Der Pianist

Der Pianist
Filmdaten
Deutscher Titel Der Pianist
Originaltitel The Pianist
Produktionsland Frankreich, Vereinigtes Königreich, Deutschland, Polen
Originalsprache Englisch, Deutsch
Erscheinungsjahr 2002
Länge 143 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Roman Polański
Drehbuch Ronald Harwood
Produktion Robert Benmussa
Roman Polański
Alain Sarde
Musik Wojciech Kilar
Kamera Paweł Edelman
Schnitt Hervé de Luze
Besetzung

Der Pianist ist ein Holocaust-Drama nach der in London im Jahr 1999 publizierten Autobiografie Der Pianist. Mein wunderbares Überleben (Originaltitel: Śmierć miasta) des polnischen Pianisten und Komponisten Władysław Szpilman.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Władysław Szpilman ist ein herausragender und in Warschau hochangesehener polnisch-jüdischer Pianist. Als 1939 die deutschen Truppen in Warschau einmarschieren, beginnt das Leiden. Seine Familie durchleidet die Qualen des Warschauer Ghettos und es kommt der Tag des Abtransports nach Treblinka, was den sicheren Tod bedeutet. Es gelingt ihm jedoch die Flucht, und durch den guten Willen eines Freundes des jüdischen Ordnungsdienstes entgeht er dem Tod. Er muss nun bei den verbliebenen Juden arbeiten, die das Ghetto wieder aufbauen. Dort unterstützt er die jüdische Widerstandsbewegung, die Waffen in das Warschauer Ghetto schmuggelt, um den Aufstand zu bewaffnen. Dann flieht er aus dem Ghetto und wird von befreundeten Polen unterstützt und versteckt gehalten. Szpilman kann den Beginn des Aufstandes am 19. April 1943 von einem seiner Verstecke aus genau beobachten. Er muss erneut das Versteck wechseln, leidet Hunger, weil ein betrügerischer Widerstandskämpfer die Geldspenden für sich abzweigt. Er wird krank und von einem polnischen Arzt behandelt. Während eines Gefechts zwischen Deutschen und Polen wird sein Versteck beschossen, er flieht und irrt durch das zerstörte und bald von der Bevölkerung und zerstörungswütigen deutschen Besatzern völlig verlassene Warschau. In seinem letzten Versteck trifft auf ihn zufällig ein hilfsbereiter Offizier der deutschen Wehrmacht, Wilm Hosenfeld, gespielt von Thomas Kretschmann.

Eine Schlüsselszene des Films ist, wie die anfängliche Todesangst Szpilmans vor dem uniformierten Deutschen, die er bis dahin nur durch die Erfahrungen mit der grausamen SS kannte, sich auflöst. Hosenfeld veranlasst Szpilman, ihm auf einem Flügel etwas vorzuspielen. Szpilman spielt minutenlang aus der Ballade Nr. 1 von Chopin, die nach dem gescheiterten Novemberaufstand gegen die russische Besatzung komponiert wurde und als Ausdruck polnischen Freiheitsstrebens gilt, und Hosenfeld hört bewegt zu. Die Szene zeigt den Kontrast zwischen der Schönheit der Musik und der Absurdität des Grauens der Situation nach dem Ende der SS-Besatzung. Hosenfeld versorgt Szpilman in seinem Versteck bis zum Einmarsch der Russen mit Lebensmitteln. Kurz bevor sich die Deutschen vor den anrückenden Russen nach Westen absetzen, schenkt ihm Hosenfeld seinen Mantel. Dieser Mantel wird dem Pianisten noch beinahe zum Verhängnis, denn nach dem Einmarsch der Roten Armee in Warschau wird er für einen Deutschen gehalten und gerät unter Beschuss. Der Film endet mit vertauschten Rollen. Hosenfeld gerät in ein russisches Gefangenenlager und ist dort dem Hass der aus dem KZ befreiten polnischen Juden ausgesetzt. Hosenfeld fragt einen vorbeiziehenden ehemaligen Musiker nach Szpilman in der Hoffnung auf dessen Fürsprache. Doch ein russischer Aufseher unterbindet zu früh das Gespräch, so dass der Musiker den Namen Hosenfelds nicht erfährt, und Szpilman so seinen Helfer nicht mehr ausfindig machen kann.

