Der Krieg der Welten

Der Krieg der Welten
Buchdeckel 1898
Angriff der Marsianer in Krieg der Welten. Buchillustration von Alvim Corréa von 1906

Der Krieg der Welten (engl. Originaltitel: The War of the Worlds) ist eines der bekanntesten und bedeutendsten Werke von H. G. Wells. Das Buch wurde 1898 veröffentlicht, die deutsche Übersetzung von Gottlieb August Crüwell erschien 1901. Berühmt wurde Krieg der Welten als Hörspiel und in mehreren Verfilmungen.

Inhaltsverzeichnis

Buch

In diesem 1898 erschienenen, für die Science-Fiction-Literatur grundlegenden Werk von H. G. Wells greifen Marsianer in dreibeinigen Kampfmaschinen das Vereinigte Königreich an, um von hier aus die rohstoff- und wasserreiche Erde zu erobern. Das irdische Militär ist den außerirdischen Invasoren hoffnungslos unterlegen und muss bei der Zerstörung der Städte zusehen. Erst die Bakterien der Erde können die Marsianer durch deren nicht angepasstes Immunsystem besiegen.

Krieg der Welten war als Satire auf die Kolonialpolitik des Empires angelegt und vertauschte hierzu die Rollen von Eroberern und Opfern zu Ungunsten der Briten. Ein zusätzlich böser Seitenhieb war die Tatsache, dass die primitivsten damals bekannten Lebensformen das britische Weltreich retteten.

Hörspiel

Das Buch wurde von Orson Welles und dem Mercury Theatre als Hörspiel in Form einer fiktiven Reportage nach einer Adaption von Howard Koch inszeniert, das der amerikanische Radiosender CBS am Abend vor Halloween am 30. Oktober 1938 ausstrahlte. Dazu wurde der Handlungsort von England nach Grover's Mill, New Jersey in den USA verlegt und die Geschichte entsprechend angepasst.

Das Hörspiel führte Zeitungsberichten zufolge zu heftigen Irritationen bei der Bevölkerung von New York und New Jersey, die teilweise das Hörspiel für eine authentische Reportage hielt und einen tatsächlichen Angriff Außerirdischer befürchtete. Die Berichterstattung über diese Vorfälle machte die Sendung und damit auch den jungen Orson Welles weltberühmt. Einige Beschreibungen einer landesweiten Massenpanik sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Die kommunikations- und literaturwissenschaftliche Forschungsliteratur, allen voran eine Feld-Untersuchung von Hadley Cantril aus dem Jahr 1940, stellen die allzu gerne geäußerte kopflose Hysterie in Frage. Vielmehr war Orson Welles mitten in einen Medienkrieg zwischen Rundfunkbetreibern und einem ihrer schwersten Konkurrenten, der „MC Carthy Show“, geraten; ein Bericht unterstellte Orson Welles sogar, für den Tod eines Menschen verantwortlich gewesen zu sein. Orson Welles und sein Drehbuchautor Howard Koch nutzten das Spektakel als Karrierechance, an Welles blieb aber in der Folgezeit immer der Makel eines Zauberlehrlings haften. Welles gab später zu Protokoll, er habe nicht mit dem Erfolg des Hörspiels gerechnet und daher den Bezug zu Halloween hergestellt, um wenigstens irgendwie aufzufallen.

Howard Koch, der schon 1938 das Drehbuch für das Hörspiel schrieb, bearbeitete auch 1975 das Sujet für den dokumentarischen Spielfilm The Night That Panicked America, der die Radiosendung und die Reaktionen in der Öffentlichkeit beschreibt. 1997 folgte eine Neueinspielung des Hörspieles unter der Regie von John de Lancie und Sprechern aus der Fernsehserie Star Trek (u. a. Leonard Nimoy, Gates McFadden) im Rahmen der LA Theatre Works.

1977 sendete der WDR eine deutsche Bearbeitung des Hörspiels von Klaus Schöning. Das englische Originalhörspiel wurde hierbei durch damals bekannte Radiojournalisten (Dieter Thoma, Lothar Dombrowski) unterbrochen, die die englischen Texte „übersetzten“ und so scheinbar echte Nachrichten über die Invasion brachten. Trotz der mehrfach eingestreuten Hinweise auf den fiktionalen Charakter und trotz des deutlich hörbaren Alters der Originalaufnahme gab es bei der Erstausstrahlung viele besorgte Anrufe.

