washington D. C. 1915 - 1925, wo es seine Aufgabe war, die Qualität des Viehbestands zu verbessern.

1926 wechselte er als Professor an die University of Chicago und blieb dort, bis er 1955 mit 65 Jahren pensioniert wurde.

Wright erfand die 'Adaptive Landschaften', Fitness-Landschaften. Man kann sich die unterschiedliche Fitness (Reproduktionserfolg) von unterschiedlichen Gen-Kombinationen als eine hügelige Landschaft vorstellen. Täler in dieser Landschaft bedeuten geringeren Reproduktionserfolg der Gen-Kombinationen, Hügel repräsentieren günstigere Gen-Kombinationen. Die natürliche Auslese verschiebt die Populationen auf die Gipfel der Hügel. Aber da die Umwelt sich dauernd ändert, verschieben sich die Gipfel und die Populationen folgen ihnen in einer nie endenden Reise.

Wright führte auch die shifting balance theory ein: Eine große Population aufgeteilt in kleinere Gruppen hat die besten Chancen, die Umgebung zu erforschen und die höchsten Fitness-Gipfel in der Fitnesslandschaft zu finden. Durch die Aufteilung in kleinere Gruppen werden die genetische Drift und Gründereffekte verstärkt und die Erkundung benachbarter Fitnessgipfel ermöglicht. Wright drückte seine Gedanken in schwierigen mathematischen Formeln aus, welche zu Missverständnissen führten. Über seine shifting balance theory kam es zu erbitterten Auseinandersetzung mit Ronald Fisher. Wright war scheu und bescheiden, aber hart in akademischen Fragen.

Wright wechselte als emeritierter Professor zur Universität von Wisconsin, welche ein Pensionsalter von 70 Jahren hatte, und arbeitete dort weitere 5 Jahre von 1955 bis 1960. Auch nach seiner zweiten Pensionierung blieb er aktiv. Er verfasste sein vierbändiges Werk Evolution and the Genetics of Populations 1988. Viele seiner Doktoranden lieferten wichtige Beiträge zur Entwicklung der Säugetiergenetik.

Sewall Wright starb am 3. März 1988 im Alter von 98 Jahren.

Ehrungen

1950 bekam er den John Frederick Lewis Award von der American Philosophical Society[1]. Wright wurde 1963 als „Foreign Member“ in die Royal Society gewählt, die ihm 1980 die Darwin-Medaille verlieh. Er erhielt zehn Ehrendoktortitel. Weitere Auszeichnungen:

Werke

  • Sewall Wright: Systems of matings. 1921. 
  • Sewall Wright: Coefficients of inbreeding and relationship. 1922. 
  • Sewall Wright: Evolution in Mendelian Populations. 1931. 
  • Sewall Wright: The Roles of Mutation, Inbreeding, Crossbreeding and Selection in Evolution. 1932. 
  • Sewall Wright: Evolution and the Genetics of Populations. 1968–1978 (vier Bände). 

Literatur

  • William B. Provine: Sewall Wright and Evolutionary Biology; Biographie. 1989, ISBN 0-226-68473-3. 

Siehe auch

Einzelreferenzen

  1. John Frederick Lewis Award: Auszeichnungen.

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