David (Israel)

David (Israel)
Egbert-Psalter, fol. 20v, König David
Älteste außerbiblische Erwähnung der davidischen Dynastie in der 9. Zeile von oben (Tel-Dan-Inschrift, um 840 v. Chr.)
David und Goliath (Gemälde von Albert Weisgerber, 1914)

David (hebr.דוד‎) war laut 1. und 2. Buch Samuel der Bibel König von Juda und (zeitweise) auch von Israel nach seinem Vorgänger Saul und lebte um 1000 v. Chr. Er gilt als Verfasser zahlreicher Psalmen.

Inhaltsverzeichnis

David in den Samuelbüchern

Der junge David

David wurde als jüngster Sohn Isais in Betlehem geboren. Bereits als Knabe salbte ihn Samuel zum künftigen König. Bald kam er an den Hof Sauls, was in der Bibel in zwei sich gegenseitig ausschließenden Varianten erzählt wird. In der ersten (1 Sam 16,14–23 EU) lässt Saul ihn holen, um sich durch Davids Spiel auf der „Harfe“ Kinnor aufmuntern zu lassen, denn er wurde „durch einen vom Herrn gesandten bösen Geist geplagt“.

Unmittelbar daran (1 Sam 17 EU) schließt sich die bekannte Erzählung vom Sieg über den Riesen Goliath an: Der Hirtenjunge David, der eigentlich nur seinen im Heer dienenden Brüdern Brot und Käse bringen sollte, ertrug die lästerlichen Verhöhnungen des Vorkämpfers der Philister nicht und tötete ihn mit einer einfachen Steinschleuder. Daraufhin erkundigte sich Saul, wer denn dieser tapfere Junge sei, und ließ ihn an seinen Hof kommen.

Am Hof zog David bald die Eifersucht Sauls auf sich, da er als größerer Held erschien als der König. Saul versuchte daraufhin, ihn zu töten. Der Versuch schlug jedoch fehl und David konnte fliehen, da ihn seine Frau Michal, eine Tochter Sauls, gewarnt hatte. Auch Sauls Sohn Jonathan, mit dem David eng befreundet war, half ihm bei seiner Flucht.

David schlug sich als Bandenführer durch und wurde von Saul mit 3000 auserwählten Soldaten gejagt. In den Höhlen von En Gedi begab sich der König für seine Notdurft zufällig genau in die Höhle, in der sich David und seine Leute versteckt hielten. Doch statt ihn zu ermorden, wie es seine Bande forderte, schnitt David lediglich einen Zipfel des königlichen Gewandes ab.

Diesen präsentierte er Saul vor der Höhle als Zeichen seiner Loyalität. Tief gerührt prophezeite ihm der König, dass er dereinst König nach ihm werden würde, und ließ ihn schwören, seinem Geschlecht und Namen kein Leid anzutun. Daraufhin ließ er ihn ziehen.

In der Folge verdingte sich David als Lehnsmann bei den Philistern. Während seines Aufenthaltes ging er gegen Räuberbanden in der Wüste vor. Als die Philister gegen Israel rüsteten, verzichteten sie auf die Unterstützung durch David, da sie ihm nicht trauten.

David verschonte Saul zum zweiten Mal, als er sich in Sauls Lager schlich und zum Zeichen seiner Überlegenheit nur dessen Spieß und Wasserkrug entwendete. Durch die zweimalige Verschonung Sauls macht der anonyme Verfasser der Erzählung Davids Respekt vor dem Königtum Nord-Israels sinnfällig. Dies erleichterte den nord-israelitischen Stämmen später im Gegenzug auch das Königtum Davids anzuerkennen, welches sich zum Schluss auf Nord- und Südreich erstreckte.

David der König

Saul starb im Kampf gegen die Philister. Mit ihm fiel sein Sohn Jonathan, von dem David später sagte, seine Liebe habe ihm „mehr als Frauenliebe“ bedeutet (2 Sam 1,26 EU). Da es nun keinen Thronfolger mehr gab, wurde David in Hebron zum König über den Südstamm Juda gesalbt. Die Selbstverständlichkeit, mit der eine Spaltung Israels in ein Nord- und ein Südreich schon für Davids Lebenszeit berichtet wird, lässt den Schluss zu, dass diese Zweiteilung, die die Bibel erst für die Zeit nach dem Tode Salomos bezeugt, womöglich wesentlich älter war.

Durch politische Schachzüge und die Ausschaltung oder Bindung an sich überging David die Nachkommen Sauls: Er wurde auch zum König über Israel, das allerdings ein selbständiges Königreich blieb. Beide Reiche waren in Personalunion miteinander verbunden. David eroberte nun Jerusalem, das genau auf der Grenze zwischen beiden Teilreichen lag. Dadurch gehörte die Stadt zu keinem der zwölf Stammesgebiete, sondern gehörte als Krongut dem König allein.