Weiterverarbeitungen

1953 wurde das Buch unter der Regie von Byron Haskin verfilmt, mit einer in den USA spielenden Handlung. Da die Animation der dreibeinigen Kampfmaschinen damals noch als technisch unmöglich oder zumindest unbezahlbar galt (Stop-Motion erschien nicht realistisch genug), erfand man an deren Stelle Flugmaschinen, deren Design zu den bekanntesten Raumschiffdesigns der Science-Fiction zählt. Die George-Pal-Produktion erhielt 1954 einen Oscar in der Kategorie Visual Effects. In Deutschland kam sie unter dem Titel Kampf der Welten in die Kinos.

Christopher Priest verknüpft in seinem Roman Sir Williams Maschine von 1976 die Handlungen der H. G. Wells Romane Krieg der Welten und Die Zeitmaschine.

1978 entstand das Konzeptalbum Jeff Wayne’s Musical Version of the War of the Worlds von Jeff Wayne basierend auf dem Roman, wich streckenweise jedoch auch von diesem ab. Als Erzähler fungierte in der Originalfassung Richard Burton, in der 1980 erschienenen deutschsprachigen Version Curd Jürgens. In der deutschen Version wurden zwar die erzählten Texte und auch die Angaben im Cover einschließlich der einzelnen Liedtitel übersetzt, jedoch blieben die Originaltexte der Lieder erhalten. Als Musiker wirkten unter anderem Justin Hayward, Chris Thompson, Phil Lynott und David Essex mit.

Von 1988 bis 1990 wurde die US-amerikanische Fernsehserie „Krieg der Welten“ produziert.

Der Film Independence Day von Roland Emmerich orientiert sich in weiten Strecken an der Handlung von Krieg der Welten, kann aber nicht als Remake bezeichnet werden, sondern je nach Sichtweise eher als Plagiat oder aber als Hommage an Wells’ Vorlage.

Eine weitere, satirische Adaption ist der Film Mars Attacks! (1996) von Tim Burton, in dem sämtliche vorangegangenen Filmadaptionen zum Thema „Mars greift die Erde an“ persifliert werden. Originell ist die Lösung für das Problem: Ein uralter Country-and-Western-Song, in dem der Country-Sänger Slim Whitman jodelt und damit die Gehirne der Marsianer zum Platzen bringt.

In einer in sepiabraunen Tönen gehaltenen Halloween-Folge der US-amerikanischen Zeichentrickserie Die Simpsons werden sowohl das Hörspiel als auch die entsprechenden Reaktionen der Bevölkerung in das Springfield der 1930er-Jahre übertragen.

Die Idee dreibeiniger Außerirdischer wurde von John Christopher in seiner Romantrilogie „Die dreibeinigen Monster“, in Deutschland auch als „Die Dreibeinigen Herrscher“ bekannt, verwendet. Auch bei Star Trek: Voyager gab es eine dreibeinige Rasse, Spezies 8472.

Der zweite Band der Comicreihe „The League of Extraordinary Gentlemen“ versetzte die Helden, unter ihnen auch Figuren von H. G. Wells, in den Krieg der Welten.

Steven Spielbergs Verfilmung von „Krieg der Welten“ (2005) wird im Film Scary Movie 4 (2006) parodiert.

Die dreibeinigen, außerirdischen „Strider“ des 2004 erschienen Ego-Shooters „Half-Life 2“ und die Tripods des von EA Games veröffentlichten Command and Conquer 3 können als Anspielung auf die Außerirdischen des Romans verstanden werden.

Pastiches

Nachdem 1975 eine Kurzgeschichte von Wellmann, Manly Wade: Sherlock Holmes War of the Worlds (deutsch: Sherlock Holmes kontra Mars) erschienen war, die die Marsinvasion aus der Sicht eines anderen Zeitzeugen, des großen Detektivs, geschildert hatte, erschien 1996 in den USA eine von Kevin J. Anderson zusammengestellte Anthologie War of the Worlds – Global Dispatches mit 19 (fiktiven) Augenzeugenberichten, z. B. Albert Einstein, Jack London, Rudyard Kipling, Winston Churchill, Pablo Picasso, Leo Tolstoi, Mark Twain oder Jules Verne, wie diese die Marsinvasion miterlebten.

