Adelsberger Höhlen

Adelsberger Höhlen
Der Stalagmit Brilliant, ein Wahrzeichen der Höhlen von Postojna
Schild am Eingang der Besucherhöhle
Die Adelsberger Grotte nach einer Zeichnung von Michael Sachs (1885)

Die Höhlen von Postojna (slowenisch: Postojnska jama, italienisch: Grotte di Postumia) oder auch Adelsberger Grotten liegen in der Nähe der slowenischen Stadt Postojna (deutsch: Adelsberg, italienisch: Postumia). Hier befinden sich die zweitgrößten für Touristen erschlossenen Tropfsteinhöhlen der Welt. Der erschlossene Teil zieht sich über 20 km durch das Karstgebiet und wird zum Teil mit einem Zug befahren. Die Höhlen sind ganzjährig für den Tourismus geöffnet. Zu sehen ist auch Proteus anguinus, der Grottenolm (auch Menschenfisch genannt, identisch mit der slowenischen Bezeichnung človeška ribica); dieser lebt nur in der Karstwelt des Dinarischen Gebirges. Das Höhlensystem besteht aus 3 Hauptebenen – auf der untersten fließt noch heute der Fluss Pivka.

Mit der Höhle von Postojna durch den unterirdischen Lauf der Pivka zu einem Höhlensystem verbunden sind Pivka Jama, Otoska Jama, Magdalena Jama, Črna Jama und Planinska Jama. In der Nähe des Höhlensystems von Postojna befinden sich noch zahlreiche andere Tropfsteinhöhlen, hier sind hervorzuheben die von der UNESCO als Weltnaturerbe geschützten Höhlen von Škocjan und in Italien die Grotta Gigante bei Triest.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Höhlensystem von Postojna ist der obere Teil des stark durch den Karst geprägten Einzugsgebietes der Ljubljanica und ist mindestens seit dem frühen Pleistozän durch die Pivka, den Hauptabfluss des Pivka-Beckens und ihre unterirdischen Zuflüsse geschaffen worden.[1] Datierungen der im Höhlensystem abgelagerten Sedimente ergaben ein Alter von bis zu 0,9 Millionen Jahren.[2] Die Entstehung der Höhlen hängt damit zusammen, dass am Südwestrand des Pivka-Beckens der wenig wasserdurchlässige eozäne Flysch im Untergrund des Beckens gegen mächtige Kalksteinschichten der Kreide grenzt, die einen oft sehr reinen Kalkstein aufweisen, der ungleich stärker durch Wasser aufgelöst wird als die Sandsteine und Tonsteine des Flyschs.

Das zunächst oberflächlich abfließende Wasser drang entlang von Klüften und Störungszonen in das Kalkgestein vor und führte zur Entstehung von Höhlen, die eine Verlagerung des Gewässernetzes in den Untergrund erlaubten. Unterstützt wurde dieser Ablauf durch tektonische Vorgänge, die zum Absinken und Aufsteigen der geologischen Einheiten gegeneinander führten, so dass das Wasser sich ständig neue Wege suchen musste. Die jeweils aktiven Höhlenabschnitte wurden darüber hinaus durch die von der Pivka und ihren Vorgängerflüssen mitgeführten Sand-, Kies- und Geröllmassen erweitert.[1]

Der Verlauf der Höhlengänge des Postojna-Höhlensystems zeigt zwei Hauptrichtungen. Ein großer Teil der Gänge verläuft deutlich in Nordwest-Südost-Richtung und damit parallel zu tektonischen Störungen im Höhlengebiet. Ein zweiter Teil steht etwa senkrecht dazu und ist stärker verzweigt als der andere Teil.[3]

Die Erschließung der Höhlen

Für das Jahr 1213 ist der erste Besuch in der Höhle belegt. Im 16. Jahrhundert erreichten die Besuche einen ersten Höhepunkt. Im Jahre 1689 beschrieb Johann Weichard von Valvasor die Höhle in seinem Werk „Ehre des Herzogthums Crain“. 1818 wurde das erste Licht installiert, Wege wurden angelegt und neue Teile der Höhle entdeckt. Im Jahre 1819 besuchte der Habsburger Erzherzog Ferdinand die Höhle. Im Jahre 1824 fanden die ersten Tanzveranstaltungen in der „Kongresna Dvorana“ („Kongresshalle“) statt. Durch den Bau der Eisenbahn Wien-Laibach-Triest im Jahre 1857 erhöhte sich die Zahl der Besucher beträchtlich. Die erste Höhlenbahn wurde im Jahre 1872 angelegt. Im Jahre 1884 wurde elektrisches Licht installiert, das in den Jahren 1901 und 1928 modernisiert wurde. Im Jahre 1914 wurden Lokomotiven mit Verbrennungsmotor eingesetzt, die 1959 durch eine elektrische Bahn ersetzt wurden.

Im Ersten Weltkrieg wurde die so genannte „Russische Brücke“ von russischen Kriegsgefangenen zur Erschließung weiterer Höhlenbereiche gebaut. Der Berliner Komponist Helmuth Sommer (1911–1993) schrieb während der Kriegsgefangenschaft im damaligen Jugoslawien das Werk Jugoslawische Skizzen. Im ersten Satz (s. Weblink) gelingt es ihm eindrucksvoll, die Stimmung in der Grotte wiederzugeben.

1968 wurden die heute noch bestehenden Wege angelegt. Am 12. September 1965 wurde der IV. Internationale Speläologische Kongress in der „Kongresna Dvorana“ abgehalten.

Literatur

  • Matjaž Berčon (Hrsg): Die Höhlen von Postojna – Touristenführer. 95 S., Postojnska jama, turizem AG, Postojna 2007. ISBN 978-961-6466-15-8
  • Adolf Schmidl: Zur Höhlenkunde des Karstes. Die Grotten und Höhlen von Adelsberg, Lueg, Planina und Laas. Mit Beiträgen von A. Pokorny, J.R. Schiner und W. Zippe. 316 S., Kaiserliche Akademie der Wissenschaften, Wien 1854 (Google Books)

Einzelnachweise

  1. a b France Šušteršič: Relationships between deflector faults, collapse dolines and collector channel formation: some examples from Slovenia. International Journal of Speleology, Bd. 35, Nr. 1, S. 1-12, Bologna, Januar 2006
  2. Stanka Šebela, Ira D. Sasowsky: Age and Magnetism of Cave Sediments from Postojnska jama cave system and Planinska jama cave, Slovenia. Acta carsologica, Bd. 28, Nr. 2, S. 293-305, 1999
  3. Francois Zahlen (Hrsg.): Vulnerability and Risk Mapping for the Protection of Carbonate (Karst) Aquifers. European Commission, Directorate General, Science, Reseach and Development, 2003. (pdf, 5 Mb) Karte des Höhlensystems auf S. 10

Weblinks

45.78388314.2137157Koordinaten: 45° 47′ 2″ N, 14° 12′ 49″ O


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