Nach der Festigung seiner politischen Macht brachte David die Bundeslade nach Jerusalem, die bis dahin in der Stiftshütte in Silo aufbewahrt worden war, um die dortige Priesterschaft zu schwächen und seine Stadt nun auch zum religiösen Zentrum des Reiches zu machen. David führte eine Reihe von zumeist erfolgreichen Kriegen gegen Israels Nachbarvölker, die zumeist sein Neffe Joab für ihn führte, und schuf so ein Großreich, das im Norden Baalbek und Damaskus, im Osten Moab, im Süden das Gebiet bis zum Roten Meer und im Westen das Land bis zum Mittelmeer umfasst haben soll. Die Eroberung der Philistergebiete an der Küste zwischen Gaza und Jaffa gelang aber nicht.

Zur Zeit eines Feldzugs gegen die Ammoniter schwängerte David Batseba, die Frau von Urija, einem Hethiter, der einer seiner Offiziere war. Anschließend versuchte er, ihren Mann dazu zu bringen, mit seiner Frau zu schlafen, doch dieser lehnte ab – angeblich, weil es sich nicht gehörte, in Kriegszeiten in seinem Haus zu schlafen, doch womöglich durchschaute er auch die Absicht des Königs.

David und Bathseba

Daraufhin befahl David dem Joab in einem von Urija persönlich überbrachten Brief, diesen an die vorderste Front zu stellen, damit er falle. Diesmal ging Davids Plan auf und er heiratete die Witwe. Sie war nach Sauls Tochter Michal, Abigail aus Maon und Ahinoam aus Jesreel, Haggit, Egla, Abital und Maacha, der Tochter des Königs Tamaris von Geschur, Davids achte Frau. Der Prophet Natan drohte ihm dafür Gottes Strafe an, und das Kind Batsebas starb. Trotz seiner Sünde blieb David in der Darstellung des Buch Samuel der Liebling Gottes, auch wenn ihm zur Strafe verwehrt blieb, den Tempel in Jerusalem zu bauen. Dies blieb dem zweiten Kind vorbehalten, das Batseba dem David gebar, nämlich Salomo.

Ein anderer Sohn Davids, Absalom, versuchte seinen Vater zu stürzen, was ihm auch beinahe gelang. Der alte David bestimmte kurz vor seinem Tod auf Rat Batsebas und Natans anstelle des ehrgeizigen Adonia Salomo zu seinem Nachfolger und ließ ihn zum König salben.

Das David-Bild der Samuel-Bücher ist psychologisch differenziert. Es zeigt Licht-, aber auch Schattenseiten des Helden – Zögern, Zweifeln, Freundschaft, Liebe, Altersbeschwerden, Zorn, Begehren und schwere Schuld. Das ist bei Königserzählungen jener Zeit ohne Beispiel.

David im Christentum

Davids Bedeutung für das Christentum beruht auf der Tatsache, dass Jesus als Messias, Sohn Davids genannt wird. In den vier Evangelien findet sich keine Erwähnung des Anspruchs Jesu, dem Hause Davids zu entstammen. Vielmehr stellt er es selbst in Frage (Mk 12,35-37 EU). Auch seinen Zeitgenossen ist eine solche Herkunft nicht bekannt (Joh 7,40 EU). In der Generation des Apostels Paulus hatte sich dann der Glaube schon verbreitet, dass Jesus dem Hause Davids entstamme (2 Tim 2,8 EU). Dies erklärt die zwei unterschiedlichen Stammbäume im Matthäus- und Lukasevangelium.

Mittelalterlichen Autoren galt David als der Prototyp des Dichters und war zu dieser Zeit der Patron der Meistersinger. Im Hymnus Dies irae prophezeit er zusammen mit der Sibylle das Herankommen des Jüngsten Gerichts. Im Mittelalter galt David als beispielhafter Ritter und beispielhafter König; Karl der Große liebte es, von seinen Höflingen als „der neue David“ angeredet zu werden. Der frühmittelalterliche armenische Historiker Moses von Choren führte die Abstammung der Bagratiden-Dynastie auf König David zurück. Die Salbung Davids durch den Propheten Samuel war im Mittelalter Vorbild für die kirchliche Königssalbung.[1]

David im Islam

David erscheint im Koran als Dāwūd (arabisch ‏داود‎). In Sure 2, Vers 252 wird zudem Davids Sieg über Goliath erwähnt. In Sure 21, Vers 78 und Sure 38, Verse 35-38 erscheint David als vorbildlicher Herrscher und Richter. In Sure 5, Vers 82 wird die Verfluchung einer Gruppe von Juden durch David und Jesus wiedergegeben, welche die göttlichen Gebote missachteten.[2] In Sure 34, Vers 10–12 (auch 21, 80) ist David ein Waffenschmied, für den das Eisen erweicht wird, woraus er Kettenpanzerhemden fertigt. Ferner wird seine magische Qualität als Sänger betont, die geeignet war, nicht nur Menschen, sondern auch wilde Tiere und die Natur zu beeinflussen.[3]