Diese Sammlung wurde bisher nicht ins Deutsche übersetzt. Sie schildert neben den Ereignissen, über die Wells berichtet, die Marsinvasion an zahlreichen anderen Orten der Welt und eine veränderte Geschichte des 20. Jahrhunderts, nachdem sich die Menschheit die technischen Errungenschaften der Marsianer zu Eigen gemacht und die Weltentwicklung einen völlig anderen Verlauf genommen hat, mit einer früheren Selbstständigkeit Chinas (aufgrund der Vernichtung der europäischen Besatzungsmächte in China durch die Marsinvasoren), einer frühen russischen Demokratie (durch den Tod Stalins im Kampf gegen die Marsmaschinen), einer Entdeckung des Zusammenhangs von Schwerkraft und Zeit (durch den in einer Kampfmaschine eingeschlossenen Albert Einstein) usw.

Verfilmungen

  • H. G. Wells’ The War of the Worlds, USA 2005, Regie: Timothy Hines
Die für das Jahr 2001 geplante buchgetreue Filmumsetzung des Regisseurs Timothy Hines mit seiner kleinen eigenständigen Produktions-Firma Pendragon Pictures wurde wegen der Anschläge vom 11. September 2001 gestoppt. Im Jahre 2004 wurden die Dreharbeiten fortgesetzt und mit mehrjähriger Verzögerung (aufgrund von Budget-Problemen) im März 2005 beendet. Diese Film-Version wird nur als „Direkt-on-DVD“-Kompromiss mit Paramounts Kino-Projekt und den Rechte-Inhabern vertrieben, zunächst nur als Region-1-DVD mit der Möglichkeit der europa- bzw. weltweiten DVD-Veröffentlichung im Jahr 2006.
Die ersten Rezensionen sprachen von einer wahrhaftigen sensationellen 1:1 – im viktorianischen Stil des 19. Jahrhunderts getreuen – Wort für Wort – Szene für Szene – Buch-Umsetzung auf satten 180 Minuten Laufzeit. Die Mehrheit der Publikumskritiken (z. B. bei IMDb) fällt allerdings ziemlich verheerend aus und spricht dem Regisseur jedes Talent für das Erzählen einer Geschichte ab.
  • Krieg der Welten 2 - Die nächste Angriffswelle, USA 2008, Regie: C. Thomas Howell

Medien

Englische Ausgaben

  • The War of the Worlds, mit einer Einführung von Arthur C. Clarke, einer Textzusammenfassung, ausgewählter Buchkritiken und einer tabellarischen Übersicht über das Leben von H.G.Wells; Everyman 1993, ISBN 0-460-87303-2
  • Kevin J. Anderson (Hrsg.): War of the worlds – global dispatches; Bantam Books, 1996, ISBN 0-553-10353-9, Paperback ISBN 0-553-57598-8
  • The War of the Worlds. (Lernmaterialien), Cornelsen (Januar 1993) – ISBN 978-3-464-05029-3

Deutsche Ausgaben

Romanübersetzungen

  • Der Krieg der Welten. Deutsch von Gottlieb August Crüwell. 1901
  • Der Krieg der Welten. Deutsch von Gottlieb August Crüwell und Claudia Schmölders. Diogenes, Zürich 1974, ISBN 3-257-23537-2

Comic

  • Illustrierte Klassiker, Nr. 6.: Der Krieg der Welten. Internationale Klassiker, Hamburg 1956
  • War of the Worlds. Darkhorse Comics 2005.
  • In abgewandelter Form und „mit neuer Besetzung“ wurde auch eine Version der Geschichte im Lustigen Taschenbuch Nr. 139 veröffentlicht.

Hörspiel

  • War of the Worlds, CD mit dem Originalhörspiel aus dem Mercury Theater, Dhv der Hörverlag (2005) – ISBN 978-3-89940-617-7

Weblinks


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