Kritiken

  • Lexikon des Internationalen Films: Die authentische Geschichte dient Regisseur Roman Polanski auch zur Bewältigung seiner eigenen Vergangenheit, wobei seine beachtliche, um Wirklichkeitsnähe bemühte Inszenierung gerade dadurch nicht immer den zu Stereotypen erstarrten Bildern des Holocausts entgeht.[1]
  • Prisma Online: Mit fast dokumentarisch wirkenden Bildern lässt Polanski hier episodenhaft noch einmal die düstere Ghetto-Zeit aufleben. Dank der starken Darsteller kann man die ein oder andere dramaturgisch in die Länge gezogene Szene durchaus verzeihen. Die Goldene Palme von Cannes ist wohl auch als Würdigung des Lebenswerkes Polanskis zu verstehen, der hier nicht zuletzt als Überlebender des Ghettos von Krakau auch einen Teil der eigenen Vergangenheit aufgearbeitet hat. Der brillant aufspielende Adrien Brody erhielt 2003 für seine Rolle des Szpilman den Oscar als bester Hauptdarsteller.
  • Die Zeit: „Wie schön darf ein Holocaustfilm sein?“ Wird hier nicht die Trauer, der symbiotische Schmerz, das bildhafte Mitleiden zu einem ästhetischen Genuss? Der Film gibt auf diese Frage keine Antwort. Aber er ist eine Antwort. In einer langen Kette von Filmen, die das individuelle Leben gegenüber der Ikonografie erretten wollen, ist er möglicherweise der schönste, weil er so viel Erfahrungen und Schmerzen des Kinos bei der Suche nach dem verlorenen Menschenbild in der Ikonografie des Grauens zusammenfasst.[2]

Auszeichnungen

Roman Polański, dahinter Adrien Brody, Cannes 2002
  • Goldene Palme auf dem Filmfestival Cannes 2002 als bester Film des Festivals.
  • Europäischer Filmpreis für die beste Kamera an Pawel Edelman
  • Sieben Césars für die Kategorien: Bester Film des Jahres, Bester Hauptdarsteller, Bester Regisseur, Beste Kamera, Beste Musik, Bestes Szenenbild (Allan Starski) und bester Ton. Drei weitere Nominierungen für den besten Schnitt, das beste Drehbuch und die besten Kostüme.
  • In allen 13 Kategorien für den Polnischen Filmpreis nominiert, davon acht erhalten: Bester Film, Regie, Kamera, Musik, Ton, Schnitt, Ausstattung und Kostüme.
  • David di Donatello in der Kategorie Bester ausländischer Film
  • Oscars für die Beste Regie (Roman Polański), den Besten Hauptdarsteller (Adrien Brody), Bestes adaptiertes Drehbuch (Ronald Harwood), sowie Nominierungen für den besten Film, beste Kamera, beste Kostüme und besten Schnitt
  • zwei Golden-Globe-Nominierungen
  • diverse weitere Preise in den USA von unterschiedlichen Institutionen
  • DVD Champion in der Kategorie Publikumspreis
  • Deutscher Preis für Synchron, herausragende Bearbeitung für das Gesamtwerk (Studio Babelsberg, Herstellungsleitung: Christa Kistner)

Hintergrund

  • Die Dreharbeiten zur Verfilmung von Władysław Szpilmans Leben begannen in seinem Todesjahr.
  • Die in Warschau spielenden Straßenszenen wurden tatsächlich überwiegend im Vorort Praga gedreht, wo die alte Bausubstanz erhalten geblieben ist.
  • Die Handlung enthält einen vorgreifenden Anachronismus: Während die Familie Szpilman im Rundfunk die Kriegserklärung Großbritanniens an das Deutsche Reich mithört, ertönt kurzzeitig eine Rede von Joseph Goebbels. Der Ausschnitt stammt aus der Sportpalastrede, welche 1943, nicht 1939 gehalten wurde.
  • Die gegen Ende des Films zu sehenden Ruinen waren keine Kulissen, sondern echte Ruinen: Gedreht wurden diese Szenen in verlassenen, ohnehin zum Abriss vorgesehenen Kasernen der Roten Armee in Jüterbog. Eigens für die Dreharbeiten wurden etliche Häuser noch weiter demoliert.
  • Aktuelle Nachforschungen belegen, dass der Offizier Wilm Hosenfeld auch anderen Juden geholfen hat. Im Jahr 2008 wurde er mit dem Polnischen Verdienstkreuz geehrt. Im Dezember 2008 folgte die Anerkennung von Yad Vashem.
  • Hauptdarsteller Brody lernte für seine Rolle eigens etwas Klavier spielen und nahm ca. 15 kg ab.
  • Regisseur Roman Polański überlebte als Kind selber das Krakauer Ghetto und verlor seine Mutter im KZ Auschwitz-Birkenau. Sein Vater überlebte das KZ Mauthausen.
  • Adrien Brody und Thomas Kretschmann standen 2005 in King Kong erneut gemeinsam vor der Kamera.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Der Pianist im Lexikon des Internationalen Films
  2. Die Seele im System, Die Zeit

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