David in der Geschichtswissenschaft

König David holzgeschnitzt von Johann Baptist Moroder 1910 in der Pfarrkirche St. Ulrich in Gröden

Dass David die in der Bibel dargestellte Machtfülle erreicht hat, wird in der neueren Forschung stark bezweifelt.[4] Aus ägyptischer und assyrischer Perspektive war er zweifellos nur ein Provinzfürst. Die biblische Schilderung seiner und Salomos Regierungszeit als des Höhepunkts der staatlichen Bedeutung Israels hält literaturwissenschaftlicher und vor allem archäologischer Überprüfung nicht stand. Zur Zeit Davids dürfte Jerusalem nicht mehr als 1500 Einwohner besessen haben. Von einem Großreich Davids kann angesichts fehlender archäologischer Nachweise und fehlender Erwähnung in den Aufzeichnungen anderer Reiche nicht gesprochen werden.

Die biblischen Berichte zeichnen zwar die davidische und vor allem die salomonische Epoche als eine ideale Zeit, doch sind sie selbst deutlich später entstanden. In der Bibelwissenschaft wird heute allgemein angenommen, dass das Buch Samuel in der Zeit des Königs Josias von Juda aus verschiedenen Quellen zusammengestellt wurden. Josias regierte 640 bis 609 v. Chr. und versuchte, seine Herrschaft über das von den Assyrern geräumte Nordreich auszudehnen – die Geschichte vom vereinten Großreich unter David und Salomo wäre in dieser Interpretation interessegeleitete Mythenproduktion und als Geschichtsquelle allenfalls für die Zeit ihrer Entstehung interessant.

Im Rückblick späterer Generationen wurde David zu einer Heilsgestalt und zum Hoffnungsbild des kommenden Messias. Dieser musste Nachkomme („Sohn“) Davids sein.

In letzter Zeit wird von einigen Forschern sogar in Frage gestellt, ob es David je gegeben hat oder ob er nicht wie die Könige Artus oder Agamemnon in das Reich der Sage gehört. Immerhin ist durch eine erst 1993 gefundene Inschrift aus Tel Dan belegt, dass um 840 v. Chr. die Könige Judas tatsächlich als zum „Haus David“ gehörend betrachtet wurden. Demgegenüber wird aber auf Texte aus der Stadt Mari verwiesen, in denen das Wort dawidum in der Bedeutung Heerführer vorkommt. Demnach könnte David ursprünglich gar kein Personenname, sondern ein Titel gewesen sein. Auch könnte ein Vorfahre der Könige von Juda mit dem Namen David existiert haben, auf den aber später verschiedene Erzählungen bezogen wurden, vergleichbar mit Merowech im Falle der Merowinger.

Der Stein von Scone der schottischen Könige wird als der Krönungsstein Davids vorgezeigt, was historisch aber als unwahrscheinlich gilt. Auch die Königsdynastien der armenischen und georgischen Bagratiden führten ihre Abstammung auf David zurück.

Davidstern

Um das 14. Jahrhundert verbanden jüdische mystische Texte das Hexagramm (den Davidstern) als Talisman – sowie andere Symbole – mit älteren Darstellungen auf einem Schild, der mit der Macht Gottes verbunden gewesen sein und einst König David geschützt haben soll. Seine sieben Teile stehen für die sieben Schöpfungstage, in denen Gott die Welt erschaffen hat, und die zwölf Kanten des Davidsterns stehen für die zwölf Stämme des Volkes Israel.

Wirkung in Kunst und Literatur

Weiteres

Die ehemalige Grube David wurde nach ihm benannt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. David Flusser: Artikel David, In Christianity, in: Encyclopaedia Judaica, 2. Auflage, Bd. 5 (2007), S. 454.
  2. Chaim Zeev Hirschberg: Artikel David, In Islam, in: Encyclopaedia Judaica, 2. Auflage, Bd. 5 (2007), S. 454-455.
  3. The Encyclopaedia of Islam. New Edition, Bd. 2, S. 182
  4. Kritisch z.B. die populäre Darstellung bei Israel Finkelstein; Neil A. Silberman: Keine Posaunen vor Jericho. Die archäologische Wahrheit über die Bibel. C. H. Beck, München 6. A. (Sonderausgabe) 2006, Kap. 5, S. 140ff. Kurzüberblick zu Forschungsmeinungen bei Fischer 2009, Abschnitt 4; dort auch weitere Literatur.

Weblinks

 Commons: David – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Saul König des vereinigten Israels
1008–965 v. Chr.
Salomo

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