Adelheid II. von Gandersheim

Adelheid II. von Gandersheim

Adelheid (* Herbst 1045 wohl in Goslar; † 11. Januar 1096 in Quedlinburg) war die älteste Tochter Kaiser Heinrichs III. aus seiner zweiten Ehe mit Agnes von Poitou. Adelheid war als Äbtissin von Gandersheim seit 1061 und von Quedlinburg seit 1063 jeweils Nachfolgerin ihrer älteren Halbschwester Beatrix.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Adelheid war die älteste Tochter Kaiser Heinrichs III. und seiner zweiten Gemahlin Agnes von Poitou.

1061 wurde sie zunächst Nachfolgerin ihrer älteren Halbschwester Beatrix als Äbtissin im Stift Gandersheim, ab 1063 dann auch in Quedlinburg. Für letzteres Amt soll sie laut Johann Christoph HarenbergsHistoria ecclesiae Ganderhemensis cathedralis ac collegiatae diplomatica“ von 1734, einer als unzuverlässig geltenden Quelle, an Pfingsten 1063 in Goslar geweiht worden sein. Wenn dies zuträfe, wäre sie eine Augenzeugin des Goslarer Rangstreits gewesen.

Sicher bezeugt ist sie hingegen bei der Weihe des Halberstädter Doms durch Bischof Burchard II. von Halberstadt im Jahre 1071.

Eine 1069 von Adelheid ausgestellte Urkunde für den Herzogssohn Magnus Billung ist die älteste erhaltene Urkunde einer Quedlinburger Äbtissin. Das ebenfalls erhaltene Siegel dieser Urkunde zeigt den Schutzheiligen der Quedlinburger Stiftskirche, Servatius. In dieser Urkunde werden zudem mit Euezza preposita und Eilica decana zwei weitere Amtsinhaberinnen des Konvents, über dessen Personal ansonsten nichts bekannt ist, namentlich erwähnt. Bei der genannten Eilica könnte es sich möglicherweise um Adelheids spätere Nachfolgerin in Quedlinburg handeln.

Mehreren Quellen zufolge soll Adelheid auf Anweisung ihres Bruders, König Heinrich IV., vergewaltigt worden sein. Am drastischsten schildert Bruno diese Angelegenheit in seinem Buch vom Sachsenkrieg:

(...) die Schande nämlich, die er seiner Schwester angetan hat, als er sie mit seinen eigenen Händen niederhielt, bis sie ein anderer auf seinen Befehl und in Gegenwart des Bruders entehrt hatte. Es nützte nichts, dass sie die Tochter eines Kaisers, dass sie seine von beiden Eltern her ausgezeichnete Schwester, dass sie durch den heiligen Schleier Christus anverlobt war. [1]

Einer kurzen chronikalischen Notiz bei Bernold von Konstanz zufolge soll Adelheid insoweit an der Ermordung des Markgrafen Eckbert II. von Meißen im Jahre 1090 beteiligt gewesen sein, als dass der Mord durch die List einer gewissen Äbtissin von Quedlinburg, und zwar einer Schwester König Heinrichs [2] geschehen sei.

Über ihre Stiftspolitik ist ansonsten kaum etwas bekannt, außer dass sie in Gandersheim die bereits von Beatrix dort praktizierte Verlehnung der Stiftsgüter fortsetzte und damit erneute Auseinandersetzungen mit den Kanonissen herauf beschwor.

In ihre Amtszeit fällt außerdem die Zerstörung ihrer beiden bedeutenden Stiftskirchen durch Großbrände: Das hochehrwürdige Münster in Quedlinburg geriet mit allen Nebengebäuden (...) in Brand und wurde vollständig eingeäschert, [3] berichtet Lampert von Hersfeld für das Jahr 1070, in Gandersheim geschah desgleichen am 6. Juli 1081.

Adelheid starb am 11. Januar 1096 in Quedlinburg und wurde in der dortigen Stiftskirche begraben. Wie bei ihren beiden Vorgängerinnen, Adelheid I. und Beatrix I. erinnert in der Krypta der Quedlinburger Stiftskirche eine Grabplatte aus der Zeit der Neuweihe der Kirche im Jahre 1129 an die Äbtissin.

Quellen

  • Quellen zur Geschichte Kaiser Heinrichs IV. Lateinisch und deutsch. Wiss. Buchgemeinschaft, Darmstadt 1968 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ; 12). Enthält u.a.: Bruno von Merseburg: Brunonis Saxonicum bellum. Brunos Sachsenkrieg (übersetzt v. Franz-Josef Schmale, S. 191-405)
  • Lampert von Hersfeld: Annalen. Lateinisch und deutsch. Wiss. Buchgemeinschaft, Darmstadt 2000 (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ; 13).
  • Bertholds und Bernolds Chroniken. Lateinisch und deutsch. Hrsg. von Ian Stuart Robinson. - Wiss. Buchgemeinschaft, Darmstadt 2002 . - (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe ; 14).

Literatur

  • Thomas Vogtherr: Die salischen Äbtissinnen des Reichsstifts Quedlinburg. - in: Von sacerdotium und regnum. - Köln: Böhlau, 2002 (S. 405–420) ISBN 3-412-16401-1
  • Kurt Kronenberg: Die Äbtissinen des Reichsstifts Gandersheim. - Bad Gandersheim: Vlg. Gandersheimer Tageblatt, 1981
  • Mechthild Black: Die Töchter Heinrichs III. und der Kaiserin Agnes. - in: Vinculum Societatis: Festschrift für Joachim Wollasch, 1991. - S. 36–57
  • Mechthild Black-Veldtrup: Kaiserin Agnes (1043–1077) : Quellenkritische Studien. - Köln: Böhlau, 1995

Weblink

Einzelnachweise

  1. Brunos Buch vom Sachsenkrieg, S. 205
  2. Bernold von Konstanz, Chronik, S. 373
  3. Lampert von Hersfeld, Annalen, S. 125

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